Ein Spaziergang durch Wien vor 50 Jahren und Stippvisiten in der Republik Österreich!
Der 1. Weltkrieg, der die Habsburger Donau-Monarchie zerstört hat und meinen kaisertreuen Vater ein Leben lang bedrückte, gehört nicht zu meinen persönlichen Erinnerungen.
Umso mehr hat das zweite, sinnlose, kriegerische Desaster meine Jugend negativ beeinflusst und erst in den 60er Jahren des 20.Jahrhunderts erwachten nach Hungersnot und unermesslichem Leid und Tod für Millionen von Menschen, neuer Lebensmut und Interesse für die Schönheiten meiner, in diesem Jahrhundert so arg geschundenen Heimat.
Die einstige Weltreich-Metropole Wien, im Krieg vielfach beschädigt, schmückte ihr ehrwürdiges Antlitz mit neuem Glanz und verlockte dazu, dank neuer Technik, ihr attraktives Äußeres in Farbe festzuhalten und wider zu spiegeln….
Eine kleine Ausbeute davon, vom Zahn der Zeit etwas angenagt, gibt Zeugnis von ihrer ungebrochenen Kraft und Beständigkeit…..
Im 19.Jahrhundert hatte Kaiser Franz Joseph I seiner Metropole ein neues Antlitz verliehen, er ließ die Basteien, die das Zentrum umschlossen und schützten, abtragen und durch den Bau der 5,2 km langen, fast kreisförmigen Ringstraße ersetzen.
Ein Mammut-Unternehmen, dessen Ausführung und Gestaltung 8 Jahre dauerte und 1865 zur Silberhochzeit des Kaiser-Paares – die Gemahlin Elisabeth, genannt Sissi, durch ihre Schönheit und Extravaganz längst weltbekannt – unter Teilnahme der Ministerien und aller Prominenz, feierlich eingeweiht wurde.
Hier reihen sich die wichtigsten Bauten wie die Edelsteine einer Halskette um den inneren, alten Kern der Stadt und repräsentieren ein Reich, das ein halbes Jahrhundert später dem Untergang geweiht war.
Wie ein letztes Aufflammen der so erfolgreichen und bis ans Mittelmeer reichenden Habsburger Monarchie, verlieh dieses Jahrhundert vor dem 20. mit dem Katastrophen-Szenario des 1. Weltkrieges, der Stadt sein schillerndstes Image, als Schauplatz der Lebenslust, der Musik, aber auch des Leichtsinns, dem ein Schuss Rührseligkeit wie perlende Sekttropfen, den besonderen Charme verliehen.
Und im Wiener Stadtpark, einer gepflegten Parkanlage, die sich dem Bogen der Ringstraße anschließt, da spielt er auch heute noch unter unzähligen anderen Denkmälern….. der Wiener Walzerkönig Johann Strauß….Sohn einer Dynastie von Musikern, die mit anderen Vertretern der heiteren Muse, dieses goldene Jahrhundert vor der Urkatastrophe des 1. Weltkriegs beherrschten.
Erst 1921 (Johann Strauß Sohn starb 1899) wurde hier im Stadtpark unter den Klängen der Wiener Philharmoniker sein Denkmal aus Bronze und vergoldet, den kommenden Generationen vorgestellt.
Am Gold hat inzwischen das Wetter genagt, erst viel, viel später, nach der zweiten Katastrophe des 20. Jahrhunderts wurde es wieder zum leuchtenden Merkmal der Vergangenheit.
Von den Prachtbauten der Ringstraße sind nur ein paar wenige in meinem Foto-Memoiren verzeichnet, einen besonders attraktiven Platz darin nimmt jedoch das Parlament ein,
Die griechische Antike stand Pate dafür und die Göttin Athene sollte darüber wachen, dass darin auch Recht und Ordnung ihren Platz finden und Weisheit das Zepter führt.
Aber Menschen, auch wenn sie an Gott und Götter glauben, sind nun mal keine Heiligen und die Wiener, die das genau wissen, hatten sofort mit
„wenn die Fahnen draußen, dann sind die Lumpen drinnen“
einen Vers auf die Tätigkeit drinnen, wobei „Lumpen“ nicht immer mit alten Klamotten gleich zu setzen sind.
Nicht weit von diesem harmonischen Bau der Antike strebt als neugotisches Prachtstück, der Turm des Rathauses dem Himmel zu. Angesichts des würdigen Zweckes, den es zu erfüllen hat, ist es von einem großen Platz mit Bäumen, von dem schräg gegenüber befindlichen Burgtheater, das den schönen Künsten huldigt, umgeben, beziehungsweise getrennt.
Dass die kommenden Generationen diese Platzverschwendung geschäftstüchtig zu nutzen wissen, beweisen 50 Jahre später der Eislaufplatz im Winter und die bunten Stände zur Weihnachtszeit, denn die Liebe zum Wein – wenn es kalt ist, dann eben heiß, als Glühwein– und anderen Getränken hat sich seit den Römern, die die Weinrebe brachten, bestens entwickelt.
Und weil wir gerade beim Winter sind, da boten auch da und dort auf der Ringstraße ganz besonders dick vermummte Männer oder Frauen vor einem dampfenden schwarzen Eisenkessel, die herrliche Spezialität der Maronen, der Edelkastanien, zur innerlichen Erwärmung an.
Wenn der berüchtigte Ostwind die kahlen Äste durcheinander peitschte, war so mancher frierender Fußgänger für diese kleine und billige Gabe dankbar.
Ein wenig abseits der Ringstraße und nahe des Universitäts-Gebäudes, schon am Beginn des Alsergrunds, der zu den vom „Gürtel“ begrenzten Außenbezirken führt, erhebt sich majestätisch und elegant, ebenfalls in schlanker, gotischer Höhe von 99 m, als zweithöchstes Gotteshaus von Wien, die Votivkirche…1853 wurde es als Danksagung an den Herrgott, für das zum Glück misslungene Attentat auf den Kaiser, als eines der bedeutendsten Sakralbauten errichtet. Frei, weit sichtbar und in erhabener Schönheit, als Symbol gegen die zerstörerischen Kräfte und die Gewalt, die der menschlichen Spezies innewohnen, strebt sie hinauf zur Unendlichkeit des Firmaments.
Etwas seitlich davon, auf hohem Postament zählt eine der vielen Uhren, die ebenfalls zum Stadtbild gehören, die Stunden und dass diese Mahner an die Vergänglichkeit nie ganz richtig gehen, erfüllt die Wiener mit Stolz, denn sie beweisen, dass in dieser Stadt die Zeit keine allzu dominierende Rolle spielt.
Weitere Verführungen beim Stadtbummel, gibt es in Wien genug und nicht nur die Damen lassen sich davon verlocken….süße Delikatessen gehören einfach zum Kaffee, den es in Wien doch in so viel verschiedenen Ausführungen gibt – ein unfreiwilliges Geschenk der Türken hat Wien zum Sitz der beliebten und stets stark frequentierten, Kaffeehaus-Szenerie gemacht.
Es wäre nicht schlecht, wenn die Kritiker mancher typischen, nicht ganz korrekten Eigenschaften der Wiener, wie zum Beispiel dem Schmäh‘ , etc., sich ins Gedächtnis riefen, dass diese Stadt bei 2 blutigen Belagerungen 1529 und 1683, Europa vor den Osmanen und dem Einfall der Moslems bewahrt hat. Unter großen Opfern gelang es in letzter Minute 1683 durch das polnische Heer unter Sobieski, die Belagerer zu vertreiben.
Der Name Sobieski ist mir besonders vertraut, denn in der nach ihm benannten Gasse wohnte meine Tante in einem der zwar nicht sehr komfortablen, aber gemütlichen Pawlatschen-Häuser, deren Balkone sich in einem Innenhof herrlich fürs „tratschen“ eigneten.
Zurück zum Kaffee….
Das feindliche Belagerungsheer, das zahlreicher als die Einwohnerzahl Wiens war, vergaß beim eiligen Rückzug ein paar Säcke Kaffee, was einen cleveren Bewohner – übrigens polnischer Herkunft – 1684 zur Eröffnung des ersten Wiener Kaffeehauses animierte.
Das unscheinbare Haus Mölkerbastei Nummer 5, unterhalb der Ringstraße bestätigt, dass Wien tatsächlich, wie manche behaupten, die Weltstadt der Musik verkörpert.
Über dieser Metropole liegt seit Jahrhunderten und nicht erst seit der Erfindung des Walzers durch die Strauß-Dynastie und Konsorten….einfach Musik in der Luft. Verführerisch schweben die verschiedensten Melodien über das Häusermeer, über die Donau und die herrlichen Wälder und Höhen, die diese Stadt umgarnen.
Vom Bänkelgesang mit seinen Moritaten, über das Menuett, von Märschen und Walzern, von Opern und Operetten und der Klassik bis zu den Schrammeln beim Heurigen, vibriert die Luft von Sang und Klang.
Wenn wundert es da, dass Wien nicht nur berühmte Musiker hervor gebracht, sondern auch viele berühmte Komponisten magisch angezogen hat.
Mölkerbastei Nummer 5 ist nur ein Beispiel, denn hier schuf Ludwig van Beethoven nicht nur seine „Schicksalssymphonie“ sondern auch andere Werke.
Von der Ringstraße umarmt, träumte zumindest zu meiner Zeit noch das „Herz“ der Stadt – Alt-Wien mit heimeligen Gassen und Plätzen, aber auch Barockpalästen und Gebäuden von der Vergangenheit, während um dieses lauschige Idyll sich bereits die Moderne mit Lärm und Geschäftigkeit ausbreitete.
So überflutete bereits vor 50 Jahren lebhafter Betrieb den „Graben“, den Platz, in dessen Mitte die barocke „Pestsäule“ an die verheerende Seuche erinnert, die so viele Städte erfasste und 1679 auch in Wien wütete.
Bereits um 400 vor Ch bestand auf dem Gelände des Hohen Marktes die Siedlung „Vindobona“, die auf die Kelten zurück geht, denen die Römer folgten…. und dieser ehemalige Graben des römischen Legionslagers – heute so überaus geschäftig – wurde 1220 bei der Stadterweiterung zugeschüttet. Erst 1221 wurde Wien offiziell zur Stadt ernannt.
So tragisch die Pest des Mittelalters war, in Wien machte eine legendäre Gestalt als Bänkelsänger, der die Leut‘ zu unterhalten und ihnen Mut zu machen versuchte, damit Karriere.
Selber ein recht versoffener Typ, passierte ihm eines Tages das Malheur, dass er irgendwo in einer Ecke der Stadt seinen Rausch ausschlief und von den Mannen, die, die in den Straßen liegenden Pest-Toten aufsammelten, in ein Massengrab nahe des 7.Bezirk als offenbar „tot“ geworfen wurde.
Als am folgenden Morgen der inzwischen nüchtern gewordene Mime in der noch offenen Grube sein Malheur erkannte, begann er so lange auf seinem Dudelsack zu lärmen, bis man auf ihn aufmerksam wurde und ihn heraus, zurück in die Welt der Lebenden, zog.
Eine Legende oder?
Tatsache ist, dass zu jener Zeit von 1643 – 1685 in Wien ein Mann mit dem Nachnamen Augustin als Bänkelsänger, Sackpfeifer und Stegreifdichter existierte.
Versteckt und sehr malerisch befindet sich in dem Gewirr von Gassen das älteste Wirtshaus der Stadt, das „Griechenbeisel“ das wohl um 1447 entstand und heute als Nobelgaststätte gilt.
Eine Plakette am Eingang erinnert an diesen unvergessenen Bänkelsänger, der hier erstmals, den jedem Wiener immer noch geläufigen Gassenhauer „Oh, Du lieber Augustin….“ vorgetragen und nach seinem makabren, recht gut von dieser Misere gelebt haben soll.
Auch andere bekannte und hoch verehrte Musikanten haben ihre Namen an diesem Platz hinterlassen.
Ein Beispiel, dass Wien schon in seinen frühen Zeiten kosmopolitisch, auch zum östlichen Europa orientiert war, ist die Griechengasse, denn in diesem alten Stadtbereich wohnten einst griechische Kaufleute.
Aus dem stillen, anheimelnden Gassengewirr Alt-Wiens, das Jahrhunderte kommen und gehen sah und trotzdem die Atmosphäre einer stehen gebliebenen Zeit ausstrahlt, führt ein Durchgang zu der schon in der Vergangenheit, stark frequentierten und traditionsreichen Einkaufsstraße „Wollzeile“.
Ein Stück weiter wird man im Heiligenkreuzer-Hof, dem bereits 1201 erwähnten Wirtschaftshof des
Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz an die Zeit des Barock erinnert.
Überhaupt dominiert bei den prächtigen Wiener Bauten, vor allem das Flair des Barock.
Die vielen Schlösser und Kirchen, sie sind in dieser Ära, die das Pompöse liebte, entstanden.
Während von der Romanik nur wenige Überreste zeugen und auch die Jahrhunderte der Gotik nicht allzu viel an diese, dem Herrscher der Ewigkeit empor strebenden Symbolbauten erinnern, begegnet man dem Andante maestoso….dem feierlichen Schreiten der Barockzeit, in reichem Maße.
Die Zeit der Renaissance und des Rokoko passen offenbar weniger zum Charakter Wiens, aber in dieser Stadt hat sich und zwar eigenständig und einmalig in der Welt, ein Stil heraus gebildet, der nach dem Wiener Kongress und seinen strengen Vorschriften offenbar das Volk veranlasste, sich in sich selbst, das heißt in den eigenen Privatbereich zurückzuziehen. Man mag ihn als spießbürgerlich schelten, aber auch die Zeit des Biedermeier, die von 1815 – 1848 vor allem in Literatur, Innenausstattung der Wohnungen und Kleidung zum Ausdruck kam, gehört genau so zu Wien, wie nach dem verheerenden Jahrhundert der Kriege, die Wendung zur Moderne, von der ich selbst naturgemäß keine Fotos besitze, sie aber durch Besuche kennengelernt habe.
Von all‘ diesen verwinkelten Idyllen Alt-Wiens ist in wenigen Minuten schließlich der Stefansplatz erreicht, mit dem gewaltigen Dom, der viel erlebt und erlitten hat und in seiner wahren Größe nur aus der Luft zu überschauen ist. Mein kleiner Ausschnitt vor 50 Jahren gönnt dem kolossalen Bau nur
ein höchst unvollkommenes Format und auch der Platz davor hat sich inzwischen total verändert.
Dieses gotische Wahrzeichen der Stadt, von den Wienern liebevoll nur „Steffl“ genannt, hat, wie gesagt eine lange Geschichte hinter sich. Romanische Vorboten haben auf dem Platz die Wichtigkeit eines alles überstrahlenden Gotteshauses eingeleitet, bis auf Reste sind sie der fortschreitenden Zeit zum Opfer gefallen, aber was es da alles in seinem Innern und auch Äußeren zu bewundern gibt, kann nicht beschrieben, sondern nur in einem ausgiebigen Besuch zu verstehen und zu begreifen, versucht werden.
Sein letztes Dilemma hat das grandiose Bauwerk während des so dramatischen 20. Jahrhunderts erlebt, 1945 zerstörte ein Brand Teile von ihm und erst nach sieben Jahren standen sie erneuert wieder aus dem Chaos des 2. Weltkrieges auf. Die zweitgrößte Glocke Westeuropas, seine berühmte „Pummerin“ musste neu gegossen werden, nachdem sie am Ende der Türkenbelagerung aus dem Metall der zurückgelassenen feindlichen Kanonen, 1711 in Wien gegossen wurde.
Vom Ring, entlang der berühmten, ebenfalls im Krieg beschädigten Wiener Oper, führt die elegante mit exklusiven, entsprechend teuren Geschäften ausgestattete Kärntnerstraße, direkt zum Stefansplatz hinunter und hier durch zu schlendern und zu schauen, wird auch ohne Einkauf zum Genuss.
Vieles ist inzwischen neu in dem Wien, dass ich aus meiner Kindheit kenne.
Aber bevor ich mich der Stippvisite des übrigen Österreichs zuwende, ist natürlich wenigstens ein flüchtiger Blick auf die Kaiserzeit, die meinem Vater so vertraut war, angebracht.
Der gewaltige Komplex der Wiener Hofburg mit allen ihren Trakten ist ebenfalls nicht in einem Foto festzuhalten, nur ausschnittsweise kann man sich ihm damit näheren.
Diese im Zentrum der Stadt platzierten Gebäudekomplexe waren von 1283 – 1918 die Residenz der Habsburger und spiegeln den Reichtum und die Größe des ehemaligen österreichischen Vielvölkerstaates wider.
Ein Blick ins Innere ist verwirrend, zeigt neben unvorstellbarem Prunk aber auch die harten Regeln des Zeremoniells, mit dem der sehr beliebte und verehrte letzte Kaiser, seine Länder von der Metropole aus regierte.
Genau nach Etikette musste bei Festlichkeiten in der Hofburg die Tafel gedeckt sein – und auch im Alltag liefen die Mahlzeiten nach bestimmtem Ritual ab.
Genau nach Vorschrift verlief die Speisenfolge und die geladenen Gäste hatten sich bei deren Dauer nach dem Kaiser zu richten. Er bestimmte Anfang und Ende der illustren Veranstaltung…war er satt und hob die Tafel auf, was bei seiner schnellen Essensgewohnheit sehr bald geschehen konnte, blieb wohl so mancher Gast hungrig.
Eine weitere, äußert weitläufige Residenz der Habsburger war schon unter der ungekrönten Kaiserin Maria Theresia, 15 km vom Stadtzentrum, entstanden….Schloss Schönbrunn inmitten einer herrlichen Grünanlage mit Brunnen, Palmenhaus, Tiergarten, etc. etc.
In diesem prunkvollen Komplex mit 1441 Zimmern und 139 Küchen wurde der letzte Kaiser Franz Josef I geboren und hier verstarb er auch während des 2. Weltkrieges im Jahr 1916.
Er hatte nach der Ermordung des Thronfolgers in Sarajevo durch einen Serben, 1914 dem Land ein Ultimatum gestellt und den Krieg erklärt, war aber bereit, nach dessen Einlenken, auf militärisches Eingreifen zu verzichten.
Der deutsche Bündnispartner Kaiser Wilhelm II., der seinerseits die Seemacht England zu brechen und übertrumpfen versuchte, sah hingegen die Zeit für Krieg gekommen und unter dem Jubel und dem Siegeswahn einer ahnungslosen Jugend taumelten nicht nur Österreich und Deutschland, sondern ganz Europa in den ersten, verheerenden Krieg des Jahrhunderts.
Kaum war nach Jahren der Not, das Elend mühsam und halbwegs überwunden, fühlte sich ein biederer, an der Grenze Österreich/Deutschland geborener, aus bürgerlichen Verhältnissen stammender Mann berufen, das angebliche Unrecht zu beseitigen und trieb Europa durch seinen Größenwahn, die Verherrlichung eines Arier-Mythos und des fanatischen Judenhasses, in die zweite Katastrophe.
Nach dem 1.Weltkrieg war die Feudalherrschaft des Adels endgültig vorbei, musste vielleicht auch folgerichtig ihr Ende finden und der einstige Machtapparat Österreich mit dem Zentrum Wien, schrumpfte auf einen kleines Land inmitten Europas, das von einem autoritären, nicht allzu demokratischen Staatsapparat regiert wurde.,
Ist es verwunderlich, dass so mancher Österreicher nach Erscheinen des selbst ernannten „Erlösers“ Hitler, neidisch ins Nachbarland schielte.
Trotzdem, als dieser „Führer“ im März 1938 plötzlich den im Krieg spöttisch als „Kamerad Schnürschuh“ bezeichneten Nachbarn, dem deutschen Territorium kurzerhand einverleibte, war kaum ein Wiener glücklich über diesen „Anschluss“. Nationalsozialismus könnte bessere Lebensbedingungen bringen, aber nicht als Ostmark (obwohl diese Bezeichnung schon 1000 Jahre davor bei den Babenbergern auftaucht).
Dass einen Tag später von fast allen Häusern in Wien rote Fahnen mit Hakenkreuzen flatterten und bald danach dem Herrn Hitler am Heldenplatz unter den Augen des glorreichen Denkmals von Kaiserin Maria Theresia, von einer unübersehbaren Menschenmenge frenetischer Beifall für seine provokativen Reden gespendet wurde, mag manchen irritieren, ist aber bei allen großen Massenveranstaltungen, prominenten Besuchen und besonders lauten Rednern und deren Versprechungen, einst wie heute die Regel.
So oder so, seit März 1938 marschierte Wien bzw. Österreich nach anfänglichen Siegen, mit Deutschlands ins Verderben. Wer aus der Reihe tanzte oder gar ausscherte aus dem perfekt organisierten Nazi-Regime, riskierte sein Leben.
Nach diesem Ende mit Schrecken, bewies die Stadt an der Donau ihren Überlebenswillen und rappelte sich zwar langsam, aber beharrlich aus dem Chaos heraus.
Ihre Regierung, versuchte in zähem Ringen, die nach 1945 vorgenommene Aufteilung des ohnedies so kleinen Landes in 4 Zonen durch die Sieger abzuschütteln und wieder einen eigenen Status zu gewinnen. Mit dem Staatsvertrag von 1955, erreichte es schließlich viele Jahre vor Deutschland dieses Ziel und Wien, als Hauptstadt eines nun zwar kleinen Mitglieds im europäischem Ensemble, gewinnt nun, im inzwischen über die Erde hereingebrochenen Zeitalter des Tourismus durch seine großartige, alte Kultur, seine Leistungen und den Charme seiner Bewohner, besonderes Interesse.
Deshalb wage ich zum Schluss vor dem Sprung ins österreichische Salzburg, einen in Wien geborenen Lyriker, der in seinem Büchlein „Wien wörtlich“ die Mentalität der Wiener treffend beschreibt, zu zitieren, obwohl dieser im Bezirk Ottakring geborene Josef Weinheber oft für sein Wirken – wie so mancher andere Künstler auch – als Nutzer der Zwangsherrschaft, vielfach verunglimpft wird.
Blau und wolkenlos strahlt der Himmel über die Häuser der Stadt und seine Leut‘, die so gern „raunzen“, was „jammern“ bedeutet und über das „Gfrett“, einer verflixten Situation klagen, damit sie sich dann über seine Bewältigung freuen können….
„War net Wien, wann net durt wo ka Gfrett ist ans wurt,
denn das Gfrett ohne Grund gibt uns Kern, halt uns gsund.
War net Wien Pepi, wannst raunzen möchst und net kannst,
denn das Gfrett ohne Grund gibt uns Kern, halt uns gsund.“
Na, und hat nicht Wien, beziehungsweise seine Regierung bewiesen, dass sie mit Klugheit das „Gfrett“ der Besatzung nach dem zweiten Weltbrand des Jahrhunderts geschickt überwinden konnte!!!
Noch einmal Josef Weinheber in bitterer Selbsterkenntnis:
„Wir lebten dem Genusse und freuten uns am Wein
und jeder wollt‘ am Schlusse ein kleiner Rothschild sein.
Wir durften uns bestaunen auf einer Filmleinwand
wo uns, ein Volk von Clownen, der Heurige verband.
Der Schubert und die Reben: Wir fandens fesch und gut
und lebten unser Leben, gestellt von Hollywood.
Wir bleiben stier und pfeifen im ausverschenkten Saal
eh wir zum Gasschlauch greifen, fahrn wir zum Opernball…..“
Ein Resumee, dass ich als Kind dieser Stadt mit der Sehnsucht interpretiere, dass der Wiener selbst im Wermutstropfen des Untergangs den letzten Tropfen Freude entdeckt und genießt!
Servus Wien….spende Deinen Besuchern weiter Freude, denn schon der große Dichter Friedrich Schiller erkannte FREUDE als den schönsten Götterfunken und Beethoven hat ihr im letzten Satz seiner 9.Symphonie ein musikalisches Denkmal gesetzt.
300 km von Wien entfernt, stellt sich die österreichische, von Bergen umrahmte Stadt Salzburg vor, die Alexander Humboldt als „das mittlere Europa hat keinen schöneren Raum….“preist und sie sogar als eine der schönsten der Erde bezeichnet.
Es ist für Besucher dieser, von prächtigen Gebäuden ausgestatteten, viertgrößten Stadt Österreichs kaum vorstellbar, dass vor etwa 20.000 Jahren hier ein 30 km langer und 12 km breiter See die Konturen der Landschaft verschluckte und ihre so attraktiven Berggipfel wie verlorene Inseln aus dem Wasser ragten.
Erst um 3000 vor Ch., als der Meeresspiegel sich langsam gesenkt hatte, erschien der Mensch in dieser Gegend und entdeckte als wertvollen Schatz das Salz, das hier überall auf den Abbau wartete.
Den Kelten folgten wie überall in Europa bis nach Afrika die Römer, ein Weltreich, dem eine selten lange Dauer beschieden war und hier als Juvavum besondere Bedeutung erlangte.
Aber wie das so ist, in der Geschichte der Menschheit – und im Universum – hat nichts ewigen Bestand, ständige Bewegung und Veränderung erschafft Neues….
Zerstört 477 von ostgermanischen Stämmen unter Ottoakar, erstand über 200 Jahre später als Folge des sich immer mehr ausbreitenden Christentums, das seine Herrschaft nach anfänglichen Verfolgungen, von Rom aus über große Teile der Welt antrat, die Stadt Salzburg.
Auf den Ruinen von Juvavum begann 696 mit der Gründung eines Klosters und einer Abtei ihre Karriere und Erzbischöfe im Dienste des Papstes von Rom statteten sie über Jahrhunderte mit all‘ den kunst- und eindrucksvollen Gebäuden und Kirchen im Stile ihrer Zeit aus.
Ganz in der Nähe der Felsenreitschule, Salzburgs so berühmten Festspielhaus, wo einst Turniere und Tierhatzen stattfanden, erinnert die Pferdeschwemme mit Fresken aus dem 18. Jahrhundert an vergangene Zeiten. 1700 erbaut diente sie als Bad für die Pferde des erzbischöflichen Marstalls.
Vor 50 Jahren, als dieses neue Festspielhaus 1960 unter enormen Kosten eröffnet wurde, gab es auch Kritik, denn es mussten insgesamt 50.000 Kubikmeter Fels aus dem direkt dahinter aufragenden Mönchsberg gesprengt werden, um das 100 m breite und 60 m hohe Bühnenhaus aufzunehmen. 2400 Personen finden nun Platz in dieser einstigen Arena.
Und wenn man einmal in dieser Gegend „Ziag aon“ oder „Laass nach“ brüllen hört, dann sind das die „Felsputzer“, die an einem Seil hängen und die fast senkrechten Felswände des Mönchsberg nach lockerem Gestein abklopfen, denn seit Generationen waren die Häuser direkt an diesen Berg gebaut worden und anno 1669 wurde das Kloster der Barmherzigen Brüder und eine Kirche von so einem lockeren Gestein verschüttet, 200 Menschen kamen ums Leben….seither gibt es die „Felsputzer!“
Getreidegasse!
Ladenstraße und Museum zugleich, aber Gott sei Dank keine Autos!
Dafür wunderschöne Hausschilder und….Mozarts Geburtshaus – die Fremdenattraktion!
Im 3. Stock erblickte 1756 der begnadete Musiker das Licht der Welt. Dass Mozart nicht immer mit seiner Heimatstadt zufrieden war, wo keine seiner großen Opern uraufgeführt wurde und seine Lieblingsstadt Prag war, stört niemand.
Das dürfte im Fall der Damen ebenfalls keine Rolle spielen, denn 1777, gerade 21-jährig schrieb er an die Salzburgerin Rosalie Joly :
„Ich thue mich halt bedanken, für deinen Glückwunsch Engel
und hier hast ein von Mozart, von den grobeinzigen Bengel,
ich wünsch dir Glück und Freude, wenn’s doch die Sachen giebt
und hoff, du wirst mich lieben, wie dich der Wolferl liebt
ich kann dir wahrlich sagen, dass er dich thut verehren,
er luf dir ja ins foia, wens dus thats a begehren
ich meyn ich mus soschreiben, wie er zu reden pflegt!
Mir istso frisch vor augen, die Liebe die er hegt
für seine joli sallerl……..“
Aber nicht nur die Getreidegasse strahlt diese heimelige Atmosphäre aus, die ganze Altstadt fasziniert und überrascht immer wieder mit lauschigen Ecken und Gassen voll romantischem Zauber, wo sich Vergangenheit und Gegenwart harmonisch vereinen.
Was macht Salzburg, dass sich einerseits als Weltstadt, dann aber, besonders in der Altstadt als Provinz präsentiert, eigentlich so traut und liebenswert?
Der Mensch braucht Stimmungen, die sich in gekrümmten Gassen mit wechselhaftem Sonnenlicht und Schatten besser entwickeln können, als auf gradlinigen, am Reißbrett konstruierten Straßen….meinen Verhaltensforscher und Psychologen….
Viele Jahrhunderte prägten jedenfalls das Antlitz dieser Stadt, die seit ihrer Gründung 696, bis zur Säkularisierung den Bischöfen gehörte und von diesen regiert wurde, wobei die Regeln der Macht ob weltlich oder geistlich, sich kaum voneinander unterscheiden.
So geriet zum Beispiel der Erzbischof Gebhard, als treuer Diener des Papstes, während des Investiturstreits zwischen Kaiser und Papst – die meisten süddeutschen Fürsten standen auf Seiten des Kaisers – in arge Bedrängnis und ließ daher 1077 zum Schutz seines Territoriums unter anderem die Festung Hohensalzburg bauen, die heute nach mehreren Zubauten, das stolze Wahrzeichen der Stadt ist und noch Jahrhunderte später von der Macht und Prunksucht auch der geistlichen Regierungen erzählt, sowie an die Freuden und Leiden der Vorfahren erinnert.
Überwältigend zeigt sich von hier oben die Silhouette der Stadt zu beiden Seiten des Ufers der Salzach in ihrer von Menschen und der Natur geschaffenen Einheit.
Viel später begann ein anderer Erzbischof, Wolf Dietrich von Raitenau, verwandt mit dem Florenzer Geschlecht der Medici, mit dem Bau eines größeren Doms, da das alte, immer wieder erneuerte Gotteshaus 1598 durch Brand zerstört wurde. Dieser ebenso große wie rigorose Machthaber, war es auch, der Salzburg zur Hochburg des Barock gestalten wollte und ihm verdankt sie so manchen herrlichen Zeugen dieser Periode.
Seiner Lebensgefährtin Salome Alt, mit der er 15 Kinder hatte, ließ er das wundervolle Schloss Mirabell mit den ausgeklügelten Wasserspielen erbauen und scheiterte letztendlich an absolut weltlichen Streitigkeiten mit den benachbarten Bayernfürsten, wobei es auch um den Salzpreis ging.
Er wurde 1611 gestürzt, auf die Festung Hohensalzburg verbannt, wo er einige Jahre später starb.
Vor dem Dom mit der eindrucksvollen Freskendecke, bietet der barocke Residenzbrunnen, der größte dieser Art nördlich der Alpen, ein prächtiges Ensemble und vor dem Domportal rufen alljährlich die berühmtesten Künstler das durch Mark und Bein gehende „Jedermann, Jedermann“ gen Himmel.
Nach dem ersten Weltkrieg wurden die „Salzburger Festspiele“ gegründet, 1920 fand die erste „Jedermann-Aufführung“ statt.
Dem Foto-Bummel durch Wien und Salzburg folgen nur spärliche Schnappschüsse aus einigen anderen, genauso interessanten Bundesländern…. erst Vorarlberg, das letzte an die Schweiz grenzende und bereits von Wien aus gesehen, hinter dem Arlberg befindliche Gebiet der Republik, ist mit mehr Bild-Ausbeute vertreten, denn dort haben wir unter den schon vom Nachbarn beeinflusstem,
eigenwilligen Völkchen, einige erlebnisreiche Jahre verbracht.
Die Steiermark, das südöstlichste Land fasziniert durch seine Wiesen, Wälder, aber auch gebirgige Schönheit und seine bescheidenen, arbeitsamen Menschen, die an harte Arbeit, wenig an Luxus gewöhnt und interessiert, ein beschauliches Leben in ihrer grünen Natur führen und trotzdem alle Mühen und Lasten des Lebens mit Humor bewältigen.
Der steirische Dichter Peter Rosegger beschreibt um die Jahrhundertwende vom 19. zum katastrophalen 20. Dezenium in mehreren Büchern, Land und Leute seiner geliebten Waldheimat:
So seufzt zum Beispiel ein alter Steirer; „Mei Gwand is scha schlecht
oba da Brontwein is guat,
wans koan Brontwein nit gab
hätt ih scha lang an neugn Hut“
Oder ein Bursch, den die Liab plagt, fragt:“ Dirndl, wo hast dan dei Liegerstott,
Dirndl, wo hast dan dei Bett?
Worauf ihm sein Kamerad rät: Über drei Staffel muaßt auffisteigen,
Herunt af da Gosen stehts net“
Meine Kindheitserinnerungen an die Steiermark, stammen aus einer Zeit, in der es noch keine Fotoeuphorie gab. Zwar war diese Technik bereits erfunden, aber vor allem den Profis mit riesigen Geräten und viel Aufwand vorbehalten.
Was heute in einen Apparat, nicht größer als eine Zigarettenschachtel, alles hinein projiziert werden kann, war damals völlig unvorstellbar und als 7-jähriges Stadtkind empfand ich den Urlaub im steirischen Bauernhof mitten im Wald mit der täglichen Suche nach Stein- und Herrenpilzen, die ihre braunen Köpfe überall aus dem Boden reckten, als höchst erstaunliches Wunder.
Die im Gras weidenden Tiere, vor allem Kühe, aber auch Pferde und die Atmosphäre unter Bauersleuten, bei denen meine Mutter für uns kochen durfte, zeigten mir erstmals, die mir bisher unbekannte, erweiterte Heimat.
In der Steiermark war es, wo ich erstmals der großartigen Vielfalt der Natur, vielen ihrer tierischen Bewohner, sowie der vom Sonnenlicht genährten Pflanzenwelt erstaunt begegnet bin.
Angesichts all‘ dieser herrlichen Gottesgeschöpfe noch eine Probe vom pfiffigen Humor der Steirer:
„Der Kropfmoar(bauer) treibt amol in d‘ Stadt a Kaibel zan verkaufn
und wia der Handel ohgmocht is, aft hebt er an zan saufn
und wia er hoamkimt mit an Rausch, da schreit sei Weib voll Zorn:
„Du Lump, wo hast dann s Geld hinbracht?“
„Ja mei“, sagt er – verlorn!
Ah so schreit sie, das Geld verlorn ! Oh heilige fünf Wundn!
Wo hast denn aft n Rausch herkriagt?
„den“, sagt er, han ih gfundn!“
Auch vom nächsten Bundesland, Tirol, wo die Berge höher, die Luft rauer, die Menschen verschlossener und nicht ganz so heiter und lustig sind, kann ich nur wenig alte Fotos anbieten.
Geprägt ist das Gebiet, das nach dem 1. Weltkrieg in ein Nord- und Ost- bzw. Südtirol zerrissen wurde und erst nach dem 2. Völkermord eine gewisse Autonomie innerhalb des italienischen Staates erhielt, von den Gebirgszügen der Alpen.
Ein paar alte Aufnahmen führen uns nach Kufstein, das an Bayern grenzt und bis 1213 unter bayrischer
Herrschaft stand, wobei es auch danach immer wieder Grenzstreitigkeiten gab.
Vermutlich ist Kufstein mit 30.000 Jahren der ältest besiedelte Ort von Tirol und seine Festung auf dem 90 m hohen Festungsberg über dem Inn-Fluss wurde erstmals schon im 13.Jahrhundert erwähnt und hat ein dementsprechend turbulentes Schicksal hinter sich.
Herrlich ist seine Umgebung mit dem grandiosen Kaisergebirge, das sich als „zahmer“ und „wilder“ Kaiser, Schnee bedeckt zum Himmel erhebt.
Danach begrüßt uns Mayrhofen, das erst wie das gesamte Salzburgische Zillertal, nach dem Wiener Kongress zu Tirol kam. So geht auch sein Name auf einen erzbischöflichen Meierhof zurück.
Vom römisch-katholischen Glauben durchdrungen, wurden einst Protestanten aus dem Gebiet vertrieben.
Uns bereitet dieser Ort am Fronleichnamstag im Juni einen festlichen Empfang mit einer großen Prozession, an dem die gesamte Bevölkerung in ihren Trachten teilnimmt und mit dem Priester durch die grüne Landschaft zieht. Musikkapellen in Landestracht begleiten das Zeremoniell, das an diesem Donnerstag überall in Österreich stattfindet und in solch‘ prächtiger Umgebung einen besonderen Akzent erhält.
In den von Bergen eingeschlossenen Tälern führen herrliche Wanderungen zu erholsamen Erlebnissen
inmitten einer grandiosen Natur..
Welt vergessen und einsam, umgeben von Matten und Wäldern, grüßen oft einzelne Gehöfte, in denen die Haustiere noch frei und friedlich mit den Menschen zusammen leben.
In den folgenden Jahrzehnten wurde das Zillertal für den Wintersport zum Skifahrerparadies umgestaltet.
Ein Kurzbesuch in der Altstadt von Innsbruck, beschließt den Ausflug nach Tirol, denn sein südliches Pendant – Südtirol – dessen unwiderstehliches Flair uns stets im Frühling und Herbst magisch angezog, wird mit einem eigenen, ausführlichen Programm anderweitig vorgeführt.
Innsbruck, ebenfalls von hohen Bergen gerahmt, bezaubert vor allem durch sein altes Zentrum mit dem Wahrzeichen des „Goldenen Dachl“ .
1420 wurde das Gebäude, an dem sich dieser Prunkerker befindet, für die Tiroler Landesfürsten erbaut und als sich das Jahrhundert verabschiedete, verpasste man ihm 1500, sozusagen als Glücksbringer für das neue Dezennium, diesen Erker, dessen Dach mit über 2600 vergoldeten Kupferschindeln nun alle Blicke auf sich zieht.
Über dem Stadtturm und dem Häusermeer von Innsbruck wölbt sich wie ein Schutzschild das Gebirgsmassiv der Nordkette.
Vom Bundesland Kärnten, obwohl wir dort nach den überwundenen Nachkriegswirren den ersten bescheidenen Urlaub in einem Gasthof am Ossiachersee – nur einem der schon mit südlicher Atmosphäre lockenden Seen – verbrachten, kann ich keine alten Aufnahmen präsentieren. Noch hatte die Farbfotografie nicht vollkommen das Schwarz-Weiß-Bild verdrängt und ehrlicher Weise muss man gestehen, dass diese einstigen farblosen Konterfeis von Landschaft und Leuten, besser und ohne Veränderung die Jahrzehnte überstanden haben.
Auch von Niederösterreich und dem Burgenland ist bei dieser Stippvisite, die ebenso viel Schönes und Interessantes zu bieten hätten, nichts vertreten….dafür präsentiere ich eine kleine Auslese vom letzten an die Schweiz grenzenden und auch von diesem eigenbrödlerischem Staat, der sich beharrlich der europäischen Union versagt, beeinflussten Vorarlberg. Von Wien aus gesehen, befindet es sich bereits hinter dem Arlberg, jenem Pass, der von den attraktivsten Ski-Paradiesen Österreichs beherrscht wird.
Einige fotografische Erinnerungen an die wundervolle Bergwelt und das „Schulstädtchen“ Feldkirch, mit dem uns ein jahrelanger Aufenthalt sehr innig verbindet, soll meinen Spaziergang durch Österreich beenden.
Als Hauptstadt dieses „Außenseiters“ zieht Bregenz am Bodensee viele Besucher durch seine landschaftlichen Reize und seine kulturellen Darbietungen an. Seit den 50-er Jahren hat sich am Ufer des durch drei Länder ausdehnenden Bodensees eine repräsentative Seebühne etabliert, die die größte dieser Art darstellt und im Sommer mit See-Festspielen jedes Jahr von neuem das Publikum begeistert.
Als wir in diesen Anfangsjahren eine Operetten-Aufführung am See besuchten, ahnten wir nicht zu welcher Perfektion sich Qualität und Technik dieses Festival entwickeln und zu einem in der Welt bekannten Ereignis führen würde.
Zum wirtschaftlichen Landeszentrum hat sich auch die Stadt Dornbirn mit einer Messe entwickelt, das langsam, aber stetig an Schwung zunimmt.
Und vor allem Feldkirch, mit der Stella Matutina als „Schulstädtchen“ gerühmt, liegt uns am Herzen und seine mittelalterliche Schönheit will ich wenigstens mit ein paar Fotos vorstellen. Schon der Blick über seine alten, ehernen Gebäude und die Himmel stürmende Bergkette des schon in der Schweiz beheimateten „Hohen Kastens“ verrät einiges von seinem unwiderstehlichen Reiz.
In unmittelbarer Nähe dieser Stadt an der Ill mit der markanten Schattenburg auf einer Anhöhe erinnert die Ruine Tosters als Rest einer im Jahr 1260 erbauten Burg ebenfalls an die Grafen von Montfort, die
Feldkirch zu dem machten, was es heute ist.
Unterhalb der Ruine Tosters zeugt das uralte Kirchlein von St. Corneli von einer Besiedlung schon zur Zeit der Karolinger und der Eibe an der Kirchenmauer wird ein Alter von 1000 Jahren zugeschrieben.
Ein stilles, feierliches Ensemble, das viele Paare dazu verlockt, hier den Bund fürs Leben zu schließen.
Und da die Natur keine Grenzen kennt, wie sie von Menschen immer wieder trennend vollzogen und oft willkürlich variiert werden, ist es von Feldkirch aus möglich, diese mühelos zu Fuß überschreiten….zumindest da, wo sie durch keine Straßenbarrieren und Zollschranken sichtbar werden.
So zum Beispiel am „Egg“, an dem Wiesen und Almen von einem zum anderen Staat überleiten und nur in Kriegszeiten Kontrollposten einen widerrechtlichen Übergang zu verhindern versuchten.
Aber auch innerhalb des „Ländle“, wie Vorarlberg von den Einheimischen genannt wird, beschenken Ausflüge den Wanderer mit unvergesslichen Eindrücken. So zum Beispiel zum in 2000 Höhenmetern gelegenen „Nenzinger Himmel“. Unglaublich reichhaltig ist die Auswahl und der Grad der Schwierigkeit zu den einzelnen Gipfeln, die das gesamte Umfeld der Stadt Feldkirch, Leuten mit Bergsteiger-Allüren bietet.
Von den Dörfern in luftiger Höhe ist uns vor allem der Ort Gargellen in über 1000 m Höhe vertraut, der uns viele Jahre tief verschneit, im Winter zum Skifahren verleitete. Von der verschlafenen Siedlung träumt nur noch die kleine Kirche von der alten Zeit, denn inzwischen ist das Idyll von wedelnden und schwingenden Pisten-Fans entdeckt worden.
Besonders extrem wird es, wenn man von der vierten größeren Stadt Vorarlbergs, Bludenz, in Richtung Osten aufbricht und durchs wildromantische, enge Tal des Montafon in vielen Kehren hinauf zum Silvretta-Gebirge kurvt. Faszinierende Bilder begleiten von der Bielerhöhe bis zum Silvretta-Stausee die Fahrt, wo der Himmel der Erde näher gerückt zu sein scheint.
In dieser Bergwelt entspringt der Ill-Fluss der durch Feldkirch zum Rhein strebt. Bereits 1938 wurde mit dem Bau der Staumauer begonnen, die in über 2000m Höhe die Grenze zu Tirol markiert und von den Illwerken in Feldkirch finanziert wurde.
Servus Österreich, auch ohne Adelsprivilegien vermagst Du als kleine Republik, eine große, vermittelnde und klangvolle Partitur im Orchester unseres alten und doch noch in den Kinderschuhen steckenden Kontinents Europa zu spielen.