Spanische Erlebnisse im August 1958

ein sogenannter “Familienausflug” mit Auto, Zelt und Fotoapparat

Startplatz für den Kampf gegen Hitze und Zeit ist Stuttgart, unser damaliger Wohnsitz.

Für Tochter Karin, die sich als Schülerin keine kühlere Jahreszeit leisten konnte, ist es die erste große Reise und entsprechend aufregend.

Romantische Orte wie Rottweil und später manch‘ städtisches Schmuckstück der Schweiz, sind leider nur mit flüchtigen Halte-Pausen bedacht oder dienen der Versorgung mit Reiseproviant, denn Essen und Schlafen – die unvermeidlichen Notwendigkeiten des Lebens – sind unter freiem Himmel vorgesehen.

Wie unsere 13-jährige Karin, diese ihre erste, große Reise empfunden hat, das erzählt sie aus ihrem damals geführten Tagebuch, selbst.

Donnerstag, den 7.August 1958 setzten wir uns verspätet (wie immer) mit unserem neuen Opel Rekord in Bewegung…

Die Fahrt verlief hundsmiserabel. Die Straßen waren entsetzlich schlecht, der Wagen hing, infolge der großen Massen, die er enthielt, am Schwanz hinunter und ich musste obendrein noch die ganze Zeit kotzen…

Aber endlich landeten wir doch noch auf dem Campingplatz in Genf.

Meine erste Nacht im Zelt stand mir bevor und ich war recht neugierig, wie mir die Zeltromantik bekommen würde.

Aber von dem und noch vielem mehr, berichten die Aufzeichnungen der nächsten Tage.

Auch am zweiten Tag, liegen viele Kilometer vor uns und wenig Zeit bleibt für das schöne Nachbarland Frankreich.

Über die alte Weber-Stadt Lyon, die seit 42 vor Chr. eine römische Kolonie war und noch viele Überreste aus dieser Zeit bewahrt hat, fahren wir in Richtung Süd und legen erst in Avignon, am östlichen Rhone-Ufer, eine Besichtigungs-Pause ein. Von 1309 – 1423 war sie Papstsitz.

Die von Befestigungsmauern umgebene Altstadt mit prächtigen mittelalterlichen Gebäuden, wäre eines Besuches wohl wert, ist aber nicht in unserem Programm enthalten.

Für die zweite Nacht ist bereits eine “Bleibe” am Golf von Lyon eingetragen. Dazu berichtet Karin:

Diese erste Nacht ging es mir eigentlich glänzend, nur viel zu kurz war sie.

Vati scheuchte uns schon in aller Herrgottsfrühe auf… und los gings.

Wir hetzten über Genf südwärts bis Avignon. Ich kotzte nicht mehr und die Umstände hatten sich überhaupt gebessert… bis auf die Hitze!

Das Mittagessen wurde an irgendeinem, idyllischen, französischen Straßenrand eingenommen. Den Nachmittag verschlief ich fast ganz (wegen der Hitze).

Das einzige was mir noch in Erinnerung blieb, sind Ortschaften mit unzähligen Strohhut-Ständen und einige Triumphbögen von den alten Römern.

Endlich trafen wir in Avignon ein und besichtigten gleich den Papstpalast. Zwar fand ich ihn nicht sehr weltbewegend herrlich oder schön, aber es war ja schließlich der “Papstpalast” und da hatte ich nichts mehr zu melden.

Also ging es wieder weiter und da kam dann das erste sogenannte “Abenteuer”.

Es fing eigentlich ganz normal an. Wir suchten nämlich verzweifelt nach unserem Campingplatz, auf dem wir laut Fahrplan die Nacht verbringen sollten. Mir vereinten Kräften “hatten” wir “ihn” auch.

“Er” war aber eine riesengroße Enttäuschung… unsympathisch, das reinste Zigeunerlager, vollgestopft, dass wir sowieso keinen Platz gekriegt hätten und entsetzlich viel Mücken…

Also hieß es “retour”. Ja, aber “wohin?”

Als erstes flüchteten wir in die dreckige Kneipe. Dort blieb uns nichts anderes übrig, als den Wirt um Rat zu fragen (bitte nicht zu vergessen wir waren in Frankreich und damals konnte keiner von uns nur ein Bröckelchen Französisch.)

Mit Händen und Füßen und viel Geschrei bekamen wir heraus, dass weit und breit, nur mehr ein Platz wäre und den beschrieb uns unser Freund mit: einmal rechts um die Ecke, dann links um die Ecken und dann gerade aus, usw.

Viel zu verlieren hatten wir nicht mehr, so machten wir uns auf gut Glück in stockfinsterer Nacht auf die Suche nach dem Platz.

Vati sah uns schon alle Drei im Wagen übernachten, sah für alles schwarz und machte ein großes Palawer… Mutti hatte Angst, beruhigte dabei Vati und flehte alle guten Geister um Hilfe an und ich amüsierte mich köstlich ( was ich mir natürlich keinesfalls anmerken lassen durfte, sonst wäre Vati bestimmt explodiert und das kann ich ja schließlich nicht verantworten).

Ungemütlich wurde es mir erst, als es schon ½ 11 war und ich schläfrig wurde und wir noch immer in der Nacht, herumkutschieren mussten.

Aber wie es bei allen unseren “Abenteuern” bisher war, so ging auch dieses hier gut vorbei.

Irgendwie, wahrscheinlich durch Zufall, kamen wir zu dem beschriebenen Campingplatz, stellten in rasantem Tempo (für unsere Müdigkeit und da wir doch noch nicht geübt waren) die “Villa” auf die Beine und in wenigen Minuten waren die Luftmatratzen für uns, die wunderbarsten Himmmelbetten.

Am nächsten Morgen merkten wir erst, an was für einem romantischen Fleckerl Erde, wir die Nacht verbracht hatten. Der Platz war urgemütlich, der Gemüsemann kam mit 2 Stunden Verspätung und dann “wie?”, das Closett verdiente diesen Namen nicht, kurz und gut, alles war verkehrt… wir fanden es aber gerade deshalb so lustig.

Leider mussten wir uns davon viel zu schnell losreißen!

Mit einem etwas wehmütigem “Winken” zum Städtchen Adge, verabschieden wir uns von Frankreich und passieren bald danach die Grenze nach Spanien… unserem eigentlichen Reiseziel!

Nach einem verheerenden Bürgerkrieg, nun von General Franco beherrscht, begrüßt uns das Land freundlich und die malerische Sicht auf Gerona am Fluss Onyar, dessen erste Bewohner vermutlich Iberer waren, wo später die Römer ein Kastell errichteten, bis es nach den Westgoten von den Mauren erobert wurde, beflügelt uns mit seinem hübschen Portrait zur Weiterfahrt, entlang der, für seine außergewöhnliche Schönheit berühmten, Costa Brava.

An dieser 220 km von den Ausläufern der Pyrenäen an der französisch-spanischen Grenze nach Süden und Südwesten bis 60 km vor Barcelona reichenden Küstenlandschaft, fallen zerklüftete Felsmassive steil zum Meer ab.

In Gerona befand sich übrigens im 12. Jhdt. eine große jüdische Gemeinschaft, die dann 1492 von den christlichen Königen vertrieben wurde. Ihr Ghetto wird heute noch von Touristen besucht.

SPANIEN – mit Portugal – das westlichste Glied des europäischen Festlandes wird einerseits vom Atlantischen Ozean und andererseits vom Mittelmeer umspült. Nur die schmale Straße von Gibraltar trennt und verbindet gleichzeitig die beiden Meere und auch ihre bewegte Geschichte wurde von höchst gegensätzlichen Einflüssen geprägt.

Der Begriff “Iberer” bezeichnet eine Urbevölkerung, von der man nicht genau weiß, wo sie eigentlich hergekommen ist. Waren es Einwanderer aus Nordafrika, bestanden vielleicht Verbindungen zwischen diesen frühen Siedlungsstämmen mit der Megalith-Kultur… ?

Die verschiedenen Meinungen und Vermutungen darüber, lassen sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen, sodass man sie einfach als “wilde Stämme”, die in Höhlen wohnten, beschreibt.

Dass danach Kelten, Phönizier, Karthager bis hin zu den Römern dieses Territorium besiedelten,

und letztere dem Land eine 500 Jahre dauernde Blüte bescherten, ist immerhin Tatsache.

Die Herrschaft der Westgoten währte nur 300 Jahre, denn um 700 nach Chr wurden sie von den Mauren verdrängt.

Die Befreiungskriege der christlichen Könige gegen die moslemischen Mauren, spaltete 700 Jahre lang das Land, in dem im Norden die Christen und im Süden die Muslime regierten. Erst 1472 fiel der letzte maurische Stützpunkt zurück an die christlichen Könige.

Da begann das “goldene Zeitalter” der Entdeckungen bis etwa 1700, in dem die spanischen Könige zu Herrschern der Welt emporwuchsen.

Solcher und anderer Art waren die Gedanken, die mir und Kurt in den Sinn kamen, als wir die traumhaft schöne Küstenstraße entlang kurvten.

Und wie beurteilt Karin diesen weiteren Verlauf der Reise?

Unser Wagerl fraß und fraß… Benzin und Kilometer natürlich!

So kamen wir relativ zeitig am “Camping Pinelli” an. Er lag schon an der Costa Brava.

Es war wirklich aufregend alles, die “Wilde Küste”, das Campingleben, die Spanier und vor allem die Hitze war “zum Aufregen” groß!

Es war schrecklich wie schnell die Zeit verging, jetzt war schon wieder der 10. und Sevilla und Gibraltar waren noch so weit und die Hitze wurde immer schlimmer.

Beim Nichtstun rann einem der Schweiß von der Stirn.

Vati wurde es zu bunt, er drohte: “Wenn das so weiter geht, bleiben wir irgendwo am Meer sitzen, aber nach Afrika fahren wir auf keinen Fall… ist ja völlig unmöglich!”

Ich blieb Optimistin und sagte mir: Es wird schon alles “schief”gehen.

Bei dieser Hitze blieb mir auch gar nichts anderes übrig, denn “denken” konnte man sowieso nicht.

Unter diesen Umständen war das Zelt Auf-und Abbauen wirklich eine Tortour. Um 12 Uhr Mittag war es soweit und wir brausten los.

Wir fuhren immer an der Küste entlang bis nach Tossa de Mar.

Die Fahrt nach Tossa verlief ein bisschen mittelprächtig.

Erstens war die Straße hundsmiserabel, sie bestand nur aus Kurven und war sonst noch so schlecht, wie man es sich nur vorstellen kann. Die Spanier fahren total rücksichtslos… die Folge von dem Ganzen war, dass es mir beinahe den Magen umgedreht hätte. Mir war also hundselend.

Andererseits war die Landschaft wieder aber so schön, dass sie uns fast für dieses Malheur entschädigte. Ich möchte mich lieber über die Landschaft hier nicht auslassen, denn sie war sowieso unbeschreiblich schön. Wir waren also total fasziniert.

Schon der Blick auf das in einer Bucht zwischen steil zum Meer abfallenden Klippen gelegene katalanische Seebad Tossa de Mar, weckt große Erwartungen…

Die von Mauern und Türmen umschlossene Altstadt präsentiert eine verlockende Visitenkarte!

Zwischen dem 12. und 14. Jhdt wurde sie von einer Stadtmauer mit 7 Türmen, zum Schutz vor Piraten, als Festung ausgebaut.

Die Gegend war bereits im Neolithikum besiedelt und vor allem die Römer hinterließen hier ein reichhaltiges, noch teilweise erhaltenes Szenarium ihrer Bautätigkeit.

Das weite Binnenland hinter den Felsen ist Naturschutzgebiet mit Korkeichen, Pinien- und Kiefern-Wälder.

Für uns steht leider nur das Altstadt-Zentrum von Tossa als Besuchsobjekt am Plan.

Tossa ist ein typisches Fremdenverkehrs-Städtchen, alles ist für Touristen eingerichtet.

Wir beschlossen also zur Feier des Tages (es war nämlich Sonntag) ganz groß im Gasthaus zu speisen.

Da wir für diesen Vorgang auch entsprechend viele Peseten los wurden, hieß es: “für n’e Weile wieder Konserven zu sich nehmen!”

Auf diesen Schreck hin, machten wir uns gleich nach Barcelona auf.

Die Fahrt verschlief ich restlos.

Bei einer Backofen-Hitze fuhren wir durch eine endlose Reihe schmutziger Vororte in die Hauptstadt ein. Das erste was mir auffiel war, dass der ganze Verkehr nur aus Taxis, Straßenbahnen und Autobussen zu bestehen schien. Alle Jubeljahre sah man mal einen Privatwagen.

Als nächstes beschäftigten wir uns mit einer der sieben Ramblas.

“Ramblas”, das sind herrliche Alleen, rechts und links wird der Verkehr vorbei geleitet und in der Mitte stehen an den Rändern Stühle, wo die Leute stundenlang sitzen und den Prominierenden zuschauen. Manchmal wird dort auch Vogel- oder Blumenmarkt abgehalten.

Wir haben auch promeniert und dabei stießen wir auf die Kolumbus-Säule und waren somit am Hafen.

Es ging dort außerordentlich lebhaft zu, im übrigen aber so, wie an einem ganz gewöhnlichen Hafen.

Von dort schwenkten wir zurück in die Altstadt.

Ich begann den Rundgang mit großen Erwartungen.

Als erstes stellte ich aber einmal fest, dass es in dem engen Gassengewirr überall unheimlich stank.

Außerdem war alles maßlos dreckig und das Leben spielte sich nur auf der Gasse ab.

Zuerst fand ich das auch alles ausgesprochen romantisch, idyllisch, bezaubernd, usw.

Als ich mich aber näher damit befasste, ging mir erst das Licht auf, denn ehrlich gesagt “leben” wollte ich dort auch nicht. Ich glaube auch kaum, dass die Menschen, die hier in dem Labyrinth von Gasserln hausen, das auch alles so “romantisch” finden.

In solchen Gedanken vertieft, traten wir die Weiterfahrt an.

Zuerst mussten wir aber einmal aus Barcelona herauskommen… so leicht war es aber gar nicht, wie es aussah. Wir verfuhren uns 2 mal bei dieser Angelegenheit… einmal gerieten wir sogar in eine Bande Zigeuner hinein. Vati hatte Angst, sie fräßen uns alle auf und trat nur auf den Gashebel, so viel es ging. Einmal musste ja der Weg aus der Stadt führen und so war es auch, endlich fuhren wir auf der richtigen Straße nach Tarragona.

Dabei bekamen wir dann Anwandlungen (philosophische), diskutierten noch ein Weilchen und stellten unter anderem auch fest, dass überall auch Wachtposten patrouillierten.

In dieser Verfassung langten wir spät abends am Camping Salou an.

Der Platzwärter war ein Schweizer, dunkel war’s, (nicht einmal der Mond schien helle), alles war zum Überlaufen voll. Mir imponierte das schon gar nicht. Ich hatte eine Mordswut undda sollten wir nun gleich ein paar Tage zubringen, so etwas. Die nächsten Tage waren dazu ausersehen, “Ruhetage” zu sein. Das konnte heiter werden.

Nach langer Mühe des Zeltaufbauens hätten wir beinahe wieder abmarschieren können… der Platz an dem unsere Villa stand war nämlich “reserviert”, was wir im Eifer des Gefechts natürlich gänzlich übersehen hatten. Vati regelte das aber Gott sei Dank ganz elegant (einige Peseten) und bald darauf fielen wir alle wie die Mehlsäcke in die Betten, bzw. Luftmatratzen.

Hurra! Heute wird gefaulenzt!

Es fing tatsächlich mit dem”faulenzen” an.

Wir hatten nichts anderes zu tun, als zu essen, zu trinken, zu schlafen und baden zu gehen. Die meiste Zeit hockte ich in einem Sessel und schnaufte, sonst tat ich buchstäblich “nichts”,

Zum Schwimmen bequemte ich mich natürlich auch manchmal und das Einkaufen übernahm ich auch nur, weil mir der Verkäufer im Geschäft so gut gefiel und ich so gerne kauderwelschte.

Ich war ganz stolz, bisher hatte ich nur einmal statt Tomaten, Bohnen gebracht, und das war ja schließlich nicht so schlimm.

Beim nachmittäglichem Schwimmen machten Vati und ich eine herrliche “Dreckschlacht”(wir beschmissen uns mit Schlamm und Dreck). Mutti reagierte am allerherrlichsten darauf und um die Stimmung wiederherzustellen, stapften wir an die Bar, die unser Stammplatz war. Dort ließ ich den ersten Rausch über mich ergehen… Ursache war eine Cola mit Cognac. Vati hatte übrigens auch einen… eine Folge davon war, dass er auf alle Ansichtskarten, die wir in die “Heimat” schickten, riesige Tintenkleckse machte. Aber es kam ja auch gar nicht so darauf an.

Mein Reiseführer beschreibt Tarragona als eine der faszinierendsten Städte Europas, die sich groß und mächtig unter den Römern entwickelte, heute aber nur noch 30.000 Einwohner zählt.

Der Circus Maximus und weitere Ruinen würden von dieser glorreichen Zeit Zeugnis ablegen, aber auch die Mauern und Festungen aus dem Mittelalter, die Altstadt, die Kathedrale und die herrliche Landschaft würden ihren Ruf rechtfertigen.

Ich habe jegliches Gefühl für Zeit verloren gehabt, aber ordnungshalber konstatierte ich, dass es Dienstag, der 12.8. war.

Vormittags machten wir im Schweiße unseres Angesichts einen Abstecher nach Tarragona.

Wir hatten uns einen ausgesprochen schlechten Tag ausgesucht.

Vati und ich waren vollständig k.o. und Mutti dachte auch etwas langsamer.

Entgehen lassen wollten wir uns aber auch wieder nichts und so beäugten wir etwas lahm die Trümmer, die aus der Römerzeit übrig geblieben waren. Mutti klärte uns auf, dass Tarragona in der Römerzeit eine Millionenstadt gewesen sei. Sonst nahm ich nichts auf. Ich wusste nur, dass wir endlos lang latschen mussten und beinahe unseren Wagen, der beim Abschmieren war, nicht bekamen und dass es schrecklich heiß war.

Mutti gab keine Ruhe, wir mussten uns nachmittags also aufraffen und zur sogenannten Schnorchelbucht fahren. Wir schnorchelten zwar, aber wir sahen keine Fische, sie waren scheinbar vor uns ausgerissen. Der einzige Vorteil war, dass an der Bucht ein goldiger und sehr billiger Wirt hauste.

Der Tag endete natürlich wieder an der Bar beim “Vinzenz”, er meinte es immer gut mit uns und wir hatten dann immer mehr Cognac als Cola im Glas.

Noch immer unter dem Zeichen der Faulenzia!

Ich glaube, die Faulheit ist eine unheilbare Krankheit, jedenfalls geht es mir so.

Nicht einmal mit unseren Zelt-Nachbarn stritten wir uns. Streiten war bei der Hitze zu anstrengend!

Das einzige was noch erträglich ist, ist Schlafen.

Allerdings trat dann etwas Besserung ein und wir ließen uns abends an der Bar noch etwas voll laufen.Es musste Abschied gefeiert werden. Morgen sollte es nach Valencia und weiter nach Benidorm gehen.

Nach den genehmigten Ruhetagen steht uns wieder eine Fahrtstrecke von 480 km bevor, wobei unterwegs noch dazu einige Besichtigungen, anstehen.

Da erwartet uns zum Beispiel bei Benicarlo, an der hier Costa del Azahar genannten – Küste der Orangenblüte – , die 64 m über dem Meer aufragende Festungsstadt Peniscola. Dieses Terrain hat eine ca. 3000-jährige Geschichte zu bieten und durch verschiedene Ereignisse machte der inzwischen zur Bedeutungslosigkeit herabgesunkene Felshügel, große Furore.

So schildert beispielsweise der hier gedrehte Film El Cid, die Schlacht der Spanier gegen die muslimischen Almoraviden.

Die Zitadelle wurde vom Templerorden in der Zeit von 1297 und 1307 auf den Ruinen einer maurischen Festung erbaut, ging später an die Johanniter und 1411 ließ Papst Benedikt XIII sie zur Burg und seiner Residenz umfunktionieren. Auch sein Nachfolger lebte hier bis zu seiner Abdankung.

Dazu meldet sich wieder Karin:

Ganz gegen unsere Gewohnheiten schälten wir uns am 14.8. um 6 Uhr morgens aus den Schlafsäcken und um ½ 8 Uhr starteten wir bereits.

Daraufhin wurden unsere noch recht unausgeschlafenen Knochen kräftig durcheinander gerüttelt, denn die Straße nach Valencia entpuppte sich als besserer Feldweg.

Nach längerer Tortour erreichten wir Benicarlo und Peniscola, die Geisterstädte. Aber auch schwer geschichtlich sind die beiden, Peniscola ist nämlich eine alte Phönizier-Gründung, außerdem hat hier Hannibal den bekannten Schwur ewiger Feindschaft gegen die Römer getan.

Dann war Peniscola eine Zeit lang Sitz des Gegenpapstes und heute wird in den ehrwürdigen Räumen Schule abgehalten.

Mutti, die dieses idyllische Platzerl für uns ausfindig gemacht hat, bekam einen Orden mit Schleifchen, denn auch landschaftlich war Peniscola mustergültig.

Hier sind bereits alle Dächer flach, die Häuser schneeweiß und das Leben spielt sich vollkommen auf der Straße ab, noch dazu nimmt die Hitze dauernd zu, sodass alles recht orientalisch wirkt.

Je weiter wir nach Süden vorstießen, desto fremdartiger wurde die Gegend, die Erde wurde langsam rot… aus diesem roten Sand mussten wir sogar einen steckengebliebenen Franzosen herausziehen.

Die Olivenhaine wurden immer häufiger, auch die Orangen tauchten langsam auf, allerdings war diese Vegetation nur künstlich, denn die Berge waren sehr karg bewachsen, nur das Schilf und die Kakteen wuchsen massenhaft.

Agaven, Eselskarren und alte Wachtürme bestimmten weiterhin das Landschaftsbild..

Kurz vor Valencia machten wir am Straßenrand eine Mittagspause mit Schläfchen. Bei dieser Hitze ist es ja auch kein Wunder, man könnte nur schlafen und jetzt gaben wir uns diesem Vergnügen einmal voll und ganz hin.

Nachdem Kurt und Karin ausgeschlafen hatten, nahmen wir die zweite Etappe des langen Weges nach Süden in Angriff. Dabei tauchte 35 km vor der geschäftigen Hafenstadt Valencia, auf einem Berghügel die Festung Sagunto auf, die im 5. Jhdt vor Chr. von kelt-iberischen Siedlern ummauert wurde, aber bereits davor 219 vor Chr. eine große Stadt war, die Handel betrieb und sich mit Hannibal verbündete… für uns eine “ferne” Begegnung im Vorbeifahren.

Über die 138 vor Chr. von einem römischen Konsul gegründete, unter westgotischer Herrschaft kaum weiter entwickelte Stadt Valencia, die erst 711 nach arabischer Eroberung große Fortschritte machte und nach vielem Hin und Her im 15. Jhdt unter den Christen rasantes Wachstum erfuhr… berichtet Karin.

Ehe wir aber danach unser Tagesziel, einen Campingplatz in Benidorm erreichen sollten, wartete nahe dem Dorf Calpe, das im 17. Jhdt von Piraten zerstört und die Bevölkerung getötet, für 100 Jahre verlassen worden war… wartete auch noch ein einzigartiges Naturwunder – der 300 m aus dem Meer ragende Monolith Penon – auf den Besuch von uns. Ein Koloss, vermutlich vulkanischen Ursprungs, um den sich Legenden ranken.

Die Durchfahrt durch Valencia mussten wir uns allerdings erkämpfen, denn die Umleitung bis zur Großstadt zog sich wie der beste amerikanische Kaugummi.

Zu allem Unglück bemerkten wir an unserem Vehikel ein geheimnisvolles Geräusch.

Wir kamen uns so verlassen wie in der Wüste vor, denn weit und breit war keine anständige Reparaturwerkstätte oder Garage aufzutreiben. Da der Benzinesel aber trotzdem immer weiter fuhr, begnügten wir uns mit dem Aufstellen von Vermutungen, woher das Geräusch kommen könnte.

Daheim stellten wir endlich fest, dass es vom schlechten spanischen Benzin kam.

Jedenfalls langten wir dann doch röchelnder Weise in Valencia an. Die Zeit reichte natürlich wieder nur zur Durchfahrt.

Valencia gefiel mir eigentlich recht gut, es ist bedeutend eleganter als Barcelona und nicht so schmutzig und stinkend. Mehr konnte ich bei dem Blitzbesuch leider nicht feststellen.

Die Gegend um Valencia ist sehr fruchtbar, es wird sogar mit Hilfe von raffinierten Bewässerungs-Systemen, Reis angebaut. Es ist auch die Gegend für Orangen.

Es war ein ereignisreicher Tag, wir kamen nämlich gegen Abend zu einem alten Seeräuberdorf, namens “Calpe” mit einem Geisterfelsen.

Als Mutti den Kommentar des Baedeckers vorlas, lief es uns allen trotz der Hitze schon kalt den Rücken hinunter. Es geht nämlich die Sage um, dass jeder der den Felsen bei Nacht besteigt, von den Geistern geholt wird. Es ist auch ganz natürlich, denn heil dürfte keiner auf den Felsen hinauf kommen, so zerklüftet und steil ist er.

Von Calpe war ich allerdings etwas enttäuscht. Es hieß nämlich, dass dieses Dorf einst von Seeräubern vollständig geplündert worden war, die Bevölkerung verschleppt worden war und das Dorf 100 Jahre lang leer stand. Ich stellte mir da einen ganz verwilderten Häuserhaufen vor. Dass das Dorf jetzt wieder bewohnt sein könnte, auf diese Idee, kam mein sonniges Gemüt natürlich nicht.

Die Küste bei Benidorm war traumhaft schön und machte direkt einen afrikanischen Eindruck. Benidorm machte aber eher alles andere als einen afrikanischen Eindruck, es bestand nur aus Fremden, war aber trotzdem, aber gerade deshalb sehr schön gelegen.

Wir suchten uns natürlich auch prompt den Campingplatz Werner Fütterers, des ehemaligen Film-Schauspielers aus, der auch absolut nicht spanisch war. Aber wo kämen wir denn hin, wenn immer alles nach Wunsch ginge. Folglich fand ich mich mit dem “noblen” Platz ab und zum Schlafen war er ja schließlich gut genug.

Am nächsten Morgen merkten wir erst, wie toll der Platz eingerichtet war, er hatte allen Komfort und ein zivilisierter Mensch hätte sich wirklich nicht beklagen können, aber da wir uns für die 3 Wochen Spanien von dieser Gruppe Menschen ausgeschlossen hatten, fanden wir es eben nicht so gemütlich wie z.B in Salou.

Dann erhob sich langsam das nächste Hindernis als grausiges Ungetüm, nämlich die Benidorm’sche Hitze. Es gab kein Entrinnen von ihr, je mehr man sich auszog, desto mehr schwitzte man. Sogar das Wasser(Meer)war lauwarm und nur für kurze Zeit eine kleine Erfrischung. Als sich diese Zufluchtsstätte also als ungünstig erwies, suchten wir die nächste Bar auf und bestellten das Kälteste, was es gab. Es kam und wir stellten fest, dass es noch nicht kalt genug war, wir bestellten noch etwas Kälteres. Kaum waren wir aus dieser Spelunke draußen, hatten wir bereits wieder einen Durst und alles klebte an einem.

Zum Mittagessen gab es schon wieder Kartoffeln, was das Lieblingsgericht der Mutti geworden war.

Vati und ich waren total k.o und Mutti behauptete auf unser Jammern mehr von oben herab: “heute ist endlich der erste richtig heiße Tag!” Darauf wurden wir noch wütender und ich zog mich ins Zelt zurück, wo ich da lag, wie tot. Gegen Abend wachte ich dann auf und kam wie besoffen ans Tageslicht.

Die Sonne war etwas zur Vernunft gekommen, brannte etwas weniger, erst da konnten wir uns auf einen kleinen Spaziergang durch Benidorm wagen. Wir fanden es sehr idyllisch, aber die vielen Fremden störten mich etwas.

Außerdem musste ich das Mittagessen für den nächsten Tag einkaufen und da am 15.August gerade Feiertag war und die Spanier streng katholisch waren, musste ich einen Strom von Schimpfwörtern über mich ergehen lassen, als ich versuchte, in einen Laden einzudringen. Ein Glück, dass ich davon nichts verstand.

Trotzdem war auch Benidorm ein nettes Plätzchen und man muss auch andere (nicht nur schöne) Erlebnisse gehabt haben. Um so mehr freuten wir uns auf das Kommende, nämlich auf Granada.

Ich kann Karins Eindrücke nur bestätigen!

Das ehemalige Fischerdorf Benidorm, 45 km nordöstlich von der mit dem Kastell Santa Barbara auf einem Felsen bekrönten Stadt Alicante, war ein hübscher Ferienort mit herrlichem Sandstrand. Die riesige maurische Festung von Alicante überragt die im 3. Jhdt vor Chr. gegründete Stadt, die zur Römerzeit ein geschäftiger, heute von Palmen gesäumter, Hafen war. Übrigens soll es die einzige Stadt Europas sein, in der die Früchte der Dattelpalmen ausreifen.

Sehr traurig aber bin ich, dass dieser freundliche Ort Benidorm nun – mehr als 50 Jahre später – als Musterbeispiel für die skrupellose Verbauung mit Hochhäusern vieler spanischer Urlaubsorte gilt.

Unvorstellbar für uns bleibt, dass dieses einstige Ferienparadies heute die weltweit größte Hochhaus-Dichte mit 345 Gebäuden aufweist, die mehr als 12 Stockwerke hoch sind!!

Die folgende, recht abenteuerliche, fast 400 -Kilometerfahrt, die über das Städtchen Elche, den von den Mauren angelegten Palmenwald, das im 8.Jhdt ebenfalls von Mauren gegründete Murcia… weiter durch eine sehr eigenartige Landschaft und die trostlosen Schieferberge des Velez Rubio, nach dem “Achten Weltwunder Granada” führt… schildert Karin sehr eindrucksvoll.

Übrigens als Mauren werden die Volksstämme der nordafrikanischen Berber, bezeichnet, die von den Arabern im Zuge der Eroberung des westlichen, europäischen Festlandes, von Marokko aus, eingesetzt worden waren.

“Stürme, Staub und schlechte Straßen… ”

Vorläufig fing es allerdings noch recht normal an (trotzdem wir um 5 Uhr früh schon aufgescheucht wurden). Alicante war eine sehr schöne Stadt und die Palmen wurden immer mehr.

Es war ja auch kein Wunder, denn wir waren ja auch bald in Elche, wo es den einzigen Palmenwald Europas geben sollte.

Dort angekommen, kämmten wir das übrigens recht nette Städtchen nach dem Palmenwald von vorn bis hinten durch. Dabei verfransten wir uns wieder einmal vollständig.

Nach einer Weile bemerkten wir, dass ein alter Mann immer hinter uns herlief, anscheinend wollte er uns den Weg zum Palmenwald zeigen.

Als wir endlich aus dem engen, kleinen Gassengewirr heraus gefunden hatten und vor dem Eingang dieses Waldes, der mehr einem Park glich, angelangt waren, stand der alte Mann schon wieder vor uns und machte uns deutlich, dass er uns durchführen wollte.

Er erklärte uns alles wunderbar, zeigte uns auch den Pfarrgarten, leider verstanden wir nur die Hälfte davon, da er aber in einer Tour quatschte, kapierten wir wenigstens ein bisschen davon.

Jedenfalls war es rührend, wie der Alte um uns bemüht war, er war ja immerhin ein wildfremder Mensch. Als er zum Abschied von uns noch 10 Peseten in die Hand gedrückt bekam, war er ganz selig und konnte sich gar nicht beruhigen.

Auch solche Erlebnisse konnte man in Spanien haben und auch wir waren noch lange nachher ganz gerührt.

Das und etwas spanische Musik im Radio trugen dazu bei, dass wir uns für kurze Zeit in gehobener Stimmung befanden.

Wir fuhren durch ein ausgedörrtes Land mit Kakteenfeldern, die kleine, runde, gelbe Früchte trugen und Agaven. Die Ortschaften waren schneeweiß, die Eselskarren häufiger als die Autos und die Frauen trugen Mantillas.

Unter diesen Eindrücken kamen wir nach Murcia, einer normalen, kleinen spanischen Stadt mit viel Dreck. Allerdings gab es daneben auch den größten Prunk… Eselskarren und amerikanische Straßenkreuzer existierten friedlich nebeneinander.

Die einfachen Leute waren aber direkt super-freundlich zu uns.

In Puerto Lambreras, einem ganz kleinen Dörfchen wollten wir einkaufen gehen, schlupften in allen Knopflöchern herum, konnten aber leider nichts Essbares finden. Die Einheimischen wurden auf uns aufmerksam und zeigten uns alles, sie überhäuften uns förmlich mit leckeren Dingen. Doch trotz den nettesten Erlebnissen, mussten wir weiterfahren.

Die Landschaft, durch die wir brausten, wurde immer wüsten-ähnlicher, die Vegetation wurde immer kärglicher auf den trostlosen Schieferbergen. Man kam sich schon etwas außer- europäisch vor, wir waren ja auch schon bald in den Subtropen.

Einen Sandsturm hatten wir in den Subtropen allerdings nicht erwartet.

Als Vati davon sprach, dass wir vielleicht bis ganz in den Süden fahren wollten, hatte ich ihm zwar einen Schneesturm in Sevilla prophezeit, aber ganz so ernst war es doch nicht gemeint gewesen.

Denn so ganz angenehm war dieser Sturm nicht, man konnte nicht mehr die Hand vor Augen sehen. Als es endlich zu regnen anfing, fielen wie auf Kommando unsere Scheibenwischer aus.

So schlecht und recht kämpften wir uns durch den Wolkenbruch hindurch.

Langsam konnten wir auch schon unsere Umgebung erkennen, nämlich die ersten Höhlenwohnungen und Zigeuner.

In einem kleinen, dreckigen Dorf wurden wir plötzlich an einer Kreuzung von einem Polizisten angehalten und uns ein Spanier in unseren Wagen hinein bugsiert worden.

Die Verständigung verlief etwas holprig, aber mit Lexikon und Händen und Füssen brachten wir schon eine ansehnliche Unterhaltung über Wetter, Kampieren und Autofahren zustande.

Wir erfuhren sogar, dass der Betreffende, ein Advokat war und seine kranke Mutter in Guadix besuchen wollte. Guadix bestand aber zum Großteil aus Höhlen und Zigeunern. Vati und Mutti getrauten sich kaum zu fotografieren.

Die Gegend war aber tatsächlich zum Fürchten, denn fuhr man etwas langsamer, lief einem alles nach und bettelte.

Es ist einfach unvorstellbar, wie die Menschen hier hausen, wie die Tiere.

Sie haben nur Löcher in den lehmigen Boden gegraben, es entstanden richtige Schluchten durch die Verwitterung aus dem rot-gelben Lehm.

Es war alles in einen Dunstschleier gehüllt, die Sonne nicht sichtbar und richtig drückend. Dadurch wirkte das Land noch unheimlicher.

Auf weite Strecken sah man kein Haus, das Dorf Purullena ist mithin bekannt als Höhlendorf, die Leute machen sogar schon Geld aus diesem Elend, es gibt nämlich schon Ansichtskarten von den Höhlenwohnungen.

Auch wir stiegen aus unserem blitzenden Auto und fotografierten, dabei kam ein ganz mageres, kleines Mädchen schon heran, schaute uns aus melancholischen Augen an und murmelte leise etwas Spanisches. Wir trauten uns aber nicht, ihr etwas zu geben, da wir Angst hatten, die ganze Gesellschaft sonst nicht wieder loszuwerden. So stiegen wir, unangenehm berührt wieder ein und fuhren weiter.

Die sehr fremdartige Landschaft lenkte uns aber bald wieder von diesem Erlebnis ab und zog unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich. Der Lehm hatte sonderbare, bizarre Formen gebildet.

Dann tauchten langsam wieder die Steine auf, die Hügel waren kaum bewachsen, dafür aber das reinste Schlangenparadies… folglich fuhren wir so schnell wie möglich durch und näherten uns auf unzähligen Kurven, Granada.

Ich stellte mir etwas ganz Tolles darunter vor, die Einfahrt war allerdings weniger aufregend, dafür dann aber die Suche nach dem Campingplatz.

Bei uns war bisher alles fahrplanmäßig verlaufen und auch in Granada landeten wir auf dem vorgesehenen Platz, bauten auf und hatten schon wieder alte Bekannte aufgegabelt und zwar einen jungen Mann mit Motorrad, den wir bereits in Salou kennengelernt hatten.

Trotzdem ging es früh ins Bett. Dieser Tag hatte ja schließlich genügend Neues gebracht.

GRANADA … wer denkt da nicht sofort an eines der berühmtesten Bauwerke der Welt – die Alhambra… einer Ansammlung von Palästen, die sich die maurische Dynastie der Nasriden im 13. und 14.Jhdt am Burgberg der Stadt, als Residenz errichten ließ.

Dieses heutige Kulturerbe der UNESCO, bestehend aus dem Genralife neben der Festungsmauer (Sommersitz des Emir)… der Medina (Residenz) und dem Albaicin (ehemaliges Wohnviertel der Mauren) spiegelt wahrlich alle, der Menschheit inne wohnenden Emotionen, wider. Es hat verschwenderische Pracht mit allen ihren Nebenerscheinungen, wie Intrigen während ihres 700-jährigen Daseins erlebt… danach Veränderungen ihrer Bausubstanz durch die katholischen Rück-Eroberer und auch die Tragik des Verfalls zu Beginn des 18. Jhdts erfahren, wo Bettler und Vagabunden inmitten der Marmorpracht hausten… erst im 19. Jhdt wurde ihm eine würdige Auferstehung durch Restaurierung beschieden und die Alhambra genießt nun als zauberhaftes, exotisches Schau-Objekt, Weltruhm.

Als Siedlung von Phöniziern und Iberern wird Granada jedoch bereits 500 vor Chr. erwähnt.

Mit der Eroberung durch die Mauren 711 begann dann eine Blüte- und Glanzzeit für die Stadt, die 700 Jahre lang dauerte. Zum Kalifat von Cordoba gehörend, erlebte die Stadt im Bereich von Al Andalus eine beispielhafte Entwicklung auf allen Gebieten von Kunst und Wissenschaft, sowie des täglichen Lebens, das Vorbild sein könnte für die Völker unserer Welt.

Den Grund dafür lieferte dasfriedliche Zusammenleben der 3 Weltreligionen – Judentum, Moslime und Christen – die ihre religiösen Traditionen unbehindert ausüben konnten. Gemeinsam schufen sie ein blühendes Gemeinwesen, wie es nie wieder irgendwo zustande kam.

Es endete, als 1492 das Kalifat Cordoba kapitulieren musste und die Katholischen Könige das Land wieder in Besitz nahmen. Nur 7 Jahre, bis 1499 dauerte es, bis die zugesicherte Religionsfreiheit vollends gebrochen wurde und auf Anordnung des Bischofs von Toledo am Marktplatz in Granada ein Scheiterhaufen brannte, auf dem Bücher und Schriften der Moslems verbrannt wurden. Dabei kam es zu Pogromen gegen Nicht-Christen und vor allem auch gegen die Juden. Zwangs-Enteignungen und weitere Schikanen, zwangen einen Großteil der Mauren zur Auswanderung in die Staaten Nordafrikas.

Auf dieser Reise durch Spanien gehören natürlich auch wir zu den Schaulustigen, die sich von der Kunst und den Ambitionen, vergangener Generationen betören lassen.

Granada – das 8. Weltwunder!

Schon das Aufstehen bereitete Schwierigkeiten wegen der unheimlichen Müdigkeit.

Aber jegliche Art von Widerstand war unmöglich… in der Früh des 17.8. schleppte uns unser Bekannter aus München, schon zur Kathedrale. Wir beguckten sie, trotzdem gerade Gottesdienst war eingehend und es war ganz klar, dass wir sie alle hinreißend fanden.

Unser Münchner entwickelte die reinsten Fremdenführer-Qualitäten, er schleppte uns sogleich ins Generalife, den Park der maurischen Fürsten.

Er hatte wirklich recht gehabt, die Anlagen waren wunderbar angelegt.

Aus allen Knopflöchern schoss das Wasser in Form von Springbrunnen… ja schon der Sommersitz des Kalifen hatte Klima-Anlage, soooo neu ist sie also gar nicht mehr.

Das Mittagessen bestand aus fetttriefenden Leberstückchen am Spieß, die in irgendeiner Spelunke, wo uns die Schuhputzer beinahe in den Hintern gekrochen wären, eingenommen wurde.

Endlich war die weltberühmte Alhambra an der Reihe. Frisch gestärkt und zu neuen Untaten bereit, marschierten wir bei 40 Grad im Schatten los.

Das Traumschloss aus Tausend und einer Nacht kann, glaube ich, niemand vergessen, der es einmal gesehen hat.

Der Löwenhof ist der berühmteste Teil daraus. Hier soll einmal der Harem untergebracht gewesen sein. Die wunderbaren Ornamente und der kunstvolle, komplizierte Stuck, faszinieren.

Es wirkte alles so fremdartig auf uns. Kein Wunder! Die Alhambra ist ja auch ein maurischer Palast.

Granada war der Lieblingssitz der Mauren und so lange sie konnten, hielten sie ihre Alhambra.

Heute gehen unzählige Touristen mit Fotoapparat und bewunderndem Staunen durch die seltsam angelegten Räume. Das heißt, ich schleppte mich mehr hindurch. Bei mir hielten die Stärkungen nämlich nie sehr lange an. Ich hatte gleich wieder einen rasenden Durst und besonders nach dem Essen verspürte ich einen unbändigen Schlaf. Bei jeder Treppe, die kam, ließ ich mich nieder und erst bis einer kam und mich wieder auf die Beine zog, bequemte ich mich, bis zur nächsten Treppe zu latschen. Als es wirklich nicht mehr weiter ging, erreichten wir gerade noch vor dem Verdurstungstod die nächste Kneipe, in der Nähe des Kohlenhofes. Denn Mutti gab keine Ruhe, bevor wir uns nicht die alte Pferdetränke der ehemaligen Karawanenstation auch besehen und fotografiert hatten.

Für heute hatten wir genügend gearbeitet, also beschlossen wir, auf der Hauptstraße von Granada etwas zu promenieren. Von den Andalusierinnen waren wir auch etwas enttäuscht und ich ärgerte mich riesig, dass dieser Tag so ganz ohne Abenteuer abgegangen war. Granada hatte ich mir so romantisch und abenteuerlich vorgestellt.

Wir begaben uns darauf jedenfalls auf den Zeltplatz, um zu Abend zu speisen.

Dabei gab es aber schon eine riesige Aufregung, denn jemand hatte einen Skorpion entdeckt. Der ganze Platz lief zusammen und alle behaupteten, sie würden ihn totschlagen, aber trotz des Männer-Überschusses getraute sich keiner, hinzuhauen. Das ging so lange, bis das arme Vieh scheinbar Lunte roch und wieder verschwand.

Kaum hatten wir uns von diesem Schrecken erholt, kam einer unserer Camping-Komplicen auf die glorreiche Idee (es könnte sogar unser Vati gewesen sein), heute abend auf den “Sacromonte” zu fahren. Der “Sacromonte” ist nämlich der Zigeunerberg von Granada, die Zigeuner leben dort alle beieinander in Höhlen. Sie haben sogar eine eigene Schule und eine eigene Kirche.

Unser Vehikel ließen wir auf einem Parkplatz, wovon wir gleich den Parkwächter weglotsten und ihn überredeten, uns durch das Zigeunerviertel zu führen. Unser Münchner war natürlich dabei, wir alle 3, ein junges Ehepaar und ein Zeltnachbar.

Ich lebte direkt auf in der Vorahnung eines wunderbaren, großen Abenteuers. Zuerst sah es aber gar nicht danach aus, obwohl der alte Spanier, der uns führte, ganz nett war. Die Verständigung klappte eigentlich auch ziemlich gut, nur, dass wir einmal eine Damen-Toilette benötigten, kapierte er erst absolut nicht. Erst als Vati ihm vormachte, was wir wollten, schickte man uns in eine Privatwohnung, die aber verhältnismäßig sauber war.

Nachdem wir dem Wein kräftig zugesprochen hatten, trafen wir den “Amigo” unseres Münchners, der ein tanzender Zigeuner war. Da wir also “Beziehungen” hatten, durften wir uns die Zigeunertänze zu verbilligten Preisen ansehen.

Es war bereits alles auf Fremdenverkehr hergerichtet, denn es gab sogar schon Höhlen zu besichtigen und alles kostete natürlich Pesetas. Alles war weniger abenteuerlich, als interessant… eine Zigeunerin verkaufte uns die Kastagnetten, mit denen sie eben noch getanzt hatte, um einen Wucherpreis.

Unser desertierter Parkplatzwächter knöpfte uns auch noch seine Ration für die Führung ab und zum Abschluß lud er uns alle zu einem Viertele ein, obwohl wir sowieso schon alle mehr als genug hatten.

Das hätte er nicht tun sollen, denn jetzt erhoben die tanzenden Zigeuner Anspruch auf das Geld.. Unser Spanier war aber keinesfalls gewillt, ihnen Prozente zu geben.

Da unsere “Männer” sich aber infolge der vielen Viertele, die sie genossen hatten, recht stark fühlten und kräftig “Allemann” schrien und Miene machten, einzugreifen, wollten die Zigeuner keine schlechte Reklame machen, dampften wieder ab und hatten die Abrechnung scheinbar auf den kommenden Tag verschoben. Darauf fühlten sich unsere “Männer” so stark wie siegreiche Toreros, schickten uns ins Bett, feierten ihren Sieg mit Unmengen von Wein bis zum nächsten Morgen.

Nach dem nicht ganz ungefährlichen, nächtlichen Ausflug in die “Höhlenwelt” der Zigeuner, verläuft die Reise durch Spanien weiter nach Plan durch die herrliche Berglandschaft der Sierra Nevada, die uns mit prächtigen Panorama-Blicken für die vielen Kurven auf und ab, entschädigt. Dieser Hoch-Gebirgszug mit dem höchsten Gipfel von 3482 m zieht sich in west-östlicher Richtung entlang der Küste, wobei die Felsen steil zum Meer abfallen.

Nach Absolvierung einer entsprechenden Anzahl von Kilometern auf dem krummen Asphaltband, lockt wieder das Mittelmeer mit seinen mediterranen Ortschaften und Städten, die sich hier besonders “herausgeputzt” zeigen.

So macht nicht nur Malaga einen äußerst modernen Eindruck, sondern auch die 57 km südwestlich befindliche Großstadt Marbella, in deren Nähe wir unsere Camp-Quartiere aufschlagen wollen, ist von Eleganz und gepflegtem Äußeren geprägt. Schon seit der Jungsteinzeit besiedelt, hat sie alle Veränderungen der Jahrhunderte miterlebt und überstanden und lockt nun durch eine wundervolle Lage an einer der schönsten Küstenabschnitte Europas bereits eine Menge Prominenz anderer Staaten an.

Über den ein klein wenig längeren Aufenthalt dort, erzählt wieder Karin.

Der 18.August war in Bezug auf unseren Gesundheitszustand nicht der günstigste Tag!

Infolge unseres Familienzuwachses (K a t e r s) kamen wir ziemlich spät von dem abenteuerlichen Granada weg. Wir waren alle restlos k.o; an das Zigeunerleben mussten wir uns eben erst gewöhnen.

Während der Fahrt hatte ich Mühe, meinen Magen festzuhalten, wegen dieser Beschäftigung bekam ich leider nicht sehr viel von der wunderbaren Südküste Spaniens mit. Sie hat den sinnigen Namen “costa del Sol” und ist wirklich traumhaft schön, auch hier reicht das karg bewachsene Gebirge bis ans Meer und das Wasser hat wunderbare Formen in den Stein gefressen.

Auch von Malaga bekam ich nichts mit, es ist sowieso nur eine normale südspanische Großstadt.

Endlich langten wir auf dem Campingplatz Marbella an, wo ich als erstes das Closett beehrte, denn so schnell kam mein ramponierter Bauch nicht in Ordnung.

Im Allgemeinen gefiel mir dieser Platz nicht so sehr. Das Meer war total aufgewühlt von einem abklingenden Sturm und in einer Katerstimmung hat man für die Romantik eines Sturmes nicht viel übrig.

Marbella war auch auserkoren für einige Ruhetage.

Beim Aufstehen war ich immer noch k.o.

Trotzdem führten wir vormittags schon wieder ein richtiges Campingleben mit Baden usw., aber das Wasser war mir in Marbella sehr unsympathisch. Es schwamm noch allerhand Zeug, das von dem Sturm aufgewirbelt worden war, umher, außerdem drohte die Gefahr eines Besuches von etlichen Quallen. Deshalb ging ich vorsichtshalber in Marbella nicht mehr ins Wasser.

Den Nachmittag wollte ich mit dem, der Schönheit sehr zuträglichen Schlafen verbringen.

Nach kurzer Zeit kam aber schon mein Erzeuger wie ein Wilder angerast und verkündete atemlos, dass im Camping-Restaurant spanische Volkstänze vorgeführt würden.

Ich packte meine Knochen zusammen und watschelte dorthin.

Es war wirklich ein einmaliges Erlebnis, denn die Tänzer waren spanische Studenten, die auf Urlaub hier waren und aus lauter Freude, zu tanzen anfingen.

Es war richtig gemütlich.

Sogar eine 4-jährige Marokkanerin tanzte mit Grazie den Flamenco. Sie hatte die Bewegungen schon wie die Alten heraus.

Es wurden sämtliche Kastagnetten und Musikinstrumente zusammengekratzt, darunter auch unsere am Sacromonte erstandenen Kastagnetten.

Zur Inspiration stiftete Vati am laufenden Band sämtlichen Anwesenden Cognacs (ein Glück, dass sie nur 5 Peseten kosteten).

Dann wurde fleißig mit der Kamera eingefangen.

Noch ganz benommen von dem netten Erlebnis, verkrochen wir uns für die Nacht in unsere Villa.

Nichtstun – unbekömmlich

Nächsten Morgen, es war der 20.8. war ich immer noch in einem denkbar ungemütlichen Zustand.

Das Nichtstun bekam mir nicht (vielleicht war es auch das Seeklima, oder der Sturm).

Eigentlich tat ich ja etwas, und zwar verbrachte ich den ganzen Tag mit Beobachtungen von einigem Meeresgetier.

Ein Einsiedlerkrebs lebte mit einer Seerose in Symbiose… die Seerose war gerade dabei, einen Tintenfisch zu verschlucken, das ganze spielte sich in einer Waschschüssel ab.

Zum Mittagessen gab es Makrelen, die ich putzen und ausnehmen musste. Appetitlich war es nicht, aber da ich hungrig war, schmeckte es ausgezeichnet.

Den Nachmittag über machte der Krebs vergebliche Anstrengungen, seine Lebensgefährtin loszuwerden. Als er einsah, dass es zwecklos war, fügte er sich in sein Schicksal und raste von Neuem mit ihr durch die Waschschüssel.

Nach der Besichtigung noch einiges grausligen Meeresgetiers und nachdem eine riesige, weiße Qualle tot am Strand lag, verging mir die letzte Lust am Baden und ich war froh, dass ich mich abends ins Bett legen durfte.

Es versteht sich von selbst, dass auf die sogenannte Ruhepause, wieder eine ereignisreiche Aktivität folgen musste.

Nach dem etwas “faulen” Marbella hat der “Plan” eine der ältesten Städte Spaniens, das gleichzeitig als größtes der “weißen Dörfer” Andalusiens gilt vorgesehen – R O N D A !

Auf einem steil abfallenden Felsplateau angesiedelt, trennt eine fast 100 m tiefe Schlucht die Altstadt, vom neuen Teil, die durch eine Brücke überwunden wird.

Nachweisbar ist eine Besiedlung bereits in der Altsteinzeit und Höhlenmalereien in der Umgebung, zeugen von der Anwesenheit prähistorischer Menschen dort.

Unter den Mauren war Ronda eine der 5 Verwaltungsbezirke, in die Al Andalus unterteilt war.

Es hat außer seiner spektakulären Umgebung, mit einer maurisch geprägten Altstadt und der ältesten Stierkampf-Arena Spaniens, aufzuwarten. Außerdem war es von jeher Zufluchtsort für Schmuggler.

In Abänderung des ursprünglichen Plans für die Nacht nach Marbella zurückzukehren, hatten wir uns entschlossen, nach diesem besonderen Leckerbissen Ronda, die Fahrt gleich bis nach Algeciras fortzusetzen und dort auf einem Camping-Platz unsere Zelte für die folgende Nacht aufzuschlagen.

In Algeciras fassten die Mauren als erstes Fuß im südlichen Spanien und behielten es bis 1344.

Der Stadt unmittelbar gegenüber erhebt sich der mächtige Kalksteinfelsen GIBRALTAR, 64 m hoch, aus dem Meer mit einer Länge von 6 und einer Breite von 1,2 Kilometer.

Dieses Ungetüm galt im Altertum als eine der Säulen des Herakles.

Als Kuriosum und Streitobjekt bis heute, wurde dieses steinerne, von künstlichen und natürlichen Höhlen durchzogene Naturdenkmal im Zuge der englisch-niederländischen Kriege, nach der spanischen Habsburg-Ära, im Vertrag von Utrecht, 1713 England zugesprochen. Die Stadt Gibraltar liegt auf dem schmalen Streifen der Westküste. Der Felsen von Gibraltar ist übrigens der einzige Ort, wo Berber-Affen in Europa leben, die als Touristen-Sensation gelten… und die enge “Straße von Gibraltar” ist die Lebensader des Mittelmeeres für die Zufuhr von Atlantik-Wasser.

Aber zurück zu Ronda und Karin:

In der Frühe des 21.8. konnte man einen deutschen Opel Rekord unter einem bedeckten Himmel in die Berge fahren sehen.

Wir hatten vor, nach Ronda, dem Banditennest zu fahren. Davor mussten wir aber erst durch eine Berggegend, die einer Wildnis sehr ähnlich sah. Noch dazu kamen wir uns wie in einer Waschküche vor, denn der Nebel war undurchdringlich. Die Straße bestand nur aus Kurven und Schlaglöchern, infolge dessen war mir auch schon wieder wunderbar übel.

Auf halber Strecke nahmen wir einen spanischen Polizisten, der versuchte, per Anhalter ans Ziel zu gelangen, mit. Dieses Mal klappte es mit der Verständigung nicht so gut, aber wir kapierten, als wir endlich angekommen waren trotzdem, dass der Polizist uns zu einer Tasse Kaffee einlud.

Das war also unsere erste Bekanntschaft mit Ronda, dem Räubernest. Der Himmel hing voller dicker, schwerer Wolken, dadurch wirkte der Ort noch düsterer und unheimlicher.

2 junge, geschäftstüchtige Spanier boten sich uns sofort zu einer Führung durch Ronda an. Ihr Mundwerk stand keinen Augenblick still und unter anderem erzählten sie auch (auf spanisch), dass die Gegangenen in die tiefe Schlucht geworfen wurden… wir erfuhren auch, dass 1956 der letzte Banditenführer erschossen wurde und dass Ronda die älteste Stierkampf-Arena Spaniens hat. Auch in Ronda waren die Mauren sehr lange gewesen… einige Tore, Häuser und ein Museum zeugen davon.

Obwohl uns Ronda sehr gut gefiel, besonders weil es noch sehr ursprünglich war und überhaupt keinen Fremdenverkehr hatte, mussten wir doch weiterfahren. Das heißt, wir fuhren vorerst die gleiche Strecke, die wir gekommen waren, durch die Berge wieder zurück. Bei dieser Angelegenheit übergab ich mich dann wirklich, aber diesmal ging es ziemlich gut, denn ich hatte schon Übung und zielte genau, in das dafür vorgesehene Sackerl.

Sowie wir wieder an der Küste waren, wurde das Wetter wieder besser.

Und im Nu waren wir in Algeciras, dem äußersten Zipfel Europas, das heißt, es kam eigentlich aber nur mir so vor, weil ich wieder die ganze Fahrt verschlafen hatte.

Die Belegschaft des Campingplatzes, von dem aus man den Felsen Gibraltars und die Küste Afrikas sehr schön sehen konnte, war nicht direkt unsympathisch. Wir trafen sogar noch “alte Bekannte” aus Marbella, mit denen wurde dann das große Wiedersehen mit ziemlich viel Cognac begossen.

Ein kleiner Spaziergang am Hafen von Algeciras, war aber trotz schrägem Gang, noch fällig.

Bei der größten Nachmittagshitze schleppten wir uns durch die engen und schmutzigen Gassen, die je mehr sie stanken, natürlich desto romantischer waren.

Als wir um das nicht allzu große und wenig comfortable Wassergefährt herumschlichen, das nach Afrika geht, behaupteten wir natürlich alle einstimmig, wir hätten nicht die geringste Lust dahin zu fahren, es wäre völlig zwecklos und außerdem hätten wir keine Zeit und kein Geld mehr, wogegen es ja nun wirklich kein Argument mehr gab.

Das Abendessen am Campingplatz war sehr gemütlich… von unserem Zelt aus konnte man bei einiger Ungeschicklichkeit direkt ins Meer fallen.

Während Mutti und Vati noch einen kleinen Abendspaziergang tätigten, saß ich am Platz mit dem Feldstecher in der Hand und suchte verzweifelt die Affen von Gibraltar. Poetisch angehauchte Leute hätte diese Stunde allerdings zu einem ihrer größten Werke inspirieren können, so wunderbar war dieser Abend.

Der Clou des Tages kam aber noch mit der Ankunft der alten Herrschaften, die so ohne weiteres auf einmal verkündeten… nach reiflicher Überlegung, wobei aber wahrscheinlich mehr die Abenteuerlust, als die Reife überwog… hätte man sich entschlossen, morgen nachmittag doch noch den schwarzen Erdteil zu besuchen.

Daraufhin schliefen wir alle natürlich nochmal so gut wie sonst.

Auf einer Halbinsel, mit Marokko durch eine Landgrenze verbunden, befindet sich die spanische Exklave C E U T A an der nordafrikanischen Küste, die uns den Eintritt in den Kontinent Afrika nach T E T U A N ermöglichen soll.

Ceuta gilt als zweite Säule des Herkules im Gegenstück zu Gibraltar.

Das 40 km entfernte Tetuan, die “weiße Taube” liegt 10 km vom Meer entfernt, auf einem Hochplateau und gehört zu Marokko. Erst im 14. Jhdt entstanden, war es Sitz eines Sultans oder Kalifen.

Wo Europa aufhört – und Afrika anfängt…

Der 22. August 1958 war ohne Zweifel für unsere Familie ein historisches Datum.

Das Schiff in die andere Welt lief erst um 16 Uhr aus.

Aus diesem Grund versuchten wir vormittags noch einige Flaschen Whisky aus dem Britischen Königreich zu verschleppen.

Gegen die Nüchternheit und Sachlichkeit der beherrschten Gentlemen kamen wir aber nicht an … ohne Carnet ließ man uns nicht ein, nach Gibraltar.

Mit nicht gerade freundlichen Gesichtern, kehrten wir wieder um von der Grenze.

In Algeciras suchten wir dann eine Pflegestätte für den fahrbaren Untersatz auf, wo er über Mittag kosmetisch behandelt wurde.

Nach einer von diesen, von uns so hoch geschätzten Trödeleien, mussten wir uns auf einmal sehr beeilen und erreichten den Hafen gerade noch rechtzeitig.

Die Überfahrt dauerte eine Stunde, in der ich einige Male durch das ganze Schiff lief.

Der Wind blies mir zwar durch Mark und Bein, aber mich störte nichts, nicht einmal das viele Gesindel, das sich in der 3. Klasse, herumtrieb.

Wie die anderen Touristen auch, betraten wir ehrfürchtig den schwarzen Erdteil, tatsächlich war es aber der Kai von Ceuta, wie alle anderen Kais auch. Außerdem ist Ceuta auch noch eine spanische Stadt. Als wir aber vor dem Problem standen, nach Tetuan transportiert zu werden, kam uns alles keineswegs mehr spanisch, sondern sehr “schwarz” vor. Die Fahrkarten für den Bus nach Tetuan konnten wir nämlich nur im “Schwarzhandel” erstehen.

Ein nicht sehr vertrauenserweckender, schwarzer Araber, mit Fez und einem besseren Sack umgehängt, nahm uns unter seine Fittiche und sorgte dafür, dass wir mehr oder weniger sicher mit einem Gegenstand, der den Namen Omnibus in keiner Weise verdiente, nach Tetuan kamen.

Die Landschaft bis Tetuan war wirklich recht afrikanisch, so nach Steppe und Wüste!

Das kam uns aber gegen das Monstrum, in dem wir saßen und gegen die merkwürdigen Wesen, in deren Gesellschaft wir uns befanden, noch recht vertraut vor.

Als man uns dann, bzw. unsere durcheinander gerüttelten Knochen vorm Araberviertel von Tetuan absetzte, wussten wir nicht, ob wir froh oder unglücklich darüber sein sollten. Zum Nachdenken blieb uns aber Gott sei Dank, keine Zeit.

Es war uns nichts anderes übrig geblieben, als sich einem sogenannten Fremdenführer anzuschließen, der aber seinerseits, abgesehen von den Bluejeans und dem Texas-Hemd, das er trug, auch noch ziemlich nach “dunklem Erdteil” aussah. Sein Deutsch war erstaunlich gut (kein Wunder bei einem längeren Aufenthalt in Köln) und mit der Zeit bekamen wir heraus, dass der “Führer” Odine hieß und Berber war.

Auf jeden Fall waren wir dann doch recht dankbar, im Araberviertel nicht nur auf uns selbst angewiesen sein zu müssen. Auf einmal waren wir nämlich in einer ganz anderen Welt.

So ein Sprung von einer Welt zur anderen ist gar nicht so einfach, wenn man ihn erlebt.

Zuerst kamen wir uns vor wie im Traum, dann wie im Film und dann erlebte ich auf einmal die gesamten Abenteuer von Kara Ben Nemsi noch einmal mit. Zwar war unser Begleiter kein Hadschi, aber so genau kam es ja nicht darauf an.

Die verschleierten Frauen, die an uns vorbei huschten, kurze und verstohlene Blicke in eine der zahlreichen Moscheen, wo aus der Dämmerung die langen Gewänder der kauernden Gestalten weiß heraus leuchteten… , all‘ das genügte uns schon, um sich in einer anderen Wirklichkeit zu fühlen.

Von dem täglichen Leben der Bewohner dieser Welt, konnten wir in einer halben Nacht, nicht viel erfahren. Unsere Umgebung kam uns aber auch so schon genügend unvorstellbar und unfassbar vor.

Dass einige der Araber bereits den Fremdenverkehr auszunutzen wissen, ist uns zwar aufgefallen, war aber derart nebensächlich, im Vergleich zu dem unheimlichen Eindruck, den der Bummel durch die ungepflasterten, engen, schmutzigen und eigenartig riechenden Gassen, bei uns hinterließ.

Zu meinem großen Leidwesen wurde darauf bestanden, dass wir im Hotel Trebol im Europäerviertel übernachteten… so war der Traum denn um 1 Uhr nachts mit dem weiß überzogenen und recht bequemen Bett im Hotel Trebol, aus.

Als ewige Erinnerung hatten wir noch vor dem Schlafen gehen, eine marokkanische Ledertasche, schöne Handarbeit erstanden.

Noch ewiger wird mir allerdings eine Kneipe in Erinnerung bleiben (auch im Araber-Viertel), die wir kurz vor Mitternacht, erreichten.

Der Wirt, auch ein Typ zum Fürchten, kehrte gerade mit Schwung die Krabben-Schalen an die Seitenwände, wo bereits diese Substanz, gemischt mit Schmutz einen 20 cm hohen Saum bildete. Das Cerveza schmeckte aber auch aus dreckigen Gläsern und vor allen Dingen schmeckten die Krabben, die Kartoffelchips oder sonstiges Meeresgetier, was man gratis dazu serviert bekam.

Das frühe Aufstehen fiel uns am nächsten Morgen eigentlich gar nicht so schwer, wie man hätte meinen können. Nein, wir waren noch viel zu beeindruckt vom Abend vorher, um verschlafen zu sein. Ein wenig benommen, wäre vielleicht besser gesagt!

Mit derselben Klapperkiste, mit der wir gekommen waren, transportierte man uns auch wieder aus diesem orientalischen Märchen, hinaus.

Im Hinausfahren von Tetuan besahen wir uns den modernen Teil der Stadt mit dem Sultanspalast, den vielen Minaretts und auch den Hochhäusern nochmal bei Licht, bzw. Tageslicht.

Auch am Tage waren wir noch begeistert, aber es war alles mehr nach nüchternem Magen.

An der spanisch/marokkanischen Grenze dauerten die Formalitäten ebenso lange wie am Tag vorher und dann waren wir wieder in Ceuta am Kai. Die Überfahrt unterschied sich mit der am Tag vorher, ebenfalls kaum, mit der Ausnahme, dass wir einen gewissen Herrn Graf noch näher kennenlernten, beim Mittagessen im Hotel Termino.

Am Campingplatz konnte unser Herr Autofahrer dummerweise, dem ach so billigen spanischen Cognak nicht widerstehen und legte sich in Gesellschaft mit dem teuren Herrn Graf einen “Affen” zu.

Der Haken an der Sache war nur, dass wir bis abends in Sevilla sein mussten…

SEVILLA… bei diesem Namen erklingen sofort aufrüttelnde Klänge, zündende Melodien… tanzt da nicht auf einem Platz eine schwarzhaarige Carmen, betört mit der Habanera den Seregant Jose… ? Und dort, ist das nicht Mozarts Don Giovanni, der gerade das Bauernmädchen Zerlina in sein Schloß lockt… ” Ein Milieu voll Romantik, Leidenschaft und Musik!!

In der Realität ist Sevilla, Spaniens viertgrößte Stadt am Fluss Guadalquivir.

Auch sie durchlebte die Herrschafts-Phasen verschiedener Völker, einschließlich der toleranten Mauren-Ära, ebenso wie Pogrome der nachfolgenden katholischen Könige.

Zum Unterschied von anderen Städten war sie aber bereits vor Ankunft der Römer, ehe sie eine ihrer Kolonien verkörperte, ein wichtiges Handelszentrum und hieß Hispalis. Geplündert von den Vandalen, Bischofssitz unter den Westgoten, zerstört von den Normannen, hat sie es wohl verdient, die Kulisse für menschliche Sehnsüchte zu liefern.

Einen weiteren Trumpf hat sie ebenfalls noch auszuspielen: nach dem Sturz der Mauren schmückten sie die neuen Machthaber mit der schönsten, reichsten und größten Kathedrale von ganz Spanien… vielleicht sogar der Welt. Ein gotisches Wunder als Nachfolge der alten heidnischen Moschee! In8O Kapellen werden täglich 500 Messen gelesen… angeblich… und zu dieser Stadt sind wir unmittelbar nach dem Abenteuer “Afrika” unterwegs…

Die Strecke war wunderbar und kurvenreich. Vati nahm diese Kurven mit einem Schwung, dass Mutti sich nicht mal über “Trunkenheit am Steuer” zu beklagen wagte.

Im Laufe der Fahrt und mit Hilfe einer Cerveza- bzw. Coca-Cola-Pause wurde unser Vati dann allmählich wieder nüchtern.

Bei dieser Pause brach ich mir beinahe alle Knochen bei dem Unterfangen, ein voll beladenes Maultier zu erklimmen. Mein Glück war es, dass das Tier höchst gutmütig war und der Inhaber Verständnis für Übermut hatte.

Bei der Weiterfahrt wurde auf einem der vielen Felder – wir kamen durch eine fruchtbare Ebene – Baumwolle gepflückt (von uns) zum “Andenken”.

Die Einfahrt nach Sevilla war höchst strapaziös, besonders da es schon dunkel wurde.

Nach der Überprüfung der Finanzlage stiegen wir dann im Hotel Paraisa ab, was meinen müden Knochen außerordentlich gut tat.

Nun waren wir wieder in echt spanischer Lebensart… das Abendessen wurde zwischen 10 und 11 abends im kühlen Innenhof des Hotels serviert, wobei uns gleich ein nettes Tier von beachtlicher Größe von oben auf den Schoss fiel. Ob das eine Besonderheit des Hauses oder zur spanischen Lebensart gehört, darüber lässt sich natürlich streiten.

Ein Marokkaner, der mit einer Berlinerin verheiratet war, versuchte uns den Aufenthalt dadurch zu vermiesen, indem er sagte, diese Tiere wären ein Zeichen von Unsauberkeit, aber wir waren ja schließlich schon einiges gewöhnt und zumindest ich schlief trotz etwaiger, animalischer Mitbewohner recht gut und ruhig.

Unsere alten Gewohnheiten sind wiedergekehrt: der lange Morgenschlaf…

Vor den Mittagsstunden konnten wir gerade noch in die berühmte Kathedrale von Sevilla schlüpfen und das echte, spanische, gotische Machwerk gebührend bewundern.

Es schien mir als würden die Kathedralen mit jedem Kilometer, den wir uns weiter frassen, schöner und gewaltiger. Aber wahrscheinlich hatten wir nur immer weniger Zeit, sie uns ganz genau anzusehen und Vergleiche zu ziehen.

Von dem Kunstgenuss wieder tief beeindruckt, ließen wir uns von einem netten Kutscher mit seinen 2 Rappen, durch die Stadt fahren.

Stolz wie ein Pfau thronte ich auf dem Kutschbock und sah mir Sevilla von oben herab, an.

Auffallend waren die vielen Parks und Gärten, die Stadt macht einen für spanische Verhältnisse sauberen und freundlichen Eindruck, was Mutti und Vati besonders imponierte.

Der Höhepunkt der “Kutschierfahrt” war natürlich Santa Cruz, der Inbegriff spanischen Lebens mit Niveau.

Der Nachmittag, den die Spanier klugerweise zum Schlafen benützen, musste von uns Touristen natürlich trotz der mörderischen Hitze, zu Besichtigungen ausgenutzt werden.

Wir wagten also unter den widrigsten Umständen, den Sturm auf den Alcazar Sevillas.

Stilistisch ist er zwar ein schreckliches Durcheinander… ursprünglich maurisch, haben ihn Ferdinand-Isabella stellenweise auf den Stil ihrer Zeit umgemodelt, was ich aber mal ganz nett fand. Unserem Vater schwebt natürlich eine Einheit im Stil als Ideal vor, wie z.B die Alhambra.

Mich störte es aber keineswegs, dass die Sevillaner ein maurisches Minarett als Glockenturm zu ihrer katholischen Kirche bestehen ließen. Wahrscheinlich hat es ihnen ebenso gut gefallen oder sie hatten kein Geld für einen neuen Turm?

Darüber machten wir uns also unsere Gedanken beim Bummel durchs moderne Sevilla, mit einem nochmaligen Abstecher nach Santa Cruz, dem Zentrum der obersten 10.000.

Hier sieht man noch schöne Innenhöfe, gut gekleidete Señores und Mantillas.

In jedem Fall ist es aber in jedem Baedecker, als das Viertel des “Don Juan” gekennzeichnet. Mutti war also, was die Romantik betrifft, an diesem Tag voll auf ihre Kosten gekommen.

Da wir nun versuchten, uns den Sitten und Gebräuchen des fremden Landes so gut als möglich anzupassen, promenierten auch wir, so gegen Abend, als es kühler wurde, auf der Calle de las Sierpes auf und ab und setzten uns in eines der zahlreichen Straßencafés, um ungestört die bummelnden Señores und Señoras zu beobachten.

Berüchtigt als heißeste Stadt Europas, bleibt Karin auf dem Weg zur nächsten Reise-Etappe, die Stadt CORDOBA nicht erspart, obwohl es da durch den Einfluss des Atlantik im Winter sogar bis zu O Grad kalt werden kann. Aber wir sind nun mal im August unterwegs und diese auf eine iberische Siedlung zurückgehende Stadt, hat nach Rom und den Westgoten unter der maurischen Herrschaft eines der größten Sakralbauten der Erde hervorgebracht. Eine Moschee, im Jahr 784 begonnen, auf dem Platz eines römischen Tempels und danach einer westgotischen Kirche.

Dabei wurden Säulen des Tempel und auch Material anderer römischer Gebäude verwendet.

In diesem riesigen Gotteshaus ruhen Hufeisenbögen nunmehr auf 856 Säulen, verschmelzen zu einem Wald von Onyx, Jaspis, Marmor und Granit, der alle Farben des Regenbogens widerspiegelt. Als die katholischen Könige schließlich die Macht übernahmen, wurde dieses kolossale Erbe zu einer Kirche umfunktioniert, die 1236 geweiht und in Betrieb genommen werden konnte. Und zwar hat man diese Kathedrale der Stadt mitten in die ehemalige, moslemische Gebetshalle hinein gebaut, wofür natürlich auch einige Säulen entfernt werden mussten.

Den Vorwurf mancher Leute, dass es unverantwortlich wäre, ein derart wundervolles, einmaliges Kultur-Objekt mit einem christlichen Einbau zu verändern, entkräftete der zuständige Bischof mit der Bemerkung, dass vor dem Bau der Moschee hier eine westgotische Kirche gestanden hätte!

Fahrt durch die “Bratpfanne”

Am Morgen des 25.August 1958 verließen wir die schöne Stadt des Don Juan bzw. gegen Mittag verließen wir sie, nachdem wir noch vom Hauptpostamt einen Brief unserer lieben Oma entgegen genommen haben.

Verständlicherweise war die Stimmung bei der immer drückender werdenden Hitze und der noch drückenderen Last, dass wir bis abends in Toledo sein sollten, nicht gerade auf dem Höhepunkt.

Noch dazu mussten wir durch die sogenannte “Bratpfanne”, die heißeste Gegend Spaniens, die sogar die Einheimischen im August, in den Mittagsstunden meiden.

Um das Übel leichter zu ertragen, verschlief ich bis auf einige Zwischenstationen die ganze, mörderische Fahrt. Eine dieser Stationen war gerade um die Mittagszeit CORDOBA.

Laut Baedecker mussten wir hier auf alle Fälle aussteigen, um die Atem beraubende Moschee mit 1000 Säulen zu besichtigen.

Zugegeben, dass Bauwerk war wunderbar, ich fand aber im Augenblick das allerwunderbarste daran war, dass es so angenehm kühl darin war.

Vati störte es natürlich, dass die Moschee wieder in eine katholische Kirche umgewandelt war mit einem pompösen Hauptaltar!!

Von der schönen Stadt der Kalifen, Cordoba, konnten wir leider sonst kaum noch etwas anderes als die schreckliche Hitze mitkriegen. Vati fuhr weiter und ich schlief weiter.

Ab und zu sah ich beim müden Anheben eines meiner Augendeckel, schnurgerade Straßen, verdorrtes Gras und schneeweiße mit Stroh bedeckte Hütten, an uns vorüber huschen.

Im Großen und Ganzen kam mir die Gegend aber recht ausgetrocknet und einsam vor.

Unserem Vater schien sie wahrscheinlich mehr endlos zu sein, aber selbst das war ein Trugschluss, denn spät abends kamen wir zwar todmüde, aber immerhin wie kamen doch in Toledo im Hotel Trocadero an… auf Empfehlung natürlich!

Die Hotelinhaberin war eine Baltendeutsche und nach langer, langer Zeit klappte die Verständigung wieder einmal einigermaßen.

Zwar noch mitten in Spanien, befinden wir uns in Toledo bereits auf dem Weg nach Norden und somit auf der letzten Etappe unserer Spanien-Reise.

Diese Stadt am Tejo stellt eine Art Nationaldenkmal dar und hält außer einer reichen Geschichte, die von den Keltiberern, Römern, Westgoten, Mauren wieder zu den katholischen Königen führt, auch eine große Anzahl von Sehenswürdigkeiten bereit.

Von den Kirchen ist vor allem die grandiose Kathedrale ein Magnet, die Stadt wurde bereits 1085 von den Christen zurückerobert.

Heute steht die Altstadt mit Kathedrale, Alkazar und zahlreichen anderen Kirchen, sowie Museen auf der Liste der UNESCO als Weltkulturerbe.

Außerdem gilt Toledo seit Urzeiten als Hochburg der Waffenschmiede (Toledowaffen!).

In der Mauren-Ära entwickelten die Schmiede eine besondere Technik der Klingen-Verzierung.

Und im 12. und 13 Jhdt war die Stadt das Zentrum für die Übersetzung arabischer Schriften ins Lateinische und Romanische und war also wegweisend für die Verbreitung von arabischer Philosophie und Wissenschaft.

Zu diesen kosmopolitischen Porträt kommt auch noch die herrliche Lage der Stadt am Tejo-Fluß.

Sie hätte also wahrlich einen längeren Aufenthalt verdient, aber der unerbittliche Faktor Zeit treibt uns bereits nach einer Hotel-Übernachtung weiter ins ca. 50 km entfernte Madrid, der heutigen Hauptstadt Spaniens, die erst im 9. Jahrhundert gegründet wurde und nach London und Berlin die drittgrößte Stadt der Europäischen Union darstellt… doch als “Mutterstadt” der spanischen Metropole, gilt nach wie vor Toledo!

Und wie beurteilt Karin die Situation…

Nach einer derartigen Anstrengung des vorherigen Tages folgte gleich wieder eine.

Zwar hatten wir uns gebührend ausgeschlafen, aber das Problem einen vernünftigen Benzin für das Stahlross zu bekommen, war gar nicht so leicht zu lösen, besonders, da wir uns in Toledo doch so schrecklich gut auskannten… na ja, auf jeden Fall haben wir uns, bevor noch irgendeine Besichtigung starten konnte, gründlich verfahren. Daraufhin kannten wir Toledo und seine Umgebung sowieso schon beinahe wie unsere Westentasche. Die Stadt gefiel uns und gut, besonders natürlich die Lage auf dem Felsen, um den der Fluss herum zieht.

Es fehlte also wie üblich nur mehr die Kathedrale und der Alkazar.

Wir begannen mit dem, im spanischen Bürgerkrieg total zerfetzten und schwer mitgenommenen, aber wieder im Aufbau befindlichen Alkazar. An der Stätte der grausigen Kämpfe überfiel uns noch nachträglich die Gänsehaut.

Ein Spaziergang durch die engen Gassen, wobei Vater sich so schwer von den Schaufenstern der Toledoer Waffenschmiede losreißen konnte, es aber dann doch musste, da die Preise auf deutsche Touristen so wundervoll abgestimmt waren, besorgte uns dann wieder den richtigen Appetit fürs Mittagessen. Die spanische Küche ist zwar keine französische, aber schließlich muss man sich im Ausland ja in jeder Weise anpassen. Meutern gabs also nicht, auch bei schlecht funktionierender Verdauung nicht, was wiederum keine Seltenheit bei uns war.

Die Zeit reichte gerade noch, um nachmittags auf eine Stunde in die Kathedrale zu schauen, auch sie ist weltberühmt und mit Worten wieder einmal nicht zu beschreiben, was natürlich die Folge war, dass wir wieder begeistert waren.

Bei mir war die Hitze aber leider wieder stärker als die Begeisterung und so verschlief ich auch einen großen Teil der Fahrt nach Madrid.

Dort angekommen, erspähten wir eine anständige Tankstelle seit sehr langer Zeit.

Wir waren also doch in der Hauptstadt – keine Fata Morgana!

Wir merkten es bald, es war keine Fata Morgana. Wir waren vielmehr in einer ziemlich modernen Großstadt… natürlich nicht ganz modern, aber im Verhältnis zu den geschichtsträchtigen Stätten, die wir besucht haben, doch ziemlich modern.

Als erstes suchten wir natürlich wieder etwas und zwar so wichtige Orte, wie die Post oder das Hotel Aragon. Zum Glück waren auch sie auffindbar.

Um den Zeitmangel etwas zu verdecken, der uns bedrängte, machten wir uns nach dem Abendessen noch zu einem nächtlichen Bummel durch Madrid auf. Leider lernten wir es dabei auch nicht wesentlich besser kennen, höchstens geographisch. Unsere Müdigkeit trieb uns dann doch vor Mitternach noch in die Betten.

Immer unerbittlicher zieht es uns, ab der spanischen Hauptstadt Madrid, in Richtung Nord.

Von Burgos, das 850 als wichtige Befestigung gegen die Mauren gegründet wurde und im 11.Jhdt zur Krönungsstadt der kastilischen Könige aufstieg… aus der, der Freiheitskämpfer Al Cid stammte… das im Bürgerkrieg Basis für General Franco war… registrieren wir lediglich die prächtige, gotische Kathedrale.

Doch auf dieser letzten Etappe durch Spanien, hält dieses geschichtsträchtige westliche Ende Europas voll spektakulärer Landschaften, noch einen letzten Trumpf für uns bereit!!

30 km westlich von Santander, einer modernen Stadt, die bei dem großen Brand von 1941 ihr eigentliches, traditionelles Antlitz verloren hat und uns lediglich als Nachtquartier diente, wurde im Jahr 1868 per Zufall durch eine Jäger, dessen Hund plötzlich vom Erdboden verschwand, eine Höhle entdeckt – ALTAMIRA!

Nach langem Hin und Her und manchem Irrtum, steht fest, dass sie von 16.000 vor Chr. bis zu ihrem Einsturz 11.000 vor Chr. bewohnt war und uns an Decke und Wänden, in den Stein geritzte, gezeichnete und bemalte Bildnisse – insgesamt 930 – von der damaligen Tierwelt hinterlassen hat.

Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir diese Höhle im Original und ohne Menschenmassen in aller Ruhe und voll Ehrfurcht bewundern konnten, denn seit 1979 ist sie für die Öffentlichkeit gesperrt und nur noch ein originalgetreues Imitat 500 m vom eigentlichen “Tatort”, kann besucht werden.

Über dieses elementare Erlebnis und die Rückfahrt durch Frankreich, die uns außer einem bedrückenden “Katzenjammer” noch 3 Übernachtungen und einige andere Begebenheiten, beschert hat… erzählt nachfolgend Karin!

“Überlandpartie – nach Santander”

Nachdem wir die laute Nacht noch einigermaßen lebend überstanden hatten, wurden sozusagen kurz vor Torschluss, in Madrid schnell noch einige spanische Souvenirs erstanden, wie z.B einer von den berüchtigten und heute noch oft gebrauchten Fächern, ein paar Kastagnetten, usw.

Den weiteren Vormittag verbrachten wir auf der Landstraße zwischen Madrid und Burgos mit einem Straßenrand-Mittagessen zwischendurch.

Die Landschaft ist höchst bemerkenswert schon durch die rote Färbung der Erde.

Manche Landstriche sind so, wie ich mir immer die Prärie vorstelle, dann kommt man wieder durch Felsengebiete, die an Canons erinnern.

In der Zeit, wo die Spanier ihre Siesta halten, entschlossen wir uns zu einer Blitz-Besichtigung der Kathedrale von Burgos. Für Einzelheiten hatten wir sowieso keine Zeit, also kam sie mir so vor, wie alle spanischen Kathedralen.

Je mehr wir uns Santander näherten, desto mehr nahm die Landschaft wieder mitteleuropäischen Charakter an, das heißt sie war mit den uns wohlbekannten Voralpen-Landschaften zu vergleichen. Es gab grüne, saftige Wiesen mit Kühen, so wie bei uns in Feldkirch.

Hier war eigentlich die Reise zu Ende, das Wetter war ungefähr so kalt wie bei uns und sehr viel Neues gab es auch nicht auf dem Campingplatz in Santander, wo wir nun, an Sonne gewöhnt, schlotternder-weise an der rauen Atlantikküste, unsere letzte Nacht auf der iberischen Halbinsel verbrachten.

Abschied von Spanien…

Nach dem üblichen, verspäteten Aufbruch vom Campingplatz fühlten wir uns verpflichtet, vor dem Verlassen Spaniens, noch schnell etwas für die doch so wichtige Kultura zu tun.

Wir betrachteten staunend und mit einer Gänsehaut, die prähistorischen Zeichnungen in den Höhlen von Altamira.

Es war tatsächlich ein würdiger Abschluss für diese Reise durch Spanien.

Ich persönlich war fast am meisten hin- und hergerissen davon, denn auf jeden Fall war es etwas ganz besonderes und etwas anderes, als die ewigen Kathedralen.

Bei der Weiterfahrt Richtung Bilbao kam die Straße direkt an den Atlantik heran.

Er brauste und tobte wie üblich, sodass die Gischt teilweise bis auf die Straße spritzte… das war wieder mal was für mich. Die sonst sehr schöne Felsenküste war zwar im Nebel, aber das gehört wohl zum Atlantik dazu.

Die Stadt-Durchfahrt durch Bilbao war weniger erhebend, denn Bilbao ist eine geschäftige Industriestadt mit vielen Erzbergwerken.

Die Straße nach San Sebastian führte wieder etwas von der Küste weg, durch eine heimisch anmutende Berglandschaft mit Alpencharakter.

Die Fahrt zog sich endlos wie Kaugummi, bis wir gegen Abend endlich in San Sebastian eintrafen und Weinvorräte einkauften.

Die Weinhandlung und die Markthalle lernten wir also bei dieser Gelegenheit kennen.

Im strömenden Regen passierten wir bei Nacht und Nebel die spanisch-französische Grenze.

In Biarritz suchten wir uns durch die dunklen Gassen bis zum Campingplatz durch, wo wir in Windeseile das Zelt aufstellten und unterm Regenschirm, Abendbrot aßen.

Von Spanien kommend, wunderten wir uns nur über die Ruhe, die hier am Abend herrschte und stellten fest, dass die Franzosen wirklich keine Nachtschwärmer sein konnten.

In der Nacht ging ein Weltuntergang ähnliches Gewitter nieder, worauf ich, noch immer Zelt unerfahren, klitsch nass wurde und in den Wagen umzog, wo ich aber mindestens genauso gut weiter schlief.

Traurige Rückfahrt durch Frankreich

Dieser letzte Teil der großen Fahrt ist eigentlich nicht mehr direkt schildernswert.

Traurig über das Ende der schönen Zeit und andererseits wieder froh, bald wieder an der Zivilisation Anteil haben zu können, stand unser Stimmungsbarometer nicht gerade auf dem Höhepunkt.

Auf jeden Fall muss aber das Datum erwähnt werden. Am 29.August 1958 versuchten wir so schnell als möglich, durch Frankreich nach Hause zu kommen.

Trotzdem entschlossen wir uns zu einem Besuch von Lourdes, der allerdings eine große Enttäuschung wurde. Es gab fast noch mehr Kitsch als auf der Kirmes und so viel Trubel und Umtrieb, dass wir froh waren, als wir wieder wegfahren konnten.

Nach Muttis Worten, war es der reinste Affenzirkus!

Unter Lourdes hatten wir uns aber doch etwas anderes vorgestellt.

Von Lourdes bis Toulouse kamen wir durch vertraute Mittelgebirgslandschaft, Übernachtung kurz hinter Toulouse bei Albi auf einem höchst mysteriösem Campingplatz.

Wir hatten wieder einen typisch französischen Platz erwischt, der an Romantik keinem spanischen nachstand. Im Gegenteil er mutete uns förmlich unheimlich und unergründlich an, bis wir darauf kamen, dass das Knistern und Klopfen auf unser Zelt, von den herunterfallenden Eicheln kam. Wir hatten uns nämlich genau unter einem Eichenbaum nieder gelassen.

Trotz Klopfgeräusch und sonst noch allerhand Unheimlichkeiten, hatten wir doch eine ruhige Nacht.

Heimwärts – mit Siebenmeilenschritten!

Bei Sonnenschein, aber nicht zu großer Hitze, bemühten wir uns – es war der 30.August – von Albi über Lyon, so schnell als möglich nach Hause zu gelangen, bzw. zuerst einmal auf den Campingplatz nach Bourges.

Die Strecke war mit Kurven reichlich gesegnet, sodass wir nicht übermäßig schnell vorwärts kamen.

Obwohl die Fahrt quer durch Frankreich vielleicht recht schön gewesen wäre, kam sie mir doch recht kleinlaut vor, zumindest was unsere Stimmung betraf… denn schließlich waren ja 3 Wochen Spanien keine Erholung, sondern ein Abenteuer gewesen.

Jetzt, da wir in 2 Tagen wieder ins Büro bzw. Schule mussten, hätten wir gerade 4 Wochen Erholung nötig gehabt. Besonders eigentlich unser Familien-Oberhaupt… gegen abend wurde er immer höchst nervös, aber das war ja schließlich kein Wunder beim dauernden Kilometer fressen.

Bis vor St. Etienne, konnte man sich ja noch an der schönen Gegend weiden, wie z.B in Espalion oder St. Flour, aber im Industriegebiet um Lyon herum, konnte einem doch die Trübsal packen, vor lauter endlosen, trostlosen Nestern.

Dazu kam noch, dass Mutti uns mit einer ausgewachsenen Erkältung aufwartete und Vati im Begriff war, eine solche zu bekommen. Die Übernachtung am Campingplatz in Bourges förderte diesen Trend, da der Platz sehr feucht und ausgesprochen ungemütlich war. Aber was wollte man von einer Rückfahrt einer schönen Reise schon anderes erwarten.

Der 31. August 1958 war unser letzter Reisetag.

Über Basel, wo wir ahnungslos noch in einen netten Umzug hineinplatzten, kamen wir wieder in deutsche und deutsch sprechende Gefilde.

In Freiburg schauten wir uns im Vorüberfahren noch schnell das Münster an, damit wir auch ja nichts verpassten, auch von den Zeugen deutscher Kultur nicht.

Nach der vielen spanischen Gotik kam uns jene aber direkt nackig und kahl vor, womit aber nicht gesagt sein soll, dass sie deshalb weniger wertvoll wäre.

Spät abends kamen wir alle Drei samt unseren verschmutzten Klamotten, total ausgemergelt und mit einem komischen Gefühl in der Magengrube wieder in Stuttgart-Degerloch an.

Ein bisschen Katerstimmung hatte uns wohl alle überfallen, so knöpften wir uns, um dem abzuhelfen, den aus San Sebastian mitgebrachten Weinvorrat vor, bis nichts mehr übrig war.

Ein würdiger und später Abschluss für diese Reise!!!