Namibia

Afrikas Südwesten auf dem Weg in die Freiheit

Geliebt… begehrt… ausgebeutet von seinen Kolonialherren, stolpert Namibia – ein Staat im Großraum Südafrika – am 21.3.1990 nach freien Wahlen in die Unabhängigkeit.

Ausgerechnet und zufällig bin ich vom 8.3. – 24.3.1990 in diesem Gebiet unterwegs, das sich bis nach dem 1. Weltkrieg stolz „Deutsch-Südwest“ nannte und werde damit ungewollt, auch mit dem politischen Umbruch in diesem Teil Afrikas, konfrontiert.

Nach 12 ½ Stunden Flugzeit und einer zusätzlichen Stunde für die Zwischenlandung in Abidijan an der Elfenbeinküste, bei der niemand die Maschine verlassen darf, erfolgt um 7 Uhr morgens die Landung in Namibias Hauptstadt Windhoek.

Welch‘ ein Empfang!

Blendende Sonne, am blauen von weißem Wolken geschmückten Himmel, beleuchtet die weite Landschaft mit dem Hintergrund kahler Berge…

Ein Bus steht bereit und nimmt uns 15 Teilnehmer an der Reise durch Namibia, zur Fahrt in die 42 km entfernte Hauptstadt auf.

Der Fahrer fungiert gleichzeitig als Reiseleiter und teilt uns mit, dass sofort, ohne Verschnaufpause, eine Stadtrundfahrt absolviert wird, zumal die Hotelzimmer noch nicht verfügbar wären und da Regenzeit, am Nachmittag eine solche durch schlecht Wetter verhindert werden könnte.

Lediglich verstreute, weiße Farm-Gebäude zeugen in dieser 1700 m hohen Gegend von Leben, doch in Windhoek angekommen, macht sich sogleich der Atem der Deutschen Vergangenheit bemerkbar, denn seit 1833 bis 1915 hatte Kaiser Wilhelm II hier… und im ganzen Land das Sagen. So trägt auch die besonders charakteristisch geformte Bergkette, die uns auf dem Weg zur Stadt begleitete, seinen Namen. Der Bergrücken im Hintergrund ziert dagegen als „Bismarck“, das afrikanische Hochland.

Beeindruckend für unsere Gruppe sind die Blütenpracht und das viele Grün in den Gärten vor den Villen des Diplomaten- und Hypotheken-Viertels.

Drei auf einem Hügel erbaute Burgen ahmen Rhein-Romantik nach und das Reiterdenkmal mit einem berittenen Bronze-Soldat, betont als „Schutztruppen-Denkmal“, seine etwas fragwürdige Funktion… erinnert es doch an die im Herero-Aufstand 1896 und den Hottentotten-Kriegen Anfang des 20. Jhdts gefallenen deutschen Soldaten, ohne der zig-Tausenden gewaltsam zu Tode gekommenen Opfer der Gegenseite, zu gedenken.

Als eher freundliches Relikt begegnet uns dann der Bahnhof von 1912, der beste deutsche Wertarbeit präsentiert und vor dem die Dampf-Lokomotive „Little Joe“ nostalgisch von der guten, alten Zeit träumt.

Von 1903 -1939 hat das kleine Schmalspur-Gefährt auf der Strecke Windhoek-Swakopmund, immerhin 436.128 Kilometer zurückgelegt.

Auch dem „Schwarzen Viertel“ stattet unser Bus einen Besuch ab, obwohl es nunmehr diesen Bewohnern erlaubt ist, auch im Zentrum zu leben… ein erster Hinweis von „Klaus“, dem Fahrer, auf die Umwälzungen nach der Abschaffung der Apartheid auch in Namibia, wo die SWAPO siegreich aus den langen Kämpfen dafür, hervorgegangen ist.

Den Schluss der Stadtrundfahrt liefert das Zentrum… die 4 km lange Kaiserstraße. Sie vermittelt uns mit Geschäften, einem Hochhaus-Komplex und ein paar alten Kolonialhäusern, wenigstens einen flüchtigen Eindruck.

Da, nach der Einquartierung im Hotel, der Nachmittag zur freien Verfügung steht, nütze ich ihn trotz Müdigkeit für eine eingehendere Betrachtung von Windhoek und fahre mit dem Hotel-Bus dahin, um es zu Fuß zu erkunden.

Blickfang ist natürlich der Hochhaus-Komplex, der eine Rolltreppe – die einzige im Land – besitzt, viele Geschäfte und ein 16-stöckiges Hotel beherbergt.

Überall herrscht lebhafter Betrieb, wobei sich Weiße und Schwarze das Terrain teilen, als hätte es nie die strikten Grenzen der Apartheid gegeben.

Bei diesem Bummel begegnen mir auch einige, der in auffallend hübsche Trachten gekleideten, Herero-Frauen.

Gewänder, wie sie auch die ersten Missions-Frauen trugen. „Rot“ gilt bei diesem Stamm als National- und auch Trauer-Farbe, was bei den Mützen und Glockenröcken, besonders attraktiv zur Geltung kommt.

Natürlich kommt mir bei ihrem Anblick das Massaker in den Sinn, das diesem Volk im Namen des Deutschen Kaisers Wilhelm II., der auch am Beginn des 1. Weltkriegs unheilvoll mitgemischt hatte, widerfuhr.

Damals wurden der gesamte, aufständische Stamm in die Wüste getrieben, wo die Menschen jämmerlich verdursteten, was einem Völkermord gleichkommt.

Heute stellen die Hereros eine Minderheit mit knapp 7 % der Bevölkerung von Namibia dar.

Insgesamt leben 10 Volksgruppen im Land.

Hereros, Hottentotten, Ovambos sind die wesentlichsten.

Während Hereros und Ovambos – mit 47 % die größte Volksgruppe – zur Bantu-Gruppe zählen, sind die Hottentoten mit den Buschleuten verwandt.

Der einzig rein erhaltene Zweig der Hottentoten wiederum sind die Nama’s.

Buschleute und Bergdamara gelten als die eigentlichen Ureinwohner… ihre Herkunft ist unbekannt.

Die Bantu-Stämme drangen im 16. Jhdt ein und verdrängten die Buschleute nach Osten und Südosten.

Ein wenig merkwürdig erscheinen die Bergdamara, die nicht einmal eine eigene Sprache haben, sondern einen Nama-Dialekt verwenden. Möglicherweise stammen sie aus dem Sudan, früher wurden sie „wilde Kaffern“ genannt. Sie wurden sowohl von den Hereros, wie auch von den Namas, versklavt.

Als Hereros und Namas einander bekriegten, galten sie als „vogelfrei“ und wurden bedenkenlos getötet.

Zwar haben sie ihre Identität verloren, sind aber wahrscheinlich das älteste in Namibia lebende Volk.

Auch Hereros und Hottentotten sind einander feindlich gesinnt und haben sich oft bekämpft.

Die Buschleute wiederum, werden von anderen Afrikanern als Untermenschen und höchstens als Sklaven betrachtet.

Die Namas sind vor etwa 4000 Jahren auf uralten Wanderwegen in den Süden Afrikas gelangt und die heute 42.000 in Namibia Lebenden, können als Überlebende eines stolzes Volkes betrachtet werden, dessen Anfänge weit, vielleicht bis zu den Anfängen der Menschheit zurückreicht.

Als es plötzlich dunkel am Horizont wird, flüchte ich nach meinem Orientierungs-Spaziergang gerade noch rechtzeitig in den Hotel-Bus, aber beim Ausstieg geht ein so vehementer Regenguss nieder, dass ich erst in einer Halle abwarten muss, bis ich die wenigen Schritte ins Hotel-Areal zurückkehren kann.

Als Belohnung dafür zeichnet nach dem feuchten Zwischenspiel, die in tiefem Rot untergehende Sonne vor schwarzen Wolken, ein fast unirdisch leuchtendes Portrait der Hügelkette hinter der Stadt.

Am folgenden Morgen findet frühzeitig der Start zur Fahrt durch diesen südwestlichsten Part des Kontinents Afrika

statt, wo sich die Wüste der Namib und die Trockensavanne der Kalahari ein Stelldichein geben. So haben sich in diesem unwirtlichen Gebiet auch im Gegensatz zum Osten, menschliche Siedler erst verhältnismäßig spät – eben vor 4000 Jahren – eingenistet.

Namibia – ein herbes, heißes Land, das seine wilde Schönheit nicht gern preisgibt und widerspenstig den Menschen die raue Stirn bietet.

Unser Fahrer „Klaus“ macht kein Hehl aus seiner Skepsis gegenüber den neuen, schwarzen Herren. Er fühlt sich als Deutsch-Südwestler, auch wenn schon längst die schwarz-rot-goldene Fahne aufgehört hat, zum afrikanischen Himmel zu baumeln.

Seine Sprache ist gewürzt durch Beimengung des Africaan-Dialekt und betont das Anrecht auf den Besitz dieses Landes, in dem Deutschland gerade mal ein paar Jahrzehnte die Kolonialwürde genoss..

Unter glühender Sonne, als rote, spärlich bewachsene Dünenlandschaft mit niedrigen Hügeln, erleben wir einen Streifen der Kalahari, wo jetzt in der Regenzeit, unter einem mit weißen Wölkchen bestückten Himmel, gelb blühende Bodenpflanzen und winzige lila Kelche sprießen und die „Teufelskralle“ an die Oberfläche „kriecht“, während an den Bäumen, oft riesige Webervogel-Nester kleben.

Danach wieder beiderseits der Straße ebene, gelbbraune Dornsteppe, auf der uns eine Fata Morgana, einen nicht vorhandenen See am Horizont, vorgaukelt.

Vulkankegel aus uralten Zeiten veränderten die Öde, erschufen am Hardap-Stausee eine interessante Felsszenerie, die nun als Erholungslandschaft dient.

In der Ortschaft Marienthal, nur noch 1098 m hoch, findet unsere Mittagspause statt.

Das Lokal wird von einem deutschen Ehepaar geführt und erstaunt erfahre ich, dass die servierten, Butter zarten Steaks von einem Karakulschaf stammen, dessen Zucht seit 1930 große wirtschaftliche Bedeutung gewonnen hat, liefert es doch das Fell für den „Persianer-Mantel“, einen Prestige-Pelz für wohlhabende Europäerinnen.

Das Thermometer zeigt 35 Grad im Schatten und weiter geht es, durch eine Ebene mit Wüstencharakter.

„Klaus“ gibt während der Fahrt – heute sind immerhin 500 km zu bewältigen – reichlich Erklärungen zu Land und Leuten, schimpft gehörig über die Engländer und auch Südafrikaner, die 1915 wegen der Diamanten Funde ins Land gekommen wären, wo doch alles in Namibia von den Deutschen aufgebaut worden ist.

Sein bezeichnendes Resümee lautet: „Wir Südwestler sind verdorben für Europa, schon von den Eltern her… verdorben durch den Sonnenschein!“ Offenbar das Geständnis eines Deutschen aus Afrikas Südwesten, der nun Angst vor der neuen Zukunft hat. Diese wollen und müssen versuchen im schwarzen Regime, das zu erhalten, was sie erworben haben.

In Richtung Keetmanshoop, der Hauptstadt des Südens passieren wir ein Brettel ebenes, gelbgraues, von der Sonne überflutetes Land, durch das sich das Asphaltband der Straße windet. Die weißen Wolken am Himmel verdichten sich und es sieht aus, als wollten sie sich mit der Wüste vereinigen.

Es herrscht kaum Verkehr… in geringer Entfernung werden die Schienen der Eisenbahnlinie sichtbar, ebenfalls Zeugen deutscher Kolonialzeit.

Das Städtchen, dessen Gründung auf den deutschen Großindustriellen Keetman zurückgeht, der große Geldmittel für die hier ansässige Missions-Station zur Verfügung stellte, erleben wir nur während der Durchfahrt zu unserem Nachtquartier außerhalb. Ein paar Geschäfte, die alte Missionskirche, der Deutsche Turnverein ziehen vorüber, eine Szenerie, in die ein paar spärlich blühende Flamboyant-Bäume, Farbe streuen.

Unsere Hotel-Zimmer wirken gemütlich, ein wenig altmodisch, sodass man sich um Jahrzehnte in der Zeit zurückversetzt fühlt.

Doch der Tag ist noch nicht zu Ende. Um ½ 6 Uhr geht es zum ca. 25 km entfernten „Köcherbaumwald“ mit fast 300 Exemplaren dieser Kandelaber-Aloen, einer botanischen Rarität.

Eine Stunde lang dürfen wir in diesem Wald, der von großen Steinen umgeben ist, kreuz und quer, auf schmalen Pfaden empor- und herumsteigen… Überwölbt wird er von einem Himmel mit bizarrer Wolkenbildung…

Schon will ich nach der genehmigten Stunde hinunter zum Bus eilen, da heißt es: zurück in den Wald, denn auf einer kleinen Anhöhe laden auf einem flachen Stein, Sektgläser inmitten der seltsamen Bäume, alle Teilnehmer zum Begrüßungs-Umtrunk durch den Reiseveranstalter ein.

In diesem außergewöhnlichen Milieu erwarten wir den Sonnenuntergang, der mit den Stimmen verborgener Vögel und Insekten brilliert und die ganze Bandbreite afrikanischer Ur-Natur offenbart.

Am nächsten Tag steht uns abermals eine lange Fahrt in südlicher Richtung mit dem Ziel Lüderitz bevor.

An einem Staudamm vorbei, wo überall herum liegendes, uraltes Gestein, eine Mondlandschaft vortäuscht… ein schmaler Fahrweg und eine Tafel weisen darauf hin, dass sich in dieser Einöde irgendwo eine bewirtschaftete Farm befindet… und bei der Bahnstation Holoog erregen Rundhütten aus Plastik unsere Aufmerksamkeit. Die einheimischen Bediensteten hätten sich geweigert, in rechteckigen Häusern zu wohnen… lautet die Erklärung für das Kuriosum.

Auf einer breiten Sandpiste nähern wir uns dem Fisch-Fluß-Canyon, einen der größten Sehenswürdigkeiten Afrikas.

Hier fällt in einer wilden und verlassenen Berglandschaft, der Boden jäh, unvermittelt und Schwindel erregend über 500 m zum sandigen Flussbett in die Tiefe ab. Man bezeichnet dieses Naturwunder als die etwas kleinere Variante des Gran Canyon in den USA, wo sich ebenfalls das Wasser des Colorado Jahrtausende hindurch, ins Gestein gefressen hat.

Die gewaltige Schlucht hier, führte, als ursprünglich rauschendes Gewässer sein Wasserpotential in den Oranje-Fluss an der Grenze zu Südafrika.

Heute schwillt dieser nur periodisch in der Regenzeit an und tümpelt ansonst als bescheidenes Rinnsal vor sich hin.

Von den Pavianen, Leoparden, Waranen und Bergzebras, die zuweilen in diesem Naturschutzgebiet erscheinen, bekommen wir nichts zu sehen. Lediglich eine Klippspringer-Familie versteckt sich nahe der Straße hinter einem Grasbusch.

Auf dem Weg nach Lüderitz macht die „Vor-Namib“ Laterit farbig mit niederen grünen Grasflecken und dem Hintergrund gelbroter Berge, auf sich aufmerksam. Mit Wolkenbänken auf azurblauen Himmel wartet sie jeden Augenblick mit skurrilen Lichtspielereien auf.

Die letzten 100 km faszinieren dann durch eine Art Mondlandschaft aus Sand und Felsformationen, die ins „Diamant-Sperrgebiet“ mündet. Hier sind Abweichungen von der Straße strengstens untersagt.

Wilde Pferde, die nach dem 1. Weltkrieg von den Deutschen einfach frei- und zurückgelassen wurden, haben irgendwie das Überleben geschafft und auch Strauße sind da und dort im hellen Sand zu erkennen.

Wir befinden uns jetzt fast auf Meeres-Niveau und ein heißer Wind weht über halb versunkene Eisenbahnschienen. Er begräbt auch die verstreuten Häuser von Kolmanskop zunehmend unter seiner wilden Gewalt.

Und dann Lüderitz… Um Himmelswillen, was für ein verschlafener, von Gott verlassener Ort!

Dieser Eindruck verstärkt sich noch beim Ausstieg an der Lüderitz-Bucht, wo uns plötzlich eine eisige Brise nach den über 30 Grad im Bus durch beutelt, die als kalte Dusche empfunden wird.

Wie konnte der deutsche Kaufmann Lüderitz 1883 bloß diesen unwirtlichen Erdenfleck für 500 Gewehre samt Munition, den verdutzten Nama-Stämmen abkaufen?

Unser Klaus meint, der 50-Jährige hätte wohl geahnt, dass hier einmal Diamanten gefunden würden.

Immerhin gilt sein diesbezügliches Engagement als die Geburtsstunde der ersten „deutschen Kolonie“.

Allerdings eine recht schwere „Geburt“, verbunden mit Schacherei zwischen Hottentotten und Engländern, die sich plötzlich für das bisher uninteressante „Südwest“ zu interessieren begannen.

Doch der „eiserne Kanzler“ Bismarck konnte schließlich die Misere ins rechte Lot bringen und Deutschland spielte mit im Konzert der europäischen Mächte auf afrikanischem Boden – zumindest bis 1915.

Dem Handelsmann Lüderitz brachte das Jagdfieber nach noch mehr Land, kein Glück, er kam bei einem Schiffbruch 1908, nahe der Lüderitz-Bucht ums Leben – ehe die ersten Diamanten gefunden wurden.

Unser Ausflug zu dem 16 km von Lüderitz entfernten Kolmanskuppe, jetzt Kolmanskop bei morgendlicher Kühle und Wind, sowie einem vom Meer herauf steigenden Nebel, entführt uns am nächsten Tag in eine „Geisterstadt.“

Bereits halb vom Sand zugeweht, widersetzen sich die Häuser wie provozierte Gespenster-Fassaden, dem Zugriff der Wüste, in die sie einst so mühsam und kostspielig, von Gewinn süchtigen Menschen, hineingesetzt wurden.

Ein „Schwarzer“ hatte einem Eisenbahn-Vorarbeiter einen glitzernden Stein als „Diamant verdächtig“ offeriert.

Mit der Anordnung des Direktors, die Bahnstrecke abzusuchen, begann der Schwindel erregende Rausch um das teure Edelmetall.

Aus dem Vorarbeiter wurde ein Millionär und Kolmanskuppe wuchs kometenhaft aus dem Sand – eine Siedlung mit allem nur erdenklichem Komfort, eine Diva mit neuestem „Know-how“ aus Deutschland, in Afrika.

Der nun verlassene Erdenfleck förderte innerhalb weniger Jahre Diamanten im Wert von Millionen Goldmark und wurde zur ersten Diamantenstadt Südwest-Afrikas

Aber das Glück ist bekanntlich wetterwendisch… zuerst erfolgte das politische Desaster des verlorenen Krieges, dann wurden an anderen Orten reichlichere und größere Diamanten gefunden, so dass 1957 schließlich, der letzte menschliche Bewohner den verwunschenen Platz, verließ.

Nur wilde Pferde und Strauße verirren sich in die Einsamkeit der Dünen. Das große Federvieh ernährt sich von hierher verwehten Samen… .zu Zeiten des Diamanten-Booms pickten sie versehentlich auch mal die kostbaren Steinchen auf, wie es der Inhalt ihres Magens des öfteren verriet.

Das Programm läuft pflichtgemäß weiter ab… .

In abwechslungsreicher Berg- und Talfahrt erreichen wir nach dem Aufenthalt im altmodischen Lüderitz ein Hochplateau, auf dem sich ein weitläufiges Farm-Gelände etabliert hat. Hier ist für unsere Gruppe ein exzellentes Mittagessen im Freien vorbereitet, das uns gleichzeitig einen flüchtigen Einblick in den Alltag eines so großen Betriebes gewährt.

Unausgesprochen haben wir dabei das Gefühl, dass die deutschen Besitzer, um ihr mit viel Mühe erarbeitetes Eigentum doch ein wenig bangen. Ihre Zukunft ist undurchschaubar geworden… .

Noch läuft alles wie bisher… Buschmänner bedienen die Herrschaft. Viele davon stehen im Dienste der Weißen oder der Hereros. Sie sind von Natur aus klein gewachsen, Stirnfalten und Runzelbildung im Gesicht sind typische Rassenmerkmale. Nur 2000 von den in Namibia lebenden 15.000, sollen noch als Jäger und Sammler eine Lebensweise wie vor 20.000 Jahren, führen.

Vor allem die Karakul-Schafzucht bringt das erforderliche Geld, für den Erhalt eines solch‘ großen Anwesens.

12 bis 24 Stunden nach der Geburt müssen die Lämmer geschlachtet werden, denn nur so behalten sie das kurze, lockige Fell, wie es von den illustren Käufern gewünscht wird.

Für eine Damenjacke benötigt man 40 Felle vom Rücken männlicher Tiere. Geschlachtet wird auf der Farm, Fell und Fleisch transportiert ein Lastwagen weiter.

Ein rentabler Waren- und Geldkreislauf, gezogen aus dem Reservoir der Natur !

Über die Maltahöhe zweigen wir nach einer Übernachtung in einem, zum Hotel umfunktionierten anderen Farm-Gebäude in Helmershausen, in Richtung Namib-Wüste ab, wobei die uns bisher begleitenden Tafelberge, einer Ebene weichen. Neben der Straße läuft ein hübscher Löffelhund und in der Ferne entdecken wir Gruppen von Springböcken.

Die Namib ist die älteste Wüste der Erde und verdankt ihre Entstehung dem kalten Bengulastrom, der die vom Meer zum Land strömende Luftfeuchtigkeit absorbiert und wo Stürme im Laufe der Jahrmillionen die Berge zu Sand und Staub zermahlen haben. Sie offenbart uns eine Farbsymphonie in wahrhaft spektakulärer Landschaft!

Eingebettet in sie und zum 1978 geschaffenen, über 23.000 qkm umfassenden Naukluft-National-Park gehörend, schmiegt sich die ausgetrocknete Sossuvlei-Lehmbodensenke mit bis zu 300 m hohen Dünen, in die Weite des Naturwunders.

Schon der Weg dahin überwältigt durch sein grandioses Panorama.

Vor imposanten Bergketten schillern Aprikosen farbige Dünen, ab und zu beleben Bäume die gelbe Erde und die Melonen artigen Früchte der Nara-Sträucher leuchten aus deren Geäst.

Jeden Augenblick zaubert die Sonne trickreich, mit Licht und Schatten, ständig variierende Muster auf die Meter hohen Sandhügel und zwingt deren winzige Körnchen dazu, neue Formen zu gebären. Mal zeigen sie sich scharfkantig, mal kräuselt sie eine leichte Brise zu einem seidigen, wehenden Schleier, der als sanfter Wellenkamm – nicht stürmisch wie der Ozean – über das Sandmeer schwebt.

Ein träumerischer Friede verklärt das Trugbild, als ob dieses seltsame Meer nicht auch wüten und toben könnte und sich seine unsichtbaren Partikel, nicht wie spitze Nadeln in rasendem Zorn, auf Mensch und Tier stürzen könnten…

Gespensterhaft zeichnen sich irgendwo auf den Abhängen oder oben gegen den Horizont, die langen, schmalen Hörner von Oryx-Antilopen ab… verschwimmen diffus flimmernd, in den Rhythmen der Wüste.

Strauße und Riesentrappen tauchen auf, verlieren sich wieder in der Unendlichkeit…

Es ist heiß in der Lehmbodensenke von Sossuvlei, einer Mini-Oase, die wir nach 4 km und Umstieg in einen Allrad-Wagen erreicht haben.

Ein paar uralte Kameldorn-Bäume spenden Schatten für ein mitgebrachtes Picknick, denn nichts als übermächtige Natur und Einsamkeit, zwingen dem Besucher hier, ihre ehernen Gesetze auf.

Diejenigen, die ihnen entrinnen wollen, die Dünen-Hänge zu erklimmen versuchen, geben bald auf oder kehren erschöpft zurück.

Es ist einer von den Plätzen auf Erden, wo auch der lauteste Mensch still und der Nüchternste, von Ehrfurcht ergriffen wird.

650 km sind an diesem Tag zu bewältigen – gestern waren es gemütliche 350 – denn es gilt nach dem Erlebnis der Oase, die gleiche Strecke durch die Sanddünen zurück bis zur Malta-Höhe zu kurven, wo uns ein angenehmes Nachtquartier erwartet und Kraft für ein noch großartigeres Unternehmen, spendet.

Zunächst führt die Strecke am folgenden Morgen wieder über ein Hochplateau, das ein besonders gutes Weideland für die Karakul-Schafe darstellt und in deren Umfeld sich auch bald unser erstes Ziel, ein riesiges Farm-Gelände von 30.000 Hektar mit 150 Beschäftigten, abzeichnet.

Freundlich von der Besitzerin empfangen, wartet hier die große Überraschung auf uns… ein Top-Angebot… auf Wunsch den Weg nach Swakopmund, mit einem Rundflug über die Namib zu verbinden. Da nur 4 Personen Platz in der Cesna finden, könnte dieser Ausflug von einer Stunde in 3 Etappen erfolgen, die für die Wartenden mit Bus jeweils nachvollzogen wird.

Ein Extra-Vergnügen, das seinen Preis hat, weshalb ich auch vorerst mit der Anmeldung zögere.

Während die erste Gruppe mit dem Chef der deutschen Farmer-Familie in der kleinen Cesna, zum vorher vereinbarten Treffpunkt startet, erfahren wir anderen von seiner Frau viel Interessantes über die Technik und die Ausstattung, die zur Bewirtschaftung eines so großen und entlegenen Farm-Betriebes nötig sind, sowie über die Zucht ihrer 3000 Karakul-Schafe, die zu je 1000 Tieren, mit Hirten auf der Weide bleiben.

Arbeiter und Angestellte gehören dem Stamm der Namas an, die abseits vom Haupthaus wohnen.

Als die zweite Mannschaft unterwegs ist, absolvieren wir die Weiterfahrt mit Bus durch eine ebenfalls prächtige Landschaft dieses Namib-Naukluft-Reservats in Richtung Walfisch-Bay, zum vereinbarten Treffpunkt. Besonders wildromantisch dabei, ein Canyon, durch den sich die Straße wie eine Schlange hindurch windet.

Die Begeisterung der Rückkehrer, zwingen mich und 2 andere Teilnehmer jetzt geradezu, als vierte Crew, ebenfalls den Flug über die Wüste zu unternehmen, der dann für uns in Swakopmund enden wird.

Und tatsächlich, offenbart uns erst das darüber hinweg gleiten, welch‘ gigantisches Ausmaß das Sandmeer der Namib, sich auf diesem Teil des afrikanischen Kontinents, erobert hat. Mein Platz ist vorne neben dem Besitzer der kleinen Maschine und diese Stunde vermittelt atemberaubende Sicht auf eine fremde, einsame und erhabene Welt.

Nur das Rattern und Knattern des Motors durchschneidet Messer scharf die farbig durchglühte Unendlichkeit aus Sand.

Wie das Wasser mit seinem exzentrischen Wechselspiel von Gewalt und Sanftmut, wird auch das Element Erde von schroffen Canyons, Bergen und Hügeln geprägt und die verstreuten Behausungen der Nama’s erscheinen darin wie irrwitzige Zündholz-Schachteln, die verlassen von der übrigen Welt, hier irgendwie ihr Dasein fristen.

Auch eine Forschungsstation müht sich, die Geheimnisse einer ungebärdigen Natur zu lüften.

Dann plötzlich erscheint die Weite des Atlantik, über den sich drohend eine düstere Nebelwand als Warnung für Eindringlinge zusammen gebraut hat.

Auf der sogenannten Sandwich-Insel nisten Flamingos und anderes Federvieh. Ich nehme sie als rosarote Wolke wahr, die unter dem künstlichen Flugobjekt erschrocken aufflattert.

Als Enklave der Engländer breitet sich die Walfisch-Bay unter uns aus, der einzige Naturhafen in einer abweisenden Umwelt, die sich das britische Empire seit 1878 bis heute, als Besitz in Namibia, gesichert hat.

30 km davon entfernt, empfängt uns dann, das von den Deutschen als Ersatz-Ankerplatz 1892 angelegte Swakopmund.

Der 1. Weltkrieg hinterließ das Projekt unvollendet und heute ist die Stadt ein freundliches Kurbad.

Bei der Landung am Rande der Wüste auf dem kleinen Flughafen der Stadt, herrscht gähnende Leere. Nur eine Katze und ein Hund begrüßen mich im Flughafen-Gebäude, wobei die Katze, da die Tür zum „Häuschen“ offen steht, sich sogleich gierig mit Wasser aus der Clo-Muschel bedient und als Fellbündel darin hängend, einen erheiternden Anblick bietet.

Altmodisch, gepflegt mit Blumen und Gärten scheint Swakopmund immer noch von der guten, alten Zeit zu träumen… nur der „deutsche Michel“ mit der Zipfelmütze ist aus seinen Straßen verschwunden.

Die Vergangenheit lässt hier grüßen, verleugnet hartnäckig die Gegenwart… .

Aber es gibt keinen Anschluss an den abgefahrenen Zug…

Herb und ohne Vegetation zeigt sich auch die Küstenlandschaft nördlich von Swakopmund, die wir 67 km lang bis Henties Bay befahren. Wir passieren dabei die größte Salzmine des südlichen Afrika, die das „weiße Gold“ aus dem Meer gewinnt.

Kaum glaubhaft, dass auch aus dem steinigen Boden dieses recht unattraktiven Landstrichs „Leben“ sprießt, entdecken wir hier ein Zwischending von Alge und Flechte, das fast ohne Wurzeln auskommt und als braunes „Etwas“ die Erde schmückt.

Auch die „Welwetschia“, jenes einmalige prähistorische Pflanzen-Exemplar, das sich von Nebel und nächtlichem Tau nährt, über 2000 Jahre alt wird, gedeiht einzig und allein im Wüstenboden der Namib.

Noch ehe wir das große Robben-Schutzgebiet Kreuz Kap und die Skelett-Küste erreichen, wo heute noch zahlreiche gestrandete Schiffswracks im Sand verrotten, biegen wir ins Landesinnere ab und fahren auf schnurgerader Wüstenpiste Richtung Nordwest ins Gebiet des Damara-Stammes. Nach etwa einer Stunde ist die erste Begegnung hier, der sich direkt aus der Ebene erhebende Brandberg, wo sich eine große Menge Felsgravierungen befinden, aber schwer zugänglich sein sollen.

Das kahle Massiv liefert ein eindrucksvolles Beispiel vulkanischer Tätigkeit vor Jahrmillionen.

In der Nähe von Khorixas, der Hauptstadt des Damara-Landes wird übernachtet, denn für kommenden Tag ist die Besichtigung der Felsgravuren von Twyfelfontein geplant, wo mehr als 3000 Zeichen in unglaublicher Vielfalt und Darstellungen von Tieren und Tiergruppen, eingeritzt wären. Möglicherweise stammen sie von den Damaras, jenem ältesten Volk Namibias… genaues weiß man jedoch nicht, weder von wann und wem sie stammen. Man vermutet lediglich, dass sie um die gleiche Zeit, wie die Höhlenmalereien in Altamira und Lascaux entstanden sind.

Wir freuen uns trotz der Stunde Fußmarsch dahin auf dieses Ereignis, doch leider wird das Vorhaben durch ein ausgetrocknetes und total versandetes Flussbett, in dem kein Überquerung möglich ist, verhindert.

Wir müssen umkehren, erleben aber dafür durch einen Abzweig den „versteinerten Wald“!

Zwischen Mobane-Bäumen, liegen hier Stämme und Holzbrocken herum, bei denen es sich um fossile, uralte Baumteile handelt, die vermutlich bei einer großen Flut angeschwemmt wurden, als das Meer – heute 200 km weiter westlich – weite Gebiete Südwest-Afrikas bedeckte. Das Alter der Fossilien wird auf 200 Millionen Jahre geschätzt.

Auf dem Weg zur „Fingerkuppe“, einem in der Landschaft allein stehenden, 35 m hohen Felsblock – ein Überbleibsel aus dem Tertiär – erwischt uns ein Unwetter mit Hagel und Donner, sodass wir anhalten und abwarten… .alle Konturen draußen verschwimmen im Regen… und als das Wetterchaos abklingt und wir dieses „Wahrzeichen“ erreichen, präsentiert sich das Sandsteinmonster in seiner gigantischen Mächtigkeit, leider vor einem grauen Himmel.

Durch eine grüne Landschaft, wo Termiten-Hügel wie kleine Türmchen auf bauchigem Fundament, durch den Boden weiß bepinselt, herumstehen, vorbei an hölzernen „Ahnenbäumen“ der Hereros, gelangen wir zwecks Übernachtung ins freundliche Städtchen Out jo, dem Hauptort eines gut erschlossenen Farmlandes, das 1896 als Militärposten gegründet wurde.

Von hier sind es nur noch 110 km bis zum südlichen Eingang des Etoscha-Nationalparks, der als letzte Attraktion diese Reise krönen soll. Seiner Größe wegen, werden wir vom Standquartier einer jeder der 3 vorhandenen Lodges aus, auf Pirsch-Fahrten, das Gebiet durchstreifen. Während der Eintritts-Formalitäten zum ersten Standort, fällt mir ein rot leuchtender Baum auf… er wird Rotfruchtbaum genannt, blüht jedoch Gelb.

Die Etoscha-Pfanne mit ihren riesigen Tierherden wurde von 2 „Weißen“ entdeckt, es handelt sich bei diesen „Pfannen“ um nicht sehr tiefe Wasserbecken mit lehmigen oder kalkhaltigen Böden, in denen sich das Regenwasser sammelt und nicht verdunstet. In der Regenzeit können sie sogar zu Seen anwachsen, danach schrumpfen sie zusehends. Ein Reservoir für Tiere also. Der Wasservorrat der Kalahari stammt ebenfalls aus Pfannen und die größte von ihnen ist eben Etoscha.

Schon 1907 ernannte der deutsche Gouverneur von Südwest 3 riesige Gebiete zu Wildreservaten, wo nicht gejagt werden durfte.

Eines davon ist die Etoscha-Pfanne und seit 1967 als Etoscha-Nationalpark, eines der berühmtesten Tierschutz-Paradiese.

Entstanden sollen diese „Trockenseen“ vor 70 Millionen Jahren sein, als durch geologische Veränderung der Erdkruste viele Flüsse ihren Lauf änderten und auch Seen austrockneten. Zurück blieben große Becken mit Salz und Lehm bedeckte Becken, die sich nach Regenfällen mit Wasser füllen.

Durch die große Hitze in der Etoscha-Pfanne ist leider auch die Verdunstung sehr hoch.

So enttäuscht mich auch diese letzte Etappe im Vergleich mit Ostafrika ein wenig, was angeblich an der Jahreszeit liege.

Besonders die „Big five“ wie Löwen, Elefanten, Leoparden sind, wenn überhaupt nur per Fernglas zu orten…

Trotzdem wird jede Pirsch auf ihre Art ein Erlebnis, denn außer Giraffen sind die zahlreichen Antilopen, vor allem Springböcke – bevorzugte Nahrung der Farmer, außerhalb des Schutzgebietes – aber auch Oryx-Antilopen, Riesentrappen, Schakale, Erdhörnchen, Dik-Diks, usw., jedes Mal eine freudig begrüßte Begegnung.

Zur letzten Übernachtung im Park, nach dem Tag der großen Unabhängigkeitsfeiern, von denen nichts bis zu uns in die Wildnis gedrungen ist, steuern wir das Fort Namutoni an, ein Camp aus einem deutschen Wehrbau mit 4 mächtigen Türmen hervorgegangen.

Es wartet mit einer recht ungewöhnlichen Geschichte auf.

1904 hatten sich 7 deutsche Farmer – Angehörige der Schutztruppe – in diesen ersten, alten Bau zurückgezogen. Sie schlugen einen Angriff von über 500 rebellierenden Ovambos zurück und konnten, als ihre Munition zu Ende war, unbemerkt in der Nacht flüchten.

Die Ovambos, die 200 Tote zu beklagen hatten, zerstörten es am nächsten Morgen, als sie das Fort leer vorfanden, bis auf die Grundmauern. 1905 entstand das neue Fort mit 4 Türmen, das nach der Eroberung der deutschen Kolonie durch die Engländer zu verfallen begann und erst 1950 zum „Nationaldenkmal“ ernannt, 1956 als Fremden-Herberge wieder hergestellt wurde.

Nach einer letzten Pirsch, wo wir endlich einen Löwen per Fernglas sichten, Giraffen, Zebras, aber keinen Elefanten begegnen, steht uns eine lange Fahrt bis Windhoek bevor.

Insgesamt haben wir damit dann 4750 km in Namibia zurückgelegt.

Am „versunkenen“ See, direkt neben der Straße, der durch den Einbruch des Deckengewölbes einer riesigen Dolmit-Höhle entstanden ist, findet ein kurzer Halt statt. Unter Straßenniveau, kreisrund ist er 80 m tief und von Bergen umschlossen. Zahlreiche Fische tummeln sich in seinem klaren, hellgrünen Wasser. In ihn versenkten die deutschen Truppen ihre Waffen, Kanonen, Munitionskisten und Transportfahrzeuge, ehe sie sich 1915 den südafrikanisch-britischen Truppen ergaben.

Ein zweiter See soll sich südwestlich davon befinden und beide sollen Teile eines riesigen, unterirdischen Höhlensystems sein, dass hier, nach dem Einsturz der Höhlendecken, frei liegt. „Klaus“ behauptet, es handle sich dabei um das größte Höhlensystem überhaupt, das zweitgrößte befinde sich in den USA.

Bald danach durchqueren wir die Minenstadt Tsumeb, wo nach dem gestrigen Feiertag, auch heute noch alle Geschäfte geschlossen sind. Als wichtigste Bergbau-Stadt in 1340 m Höhe, geht ihre Gründung auf 1905 zurück. Der sogenannte 12 m – Hügel enthält Malachit-Erze. Angeblich wurde aber bereits in prähistorischer Zeit Kupfer abgebaut.

Noch eine Übernachtung und der folgende Tag gehören Windhoek. Mit etwa 1000 Personen ist das Hotel voll belegt und es herrscht überall, auch in der Stadt lebhafter Betrieb. In den verschiedensten Aufmachungen fallen besonders die Besucher aus Afrika auf und es ist interessant, alle die bunten Gestalten, die sich zur Feier eingefunden haben, soweit sie nicht bereits abgereist sind, zu beobachten.

Es bleibt auch genug Zeit, vor dem langen Nachtflug noch ein wenig in der Stadt herum zu bummeln.

Die Kaiserstraße heißt nunmehr Intependence-Avenue, doch die neuen Straßenschilder wurden nicht rechtzeitig geliefert.

Und alle die zur Unabhängigkeits-Feier gekommenen Gäste, auch wir Touristen wünschen und hoffen für Namibia, dem einstigen „Südwest“ einen guten und geordneten Neubeginn und eine positive Zukunft für die gesamte Bevölkerung, die in diesem Lande lebt.

Ein Wermutstropfen in dieses Wunschbild, fällt für mich in der Wartehalle des Flughafen-Gebäudes bei einem Gespräch mit einer Dame, deren Kinder in Windhoek leben und die den 21.3. direkt hier miterlebt hat.

Danach wären die Feiern nur nach außen hin ruhig verlaufen.

In Wahrheit hätten sich Diebstähle ereignet, Schlägereien mit 2 Toten und ein Verkehrsunfall wären passiert. Außerdem soll es vor dem Stadion ein solches Chaos gegeben haben, dass z.B. der deutsche Außenminister lieber ins Hotel zurückgekehrt ist und die hohen Herrschaften aus Südafrika sich ohne ihre Leibwächter, mittels Ellenbogen den Platz zu ihren Ehrensitzen, erkämpfen mussten.

Gefragt, wie sich die Dame die Zukunft für Namibia vorstelle, lautet die Antwort: „mies…

Erzeugt hier die Angst eine so düstere Prognose… .so hoffe ich zuversichtlich.

Südwest und Ost… beide dem afrikanischen Kontinent zugehörig, erweisen sich als recht verschieden voneinander, mit anderen Volksstämmen und unterschiedlicher Geschichte, aber beide sind über Jahrhunderte von Europäern beherrscht und missioniert worden.

Nun, da sie die fremde Präsenz als Obrigkeit abgeschüttelt haben, liegt es an ihnen ihr Land nach eigenen Initiativen zu verwalten und zu gestalten.

Wird es ihnen im Bannkreis der Vergangenheit gelingen?

Werden diese, einst von „Weißen“ Versklavten, Verschleppten, Ausgebeuteten, die Toleranz aufbringen, über alle Negativen der Fremdherrschaft hinweg, dessen zivilisatorische Hinterlassenschaft zu nutzen wissen und ihr Land weiter entwickeln?

Immerhin hat auf dem afrikanischen Kontinent die Menschwerdung begonnen und sich von da über den Globus verbreitet. Demnach fließt immerhin auch in jedem Europäer und Asiaten ein Tropfen „schwarzes“ Blut, das keiner verleugnen sollte und darum… alles Gute für eine harmonische Zukunft, Namibia!