Ein romantischer Bilderbogen von Mainz bis Koblenz
Das „goldene Mainz“ nennen nicht nur die Narren ihre alte Domstadt am Rhein und lassen sie mit „Helau“ jedes Jahr und bei jedem Wetter zig-fach, im Karneval hoch leben….
Sie feiern Römer-Festspiele und huldigen dem Wein, der mit seinen Reben an den Ufern des Flusses, an dieses köstliche Erbe der Welten-Herrscher vor 2000 Jahren, erinnert.
Als von Mauern umgebene Legions-Siedlung der Römer und Hauptort im oberen Germanien begann die Mainzer Geschichte und durch Bischof Bonifatius wurde die heutige Stadt im 8. Jhdt dem Christentum zugeführt. Seine Nachfolger erhoben sie zum Erzbistum und als einzige neben Rom, durfte sie den Titel „heiliger Stuhl“ führen.
Auch in dem folgenden Kurfürsten-Kolleg hatten die Mainzer Erzbischöfe den Vorsitz…es half kein Aufbegehren der Bevölkerung gegen ihre Macht….bis 1802 blieb die Stadt, „Residenz von Kurmainz“
ohne bürgerliche Selbstverwaltung.
Wen wundert es daher, dass der Mainzer Dom – begonnen um 1000 – in dem im 11. und 12. Jhdt
7 Königskrönungen vollzogen wurden und der daher eine Sammlung von Grabmälern vom 12. -20 Jhdt beherbergt, eine prachtvolle Visitenkarte der Stadt liefert.
Jedenfalls eine sympathische Stadt mit eigenem Flair, die trotz Zerstörungen, viel an altem Kulturgut bewahrt hat.
Ein Denkmal ist z.B. dem Mainzer Buchdruck-Erfinder Gutenberg, mit der Nachbildung seiner Werkstatt gesetzt und der schöne Renaissance-Bau des ehemaligen kurfürstlichen Schlosses nahe der Rheinpromenade, bietet als römisch-germanisches Zentralmuseum, höchst interessantes Anschauungsmaterial.
Schräg gegenüber von Mainz – auf der rechten Rheinseite – umgeben von grünen Hügeln, schmiegt sich die Stadt Eltville direkt an das Ufer des Flusses.
Hier beginnt der „Rheingau“ mit seinen besonders beliebten Weinsorten und vielen reizenden Dörfern am Fluss und dessen Höhen.
Dieses Städtchen liegt mir besonders am Herzen, habe ich doch dort, vor der Übersiedlung auf die griechische Insel Kreta, etwas erhöht im Ortsteil Rauenthal, bei Karin und Frieder, einige Jahre mein zu Hause gehabt und viele schöne Stunden in dieser Stadt der Rosen, des Weines und des Sektes, verbringen dürfen.
Eltville ist die älteste Stadt im Rheingau…im 14. und 15. Jhdt residierten hier die Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz.
Ihre Burg ist im 30-jährigen Krieg, Opfer der Schweden geworden, nur der Wohnturm blieb stehen und strahlt in renovierter Schönheit am Ufer des Flusses, als eines der Wahrzeichen, dem Besucher entgegen. Winkelige Gassen, stille Plätze, viel mit Fachwerk verbrämte Häuser verbergen sich hier hinter der attraktiven Kulisse des Rheins und seiner Promenade, wo Luxusdampfer, aber auch voll beladene Kräne des Industrie-Zeitalters, durch die Kurven und Kehren des Mittelrheins schlingern und manche ihre Last durch einige Länder Europas, zum Hafen in Rotterdam befördern.
Wie schillernde Perlen, dicht aneinander gereiht, säumen schmucke Ortschaften den Fluss bis Rüdesheim, dem zur Touristen-Metropole empor gewucherten, berühmtesten Weindorf…während auf den Berghängen ringsum attraktive Burg-Ruinen an das Mittelalter mit seinen rauen Gepflogenheiten erinnern. Die Landschaft zwischen Rüdesheim bis hinauf nach Koblenz kann sich rühmen, die weltweit größte Anzahl dieser vielfach durch Kriege zerstörten und nun zu Gaststätten umfunktionierten, ehemaligen Adelssitze, bieten zu können!
Als Zollburgen genutzt, boten sie Schutz vor Wegelagerern und Banditen und füllten die Kassen der Eigentümer, die sich damit oft den Titel „Raubritter“ einhandelten, zumal es zwischen Bingen und Koblenz, oft bis zu 10 Zollstellen zu passieren galt. Ein Unwesen, das besonders im 13.Jhdt blühte, bis Kaiser Rudolf von Habsburg ihm Einhalt gebot.
Dass auch die attraktive Brömserburg, die älteste und am besten erhaltene von den 3 Burgen des Städtchens Rüdesheim, in der jetzt ein Heimat- und Wein-Museum mit sehr hübschen Trink-Gefäßen die Touristen entzückt, einst dem Raubrittertum huldigte, tut heute niemand mehr weh‘! Der unmittelbar am Rheinufer als Wasserburg konzipierte Bau, war natürlich in erster Instanz den Fürstbischöfen vorbehalten und diente ihnen im 10. – 13. Jhdt zeitweise auch als Zuflucht und Wohnung. Erst nachdem sie im 13. Jhdt als Lehen den Rüdesheimer Rittern gegeben wurde, entwickelte sie sich für kurze Zeit – wie betont wird – zum gefürchteten Raubritter-Nest.
Als originelles Kuriosum erscheint mir im Rüdesheimer Spektakulum ein Hotel, in dem die Gästezimmer in riesigen Fässern installiert sind und man also seine müden Glieder nach durchzechtem Abend in der berühmten Drosselgasse auch noch unter den verschiedensten Weinlagen ernüchtern kann. Dass dabei schon manchmal die Bequemlichkeit angesichts der Gütesiegel der edlen Tropfen leidet, wird wohl gerne hingenommen…
Alte Adelshöfe, Siegfrieds mechanisches Musik-Kabinett, das selbst spielende Musik-Instrumente aus 3 Jahrhunderten vorführt, ein mittelalterliches Foltermuseum sind nur einige Attraktionen, die Rüdesheim seinen Besuchern außer Wein, kredenzt.
Nicht versäumen sollte man auch eine Fahrt, in den nach allen Seiten offenen Waggons des „Rüdesheimer Winzer-Express“, der gemächlich die Rebhänge empor zuckelt, um den Prachtblick auf den Fluss, der all‘ dies inszeniert, zu würdigen. Eine Seilbahn befördert außerdem noch höher hinauf Strebende zum Niederwald-Denkmal, das am Waldrand, 225 m über dem Rhein mit der mächtigen Statue der „Germania“ die Wiedererrichtung des Deutschen Reiches preist. Unter der gewichtigen Dame, für deren Guss 32 t Bronze nötig waren, stellt ein Bronzerelief fast 200 Personen in Lebensgröße zur Schau – Kaiser Wilhelm I. zu Pferd, Bismarck, Landesfürsten, Heerführer, Soldaten…. flankiert vom Engel des Krieges und des Friedens an den Seiten.
Ein Denkmal der Großspurigkeit… erbaut 1877 – 1833. Von hier blickt man weit über den Fluss, wo auf der linken Rheinseite – schräg gegenüber von Rüdesheim – die Stadt Bingen mit dem Stadtteil Bingerbrück grüßt und auch die Nahe, zu ihrem Ziel, dem Rhein findet.
Auch Bingen ist sehr alt, hier bauten die Römer vor 2000 Jahren ein Kastell…und das Wahrzeichen, die Burg Klopp auf einem Hügel, war in ihrem Ursprung wohl auch eine römische Anlage. Zur Regierungszeit der Erzbischöfe diente sie als Sitz der adeligen Burgmannen. Sie erlebte den Zollkrieg 1301, die Zerstörung durch den Sonnenkönig Ludwig XIV. und kaum wieder aufgebaut, ließ sie das Domkapitel Mainz – ihr eigener Besitzer also – sprengen, damit sie in künftigen Kriegen nicht als Stützpunkt dienen könne….
Neuerlich wieder aufgebaut, gehört sie nun der Stadt und ist heute Rathaus und Heimatmuseum.
Ein Stück weiter, ragt schlank und hoch auf einer Insel im sogenannten „Binger Loch“ der Mäuseturm aus dem Wasser. Vermutlich wurde er als Spähturm für die am gegenüber liegenden Ufer, inmitten von Weinbergen thronende Burg Ehrenfels, im 13. Jhdt erbaut…. einst ein mächtiges Bollwerk, von dem jetzt nur noch Reste künden. Als Zollburg gelangte sie mitsamt dem Zollrecht 1270 in den Besitz der Erzbischöfe von Mainz, die sie, da hier eine Rheinschleife die Sicht behinderte, mehrfach verstärkten, damit sie gemeinsam mit dem Mäuseturm ein Schutzschild gegen Angriffe aus dem Norden, bilde. In Kriegszeiten verbargen die hohen Herren sogar ihren Domschatz in der Burg, die 1689 von den Franzosen zerstört wurde. Immerhin auch als Ruine noch eine imposante Erscheinung einstiger Macht!
Am „Binger Loch“ ändert der Rhein plötzlich seine Richtung und wird schmaler…früher war er durch Riffe und Stromschnellen für Schiffe ein unüberwindliches Hindernis, sodass diese bei Rüdesheim entladen und die Waren auf der alten „Keltenstraße“ nach Lorch transportiert und dort erst wieder aufs Schiff geladen wurden. Im 11.Jhdt wurde die Fahrrinne erstmalig verbreitert. Aber auch heute noch, nehmen fremde Schiffe dafür bis St. Goarshausen gern einen Lotsen an Bord.
Nicht nur die Ufer des Rheins warten mit verführerischen, schmucken Orten und imposanten Ruinen auf, auch auf den Höhenrücken verstecken sich Dörfer mit bezauberndem Charme und zeigen sich höchst attraktive, mit Geschichte beladene Gebäudekomplexe.
Bevor es also weiter Rhein aufwärts geht….ein kurzer Schwenk zurück zur rechten Rheinseite… 2 Kilometer nördlich von Eltville dämmert wie im Dornröschenschlaf das kleine Weindorf Kiedrich vor sich hin… scheinbar ein verwunschenes Idyll fernab der großen Welt…. das jedoch das Prädikat „Schatzkästlein der Gotik“ zu Recht für sich in Anspruch nehmen kann.
Seine katholische Pfarrkirche, die Michaelskapelle um den Ortskern und der Marktbrunnen von 1400 stellen sich als die ältesten diesbezüglichen Vertreter im Rheingau vor!
Etwas entfernt von diesem abgeschiedenen Dorf und ebenfalls distanziert vom Fluss, aber mit Sicht auf ihn, entfalten auf einem Berghang, die uralten, neu renovierten Gebäude von Schloss Johannisberg ihre Pracht. Dem heiligen Johannes gewidmet, begann das Dasein dieses verzweigten Anwesens wohl mit einer Schenkung von weitläufigen Weinbaugebieten eines Mainzer Erzbischofs an den Benediktiner-Orden. Bekanntlich ist ja das Mönchstum recht innig mit dem Weinbau verbunden und nimmt in der katholischen Tradition von jeher einen führenden Platz ein.
So ging auch Johannisberg eine Symbiose mit dem edlen Tropfen ein, wobei im 8.Jhdt auch die Abtei Fulda eine Rolle spielte. Letztendlich machte dann Österreich seine Ansprüche auf die Erträge des Anwesens geltend, da immerhin die Wiege des Adelsgeschlechtes von Metternich, am Rhein gestanden haben soll. So erhält diese Familie bis heute ihr Zehntel an dem hier besonders gepflegten Produkt… Es gab Zeiten, wo Weine aus Johannisberg Weltruhm erlangt hatten!
Ein weiteres, von Vergangenheit triefendes Juwel, das sich auf den Höhen über dem Rhein verbirgt, ist das Kloster Eberbach, das zu den am besten erhaltenen romanisch-frühgotischen Sakralbauten Deutschlands zählt. Seine Historie haben die verflossenen Jahrhunderte neben der Glorie, auch mit Tragik überschattet.
Im 12. Jhdt auf vorhandenen Bauten, als Zisterzienser Kloster die Bühne des Rheingaus betretend, war ihm die Leiter des Erfolgs beschieden, dem aber im 19. Jhdt nicht nur der Niedergang, sondern auch Auflösung und Säkularisierung zugedacht worden war. Verschleuderung des Inventars, Benutzung als Gefängnis und als Klinikum der Psychiatrie…
Rettung für das ehrwürdige, alte Kulturgut brachte erst seine Umwandlung in die „Stiftung Kloster Eberbach“. Ein Restaurant und alle möglichen Programme verschaffen diesem großen Erbe der Vergangenheit wieder den verdienten Glanz…. seine mittelalterlichen Mauern boten auch dem Film „Der Name der Rose“ nach dem Buch von Umberto Ecco, die passende Kulisse und in den heiligen Hallen des Gebäudes finden Konzerte statt und Weinproben helfen mit am Erhalt des wertvollen Erbes.
Weiter am Flussufer entzückt hinter Rüdesheim der kleine Ort Aßmannshausen, als ruhiger Pol mit Fachwerkhäusern, einem bezaubernden Marktplatz und einer historischen Gaststätte an der Rhein-Promenade.
Als fränkische Siedlung entstanden, ist das Dorf uralt und kann mit der Besonderheit eines köstlichen Rotweins aufwarten.
Während an der rechten Rheinseite nach den Attraktionen Rüdesheim, Niederwald-Denkmal und einem Jagdschloss am Hang, der Fluss einen großen Bogen bis zum Städtchen Lorch schlägt und eine unverbaute Landschaft mit Weingärten und Felshängen, dem Auge Erholung gönnt, überwuchern das linke Uferband der Schlinge gleich drei und hinter ihnen nochmals 2 Burgbauten den Ort Trechtlingshausen, der sich auf einer Art Sandbank in den Fluss hinein schmiegt. Ihre Namen…Reichenstein, Sooneck, Heimburg und dahinter Rheinstein und die Ruine Fürstenberg!
In Rheinstein saß 1282 Kaiser Rudolf von Habsburg über die „unbotmäßigen Ritter“ zu Gericht.
Reichenstein auf einem Felsgrat kann sich als eine der ältesten Burgen rühmen, wurde aber 1253 vom Rheinischen Städtebund als Raubritterburg zerstört und 1282 ließ Rudolf von Habsburg das „Raubritter-Nest“ erneut vernichten und die Raubritter enthaupten….1899 erwarb ein Baron die Ruine, in deren Innerem jetzt ein Hotel-Restaurant untergebracht ist.
Als „Räubernest“ wurde auch die Sooneck 2 mal zerstört.
Der neue Besitzer „Kurmainz“ ließ sie neu errichten, aber auch sie fiel später den Franzosen zum Opfer…. und wurde im 19.Jhdt von Kronprinz Friedrich Wilhelm im Stil der Romantik nochmals zum Leben erweckt.
Die kurmainzische Heimburg wurde um 1300 als nördlicher Eckpfeiler gegen das Territorium der Pfalzgrafen errichtet und verfiel, um im 19. Jhdt nochmals aufzuerstehen.
Bleibt noch Fürstenberg, das der Erzbischof von Köln zum Schutz seines Besitzes und Zollrechts um 1220 errichten ließ und 1689 zur Ruine degradierte, von der, der Zinnen gekrönte Bergfried erhalten ist.
Vor allem am Mittelrhein sind es die so überaus zahlreichen Burgen, die die Landschaft prägen und unsere Fantasie anregen und zum Träumen verleiten über die scheinbar gute alte Zeit, die beherrscht wurde von Adelsgeschlechtern, die durchaus nicht friedlich miteinander umgingen und wo auch der Klerus bereit war, seine Machtansprüche mit durchaus weltlichen Mitteln durchzusetzen.
Während rechtsrheinisch aufwärts, auch der kleine Ort Lorch mit dem Hintergrund der Ruine Nollig mit der gotischen Pfarrkirche, hübschen Bürger- und Adelshäusern einen kurzen Blick verdient, zieht es mich jedoch gleich um die nächste Rheinkurve herum, wieder ans linke Ufer, denn da erwartet mich schon einer der hübschesten Orte am ganzen Mittelrhein…. Bacherach, das von der Ruine Stahleck bekrönt wird.
Der Ort war seit dem 11. Jhdt Territorium der Pfalzgrafen und Holz und Weinhandel, besonders aber der Rheinzoll haben es reich gemacht.
Die Stadtbefestigung, der Wehrgang an der Rheinfront versetzen mich bei jedem Besuch perfekt ins Mittelalter und auf der Hauptstraße, zwischen den Fassaden der Fachwerkhäuser herum zu schlendern, beschwören eine Welt voll Harmonie und Frieden herauf, nach der sich der Mensch sehnt und nie erreicht. Das „Alte Haus“ am Marktplatz, der prächtige Innenhof des alten Posthofs lassen die Gegenwart vergessen…
1142 wurde ein Hermann von Stahleck Pfalzgraf der Burg. Er und seine Nachfolger bauten den „Pfälzer Sperr-Riegel“ auf, der die Landschaft des „Vierländerecks“ zusammen mit den Burgen Gutenfels, Pfalzgrafenstein, Stahlberg und Fürstenberg, den rheinischen Pfalzgrafen weitgehend sicherte.
Nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges wurde die Burg Stahleck vom Rheinischen Verein 1925 zur Jugendherberge ausgebaut.
Gegenüber – rechtsrheinisch – befindet sich aber gleich wieder ein Ensemble, das bemüht ist dem malerischen Bacherach die Show zu stehlen….das uralte Kaub mit der Burg Gutenfels und davor, umspült von den Wassern des Flusses auf der Insel Falkenau, Pfalzgrafenstein, die zärtlich als die „Pfalz im Rhein“ bezeichnet wird.
Alle zusammen eine touristische Super-Attraktion mit bewegter Geschichte, die ebenfalls die rücksichtslose Verteidigung der Macht der Herrscher-Potentaten aller Couleur beweist.
1277 erwarb Pfalzgraf Ludwig II den Ort Kaub mit der oberhalb befindlichen Burg und den Zollrechten.
Da er die Zoll-Einnahmen für sich behielt und nicht an die Kirche ablieferte, kam er in heftigen Clinch mit der Kirche, die ihn mit Bann zu belegen drohte.
Um sein Zollrecht abzusichern, ließ Ludwig auf der 110 m vom rechten und 160 m vom linken Ufer entfernten Rheininsel Falkenau zuerst einen Turm errichten, den zu zerstören, der Papst Johannes XXII. die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier aufforderte.
Der gesamte Schiffsverkehr lief damals durch den Engpass zum rechten Ufer, da linksrheinisch Felsklippen die Fahrtrinne versperrten.
Aus dem Turm erwuchs schließlich als Gegenwehr eine Zollbastion, die im Laufe der Zeit die Form eines schwimmenden Schlachtschiffs annahm und heute zum erstrangigen Anziehungspunkt für Fremde avanciert ist. 1504 wurden Kaub und die Burg 6 ½ Wochen von Landgraf Wilhelm von Hessen belagert und von dem tapferen Mädchen „Elslein“ verteidigt und gerettet, so erzählt die Legende! Daher wird auch jedes Jahr zum Winzerfest ein „Elslein“ gewählt, das in historischem Kostüm dieses Ereignis in einem eigenen Fest nachvollzieht.
Außerdem erlangten Kaub und die Pfalz Berühmtheit durch die in der Neujahrsnacht 1813/1814 hier erfolgte Überquerung des Rheins von Marschall Blücher in Verfolgung des Franzosenkaisers Napoleon.
Das Denkmal wurde durch einen Erdrutsch im Jahr 1876, der Opfer an Menschen und Wohnhäuser forderte, aber ein breiteres Rheinufer schuf, an den heutigen Standort katapultiert.
Die Ruine Gutenfels wurde durch einen Privatkauf vor dem Abriss gerettet und zählt heute zu einem der schönsten Burgen am Rhein, die mit einem Schlosshotel aufwartet.
Kaub markiert etwa die Hälfte des Mittelrheins, der ab Rüdesheim zum Weltkultur-Erbe der UNESCO zählt.
Wenn man das mit Türmen bewehrte, in eine der Rheinbuchten gebettete, linksrheinische Oberwesel passiert hat, das von der fast 1000-jährigen Schönburg überragt wird, erwartet den Liebhaber spektakulärer Szenerien, das berühmteste Märchen, das Vater Rhein romantischen Gemütern präsentiert….
Am rechten Ufer taucht plötzlich ein mächtiger Felsblock, 132 m hoch, fast senkrecht aus dem Wasser, dem die magische Geschichte von der schönen Maid Loreley anhaftet.
Auf einem Plateau thronend, kämmt die Engelsgleiche singend ihr langes, blondes Haar und betört jeden vorbei fahrenden Schiffer, der fasziniert aufblickend, sogleich in den Fluten des Rheins versinkt.
Der wahre Kern dieser ans Herz rührenden Mär, besteht in der nüchternen Tatsache, dass sich unterhalb des steil abfallenden Schieferfelsens, der Strom zu seiner tiefsten und schmalsten Stelle zusammendrängt und die Felsklippen und Strudel, die Vorbeifahrt für Schiffe bis ins 19. Jhdt hinein zu einem gefährlichen Abenteuer gestalteten.
Heute erklingt an dieser Stelle von den weißen Touristen-Kreuzern aus dem Radio, die von Heinrich Heine gedichtete und vertonte ach‘ so wehmütige Melodie „ich weiß nicht was soll es bedeuten….“
Nicht genug damit, saß auch zeitweilig in der Haupt-Reisesaison ein junges, blond haariges Mädchen
als Inkarnation der Loreley auf der Bergnase und lächelte den Wanderern, vom Treppenweg kommend oder bequemen Auto-Touristen, verführerisch entgegen.
Auch die zweite Etappe am Mittelrhein hält bedeutende Orte mit imposanten Burgen bereit und natürlich geht es dabei wieder um Adelsgeschlechter, die hier ihre einträglichen Besitzungen, wenn auch zumeist als Ruinen, der Nachwelt zur Bewunderung anbieten.
Der Ort St. Goarshausen direkt am Fuße der Loreley – rechts und die Schwesterstadt St. Goar gegenüber am linken Ufer zeugen von der Grafschaft derer von Katzenellnbogen. Daran erinnert die Burg Katz über St. Goarshausen, die als Verstärkung der Burg Rheinfels über St. Goar errichtet wurde…und außerdem eine Reaktion auf die, in Sichtweite von Goarshausen über dem nahen Ort Wellmich von den Erzbischöfen von Trier erbaute Burg Maus, war.
Eifersüchteleien auf höchster Ebene also und stets ging es dabei ums Geld, um den begehrten Rheinzoll.
Die Burg Rheinfels über St. Goar war jedenfalls die größte Wehranlage am mittleren Rhein.
Die Schwesterstädte verdanken ihren Namen dem heiligen Goar, der als Einsiedler in St.Goar, am Platz der heutigen Stiftskirche lebte und wirkte und 575 hier starb.
Hinter St.Goarshausen schiebt sich wie eine spitze Landzunge, die größte Rheinschleife in den Strom, auf deren Höhen die Ruinen der Burgen Liebenstein und Sterrenberg – die feindlichen Brüder – miteinander wetteifern.
Die gegenüber liegende enge Rundung ist von der alten Reichsstadt Boppard besetzt. Schon im 4.Jhdt bauten hier die Römer statt dem Erdkastell eine Festung mit 28 Türmen,die allerdings bald von den Germanen überrannt wurde. Keine deutsche Stadt kann soviel römische Relikte präsentieren wie Boppard. Kirchen und ein Kloster, sind heute ihre sehenswerten Vorzeige-Objekte. Von der einstigen kurtrierischen Burg ist nur der Bergfried erhalten.
Eine Seilbahn führt hinauf zur Höhe, von der man die riesige Rheinschleife, mit ihrem von Weinbergen bestückten, langen, linksseitigen Auslauf, bewundern kann.
Nun ist es nicht mehr weit bis Koblenz.
Am Ende der Schleife hat sich aber am rechten Ufer noch ein sehr interessanter Ort eingenistet – Braubach mit der Marksburg.
Dieses Gebiet dürfte nach Funden bereits 500 vor Chr. besiedelt gewesen sein und die Burg wird um 700 als pfälzisches Lehen erwähnt, dem dann die Grafen von Katzenelnbogen folgten. Und schließlich nahmen es bis 1800 die Landgrafen von Hessen in Besitz.
Das Städtchen entzückt durch einen malerischen Ortskern…
Heute gehört die Marksburg der deutschen Burgenvereinigung und da sie trotz ihrer Lage auf einem hohen Bergkamm nie belagert und umkämpft wurde, versetzt sie als einzige Burg aus der Ritterzeit jeden Besucher in dieses längst vergangene Mysterium zurück.
Unter hessisch-nassauischer Verwaltung diente sein sogar als Staatsgefängnis.
Ein wenig schaurig wurde mir bei ihrer Besichtigung schon….so manche Räumlichkeiten, wie die Folterkammer oder das Angstloch, durch das man Gefangene in das 6 m tiefer gelegene Verlies transportierte, lassen Schauer über den Rücken rieseln. Die Burgküche mit dem offenen Kamin, der einen ganzen Ochsen zum Braten aufnehmen konnte, imponiert dagegen außerordentlich.
Gut dass man sich nach der Besichtigung oberhalb des Zugbrücken-Tors, in der dort eingerichteten Burgschänke stärken und die Gegend genießen kann.
Nur einige Kilometer oberhalb von Braubach fließt die Lahn in den Rhein…an ihren Ufern breiten sich die Orte Ober- und Niederlahnstein aus und natürlich ziert auch hier ein Blickfang – Burg Lahneck – die Anhöhe. Wiederum handelt es sich um ein Gebiet das bereits vor Urzeiten – hier sogar ca. 4000 vor Chr. – besiedelt war.
Oberlahnstein gehörte durch Schenkung zum Erzbistum Mainz, Niederlahnstein dagegen zum Erzbistum Trier.
Die Burg Lahneck war als kurmainzisch die nördlichste Bastion des Landes. Von den Franzosen zerstört, wurde sie ab 1852 wieder aufgebaut.
Ein letzte Würdigung – heute ein etwas aus der Reihe tanzendes Burgen-Ensemble – unter den angeblich 60 Kandidaten mittelrheinischer Burgen-Romantik, gebührt dem Schloss Stolzenfels gegenüber der Lahnmündung am linken Ufer…. eine Burg vom Trierer Erzbischof im 13. Jhdt. erbaut, nachdem kurz vorher die Burg Lahneck von Mainzer Bauherrn entstanden war. Beide Festungen erhielten im 14. Jhdt. das Recht Zölle zu erheben. Kein Wunder, dass mit den Burgen, die wir heute als romantische Verbrämung der Rhein-Höhen so reizvoll finden, ein heftiger Wettstreit entbrannte.
1688/89 belagerten die Franzosen die Festung Koblenz ohne Erfolg, – erst 1699 gelang durch Aushungern und eine Unmenge Pulver deren Einnahme – aber die Stolzenfels wurde von ihnen in Schutt und Asche gelegt und war danach nur noch Ruine und Steinbruch….
1823 schenkte die Stadt Koblenz diesen traurigen Überrest kriegerischen Unsinns, dem Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen und der ließ sie vom berühmten Baumeister Schinkel neu errichten. Die Grundmauern und ein Teil des mittelalterlichen Mauerwerks blieb zwar bestehen, doch die Gebäude an der Bergseite erhielten flache Dächer im englischen Stil.
Nicht mehr Burg, sondern im wahrsten Sinne ein Schloss, war mein Eindruck, den ich bei der Besichtigung dieses Komplexes gewann, in dem das erste Obergeschoss vom Preußenkönig und seiner Gemahlin bewohnt wurde. Keine Spur alter Ritterherrlichkeit also heute…
Hier führen breite Stufen vom Schlosshof durch Arkadengänge in den nach südlichem Muster gestalteten Pergola-Garten mit einem Springbrunnen, den der preußische Adler krönt! Attraktiv auch die große Rhein-Terrasse.
Koblenz war schon als Römerstadt befestigt. Nachdem dieses Weltreich im Dunstkreis der Geschichte untertauchte, büßte auch die Grenzbefestigung Limes seine Funktion ein. Jetzt gewann aber die Stadt erst recht Bedeutung als Grenzposten für die deutschen Fürsten einschließlich der Erzbischöfe. Die Festung Ehrenbreitstein auf einer 118 m hohen Terrasse gibt Zeugnis davon. Als Burg im 10.Jhdt erbaut, gedieh‘ sie immer mehr zur uneinnehmbaren Festung, als die sie bis 1800 galt….bis sie 1799 die Franzosen doch bezwangen.
Unter den Preußen entstand 1817 die heutige Anlage, zu der ein Sessellift Neugierige hinauf befördert.
Am deutschen Eck, einer Landzunge am Zusammenfluss von Mosel und Rhein hat sich Kaiser Wilhelm I. als deutscher Herrscher mit einem Denkmal recht großspurig verewigen lassen.
Zur Garnisonstadt auserkoren, hat Koblenz als Endstation des Mittelrheins ebenfalls manche Sehenswürdigkeit, wie das Schloss oder ein original nachgebildetes Weindorf zu bieten…stellt aber für mich den Schlusspunkt meines Ausflugs entlang des kleinen, aber attraktivsten Abschnitt des großen europäischen Stromes R H E I N dar.
Er ist immerhin 1223 km lang, durchfließt 6 Staaten und weitere 3 Länder am Rande.
Er darf sich rühmen, längster Fluss zur Nordsee und einer der verkehrsreichsten der Welt zu sein. Mehr als 830 Kilometer können von Großschiffen befahren werden.
Und noch ein Privileg kann die kurze Strecke von Mainz bis Koblenz von 90 km für sich verbuchen…. der Rhein erreicht am Loreley-Felsen eine Tiefe von 25 m.
Will man den Ursprung dieses wunderbaren Stromes aufspüren, muss man 15 Millionen Jahre in die Vergangenheit reisen…. als Ur-Rhein hatte er damals sein Dasein begonnen und sich in zum Teil anderen Flussbetten, durch die Schweizer Gebirgswelt gegraben und die Landschaft in unvorstellbar langen Zeiträumen nach seinem Willen zum heutigen Aussehen gezwungen……