Insel der Aphrodite
ZYPERN – ein gespaltener und widerspruchsvoller Stein im Mosaik des Mittelmeeres, treibt seine nordöstliche Spitze wie ein Schwert in die Fluten des Elements, das dieses Eiland hervorgebracht hat.
Es verdient nicht nur als drittgrößtes Puzzle nach Sizilien und Sardinien Beachtung, es nimmt auch geografisch eine Sonderstellung ein, denn es gehört gemäß dieser Sicht zu Asien, was allerdings nicht zum Werdegang seiner Geschichte passt.
Auf der anatolischen Platte angesiedelt, bildet der Zypernbogen südlich der Insel zusammen mit dem hellenischen Bogen südlich von Kreta, die Plattengrenze zwischen der anatolischen und der hellenischen zur afrikanischen Platte.
Bei einem leider nur kurzen Aufenthalt auf dem Hin- und Rückweg zum Heiligen Land, konnte ich von Zypern nur einen sehr lückenhaften Eindruck, belastet zusätzlich mit Wind und Regen, erhalten.
Trotzdem will ich versuchen ein wenig von seiner Schönheit zu vermitteln.
Es ist Ende Februar/Anfang März 1987, eine Zeit, wo kaum Fremdenbetrieb auf der Insel herrscht, nicht alle Hotels geöffnet und touristische Einrichtungen voll in Aktion sind.
Meine Nobelherberge direkt am Meer, erweist sich als angenehm und komfortabel, international orientiert und ohne typisch griechische Atmosphäre. Sie befindet sich im Strandbereich der Stadt Larnaka, dem zweitwichtigsten Hafen nach Limassol, im Süden der Insel.
Es ist stockdunkel, als ich nach einer halben Stunde Fahrzeit mein Domizil erreiche und noch einen kalten Imbiss serviert bekomme. Mit der Nachtruhe wird es dann etwas problematisch, denn es ist Karneval, der scheinbar auch auf der Insel seine Anhänger findet, für die in der unteren Etage mit lauter Musik zum Tanz aufgespielt wird.
Die Insel Zypern hat eine dramatische Geschichte zu verkraften. Zusätzlich zu den im ganzen Mittelmeerraum einander abwechselnden Machtverhältnissen infolge der nie endenden Bedürfnisse der Herrscher, Neuland zu erobern und sich einzuverleiben, kamen hier eine Reihe weiterer Interessenten auf dieses schöne und vielversprechende Eiland zu.
In so exponierter Lage am Schnittpunkt dreier Kontinente wurde die reich mit Kupfervorkommen gesegnete Insel früh zum Zankapfel der gerade amtierenden „Großen“ dieser Region. Sie trieben nicht nur Handel mit ihr, sie begehrten sie vielmehr heiß.
Begonnen hatte es schon sehr früh mit einer Siedlung um 6000 vor Chr.
Bald entstanden Dorfkulturen, die Herkunft ihrer Bewohner verliert sich im Dunkel der Vorzeit.
Durch die Kupferförderung entstanden Handelsbeziehungen mit Kreta, Ägypten und Phönizien.
Es folgte die Bronzezeit, dessen Verarbeitungskenntnisse wahrscheinlich Einwanderer aus Anatolien und Syrien um 1900 vor Chr mitbrachten.
In Engami, in der Nähe von Famagusta ist die erste Stadtsiedlung ebenfalls um 1900 vor Chr entdeckt worden, mit Kultstätten für einen Stier-und Schlangengott.
Im 2. Jahrtausend vor Chr gab es auf Zypern eine Silbenschrift, die mit der noch nicht entzifferten Linear A der Minoer verwandt zu sein scheint.
Zwischen 1400 und 1180 vor Chr fand die entscheidende Kolonisation mykenischer Achäer vom griechischen Festland statt. Griechen wurden also mit ihrer Sprache und Kultur das beherrschende Element auf der Insel.
Nachdem Zypern zwischen die Fronten rivalisierender Großmächte im Vorderen Orient geraten war, bildeten sich von 700 – 300 vor Chr zyprische Stadt-Königreiche, von denen noch Ruinen Zeugnis ablegen.
Mit den Persern, Ptolemäern, Römern, Byzanz und brutalen Überfällen der Araber ging es weiter und von 1182 – 1489 nach Chr hat Zypern noch ein „Extra“ zu bieten, die Herrschaft der Lusignans, die sich zu den glanzvollsten Epochen auf der Insel entwickelte.
Von Anfang an hatte sich Zypern für die Idee der Kreuzzüge gegen den Islam ausgesprochen und wurde zum Stützpunkt der Kreuzfahrer auf dem Weg nach Jerusalem.
Richard Löwenherz nahm auf seinem dritten Kreuzzug die Insel in Besitz, verschacherte sie dann aber für 100 000 Golddinare an den Templerorden. Dagegen rebellierten jedoch die Zyprioten und als Äquivalent für eigene Machtansprüche erhielt der französische Kreuzfahrer Guy de Lusignan das Eiland und wurde König der Insel.
Nach der für Zypern so glorreichen Ära der Lusignangs traten Genua und anschließend Venedig bis 1571 auf den Plan. Während letzterer Periode hatte sich angeblich die von Shakespeare literarisch bearbeitete Tragödie „Othello“ in Famagusta abgespielt.
Leider war diese Stadt auch Schauplatz eines tatsächlichen Dramas… dem zehnmonatigen Kampf der Zyprioten gegen die Türken. Nach aussichtslosem Ringen mussten sie gegen Zusage eines freien Abzugs aufgeben und kapitulieren. Wortbrüchig, veranstalteten dagegen die Sieger ein unglaubliches Massaker unter den wehrlosen Gegnern und schlachteten sie zu Tausenden ab.
Danach siedelten sie 20.000 ihrer Soldaten in Zypern sowie Zuwanderer aus Kleinasien auf der Insel an.
Über 300 Jahre, bis 1878, als der Niedergang des Osmanischen Reiches sich abzeichnete, währte die Herrschaft der Türken, bis die Engländer mit der Berliner Konferenz die Treuhandschaft über die Insel zugesprochen bekamen und sie später, bis 1960 – bis zur Unabhängigkeit – als Kronkolonie vereinnahmten.
Endlich frei von Besetzern funktionierte leider die Verteilung der Macht zwischen griechischen und türkischen Vertretern nicht und immer wieder kam es zu Zwistigkeiten.
Die Griechen riefen – vergeblich – nach Vereinigung mit Griechenland und obwohl der türkische Bevölkerungsanteil nur knapp 1/5 betrug, verlangte dieser eine „Teilung“.
1974, also in jüngster Vergangenheit eskaliert dann die Lage.
Nach einem Putsch rechtsextremer Griechen, kommt es zu Übergriffen an Türken, die England um Hilfe bieten, die abgelehnt wird. Daraufhin landen 40.000 türkische Marinesoldaten an der zyprischen Nordküste und Fallschirmjäger bei Nicosia.
Im Februar 1975 wird in Nicosia ein türkischer/zypriotischer Staat ausgerufen. 1983 schließlich die „türkische Republik Nordzypern“.
Eine geteilte Insel also in Nord- und Südstaat seit damals und bis heute!
Dieser detaillierte Ausflug ins Geschichtsbuch ist für mich wichtig, um dem Eiland und seinen Bewohnern mit größerem Verständnis zu begegnen und ihre deprimierende Situation der Zweiteilung besser einschätzen zu können.
Schon am Tag nach der Ankunft, an dem mir zunächst die Sonne einen angenehmen Aufenthalt verspricht, werde ich an diese Teilung erinnert.
Zunächst, beim ersten Strandspaziergang, wo alles blüht, überwiegt die Freude als Positivum des Frühlings, obwohl bereits Wolken und Wind die Erwartungen dämpfen.
Gegenüber dem Hotel versprechen Tavernen und ein Supermarkt bequeme Möglichkeiten für Eigeninitiativen.
Da heute Samstag keine Busse in die Stadt Larnaka verkehren, entscheide ich mich für eine kleine Wanderung ins Dorf Pyla, in dem, wie erzählt wird, als so ziemlich einzigem Ort, Türken und Griechen friedlich zusammen leben. Rundum wachen UNO-Soldaten über den Frieden und Touristen dürfen nur auf der Hauptstraße wandern, sich nicht auf dem Dorfplatz aufhalten und nicht fotografieren.
Eine außergewöhnliche Situation!
Wunderbare Begegnungen bieten mir dabei anstelle von Menschen, der von roten Blüten überquellende Hibiskus, die zarten gelben Köpfchen der Mimosenbäume und allerlei Sträucher. Im Hintergrund erheben sich kahle Berge vor viel freiem Land und im Bau befindlichen Häusern.
Pyla hat den Ruf eines Schmugglerdorfes, in dem Griechen und Türken miteinander Handel treiben… so gäbe es dort z.B. Fisch, der aus der Türkei stammt, da das Meer in Zypern leer gefischt wäre.
Ich kann jedenfalls keine Besonderheiten in Pyla feststellen, außer das es irgendwie von der Welt vergessen und verloren wirkt.
Während des 6 km langen Rückwegs zum Hotel beginnt es zu stürmen und kaum „zu Hause“ angelangt, geht ein ordentlicher Platzregen nieder.
Da auch am nächsten Tag das Wetter alle Varianten launischen Frühlingsübermutes durchspielt, entschließe ich mich für eine Taxifahrt gemeinsam mit einer Dame aus dem Hotel, um die Stadt Larnaka und seine Umgebung mit jederzeit zur Verfügung stehenden Regenschutz kennenzulernen.
Entlang der Strandpromenade, auf der die Palmen vom Wind gepeitscht wie irre geworden um die schlanken Stämme wirbeln, erreichen wir einen 5 km südlich sich ausbreitenden Salzsee, der 2 – 3 m unter dem Meeresboden liegt und jährlich 20 – 50.000 Tonnen Salz liefert.
Im Winter tummeln sich hier eine Menge weißer und rosa Flamingos… es stehen auch heute eine Reihe dieser grazilen Vögel am Ufer; leider verliert sich ihre Farbenpracht im düsteren Grau der am Himmel treibenden Wolkenbänke.
11 km von Larnaka entfernt, besuchen wir die Siedlung Kiti, das einstige antike Kittum, wo sich in der Kuppelkirche Angelokistos das älteste byzantinische Mosaik der Insel befindet. Wahrscheinlich stammt es aus dem 6.Jhdt.
Trotz der anmutigen Gegend um diese „von Engeln erbaute Kirche“ treibt uns ein Regenguss schnell zurück ins Taxi.
Einige Kilometer später entlässt uns das Auto am Ende des Salzsees inmitten einer zauberhaften Landschaft, in der sich die Haran Sultan Tekke befindet. Bis 1974 war sie für die Türken das wichtigste Wahlfahrtzentrum der Insel. Der Regen pausiert momentan und wir betreten das Heiligtum wie im Islam Vorschrift barfuß, sind allerdings von ihrem schmucklosem Inneren enttäuscht.
Sie enthält angeblich das Grab einer Tante von Mohammed, die mit arabischen Invasoren auf die Insel gelangte und nach einem Sturz vom Muli an dieser Stelle, verstorben wäre.
Zurück in Larnaka steht noch eine Sehenswürdigkeit als „Muss“ für jeden Fremden an… die Kirche des heiligen Lazarus mit dem leeren Sarg des durch Jesus vom Tode Erweckten.
Das Grab wurde 890 entdeckt und die Reliquien zuerst nach Konstantinopel überführt, wurden während der Kreuzzüge aber von Franzosen nach Marseille gebracht worden.
Über dem Grab entstand dann um 900 die schon vom Äußeren her, sehr eindrucksvolle Kirche.
Auf Zypern soll der Heilige als erster Bischof in dem von den Römern Citium genannten, heutigen Larnaka noch 30 Jahre gelebt haben.
Im Grabraum beweisen leere, aufgerissene Sarkophage, dass die Gebeine des Heiligen nicht mehr hier ruhen.
Da auch in Jerusalem ein Grab des hl. Lazarus existiert, versucht man am besten gar nicht die Frage zu klären, wo die Gebeine endgültig verblieben sind.
Auch die organisierte Busfahrt am folgenden Tag zur griechischen Hauptstadt Nicosia beginnt mit trügerischem Sonnenschein und führt landeinwärts zur Inselmitte, genau dorthin, wo der „türkische Norden“ beginnt, der dann das Eiland quer teilt.
Die Landschaft ist hügelig, wirkt aber oft kahl, denn von dem einstigen Waldreichtum – Zypern gilt immerhin noch als bewaldete Insel – sind nur noch 20 % übrig und die befinden sich vor allem im vulkanischen Troodos-Gebirge, das den Süden durchzieht und mit dem Olympus als höchsten Berg fast 2000 m erreicht.
Parallel dazu verläuft eine zweite Gebirgskette im Norden. Dazwischen dehnt sich die fruchtbare Schwemmlandebene Meslouria und der heutigen Hauptstadt, der wir zustreben, aus.
Auf einem Berg weht auf einer Kirche die türkische Fahne, sie macht klar, dass diese nunmehr als Moschee dem Gott Allah dient und bereits zur Nordrepublik gehört.
Während kurz vor Ankunft in Nicosia ein Regenguss heftig gegen die Busfenster trommelt, zeigt sich das Wetter beim Ausstieg vor dem Zyprischen Landesmuseum friedlich. Erst 1908 vor der sehr gut erhaltenen venezianischen Stadtmauer errichtet, beherbergt es Fundstücke und Kostbarkeiten aus allen Zeitepochen; hier durch zu streifen, führt zurück zu den Anfängen menschlicher Kunstschöpfungen bis zu den Höhepunkten antiker Gestaltungskraft, es bietet eine solche Fülle an Artefakten, die in begrenzter Zeit kaum zu verkraften ist. Dabei sind zahlreiche Gegenstände vor allem während der englischen Besatzung in andere Museen der Welt verschleppt worden.
An der Stelle, wo heute Gebäude stehen und Aktivitäten einer modernen Hauptstadt ablaufen, erstreckte sich vor 8000 – 6000 Jahren bereits eine Ortschaft, die die Ptolemäer ausbauten, aber erst unter den Lusignans war die große Stunde für Nicosia als Hauptstadt und Sitz eines Erzbischofs gekommen.
Die Mauerwälle mit Bastionen, die ganze Stadtbefestigung sind Zeugen von Venedigs Sicherheitsbedürfnis, die dem Ansturm der Türken 1570 doch nicht aufhalten konnten und deren barbarischem Wüten nach der Niederlage 20.000 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen.
Durch das Famagusta-Tor wird die Johanneskirche angefahren, die mit wundervollen Fresken geschmückt ist. Im Befreiungsmuseum wird der lange Kampf der Zyprioten gegen die Engländer dokumentiert und demonstriert.
Einen echten Genuss bietet der anschließende, erholsame Bummel durch die Gassen des im alten Stil neu aufgebauten und ausgezeichnet restaurierten Viertels der Altstadt.
Es handelt sich zwar nur um ein kleines Areal, das als Fußgängerzone höchst malerisch wieder auferstanden ist und mit vielen gemütlichen Restaurants und Kunsthandwerks-Stätten den Aufenthalt zum reinen Vergnügen gestaltet.
Leider folgt bald danach die brutale Ernüchterung…
Die angrenzende Hauptstraße der Stadt führt direkt auf die Demarkationslinie zu.
Auf dem Spaziergang durch sie, fordert plötzlich ein blau-weiß gestrichener Zaun kategorisch „Halt!“
Mitten auf der Straße ragt ein Holzbau hoch, in dem von weitem Uniformierte auszumachen sind.
Eine hermetisch abgeriegelte Grenze zwischen zwei Welten auf einer Hauptstraße…
Zwar dürfte sich im Laufe der folgenden über 30 Jahre die Abschottung gelockert haben, aber die Teilung besteht weiter.
Ich flaniere noch eine Weile im unterhalb der Stadtmauer angelegten Park, dann nimmt mich der Bus unter sein schützendes Dach, denn, wenn auch momentan kein Regen niederprasselt, so untermalt starker Wind, fast Sturm, die ohnehin deprimierende Stimmung.
Auch die Rückfahrt Richtung Süden führt ein gutes Stück direkt entlang der Trennungslinie zwischen den beiden Staaten, zwischen denen die UNO wacht und verleitet nicht zu Fröhlichkeit. Immer wieder betont der Halbmond auf der gegenüberliegenden Seite sein angebliches Recht auf einen Teil Zyperns.
Der geplante Ausflug ins Troodos-Gebirge kann wegen der zu dieser Jahreszeit ungewöhnlichen Wetterverhältnisse nicht durchgeführt werden. Seit 100 Jahren sei es der kälteste März, behaupten die Einheimischen… ein herber Rückschlag, nachdem davor bereits 26 Grad Wärme gemessen worden waren; auch Athen und Istanbul würden unter Kälte und Schnee leiden, heißt es.
Ein Spaziergang am Strand entlang Richtung Ost bis zum britischen Militärstützpunkt bei verhältnismäßig akzeptabler Temperatur und eine Busfahrt am Nachmittag nach Larnaka entschädigen mich für die verpasste Gebirgstour.
Die Strandpromenade, die ich bis zur Hafenfestung zu Fuß entlang spaziere, enttäuscht mich mit ihren Buden mit Spielautomaten neben den Restaurants ein wenig, der Jachthafen, in dem exklusive Modelle Reichtum zur Schau stellen, wird durch einen Zaun vor allzu neugierigen Blicken abgegrenzt.
Das Fort am Ende der Flanierstraße, von den Türken 1625 erbaut, erlaubte den christlichen Seeschiffen einst die Einfahrt in den Hafen nur nach Anmeldung durch einen Salutschuss. Erst wenn ein Gegensalut die Erlaubnis der „Hohen Pforte“ signalisierte – was mitunter sehr lange dauern konnte – durfte das fremde Gefährt die Sperre passieren.
Nunmehr beherbergt das Bollwerk ein Museum, das mich nicht sonderlich interessiert und ich lieber durch die altertümlichen, wenig anziehenden Gassen der Altstadt streife. Da Mittwoch, sind auch alle Geschäfte nachmittags geschlossen, sodass ich bald ins Hotel zurückkehre.
Diesem recht erholsamen Tag ohne Regeneskapaden folgt noch ein letzter, organisierter Ausflug per Bus in Zyperns südwestliche Ecke, wo es imposante, antike Hinterlassenschaften zu bestaunen gibt. Nur wenige Touristen nehmen teil, sodass der Bus nur halb belegt ist.
An der Südküste entlang, jedoch ohne Sicht auf das Meer erwartet mich eine hübsche, hügelige Landschaft… ein auf Resten aus der Römerzeit erbautes Aquädukt zieht vorbei… aus grünen Feldern leuchtet gelb der Raps… am Wegesrand blüht der Riesenfenchel.
Olivenbäume klettern auf einem 700 m hohen Berg empor und rechter Hand taucht darauf das Kloster Starovouni auf, 327 durch die heilige Helena gegründet, die ein Stück vom Kreuz Christi nach Zypern brachte.
Zitronen-, alte Oliven- und auch Johannisbrotbäume beschatten das Grün von Feldern und Wiesen,wundervoll gelb strahlt der Ginster in vollem Blütenornat.
Nur der Himmel mischt wieder schwarzes Gewölk in sein Blau.
Irgendwo links landeinwärts befand sich einst eine Steinzeitsiedlung.
Während wir weiter Richtung West dem Meer zustreben, beginnt es zu regnen und eben noch bunt, verschwimmt die Landschaft in eintönigem Grau.
Das Meer ist erreicht, vereinzelt tauchen große Hotels auf und links auf einem Hügel hinter der Küste – unsichtbar für uns – halten die Ruinen der Königsstadt Amathus, die in der Antike eine wichtige Handelsstadt war, die Erinnerung an ihre Existenz aufrecht.
Schließlich Limassol, die zweitgrößte Stadt des griechischen Südens und wichtigster Exporthafen!
Sie liegt zwischen den beiden ehemaligen alten Königsstädten Amathus und Curium – heute Kourion.
Im strömenden Regen durchqueren wir sie und stellen fest,dass gepflegte, neue Häuser, Restaurants, etc. ihr ein ansprechendes Image verleihen. Blühende Mimosenbäume am Straßenrand und ein Park, hinter dem unberührte Natur am Meer erscheint, verleihen ihr ein zusätzlich angenehmes Flair.
Limassol ist Zentrum des Weinanbaues, daher findet auch in ihrem Areal das Weinfest statt.
Die Strandpromenade, ist noch nicht ganz vollendet, die Palmen präsentieren sich als Mini-Exemplare.
Rechts von dem neuen Viertel, schließen sich die engen Gassen der Altstadt an, wir folgen ihnen im Bus zum ehemaligen Türkenviertel, wo nun griechische Flüchtlinge aus dem Norden Zuflucht gefunden haben. Wir begegnen einer Kirche und einer Moschee, wo vor der Teilung das einfache Volk zu ihrem Gott gebetet und friedlich zusammen gelebt hat.
Eine interessante Begegnung vom Busfenster aus!
Die einzige Bierbrauerei Keo auf Zypern und eine Weinkellerei sind weitere, flüchtige Schnappschüsse, gefolgt von Zitrusplantagen und Judasbäumen, die gerade zu blühen beginnen, sowie Weinkulturen, auch Avocadobäumen… auf dem Weg nach nach Curium, 16 km westlich von Limassol.
In dieser angeblich am schönsten gelegenen Königsstadt von 1500 vor Chr mit Blick auf die Bucht und die Halbinsel Akrotiri ist dann ein Aufenthalt fällig. Curium war das mächtigste Königreich auf der Insel und wurde von Griechen aus Argos gegründet, wo bereits vorher schon Siedlungen bestanden.
An Ruinen vorbei steigen wir hinunter zum Amphietheater aus dem 4. Jh. nach Chr, das 1963 renoviert wurde und nun durch Aufführungen antiker Dramen während der feierlich veranstalteten Festwochen die Vergangenheit zurückholt.
Nach einer kurzen Regenpause, kündigt sich abermals Nass vom Himmel an und unsere Gruppe eilt zum überdachten römischen Bad aus dem 5.Jh. – dem interessantesten ausgegrabenen Gebäude. Ausgestattet mit Einrichtungen für kaltes, laues oder heißes Wasser erfreute es auch das Auge mit wunderschönen Bodenmosaiken.
Schade, dass der herrliche Blick von hier auf die Küste und das Meer heute durch Regen arg getrübt wird… daher müssen wir auch auf die Besichtigung vieler anderer Ruinen verzichten und fahren nach kurzer Kaffeepause in einem Kiosk hinunter zur Küstenstraße, von der wir vorbei an vielen Sporteinrichtungen und durch den englischen Stützpunkt von Akrotiri weiter nach Westen gelangen.
Von einem Aussichtspunkt entdecken wir unten am Meer den Felsen, bei dem Aphrodite, die Göttin der Liebe aus dem Schaum um das Zeugungsglied des Gottes Uranus geboren wurde und dem Meer entstieg. Sehr eindrucksvoll, zumal der charakteristische, helle Brocken gerade von der Sonne ins rechte Licht gesetzt wird. Die intensive Schaumbildung auf dunklem. Sand erklärt den Namen der „Schaumgeborenen.
Unweit von diesem Geburtsort, in Alt-Paphos, das 18 km von unserem Ziel Neu-Paphos entfernt ist, befand sich einst das berühmteste Heiligtum der Antike – der 100-räumige Tempel der Aphrodite, wo wahrscheinlich Tempelprostitution und auch erotische Riten stattgefunden haben dürften. Da Steintrümmer und Säulenreste keinen Eindruck einstiger Pracht vermitteln können, streben wir gleich weiter zu den von den Ptolemäern gegründeten Neo Paphos, wo bis zum 4.Jh nach Chr die Aphrodite-Festspiele stattfanden.
Zu jener Zeit war Alt-Paphos, das 300 Jahre lang, von 1600 – 1300, Tribut an Ägypten zu zahlen hatte, bereits dem Untergang geweiht.
In Neo Paphos, das seit der Jungsteinzeit bekannt war, fanden die größten Ausgrabungen statt, trotzdem noch längst nicht alles dem Erdreich entrissen werden konnte.
Jedenfalls handelt es sich heute um eine moderne und große Stadt, durch deren Geschäftsstraße wir am Meer die nächste Besichtigung – das Haus des Dyonisos -absolvieren.
Durch Zufall beim Baggern für einen Neubau wurde es entdeckt, hat einen Säulenhof und seine Fußbodenmosaiken aus dem3.Jh. Nach Chr im Wohn- und Empfangsraum, Schlafzimmer und Bäder, begeistern durch ihren ausgezeichneten Erhaltungszustand. Mich erinnern sie natürlich sehr an die noch reichhaltiger mit diesen winzigen Steinchen versehenen Fußböden in der Villa Casale in Sizilien.
Im 4. Jh. vor Chr war Neu-Paphos bereits das politische Zentrum der Region, gegenüber dem religiösen von Alt-Paphos.
Heute hat der Ort wegen seines guten Klimas und den Tourismus einen Aufschwung erhalten und ist mit neuen Hotels zu einem Urlaubszentrum avanciert.
Ehe wir den Rückweg antreten, findet noch ein kurzer Halt vor einigen Ruinen statt, wie z.B. dem Säulenstumpf, an dem angeblich der Apostel Paulus gekettet, ausgepeitscht worden sein soll und an den Königsgräbern – in Stein gehauene Grabstätten aus dem 6.- 2. Jh. vor Chr , wo die Toten einflussreicher Familien beigesetzt worden waren. Die riesige unterirdische Anlage mit Innenhöfen, Sälen und Säulen ähnelt tatsächlich einem versunkenen Palast, wurde bereits von den Römern geplündert und in ihr fanden auch die ersten Christen Zuflucht und benutzten sie als Kirche.
Mit diesem Ausflug findet auch mein Aufenthalt auf der Insel der Liebe ein würdiges Ende, der leider durch ein sehr durchwachsenes Wetter etwas beeinträchtigt war. Vielmehr bewegte mich jedoch die Tatsache, dass ich dieses Eiland lediglich von der etwas größeren Südseite aus flüchtig betrachten konnte und mir das nördliche zweite Antlitz dieser von einer Göttin mit Schönheit gesegneten Insel, verwehrt blieb.
Eine Tragödie, dass Fanatismus und Gewaltbereitschaft der Menschen – die Kirchen nicht ausgenommen – das Erbe der Göttin so verunstalteten, dass die Liebe, das schönste Geschenk des Himmels, sich auf Zypern nicht entfalten konnte.