Malaysia

– Der Rüssel am „Elefantenkopf“ Thailand

Schmal und lang, wie Monster-Nasen nun mal sind, ragt die Halbinsel Malaysia als Vorsprung der Landmasse Asien, 800 km in den indischen Ozean hinein.

Der Bundesstaat West-Malaysia verläuft an seiner schmalsten Stelle zum 65 km entfernten indonesischen Archipel, halbwegs parallel. Aber er besitzt noch die Länder Sarawak und Sabah auf der über 600 km weit von ihm gelegenen Insel Borneo…. als Ost-Malaysia.

Eine Kopplung recht unnatürlicher Art – nur eine kleine Minderheit Malaien leben dort – bei der die Kolonialmacht England, die entscheidende Rolle spielte. Wie so oft eine Folge des Pokerns um Landesgrenzen, ohne Rücksicht auf natürliche Belange.

Abgesehen von diesem Findelkind, hat Malaysia an seiner Südspitze, den inzwischen zwar abtrünnigen Staat Singapur zu liegen und der sowie nur West-Malaysia verleiten mich im Dezember 1994….nach dem Elefantenkopf Thailand, auch dessen „Rüssel“ Malaysia zu besuchen.

Natürlich stellt sich sofort die Frage, wer auf diesen „Rüssel“ heute beheimatet ist und wann, von woher, er besiedelt wurde.

Vermutlich schwärmten ab 2500 vor Chr auf der Suche nach einer neuen Heimat, verschiedene Stämme aus Südchina als „ umher schweifende Menschen“ aus, von denen sich ein Großteil eben auf diesem schmalen, in den Ozean ragenden Sporn niederließen, während kleinere Gruppen auf den indonesischen Insel-Archipel, weiterzogen.

Zwar gab es da bereits Ureinwohner, die Orang Asli, die in die Berge verdrängt und als eine Art „wilde Geister“ betrachtet, von den Neu-Ankömmlingen oft brutal verfolgt oder als Sklaven gehalten wurden.

Für mich besonders interessant ist, dass diese Reise durch unbekanntes Land, einen zwei-tägigen, nicht organisierten Aufenthalt in Singapur, jenem seit 1965 als Republik, europäisch geprägten Stadtstaat auf asiatischem Boden, beinhaltet. Seit 1924 ist dieses Insel-Anhängsel Malaysias, durch einen Straßen- und Eisenbahndamm mit dem „Rüssel“ verbunden.

Auf einer meiner vorhergehenden Reisen, habe ich diese Super-Metropole kurz kennen gelernt und war fasziniert von ihrer Ausstrahlung. Ausgerüstet mit Stadtplan habe ich diesmal die Absicht, ihr Zentrum in diesen 2 Tagen, soweit möglich, zu Fuß zu durchstreifen.

Eine grüne, tropische Wolkenkratzer-Oase, die unter Englands Fahne zu einer Weltfinanz-Metropole herangewachsen ist und nur einen Konkurrenten hat: Hongkong, ebenfalls unter englischer Schirmherrschaft empor gewuchert.

Beide – ein Markstein Europas auf asiatischem Boden, auf dem Geld regiert und internationales Flair seinen Atem verströmt und beide, trotz dem Stelldichein, das sich die verschiedenen Völkern hier geben…. vom Gros der Chinesen bewohnt wird, die aus allen möglichen Gründen (Hunger, Übervölkerung, etc.) vor allem aus dem Süden Chinas, hierher ausgewandert sind.

Und beide durchlebten einen Niedergang durch den zweiten Weltkrieg, als es von Japan besiegt und bis zu dessen Kapitulation 1945 beherrscht wurde.

Zwar hatte Singapur bereits eine glorreiche Epoche im 13. und 14. Jahrhundert als Hauptstadt des Hindu-Königreichs Sri Vijaya mit Stadtmauern und Wehrtürmen, wurde aber im Kampf gegen Java total zerstört und geriet danach 400 Jahre in Vergessenheit bis es 1819, als ein Engländer die Insel aufspürte, erneut ins Rampenlicht der Geschichte zurückkehrte.

Und 1823/24 gelang es schließlich Sir Stamford Raffles, dieses verkommene und verrufene, üble „Piratennest“, dem Sultan für viel Geld für die East India Company ab zu handeln. Von da ab wuchs auf der Insel, wo vorher nur ein paar Fischer ihr Leben fristeten, das heutige Wirtschafts- und Finanzzentrum kometenhaft empor. Raffles, hochbegabt, erlernte nicht nur die malaiische Sprache, sondern versuchte auch das Volk zu verstehen.

Der 12 Stunden Flug mit Singapur Airlines von Frankfurt in die Tropen-Metropole verläuft angenehm und der Empfang, am mit Blumen übersäten Air-port, sowie die anschließende Fahrt durch eine gepflegte grüne Alle zum Zentrum, lassen im gekühlten Bus vergessen, dass innerhalb dieser 12 Stunden ein Temperatur-Unterschied von 30 Grad zu verkraften ist. Denn in Singapur ergießt sich, unterbrochen von Regenschauern, eine schwüle Hitze über die ganze Stadt.

Dagegen sind im Hotel, die bereits zu früher Morgenstunde beziehbaren Zimmer, hoffnungslos unterkühlt und die Klima-Anlage lässt sich nicht abstellen.

Sofort marschiere ich los und frage mich durch zum Singapur-River…

Feucht und heiß, wie die Stadt sich nun mal präsentiert, empfinde ich die zum Teil recht kitschige Weihnachts-Dekorationen vor und in den Hotels, oft mit Musik-Untermalung, ein wenig paradox.

Auch in den Seitengassen wird das bevorstehende Fest als Lockvogel für Einkäufe benützt.

Das Raffles-Denkmal, wo der Industrielle an Land gegangen sein soll, hilft auch meiner fast verloren gegangenen Orientierung wieder auf den Weg….

Am Wahrzeichen, dem Merlin – einer Löwenfigur – mündet der River ins Meer…

Ich spaziere den Elisabeth-Walk entlang, der sich an den Esplanaden-Park anschließt und genieße einen prächtigen Blick auf die imposante Skyline der Stadt.

Da mir das Viertel China-Town bei meinem ersten kurzen Besuch sehr gefallen hat, mache ich mich am Nachmittag auf den Weg dahin und bin sehr enttäuscht.

Wie hat sich dieser lebhafte Distrikt, mit niederen Häusern, buntem Treiben verändert….wo ist die quirlige Geschäftigkeit, die Farben frohe Atmosphäre geblieben?? Die Fassaden der kleinen Häuser wirken verwahrlost, die Läden sind geschlossen. Es herrscht öde Leere…

Offenbar sind die Familien inzwischen in moderne Wohnburgen umgezogen, denn der Stadtstaat setzt nicht nur auf Moderne, sondern auch auf Sauberkeit und Ordnung… seine Hygiene-Vorschriften in diesem feucht-heißen Klima, muten fast übertrieben an. Alles was dagegen verstößt, wird strengstens bestraft. Ein ungewöhnliches Novum inmitten von Völkern, bei denen in puncto Reinlichkeit, eher legere Sitten herrschen….

Und wo bleibt der Atem Asiens in diesem sterilen Milieu?

Man muss ihn wohl suchen….er weht noch, vielleicht etwas gebändigt, im Viertel der Inder mit deren farbenfreudigen, von Figuren geschmückten Hindu-Tempeln…

Bleibt nur zu hoffen, dass nicht überall die spezifischen Eigenheiten der Völkerseelen hinter den übermächtigen, von Hochhäusern Finanz-und Bürodistrikten gesäumten Straßen, zu verkümmern drohen….

Eine Weile streife ich in diesem einstigen Idyll herum, dann kehre ich um Richtung Singapure-River und finde am Boat-Quai das zwar moderne, aber hübsche Viertel mit diversen Restaurants, das ich vormittags vergeblich gesucht hatte. Direkt am Flussufer stärke und erhole ich mich in einem davon, vom langen Spaziergang in feuchter Hitze, die nur einmal von einem kurzen, heftigen Regenschauer unterbrochen worden war.

Auch hier ist die Atmosphäre mit dem Hintergrund niederer Häuser sehr malerisch, trotzdem Hochhäuser die großspurige Silhouette gegen den Himmel zeichnen…im Fluss, der nun, ehe er sich mit dem Meer vereinigt, stark verbreitert strömt, ankern Lastschiffe und ab und zu schippern Dschunken, Gäste durch den River.

Am zweiten Tag ohne Programm, besuche ich als eine Art Pflichtübung, die Repräsentationsgebäude der Stadt, wie z.B. die 8-stöckige chinesische Handelskammer, das architektonische Kleinod der Armenian Church, die St. Andrews Kathedrale, das berühmte Kolonialhotel Raffles, etc.

Danach begebe ich mich mit Bus 84 zum World Trade Center, dem riesigen Kaufhaus-Komplex, wo im anschließenden Hafengelände, die Fähren zu der, Singapur vorgelagerten Insel, Sentosa verkehren.

In diesem üppig grünen, zu einem Erholungspark mit allerlei Attraktionen ausgestatteten Eiland, befördert mich eine Bahn zum Ozeanarium, das mir ein ganz besonderes Erlebnis beschert.

In einem Tunnel aus Acryl, den man durchschreitet, tummeln sich rechts und links und über den Köpfen der Besucher unzählige Fische. Rochen, riesige Haie und andere große Wasser-Ungeheuer gleiten so hautnah an mir vorbei und über den Tunnel seitlich hinweg, dass man den Tieren nicht nur ins Auge schauen, sondern auch ihre Seiten- und Unterflächen genau studieren kann.

Ich spaziere zweimal durch diesen ringförmigen Tunnel und bin fasziniert.

Im übrigen Gebäude sind in zahlreichen Aquarien bunte Tropenfische, Seepferdchen, Riesenschildkröten, etc. zu bewundern.

Nicht genug mit dieser Einmaligkeit, habe ich für den späten Nachmittag auch noch eine Hafenrundfahrt gebucht, die in einer prächtigen chinesischen Luxusbarke stattfindet und mir und ein paar anderen Teilnehmern der Reisegruppe, eine von leiser Musik begleitete Dämmerung und den anschließenden Sonnenuntergang vorführt.

Das Gleiten durch den Hafen mit Blick auf die Hochhaus-Szenerie der Stadt und den verschiedenen Frachtschiffen im Meer, wird unterbrochen durch ein abendliches Menü und erreicht, wieder zurück an Deck, seinen Höhepunkt mit dem Anblick der von Tausenden Lichtern überstrahlten Super-Metropole.

Zwei überwältigende Erlebnisse also an einem einzigen Tag! Und was gäbe es nicht noch alles in und außerhalb dieses Stadt-Staates zu erkunden….

Die blühenden Gärten der Chinesen und Japaner, den Orchideen-Garten, in dem ich mich bei meinem ersten Kurzbesuch an Farben und Formen der Blüten berauschte…. etwas vom Zentrum entfernt den Tiger-Palmgarten a la Walt Disney…. eine Fahrt zum Mount Faber, wo mich einst die „Flamme des Dschungels“, ein ausladender Baumriese beeindruckte…..

Und…und….und….

Doch mein eigentliches Reiseziel ist diesmal schließlich West-Malaysia und das ihm vorgelagerte Penang, zu dem wir nun… im Geleitzug mit der Gruppe…starten.

Dass nach diesen zwei Tagen im von Sauberkeit und Reichtum – eventuelle Armut hält sich diskret versteckt – strotzenden Singapur, das per Flug am nächsten Tag angesteuerte Kuala Lumpur, die Hauptstadt Malaysias enttäuscht, kann nicht verwundern.

In ihrem Wunsch, dem Stadtstaat im Süden nachzueifern, verwirrt sie mit einem Durcheinander von modernen Neubauten. Sie scheint sich alles „Alten“ zu schämen und der Versuch es auszurotten, hinterlässt den schalen Geschmack eines „ ich will, aber ich kann nicht!“ Zumindest noch nicht…

Chaotisch wirkt die erst 130 Jahre alte Stadt nicht nur mit ihrem Verkehr, sondern auch ihren Gebäuden. Sie besitzt keine Altstadt und kein Zentrum, aber wie in Singapur lebt auch hier ein buntes Völkergemisch friedlich miteinander.

Ihre Gründung geht auf Zinn-Minen zurück, die per Wünschelrute geortet wurden.

Am Zusammenfluss von Gamba und Kang, wo einst 87 Minensucher an Land gingen (ein Großteil starb bald durch Malaria) steht auf dem Gelände eines alten Friedhofs …von Bank- und Bürohäuser überschattet – die Moschee „Masjid Jami“, die 1909 erbaute Freitagsmoschee, die mich allerdings begeistert, obwohl man sie beim Rundgang nie in ihrer Gesamtheit erfassen kann.

Diesem Schmuckstück nach indischen Vorbildern, folgen der Unabhängigkeitsplatz mit der weiten Front öffentlicher Gebäude, der Selanger-Club als Gesellschaftszentrum der Europäer und als entzückende Erholung vom Pflaster-Treten in glühender Hitze, per Bus, der „Schmetterlings-Park“ mit Schirmakazien und Grünanlagen.

Dünn überdacht, ist es hier noch dämpfiger und feuchter, aber die geflügelten, um Blätter und Blüten herum schwirrenden zarten, bunten Wesen faszinieren. Hübsch mit Bogen und Brücken gestaltet, verlocken die verschiedenen Varianten dieser zierlichen Spezies, sie zu entdecken und zu bestaunen.

Auch die riesige Nationalmoschee, das islamischen Zentrum Malaysias und größte Asiens, sowie das Bahnhofsgebäude sind als Anschauungs-Objekte eingeplant, ehe wir am Weg ins Hotel auch den Verkehrsstau der rush hour miterleben dürfen.

Bereits am folgenden Tag bringt uns der Bus zur Keimzelle des Staates Malaysia und seiner ältesten Stadt, Malakka. Daher auch der Name Malakka-Halbinsel für den Staat und Malakka-Straße für die Meerenge zu Indonesien (Sumatra).

Seinen Glanz bezieht dieses alte Zentrum aus der europäischen Vergangenheit und behält trotz Unabhängigkeit, dessen Identität offensichtlich auch bei.

Trotzdem war es bereits davor reich und wohlhabend, hat aber nunmehr die frühere politische und wirtschaftliche Bedeutung, längst verloren. Der Hafen ist versandet, nur die Betriebsamkeit ist geblieben.

Aus der Siedlung der Orang-Laut, der „See-Menschen“, die im 14. Jhdt das Gebiet bewohnten, legte ein hinduistischer Prinz an diesem strategisch günstigen Küstenpunkt, gegenüber der Insel Sumatra, um 1400 den Grundstein für die Stadt. Er unterhielt gute Beziehungen zu arabischen Kaufleuten und durch ihn, als Gründer des Staates Malaysia, nistete sich 1414 der Islam hier ein. Wie immer in der Geschichte, hatte das Volk in Sachen des Glaubens in die Fußstapfen des Herrschers, der sich nun Sultan nannte, zu treten – Religion also quasi ein Tauschobjekt für Wirtschaftsvorteile!

1511 rissen sich die Portugiesen das Sultanat Malakka unter den Nagel und führten ein strenges, vom Rassismus beherrschtes Regiment, mit oft fanatischer Missionstätigkeit als Markenzeichen.

Noch rigoroser trieben es die ihnen, durchaus nicht friedlich nachfolgenden, puritanischen Holländer, denn zu jener Zeit tobte in Europa gerade der Kampf zwischen Protestanten und Katholiken.

Rund 150 Jahre später, 1795 mussten sie Malakka aufgeben und Sir Raffles erwarb es 1819 für die East India Companie.

Drei europäische Mächte haben also das heutige Gesicht der Stadt geprägt und ihre Visitenkarte hinterlassen.

Wir steigen am „Roten Platz“ vor der Christ Church der Holländer aus, wo uns auch das rot angestrichene Stadthaus, das früher weiß war, empfängt.

Da „rot“ für Chinesen eine Glück verheißende Farbe darstellt, stifteten sie gegen Ende, dem Ensemble einen ebenfalls rot gestrichenen Uhrturm.

Die Hinterlassenschaften der Portugiesen, das Fort Formosa und die St.Pauls-Kirche sind dagegen nur als Ruinen zu besichtigen. Vom Fort ist nur noch die Porta de Santiago vorhanden, dessen Schleifung Sir Raffels verhinderte, während das Gotteshaus auf dem Hügel ohne Dach und aus leeren Fensterhöhlen den Blick aufs Meer gestattet.

Nicht zu sehen bekommen wir ein Viertel am östlichen Stadtrand mit einer Ansammlung von kleinen, einstöckigen Häusern, in denen ca. 1500 katholische Eurasier, Nachfahren der Kinder aus portugiesisch-malaiischen Ehen als einfache Fischer oder Arbeiter leben, das ihnen die britische Kolonialregierung zur Verfügung gestellt hatte. Im Gegensatz dazu, verwalteten die Holländer die Stadt streng puritanisch ohne Kontakte zur Bevölkerung.

Malakka besticht im übrigen heute durch schöne Geschäftshäuser im Kolonialstil und einer zauberhaften Mischung aus chinesischen und abendländischen Kulturelementen.

Besonders ausgiebig streifen wir durch das chinesische Viertel, in dem auch ein Wohnhaus mit originalem Inventar, in eine fremde Welt entführt. Ebenso eindrucksvoll präsentiert sich uns der wahrscheinlich in ganz Malaysia prächtigste, chinesische Tempel von 1704.

Dekorativer Schmuck der Tempel-Dächer, ein Reliefband mit mythischen Tieren, Vögeln und Blumen, das sich voll plastisch in bunter Keramik zu den in Spitzen endenden Dachfirst emporzieht, beweisen die Unerschöpflichkeit menschlicher Fantasie.

Beim beschaulichen Bummel durch die schmalen Gassen dieses Distrikts – auch heute leben noch 75 Prozent Chinesen in Malakka – mit seinen ebenfalls farbig verzierten Dächern der meist zweigeschossigen Häuser, erhasche ich so manchen Blick in deren gemächlichen Alltag.

So beobachte ich einen Schuhmacher, der die winzigen Schühchen nachbildet, in die früher die Füße der Chinesinnen gezwängt wurden. Ein Schönheits-Symbol, das ihnen kein Gehen, sondern lediglich das Tripeln erlaubte und recht schmerzhaft gewesen sein muss.

Kunstvoll schmückt der Meister seine Nachbildungen aus und, …wer weiß, ob diese Marter-Produkte nicht da oder dort, von einer Matrone mit verkrüppelten Füßen, noch benutzt werden?!

Ist auch die wirtschaftliche Bedeutung von Malakka längst vorbei, seine Reize leben weiter!

Um den Norden des „Elefantenrüssels“ West-Malaysia zu erforschen, müssen wir nach Kuala Lumpur zurückkehren und rollen diesen, einen Tag später per Bus in die angegebene Richtung auf.

Dabei treffen wir als erstes auf den bedeutendsten Hindu-Tempel, der in Höhlen am Hang eines steilen, bewaldeten Felsens eingerichtet wurde und Ziel zahlreicher Pilger ist.

In den Cameron Highlands, die wir auf schmaler Straße durch den Regenwald in 540 Kurven erklimmen, folgt eine Erholungspause von 2 Tagen einschließlich des Besuchs einer Teeplantage und 6 Rosengärten.

Das nächste Heiligtum in nördlicher Richtung, präsentiert sich uns als riesiger Komplex von buddhistischen Höhlentempeln in der Nähe der Stadt Ipoh. Wir sind jetzt bereits im Bundesstaat Perak, dessen Bergkegel die reichhaltigsten Zinnerz-Lagerstätten Malaysias bergen.

In einer wunderschönen Landschaft mit steil aufragenden Kreidefelsen, in denen sich durch den Monsunregen im Laufe der Jahrtausende Tropfsteinhöhlen bildeten, haben die Chinesen Heiligtümer eingerichtet. Man erkennt die gelb-roten Torfassaden, die sich dicht aneinander reihen mit den aufgemalten, chinesischen Symbolen, von der Straße aus. Dem letzten und größten dieser Felsentempel – Sam Poh Tong – statten wir einen Besuch ab.

Um die Jahrhundertwende entdeckte ein Wandermönch die Höhlen und wählte sie als Meditations-Ort und Behausung.

Auch heute wohnen noch ein paar Mönche und Nonnen in einem Gebäude vor dem Eingang.

Ein chinesischer Steingarten, ein Ahnentempel mit den Urnen der Verstorbenen und davor ein Altar für Opfergaben, sowie hinter einem Zaun, ein Lotosblumen-Teich mit einigen Blüten, vermitteln uns einen Überblick von dieser heiligen Stätte.

Auch Ipoh, Malaysias drittgrößte Stadt, 6 km entfernt, entstanden aus kleinen Siedlungen der chinesischen Minenarbeiter, strahlt mit einer Anzahl hübscher, niedriger Häuser noch einen Hauch einstiger Wohlhabenheit aus.

Ein letzter, strahlender Smaragd vor meinem, für eine Woche wieder im Alleingang gewählten Erholungsziel auf der Insel Penang, erwartet uns als besonderer Edelstein des Islam in Kuala Kangsar – die Masjid Ubudiah-Moschee.

1913 wurde sie von einem indischen Moslem als Baumeister, in maurischem Stil, in einen von Palmen gesäumten Hof hinein gepflanzt. Wie flammende, von einer goldenen Haube überstrahlte Kerzen umarmen 4 schlanke Säulen die wuchtige, gelb leuchtende Kuppel und 8 weitere kleine Türmchen umschnüren, den von Zacken durchbrochenen, niederen Bogenumlauf, wie die zu Stein gewordene Zierde eines Gürtels.

Von diesem Kleinod schweift der Blick zu einer Anhöhe mit der Silhouette des neuen Sultans-Palastes.

Ganz in der Nähe, am gegenüberliegenden Ufer des Perak-Flusses, spiegelt sich der alte Sultans-Palast im malaiischen Baustil aus Holz und Flechtwerk, auf Pfeilern in den von dichtem Grün überwucherten Fluten.

Die Kontakte zu Indien aus vorchristlicher Zeit, der Geschäftssinn der Chinesen und der Auftritt der Islamisten auf der Weltbühne, haben Malaysia zu einem prächtigen Schauplatz ihrer jeweiligen religiösen Manifestationen animiert.

Der Drang, die stete Präsenz des Anderen zu übertreffen, hat Tempel und Baukomplexe erschaffen, die in ihrer Schönheit nach dem Überirdischen greifen.

Und natürlich hat sich auch das Christentum der Kolonialherren nicht lumpen lassen und mit ihren Kirchen einen würdigen Beitrag zum schillernden Kunst-Ensemble geleistet. Somit waren Portugiesen, Holländer und ganz besonders die Briten innerhalb dieser „Elefantennase“ ebenfalls engagiert tätig!

Besonders deutlich wird dieses internationale Fluidum repräsentativer Bauwerke der verschiedenen Religionen in Georgetown, Malaysias zweitgrößter Stadt und bei der Inselrundfahrt durch Penang, die noch in Gruppengemeinschaft, absolviert wird.

Seit 1985 führt ein 19,5 km langer – davon 8,5 km übers Meer gespannter – Straßendamm vom, am weit ostwärts vorstehenden Zipfel platzierten Georgetown, zum eigentlichen Eiland hinüber.

Nicht nur die Stadt – ein Refugium der East Indian Company – auch das heute mit Hotelpalästen „gesegnete“ Ferienparadies Penang war vor den Europäern, nur ein von ein paar Fischern bewohntes, berüchtigtes Piratennest.

Am Stadtrand angekommen, empfängt uns bereits reger Verkehr…Hochhäuser erscheinen und auch die berühmte neue und riesige Staats-Moschee zeigt sich in der Ferne am Busfenster.

Während des Vietnam-Krieges hätten viele Amerikaner in diesen Gefilden ihren Urlaub verbracht, reichlich Geld mitgebracht, sodass auch das „horizontale Gewerbe“ florierte, klärt man uns auf. Dagegen würden heute neben den US-Bürgern vor allem Kanadier, Australier, aber kaum Deutsche ihre Ferien auf der Insel verbringen.

Mich begeistert bei dieser Fahrt durch das 285 qkm große Eiland der Betelnuß (Areka-Palme) vor allem die üppige Dschungellandschaft, die mich bereits auf der Bergstraße zu den Cameron Highlands faszinierte und hier noch intensiver rundum wuchert. Am Straßenrand blühen Hibiskus, Hortensien, Heliconia und andere tropische Gewächse.
Typisch malaiische Lebens- und Bauweise scheint auf der Insel allerdings selten geworden zu sein, sodass man uns extra bei einem Spaziergang, eines dieser noch existierenden Dörfer vorführt.

Wir sind immerhin bei der Reise durch West-Malaysia ab und zu auf eine echt malaiische Siedlung gestoßen, die mit ihren, zum Großteil auf Holzpfählen erbauten Häusern und den Blumen davor einen sehr ansprechenden und beschaulichen Eindruck vermittelten, sodass das uns jetzt vorgeführte „Schau-Objekt“ in Panang vielleicht zu wenig Würdigung von uns erfährt.

Es gibt sie auf jeden Fall noch.

Von den „Orang Asli“, der verachteten Urbevölkerung, von der auch noch etwa 50.000 irgendwo im Verborgenen untergetaucht leben, konnten wir dagegen keine Spuren entdecken.

Im „Schlangen-Tempel“ verfügt die Statue des Chor Soo Kong, die ein chinesischer Mönch aus China nach Malaysia brachte, angeblich über heilende Kräfte. Die Attraktion hier sind aber grün gelbe Giftschlangen, die sich im Tempel aufhalten und als Diener des Gottes Chor Soo Kong das Prädikat „heilig“ besitzen und mit ihrer Lieblingsspeise Hühnereier, geehrt werden.

Die Stufen hinauf zum Tempel sind beiderseits mit Souvenir-Läden gesäumt….aus einem Lautsprecher erklingt die „stille Nacht, heilige Nacht!“

Der Tempel selbst bietet nichts Außergewöhnliches, die Schlangen beschränken sich auf drei, in Grünpflanzen versteckte Exemplare.

Früher sollen sie tatsächlich überall herum gehängt sein und dabei wären scheinbar Unfälle passiert. Sie sehen jedenfalls nicht Furcht erregend aus, sind dünn und kurz und schön gefärbt.

Damit das Geschäft trotz der vorhandenen Minderheit floriert, werden in einem Nebenraum die gleichen Tiere ohne Giftzähne für ein Foto um Hals oder Kopf der Besucher, angeboten.

Das Mittagessen bei dieser Rundfahrt findet in einem Gebäudekomplex in Georgetown statt und das Restaurant im 59. Stock bietet einen prächtigen Blick auf die Stadt, der allerdings von der Aussichtsterrasse im 58. Stock noch übertroffen wird.

Im Anschluss begegnet uns ein hervorragend gestaltetes Haus eines reichen chinesischen Clans, zu dem auch ein eindrucksvoller Tempel gehört. Ebenso können wir danach eine Moschee und eine christliche Kirche bewundern.

Bei der Fahrt am Hafen entlang, vorbei am alten Fort, erscheint als Krönung aller Superlative auf einer grünen Hügelkette als reizvolle Kulisse, die weiß-goldene Staats-Moschee von Penang, die 1977 fertig gestellt wurde.

Mein Alleingang auf der Insel Penang, beginnt dann mit dem Einzug in ein monströses Hotel im Ort Ferringhi Beach, dessen Hauptstraße aus aneinander gereihten Läden und Restaurants besteht. 2 gläserne Aufzüge, ein überdachter Cafe-Shop, ein riesiger Swimming-Pool, sowie ein ebenso großzügiges Zimmer erwarten mich hier. Da Fenster und Balkon zur Straßenseite weisen, dürfte mir dieses Luxus-Quartier wohl kaum eine allzu ruhige Erholung bieten.

Dem malerisch-tropischen Atem der Dschungel-Landschaft wird also in Ferringhi Beach das Korsett europäischer Zivilisation mit ihrer geschäftigen Betriebsamkeit verpasst und ich werde Mühe haben, ihn in dieser Woche bei meinen Erkundungen, dennoch zu verspüren.

Auch der indische Ozean, der sich in diesem Bereich als Andermanen-See präsentiert und seinen monotonen Wellenschlag an den Strand rollt, verlockt nicht zum Schwimmen…sein Wasser spült auch den Unrat allzu viel menschlicher Aktivitäten ans Ufer… es ist verschmutzt!

So werde auch ich, wie alle anderen, mit der gechlorten Reinheit des Pools vorlieb nehmen, in dessen Mitte eine Strandbar, den Komfort erhöht. Whisky, Gin oder was sonst ist gefällig….?

Man kann sich schließlich an Luxus gewöhnen!

Für mein leibliches Wohl finde ich außer dem reichhaltigen Frühstücksbuffet im Hotel gleich am ersten Abend ein kleines, chinesisches Restaurant, das wunderbare Fisch-Suppe kredenzt!

Und beim Bummel durch das „Ferienparadies“ gerate ich nicht nur zu einem noch nobleren Hotel als dem meinen, das eine Reihe Aquarien mit lebenden Fischen wie Hummer, Langusten und weiteren Spezialitäten unterhält, um seinen Gästen das abendliche Dinner fangfrisch servieren zu können….sondern ich gerate über eine Seitengasse zum Strand, der nicht den Urlaubern, sondern den einfachen, verbliebenen Fischerfamilien, gehört. Hier stehen ihre einfachen Behausungen, hier schnuppert man das Milieu Malaysias!

Es ist ein Spaziergang durch 2 voneinander getrennten Welten, die dennoch dicht nebeneinander existieren.

Natürlich gönne ich mir auch Ausflüge, zum Beispiel zum Cultur-Center, in dem eine Demonstration von Sitten und Bräuchen jener anderen, malaiischen Welt stattfindet, die nur vereinzelt im Westen, weit mehr wohl im Osten unter den verschiedenen Stämmen vollzogen werden, die aber wiederum mit dem eigentlichen „Elefantenrüssel“ wenig gemein hat.

Die Besichtigung des chinesischen Tempels Kek Lok Si – Tempel des Paradieses – der 1890 begonnen wurde und sich am Fuße des 780 m hohen Penang Hill mit zahlreichen Höhlen, Schreinen, Toren, hochzieht, wird für mich zum beeindruckendsten Erlebnis während meines Alleingangs.

Seine Entstehung verdankt er der Idee eines Klosterabtes, der in der Form der Hügel die Umrisse eines Kranichs – dem Symbol für langes Leben – zu sehen meinte und den Bau der weitläufigen, faszinierenden Anlage mit dem 50 m emporstrebenden Höhepunkt der „Pagode der Zehntausend Buddhas“ veranlasste.

Als Wandfliesen schmücken diese Figuren die Wendeltreppe, die auch ich mutig hochsteige, wobei der oberste Bereich mit dem „Allerheiligsten“, Fremden allerdings verwehrt bleibt.

Auf diesen Hügel Ayer Itam führt auch eine stark frequentierte Zahnradbahn mit einer wundervollen Sicht auf die Umgebung.

Wieder ein Beispiel, dass in West-Malaysia, das einst von den aus China stammenden „umher schweifenden Menschen“ besiedelt wurde, trotz aller kolonialer Zwischenspiele das chinesische Element heute noch die Hauptrolle spielt.

Ein Schiffs-Ausflug zur benachbarten Insel Langkawi, die größer als Penang ist, bringt mich nach 2 Stunden Fahrt aus dem Touristen-Eldorado in offensichtlich einfachere Gefilde und gewährt kurz vor Ankunft dort einen herrlichen Blick auf 103 meist unbewohnte Inseln und Inselchen dieser Hauptgruppe.

Zwar bemüht man sich auf diesem ebenso mit tropischer Vegetation und hübschen Bade-Buchten gesegnetem Eiland, ein wenig den Tourismus anzulocken, aber noch hat sich kein Krösus gefunden, der es dafür entsprechend ausstattet. Zwar Freihandelszone, wirkt die sogenannte Hauptstadt Kuah ziemlich langweilig.

Am 21.12. kurz vor dem Weihnachtsfest, auf dessen besinnliche Vorbereitung diesmal durch die vielen neuen Eindrücke kaum Zeit blieb, kehre ich in den deutschen Winter zurück.

Jedenfalls wird auch West-Malaysia in meinem Gedächtnis haften bleiben – als ein Landstrich, der mit seinen Regenwäldern, Mangroven-Sümpfen, Sandstränden, den grünen Bergketten, dichtem Dschungel, dem bunten Völkermosaik und dem Sammelsurium von Kulturen ein Panoptikum der Superlative verkörpert und entsprechende Würdigung verdient!