Madagaskar

schillernder „Landsplitter“ vom Urkontinent Gondwana

Als ein etwas ungewöhnliches und noch nicht vom Massentourismus vereinnahmtes Inselterritorium, lockt mich im Juli 1990, das im indischen Ozean treibende, viertgrößte Eiland der Welt – MADAGASKAR – zu einem Besuch.

Schon der Flug mit der Air Madagaskar, die angeblich nur mit einem Jumbo-Jet ihre Reisenden bedient und nicht von Frankfurt, sondern von Zürich startet, gestaltet sich durch den Transport mit Lufthansa dorthin, umständlich. Die Zwischenlandung in Nairobi, in den frühen Morgenstunden bei dichtem Nebel, erfolgt hart und so rasant abgebremst, dass aus einigen Kästen oberhalb der Sitze, die Sauerstoff-Notfall-Masken automatisch herausfallen.

Während des 2-stündigen Weiterfluges nach Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars, erlebe ich direkt unter mir den spektakulären Blick auf Afrikas Wahrzeichen und höchstem Berg Kilimandscharo und seinen schneebedeckten Gipfel.

Ziemlich unterschiedlich gegenüber anderen Urlaubszielen fällt dann auch der Empfang mit Geschrei, Lärm, Menschenmassen und einer lange dauernden Einreise-Zeremonie aus, bei der die freundlichen Beamten, hinter einer Art Holzverschlag ihren Dienst tun.

Es folgt ein weiterer Flug – eine Stunde – nach Port Dauphin im Süden der Insel, das seit der Unabhängigkeit 1960 wieder Taolanaro heißt, über dem sich ein, von den ersten französischen Siedlern 1643 errichtetes Fort erhebt.

Bereits die Fahrt zum Hotel zeigt: ich bin diesmal auf einer Insel weitab von der gewohnten Zivilisation gelandet, wo viel Armut herrscht und das Dasein anders als in unseren Breiten verläuft.

Vor allem sehr dunkelhäutige Menschen, oft in zerlumpten Kleidern, ziehen an unserem Bus die Straße entlang, vorüber… beladen mit Holzscheiten, die sie zu ihren armseligen, mit Blech bedeckten Hütten, bzw. Verschlägen schleppen.

Eine Art von weitmaschigen Holzpfählen schirmen diese Behausungen vom Betrieb der Verkehrswege ab… auf diesem „Zaun“ sind Wäschestücke zum Trocknen ausgelegt.

Mein Hotelzimmer, etwas außerhalb von dieser „Hauptstadt des Südens“ wirkt geräumig, aber äußerst einfach, besitzt aber eine Terrasse auf der die Palmen der Umgebung, mir einen freundlichen Willkommensgruß entgegen rascheln.

Da sich angesichts der anstrengenden, nächtlichen Anreise keine Interessenten für einen fakultativen Boots-Ausflug für den folgenden Tag, melden, bedeutet das für mich die Chance – bei Gruppenreisen selten – einen Alleingang zu unternehmen und erste Eindrücke von der, etwas im Gedächtnis der Welt fast vergessenen Insel, zu gewinnen.

Infolge ihrer Abspaltung von der afrikanischen Südostküste vor 150 und dem indischen Festland vor 90 Millionen Jahren, soll dieser 1600 km lange „Splitter“ mit einer größten Breite von nahezu 600 km eine ungewöhnliche, nirgendwo sonst vorkommende Tier- und Pflanzenwelt besitzen. Davon hoffe ich in den nächsten 2 Wochen einiges zu sehen.

Vielleicht hängt diese Ausnahmesituation auch damit zusammen, dass sie erst spät, vor etwa 1500 Jahren von Menschen besiedelt wurde. Sie kamen von Asien und Afrika. Zwar machen Gerüchte die Runde, dass es davor bereits eine Urbevölkerung gab, doch dies liegt im Dunkel der Zeit.

150 Millionen… 90.000 Millionen… was für unvorstellbare Zeiträume im Vergleich zu den 2 – 3 Millionen, wo die Morgendämmerung menschlicher Anwärter auf dem Globus, in Afrika begann.

Leider rauschen am nächsten Morgen statt der Palmen draußen, nur Regenschauer und auch von heißen Temperaturen ist wenig zu spüren.

Doch das Frühstück im Freiem unter einem schützenden Dach mit frischen Früchten wie Ananas und Marakuya vermittelt tropisches Flair und das geröstete, knusprige Baguette erinnert an Frankreich.

Zwar musste das Fort bereits 1674 nach einem fürchterlichen Gemetzel, bei dem fast alle Einwohner umkamen, wieder aufgegeben werden. Aber im Gerangel der europäischen Staaten um Kolonien, gelang es Frankreich, sich die Insel ziemlich gewaltsam 1875 als Protektorat, einzuverleiben.

Ausbeutung auf der einen Seite und „terroristischer Widerstand“ andererseits, waren die traurigen Folgen, bis Charles de Gaulle das Sagen in Frankreich hatte und 1960 die Unabhängigkeit Madagaskars stattfand.

Immerhin erstaunlich, dass sich aus Einwanderern aus Asien und Afrika, vielleicht bereichert durch ein unbekanntes Urvolk, eine Bevölkerung heraus kristallisiert hat, die zu einer einheitlichen Sprache, dem Madagasy, gefunden hat.

Die lateinische Schrift wurde allerdings erst vor 100 Jahren durch Europäer eingeführt, doch fast die Hälfte der Einheimischen sind bis heute Analphabeten.

Ich bin also diesmal auf ein Urlaubsziel gekommen, dass einen relativ kurzen, aber recht abenteuerlichen Werdegang absolvierte, sich heftig gegen fremde Besatzer gewährt hat… wo lange Zeit europäische Seeräuber sich an entlegenen Buchten versteckten und Handelsschiffe überfielen, wo es 18 verschiedene, anerkannte Hauptstämme gibt und sogar ein Königreich existierte.

Heute nennt sich Madagaskar „demokratische Republik.“

Sofort, als gegen Mittag die Sonne den Regen ablöst, mache ich mich auf den Weg, um ein wenig über diesen seltsamen „Splitter“ im indischen Ozean zu erfahren.

Bis zum Meer vor, sind es nur wenige Schritte und weiter die Küste entlang, wird mir so recht bewusst, wie unberührt und schön diese Landschaft voll üppigem Grün und dem Hintergrund der Berge, ist.

Als angenehm empfinde ich, dass ich auf der stark von Menschen frequentierten Straße kaum beachtet werde. Lediglich eine alte Frau zeigt mir ihr zerschlissenes T-Shirt, in Erwartung eines eventuellen Ersatzes, den ich ihr nicht bieten kann. Die Not scheint also groß zu sein, nur wenige Leute sind ordentlich gekleidet. Abgenützt, verblichen, mit Löchern, fast Lumpen gleichend, zeigt sich das Gewand der meisten Vorüberziehenden.

Hühner und Gänse laufen unbekümmert auf der Straße herum.

Ein Mann trägt auf einer Schulterstange beidseitig, lebende Hühner, jeweils 2, 3 an den Füßen zusammen gebunden, mit den Köpfen nach unten hängend.

Armut kennt scheinbar kein Mitleid mit andersartigem Leben.

Ich bummle von Bucht zu Bucht, komme an einem Hotel auf einer Anhöhe und einem Mädchenlyzeum, dessen Mauern verfallen wirken, vorbei und mir wird klar, dass ich mich mitten in der Stadt Taolanaro, ehemals Port Dauphin, befinde, die eher einem weitläufigen Dorf mit mehr oder weniger verwahrlosten Holzbuden als Häusern, gleicht. Dazwischen begegnet man auch ein paar gemauerten, aber auch dem Verfall preisgegebenen, Gebäuden.

In winzigen Buden wird irgendetwas verkauft, in primitiven Garküchen brutzelt Essbares.

Ziemlich unbehelligt schlendere ich durch das fremde Milieu, in dem mir die Kirche und eine Bank das Zentrum signalisieren.

Am Nachmittag, auf der Suche nach dem Markt, gerate ich auf einen schmalen, romantischen Pfad, der sich durch üppige Vegetation empor windet. Aber da überall Wege von der sogenannten Hauptstraße abzweigen und ich vor Einbruch der Dunkelheit – bereits um ½ 6 Uhr – zurück im Hotel sein möchte, kehre ich um. Schließlich wurden wir am Abend der Ankunft, vor möglichen Diebstählen gewarnt und darauf hingewiesen, dass es keine dafür zuständige Polizei gäbe.

Dieser Alleingang hat mir zumindest den Eindruck einer noch intakten Natur vermittelt. Zumindest der landschaftlichen Ausstrahlung wegen, macht Port Dauphin ihrem Ruf als zweitschönste Stadt Madagaskars, Ehre.

Mit nur 7 Teilnehmern startet unsere Gruppe am nächsten Tag zur Fahrt ins ca. 100 km südwestlich gelegene Berenty-Naturreservat, das1936 von der Adelsfamilie de Heaulme auf 240 Hektar eigener Galeriewälder, eingerichtet wurde.

Am gestern, von mir verpassten Markt vorbei, erschließt uns diese Tour einiges der sprichwörtlichen Besonderheiten dieser Insel und ihrer Pflanzen-Vielfalt. So erkennen wir z.B. unterhalb der Straße auf sumpfigen Pfad eine Vielzahl von „fleischfressenden“ Becherpflanzen.

Dem Stamm der Antanosy begegnen wir in ihren Gedenkstätten für die Toten, die mit aus Holz geschnitzten Pfählen, an die im „Totenhaus“ in Leinentücher gehüllten Verstorbenen erinnern. Das Holz gilt demnach als „heilig“ und hält über 100 Jahre der Verwitterung stand.

Anschließend durchfahren wir das Stammesgebiet der Antandroy – die aus dem fernen Land – , Nomaden, die in winzigen Hütten, die immer wieder neu aufgebaut werden, leben.

Wir passieren ihren Markt, auf dem so ziemlich alles verkauft wird, auch Medikamente vom Schwarzmarkt oder einem Krankenhaus, deren Wirkung den 50 % Analphabeten verborgen bleibt.

Auch Holzkohle wird am Straßenrand zum Verkauf angeboten.

Hier im äußersten Süden der Insel, dem kargsten und unwirtlichsten Gebiet, gedeiht fast nur Dornengestrüpp. Der Reichtum der Antandroy sind Rinderherden; da sie im Gegensatz zu anderen Stämmen keine Furcht vor Geistern haben, findet man manche von ihnen als Nachtwächter vor den Villen der Reichen auch in anderen Gegenden.

Eine Reihe seltsamer Bäume, deren lange, schmale Äste wie Finger aussehen und ebenfalls nur in Madagaskar vorkommen, sind die den Kakteen ähnlichen Alaoudien.

Wasser muss in dieser Gegend aus oft 10 km weiter Entfernung geholt werden.

Es ist heiß geworden… wir müssen bei dieser Fahrt mehrmals verrostete Brücken überqueren… aus dem Fluss darunter, wird das kostbare Wasser geschöpft, gleichzeitig darin auch Wäsche gewaschen.

Im bezaubernden Berenty-Reservat, in dem wir Zimmer in hübschen Bungalows beziehen, begrüßt uns sofort eine Anzahl von Katta-Lemuren, die sich entgegen der anderen ca. 80 Arten dieser Primaten auch am Boden, statt vorwiegend in den Bäumen, aufhalten.

Mit langem, gestreiften Schwanz umringen sie uns, sind nicht nur possierlich, sondern auch zutraulich und frech. Ihre Lieblingsspeise Bananen, fressen sie uns aus der Hand samt Schale und hüpfen auf die Schultern. Auch die scheuen Sifaka-Lemuren sichten wir in der Nähe der Lodge.

Den Höhepunkt des Besuchs in Berenty, bietet uns jedoch nach einem guten Mittagessen, der Spaziergang durch den gewachsenen Urwald, durch den Pfade und Wege verlaufen.

Wir orten immer wieder die weißen Sifakas mit der schwarzen Schnauze zwischen den Blättern, auch Schwarzkopf- und Rotstirn-Lemuren, tauchen in den Bäumen und manchmal am Weg auf. Insgesamt 5 Tag aktive und 2 Nacht aktive Arten sind im Reservat mit einer Anzahl Tiere heimisch.

Insgesamt 2 Stunden streifen wir durch den Wald, erspähen auf einem schmalen Dschungel-Pfad „fliegende Hunde“ an Ästen hängend, treffen auf einen riesigen Banjan-Baum, begegnen einer Pflanze, die wie eine dicke Kaktee aussieht, aber als eine Art wilder Wein die Bäume schädigt, ebenso wie diese auch von Termiten ruiniert werden.

Interessant im Zusammenhang mit den Lemuren war und ist die Frage, wie diese „Primaten“ auf die Insel gekommen sind und nirgendwo anders leben.

Spekulationen gibt es viele, die gängigste ist… als blinde Passagiere auf irgendwelchem Treibgut.

Eine andere, für mich verlockende Theorie ist, dass es Vorfahren dieser Spezies schon auf Gondwana und damit im gesamten Süden dieses Urkontinents gegeben habe und sie also mit dem „abgespaltenen“ Landstreifen einfach nach Madagaskar mitgereist wären. Nachdem sie in Afrika von höher entwickelten Affen und der heranreifenden menschlichen Garde zum Aussterben gezwungen worden wären, konnten sie sich auf dem so lange isolierten Madagaskar, ohne Konkurrenz zu dieser einzigartigen Primatenart weiter entfalten.

Irgendwie einleuchtend, wäre da nur nicht die Barriere der vielen Millionen Jahre…

Denn so gesehen, hätten dann bereits auf dem Urkontinent einschließlich Europa, bereits Vorfahren der Primaten und somit uns Menschen gesiedelt. Welch‘ kühne Idee…

Gekrönt wird der Tag in Berenty nach der unglaublich eindrucksvollen Wanderung und einem ausgezeichneten Abendessen im Restaurant, durch den kurzen Weg zum Bungalow: ein von funkelnden Sternen übersäter Nachthimmel, wie ich ihn noch nirgendwo bewundern konnte, begleitet mich dabei, an dessen Pracht ich mich nicht sattsehen kann. Kein künstliches Licht stört das großartige Szenario, zumal bereits um1/2 10 Uhr alle Lichter in Berenty ausgehen und das Reservat mit allen seinen Bewohnern in absolut irdische Dunkelheit gehüllt, die Nacht verträumt.

Nach dem Frühstück am folgenden Morgen, spaziere ich ein wenig in dem ausgedehnten Areal herum, bewundere die eigenartige geformten Madagaskar-Palmen, die sich wie ein Schwamm mit Wasser vollsaugen und dann Monate ohne Regen auskommen.

Auch der zweite Wald-Spaziergang auf anderen Pfaden, wird in diesem herrlichen Terrain zu einem Erlebnis. Wir blicken in Schlangenlöcher am Boden, in denen auch Ameisen hausen, da sie deren Abfälle fressen. Es gibt Paradiesvögel, die ich leider nicht entdecke, aber einen Seidenhauben-Kukuck und graue Wasa-Papageien sowie Rotstirn-Lemuren und die weißen Sifakas zeigen sich da und dort. Erst am Fluss angelangt, kehren wir um, besuchen in Berenty, vor der Rückfahrt nach Port Dauphin, noch das kleine Museum neben dem Restaurant, in dem ein aus gefundenen Schalen, ein Fußball großes Ei des ausgestorbenen Vogels Rock zu sehen ist. Immer noch liegen aufgebrochene Schalenreste im Gelände herum und ein von Wissenschaftlern zusammengesetztes und auf sein Alter überprüftes Ei, ergab das Jahr 1300. Könnte der einem Strauß ähnliche Riesenvogel, sein Ende durch die Plünderung seiner Gelege durch die eingewanderten Menschen gefunden haben??? Wie vieles ist auch dies nicht mehr zu klären. Fantastische Geschichten über ihn wurden durch Seeleute erzählt.

Die Rückfahrt bringt uns zunächst zu einer großen Sisal-Plantage, für die viel Wald abgeholzt werden musste, aber Arbeitsplätze für die Menschen schaffte. Und da der Anbau in Mono-Kultur betrieben wird, liegt darin der erste Hinweis für die Zerstörung der Natur der Insel, die einst dicht bewaldet gewesen sein muss.

Am wunderschönen, von Blumen überquellenden Ufer des Anony-Sees – ein Salzwasser-See mit Verbindung zum 7 km entfernten Meer – wird uns unter einem Schatten spendenden Kasuarina-Baum ein sehr schmackhaftes Mahl, inmitten üppiger Vegetation kredenzt.

Dann sind abermals diverse von verrosteten Pfeilern gestützte Holzbrücken zu überwinden, von denen man nie weiß, wann sie einstürzen werden, doch wir kommen heil zur letzten Nacht im Süden, in Fort Dauphin an.

Die Rundreise am nächsten Morgen nach Westen, findet per Flug statt, da die 600 km lange Strecke auf schlechter Piste 24 Stunden dauern würde. Per Luftweg sind wir bereits in einer halben Stunde an der Westküste Madagaskars, wo der Stamm der Vezo als Fischer beheimatet ist.

Auf ihren Fangfahrten wohnen sie in Zelten, die abends am Strand aufgebaut werden.

Auch diese Volksgruppe wehrte sich erfolgreich gegen alle Kolonialmächte und erst in diesem Jahrhundert schafften es die Franzosen, sie zu besetzen. Von der größten und wirtschaftlich bedeutendsten Stadt in diesem Distrikt sehen wir allerdings so gut wie nichts, denn bereits am Flughafen erwarten uns mit einem Kleinbus zwei neue Reiseleiterinnen. Sandwich und Getränke werden uns vor dem Einstieg ausgehändigt und sofort geht es weiter, denn die heute zu bewältigende Strecke auf schlechter Straße, würde viel Zeit benötigen.

Die Landschaft um die Stadt Toliara, unserem Flugziel, begrüßt uns als reizlose, ziemlich ausgetrocknete Dornbusch-Steppe; wir passieren Dörfer, deren Hütten aus Strohgeflechten bestehen, die mittels Holzstäbe zusammengehalten werden, mit Stroh gedeckt sind, keinerlei Mobiliar enthalten und primitiv wirken… doch das Leben spielt sich ohnehin überall im Freien ab.

Die Hauptnahrung der Menschen hier besteht aus Manjok und Mais. Man formt Holzkohle und bietet sie zum Verkauf an.

Bald wird die anfangs recht gute Straße von Schlaglöchern zerbeult, sodass wir nur im Schritt-Tempo vorwärts kommen.

Der Stamm der Mahafali – Viehzüchter und Hirten – deren Gebiet wir queren, habe eine besonders schöne Grabmalkunst aus Steingebäuden entwickelt, deren Wände mit kunstvollen Ornamenten verziert sind. Wir können sie nur von Ferne flüchtig sehen. Jedenfalls sind sie der Beweis, dass die Menschen ihren Toten mehr Aufmerksamkeit schenken als den Lebenden und deren Friedhöfe im Gegensatz zu den Hütten für das irdische Dasein, sorgfältig und aufwendig gepflegt werden.

Wir sind unterwegs in Richtung „zentrales Hochland“ und werden bei einem kurzen Ausstieg im Städtchen Andranovory sofort von einer Schar Kinder umringt.

Bis hierher war die Gegend von Nomaden und Halbnomaden besiedelt, die ihre primitiven Hütten, wenn sie weiterziehen, einfach stehen lassen.

Ab hier sind die Menschen sesshaft und zwischen die Lehmhäuser mischen sich bereits gemauerte Bauten.

Früher – erzählt man uns – war Madagaskar eine grüne Insel, jetzt sieht man bereits rote Erde und wenn die Brandrodung nicht gestoppt wird, könnte sie bald als schwarzer „Splitter“ im Blau des Ozeans treiben. Wasser wäre rar und würde oft in Löchern gesammelt.

Wir rumpeln weiter gegen Norden durch eine ebene Landschaft, erst später erscheinen in der Ferne Hügel.

In der Hochebene von Horombe lebt der halbnomadische Stamm der Bara, der das „Rinder stehlen“ als Volkssport betreibt. Schließlich gilt das Zebu-Rind als Statussymbol und Zeichen für Reichtum bei den Madegasen. Und die verbrannte Steppe an manchen Stellen, zeugt von Brandrodung durch Hirten, damit für ihre Herde Gras nachwächst.

Mich fasziniert inzwischen das Farbspiel, das der Himmel beisteuert. Da ist die gelbe Steppe, die im Hintergrund von verschieden beleuchteten Bergrücken gesäumt wird, während das pastellblaue Firmament mit weißen Wolken den Kontrast dazu liefert. In einer Mulde tauchen auch noch Palmen auf und man vermutet, dass einst das Meer bis hierher gereicht hat.

Den nächsten Blickfang beschert uns das Sandsteingebirge des Isalo-Massivs mit bizarrer Formenbildung, in dem ein besonders markanter Fels „Königin“ genannt wird.

Als Tagesziel nach der anstrengenden Fahrt, winkt uns das Städtchen Ihosy, das wir nach einem prächtigen Sonnen-Untergang und weiteren 40 km schlechter Piste – mehrfach bestätigen züngelnde Flammen wieder Brandrodung – in der Dunkelheit ansteuern.

Sowohl mein Bungalow-Zimmer, wie auch dasWasser sind kalt… in Madagaskar ist schließlich um diese Jahreszeit Winter, aber die Sonne erwärmt schnell die Tage.

Es geht am folgenden Morgen noch höher ins Hochland hinauf… vorbei an, während der Regenzeit weggeschwemmten Brücken und den ersten Reisterrassen… auch ein Regenwald soll in dieser Region existieren, ebenso der zweithöchste Berg Pic Boby mit 2700 m Höhe.

Immer mehr Berge erscheinen rundum… wir sind im Gebiet des Stammes der Betsileo, die Wein- und Reisanbau betreiben. Ihr Terrain erstreckt sich südlich von der Hauptstadt Antananarivo, bis hierher.

Dieser Stamm achtet streng auf Sitten und Gebräuche, per Strafe ist die Heirat mit nicht zum Stamm Gehörenden verboten. Ihre Toten werden unter Steinen begraben. Je mehr Steine aufgehäuft sind, umso höher war der Rang des Verstorbenen.

Ein besonders eindrucksvolles Felsgebilde stellt das „Tor des Südens“ dar… eine mächtige Felswand als Barriere zwischen dem Norden und Süden der Insel, also.

Danach, nunmehr im nördlichen Madagaskar bewundern wir bei einem Aufenthalt in der Papierfabrik von Antaimoro, die von blühenden Sträuchern umgeben ist, die sehr hübschen Arbeiten, die auf dem aus einer Baumrinde gewonnenen Papier, aus einzelnen Blütenblättern geformten Muster.

Der Mittagsimbiss findet diesmal auf einer abschüssigen Wiese statt und nach einer Kurven reichen Fahrt durch herrliche Landschaft mit Reisterrassen, immer mal kleinen Pinienwäldern, Dörfern und Agaven an den Straßenrändern, wird in Fianarantsoa, der „Hauptstadt des Hochlandes“ übernachtet.

Die besitzt sogar wie Tana, eine eigene Eisenbahnlinie zur Küste. In den ländlichen Gebieten sind vor allem Ochsenkarren das Hauptverkehrsmittel.

Im Hochland wäre der Winter so kalt, dass den Kindern in der Schule das Mitnehmen einer Decke erlaubt sei und bis 10 Uhr hörten sie nur dem Lehrer zu, da die Finger zum Schreiben zu klamm wären.

Der Nebel, der auch am folgenden Morgen über den gegenüber liegenden Bergen hängt, wird zum Glück bereits um 9 Uhr von der Sonne wie ein Schleier „geliftet“ und steigt langsam über sie empor.

Auf der Straße herrscht bereits lebhafter Betrieb…

Wir erreichen mit unserem Kleinbus bald einen Regenwald, dem Reisfelder folgen.

Plötzlich versperren Menschenmengen die offensichtlich zu einem Markt streben, mit Körben auf dem Kopf und Kind am Rücken, den Weg.

Hauptziel und Pflicht der Madegasen sind, so viel wie möglich Kinder zu zeugen. Wenn eine Frau keine bekommt, wird sie nach Hause geschickt.

Grund für die heutige Massenwanderung ist der Samstag-Markt im nächsten Dorf.

Wir steigen aus und lassen uns von den Einheimischen durch die Straße treiben. Fast alle Leute gehen barfuß… Schuhe sind teuer in Madagaskar.

Alles Erdenkliche wird auf dem Markt, am Boden ausgebreitet, zum Verkauf angeboten. Deprimierend empfinde ich dabei, wie die Tiere, vor allem Hühner und Schweine, brutal zum Verkauf gezerrt werden.

An einer Straßenecke stehen Musikanten…

Ein nicht eingeplantes Erlebnis wird uns jedenfalls mit diesem Markt geboten, während das Mittagessen, in einfachem, von einem Franzosen geführten Milieu – ein gemütliches Lokal mit Hinterhof – stattfindet.

Eine weitere Unterbrechung der Fahrt durch eine wundervolle Berglandschaft in strahlender Sonne bietet uns, ehe wir Antsirabe, dem heutigen Übernachtungs-Quartier zustreben, der Besuch einer Holzschnitzer-Werkstatt.

Danach empört uns wieder Brandrodung in einem Gebiet, wo nichts angebaut wird und auch kein Zebu weidet… also unsinniger Vandalismus.

Antsirabe ist berühmt für seine Edelsteine. Vom Amethyst bis zu Smaragden werden hier reiche Funde getätigt. Zur Kolonialzeit wurde die Stadt wegen ihrer Thermalquellen berühmt. In ihrem Gebirgsklima erholten sich die Europäer von der Hitze der Küsten.

Auffallend sind bei unserer Ankunft die vielen Rikschas, die mit einer rechteckig gebogenen Holzstange von Männern gezogen werden.

Ebenfalls kann man sofort feststellen, dass die Bevölkerung offensichtlich einer indonesisch/malaiischen Volksgruppe angehört, wobei Vermischungen mit Ansässigen natürlich vorkamen. Davon ist auch die Kleidung mit ihrer typisch asiatischen Mode betroffen.

Antsirabe ist lebhaft,bunt und nicht mehr ganz so triste wie die Dörfer und Städte, die wir bisher passiert haben.

Unser Hotel de Thermes liegt in einem großen Park und gleicht einem Palast, als solcher war es einmal gedacht, nur die Zimmer sind leider auch hier kalt.

Bei einer Stadtrundfahrt am folgenden Tag, zeigt sich besonders die Independence-Avenue sehr hübsch. Das Denkmal in der Mitte präsentiert darin eingraviert, die 18 Hauptstämme und ihre Merkmale.

Die Kirche der Stadt mit schönen Glasfenstern ist heute Sonntag, auffallend gering besucht.

Nur 20 % der Madegasen bekennen sich zum Christentum, auch der Islam konnte, obwohl viele Menschen aus Gebieten mit diesem Glauben stammen, nur wenig Fuß fassen. Und schließlich gibt es auch Hindus auf der Insel.

Bei allen Religionen schimmert jedoch der alte Glaube der Bevölkerung durch, der an die Macht der Ahnen gebunden ist, die nicht als tot gelten, sondern in einer anderen Form weiter leben.

Die Madegasen sehen das Universum und alle Lebewesen darin nur auf das eine Ziel gerichtet, das Leben zu erhalten und weiter zu entwickeln. Es hat insbesondere die Pflicht, alle Möglichkeiten, die die Natur bietet, zu nutzen und zu bewahren, denn nur der Körper, nicht die Seele – also nicht der Mensch selbst, stirbt. Wichtiger als der Einzelne, sind außerdem die Familie und der Stamm. So betrachten also die Madegasen Begräbnisse auch nicht als Trauerfeier, sondern als Verwandlung vom „materiellen“ ins „körperlose“ Leben. Ihre vielen Totenfeste dienen nur dem Versuch der Lebenden, Kontakt mit den Seelen der Verstorbenen aufzunehmen.

Statt Kirchen oder Tempel sind die Grabmäler ihre heiligen Stätten!

Zwei Ausflüge in die Umgebung stehen am Vormittag auf unserem Programm in Antsirabe.

Der Tritriva-Vulkansee, der von Bäumen verdeckt, sehr kalt ist, zu dem wir ein Stück bergan steigen müssen. 140 m tief leben keine Fische in seinem Wasser. Angeblich hätten sich einst 2 Liebende, die nicht heiraten durften, darin ertränkt.

Am zweiten Kratersee, in dem gebadet werden darf und sogar Regatta stattfinden, der keinen Zufluss hat und nur Regenwasser aufnimmt, erfreuen uns die prächtig blühenden Weihnachtsstern-Bäume, die seine Ufer säumen und hier bleibt auch ein wenig Zeit für Spaziergänge.

Nach dem Mittagessen im Hotel de Thermes starten wir dann in Richtung Tana, begegnen immer wieder sauberen, gemauerten und bemalten Familiengräbern – sorgfältig nach Westen ausgerichteten Behausungen – oft mit Blitzableitern gesichert.

Es ist die Gegend, wo die Leichen alle 3 – 5 Jahre „umgebettet“, das heißt in neue Tücher gewickelt werden.

30 km vor Tana werden wir Zeugen von den schlimmen Folgen der Bodenerosion, bei der durch die abgebröckelte Erde, Gruben entstehen.

Gegen ½ 6 Uhr erreichen wir Madagaskars Hauptstadt und beziehen für 2 Nächte Quartier im Hilton-Hotel, dem einzigen international guten Hotel auf der Insel, das im Winter mit warmen Zimmern aufwartet.

Antananariva – Tana – gilt als Zentrum von Kultur, Handel und Politik. Es liegt 1245 – 1465 m hoch.

Der größte Teil seiner Bewohner (1 Million) gehört dem Stamm der Marina an, die asiatischer Herkunft sind.

Ihr König, der die Urbevölkerung aus dem Hochland vertrieb, war nach seiner Krönung im „alten Palast“ am „blauen Hügel“ hierher übersiedelt und hatte seine Residenz hoch über der Stadt, wo noch heute sein Palast, die Rova und der Palast des Ministerpräsident stehen. 1610 wurde eine Armee von 1000 Mann gegründet. Der Stamm soll schon vor 700 Jahren mit der Vertreibung der früheren Einwohner begonnen haben. Es handelt sich um die größte Volksgruppe der Insel.

Nach dem zweiten Weltkrieg begann sich Tana bis in die umliegenden Reisfelder auszudehnen.

Noch gibt es keine Slums, aber Arbeitslosigkeit und Kriminalität würden erschreckend zunehmen.

Statt der fakultativen Stadtrundfahrt am nächsten Vormittag, beabsichtige ich nach einem gemütlichen Frühstück, wie in anderen Städten bei meinen Reisen, ohne Geld und Fotoapparat, zu Fuß das Stadtzentrum zu erkunden.

Gerade als ich losmarschieren will, warnt mich ein Schweizer Hotel-Gast ausdrücklich davor und erzählt, dass Leuten sogar schon die Brillen vom Gesicht gerissen wurden… da ich die unbedingt benötige, entschließe ich mich dann halt für eine Rundfahrt per Taxi und bestelle ein solches in der Rezeption für eine Stunde.

Es kommt postwendend und der sehr nette Fahrer kurvt mich zuerst durch die Unterstadt.

Es geht vorbei am berühmten Zoma, dem Freitagsmarkt, der als Sehenswürdigkeit gilt und wo heute Montag kein so großes Gedränge herrscht.

Er ist riesig groß und erstreckt sich am Südende der Hauptader der Stadt – der Independence-Avenue. Ich betrachte ihn eingehend vom sicheren Taxi aus und bin dann sehr beeindruckt von dieser Straße mit vielen hübschen Häusern, die durch einen Mittelstreifen getrennt sind und erst am Bahnhof endet.

In der Oberstadt begeistert mich vor allem die herrliche Lage der Gebäude… der Königspalast ist zwar heute geschlossen, aber von außen kann ich ihn ebenso wie das Rova, den Palast der Königin, filmen.

Letzterer war ursprünglich ein großes Holzhaus und ist erst später mit einem schützenden, 4-türmigen Steinbau umgeben worden.

Von dem ursprünglichen Palastkomplex und der Festungsanlage der Merina-Fürsten ist heute kaum noch etwas vorhanden, die meisten Bauten stammen aus dem 19.Jhdt.

Von den vielen Aussichtspunkten, die Tana zu bieten hat, ist einer attraktiver, als der andere.

So kann ich gefahrlos per Taxi die Stadt von der West- und Ostseite kennenlernen, immer wieder aussteigen und zum Schluss vertieft noch eine Rundfahrt um den im 19.Jhdt angelegten Anosy-See, den Eindruck einer wirklich schönen Stadt, von der ich in den, inzwischen 1 ½ Stunden, einen guten Überblick gewinnen konnte.

Am Nachmittag schließe ich mich dann doch noch dem Fakultativ-Ausflug zum „Alten Königspalast“ an, in dem der berühmteste aller Merina-Könige residierte, bevor er nach Tana übersiedelte.

Besonders der Blick von diesem „Blauen Hügel“, wo sich das schwarze Holzhaus als erster Palast befindet, ist großartig. In einem Park, umgeben von Blumen, wurden die Gebäude in ihrem ursprünglichen Zustand belassen und sehen heute wie vor 200 Jahren aus. Sie sind auch Montags geöffnet und für mich wirkt ihr Inneres primitiv und düster.

Die Stelle wo der König gekrönt wurde, der Opferplatz für die Zebus, das Badebassin für König und Königin, das Lusthaus der Königin Ranavolana… alles wird uns bereitwillig vorgeführt. Auch der riesige, runde Steinblock, mit dem das Tor unten vor dem Aufgang zur Festungsanlage jeden Abend von 50 Männern geschlossen wurde und wo später ein Dorf entstand, bekommen wir zu sehen.

Dieser „blaue Hügel“ mit noch einem Stück erhaltenen Urwald stellt für die Merina den heiligsten Ort dar, der bis 1896 von keinem Fremden betreten werden durfte.

Damit ist für mich dann auch das Rundreise-Programm Madagaskar beendet, denn am nächsten Morgen starte ich frühzeitig zum Flug nach Nosy Be, einem kleinen Eiland, dem Nordwesten der Insel vorgelagert, die mir noch eine Woche „Faulenzen“ bescheren soll.

Feuchte Hitze empfängt mich dort angekommen und die ¾ Stunde Fahrt durch eine hübsche Waldlandschaft zum Hotel, lässt bereits die Schönheit eines Tropenparadieses ahnen.

Mein gewähltes Quartier mit niederen Bauten in einer weitläufigen Anlage, ist zwar kein Hilton, verspricht aber angenehmes süßes „Nichtstun“, das ich ebenfalls mit Ausflügen würzen werde.

Anstelle eines Speisesaales finden alle Mahlzeiten im überdachten Restaurant statt, sodass die tropische Atmosphäre in einer noch ziemlich unberührten Natur, den strapaziösen Trip durch die Hauptinsel vervollkommnen und krönen dürfte.

Eine Inselrundfahrt unterbricht als erstes die Erholungs-Etappe.

Zuckerrohr-Plantagen und Iglu-artige Rundbetonbauten für die darin Arbeitenden – es ist gerade Erntezeit ab Juni bis Oktober – liefern nicht gerade attraktive Eindrücke.

Nosy Be und seine Nachbarinseln sind vulkanischen Ursprungs mit fruchtbaren Böden.

Nur 4 Strandhotels mit insgesamt 400 Gästebetten stellen den bescheidenen Anfang von Tourismus dar. dar.

Durch einen Mangroven-Wald erreichen wir Helle-Ville, die Inselhauptstadt, die mit ihren kolonialen Häusern (seit 1841 wehte hier die französische Flagge bis zur Unabhängigkeit) ein gemütliches Städtchen gewesen sein muss.

Frauen mit farbenfrohen Tüchern – viele Inderinnen – sorgen für ein buntes Panorama und auch eine quirlige Markthalle mit Ständen davor, wo vor allem Gewürze angeboten werden verstärkt den lebhaften Eindruck.

Ein schmaler, holpriger Weg, gesäumt von Kaffeebäumen , zum ozeanischen Institut, dem ein kleines Museum angeschlossen ist. Ein schöner Blick hinunter aufs Meer, wo ein nachgebautes Schiff vor Anker liegt, mit dem einst Indonesier Madagaskar erreichten, lohnt den Besuch.

Eine weitere Attraktion erwartet uns mit der Ylang-Ylang-Plantage, deren Bäume das ganze Jahr über blühen. Aus ihren stark duftenden Blüten wird ein Fixator zur Herstellung eines französischen Parfums gewonnen. Alte und neue Maschinen, durch die aus den Blüten, das kostbare und teure Öl entsteht, können wir in der Ylang-Destillerie bestaunen.

Davor entdeckt unser Fahrer dann auch eines der für Madagaskar so typischen Chamäleons.

In einem Dickicht am Straßenrand wiederum, ist es wild wachsende Vanille, die bestätigt, dass auf der Insel eine große Vielfalt an Flora und Fauna vertreten ist.

Zu Wasserfällen, die in einem tiefgrünen Mini-See münden, in dem Kinder planschen, müssen wir auf schmalen Pfad hinuntersteigen, der zauberhaft, von Bäumen umgeben liegt.

Auch das Mittagessen in einem Fischerdorf am Meer schmeckt ausgezeichnet in einem winzigen Lokal und die am Ufer sitzenden Frauen, die emsig sticken, betonen den Beginn touristischer Aktivität.

Die Toilette hinter dem kleinen Restaurant besteht allerdings nur aus einem ummauerten Viereck, das mit einem Blech abgedeckt ist.

Der Besuch einer Rum-Fabrik, einer Pfeffer-Plantage, der kurze Halt an drei Kraterseen – den Einwohnern als Heimat der Ahnen, heilig – und die Auffahrt zum Mont Passot mit 329 m vervollständigen das Programm am Nachmittag. Dort erwarten wir einen wahrhaft prächtigen Sonnenuntergang, der nur durch wieder eine von irgendwoher kommende Rauchwolke verunziert wird.

Ein schönes Erlebnis, dem ein paar Tage später, ein etwas abenteuerlicher Segeltörn, als Abschluss der freiwilligen Aktivitäten im Tropenparadies, folgt.

Schon der Einstieg ins Boot im Hafen von Helle-Ville gestaltet sich über halb ausgebrochene Treppen und entlang der schmalen Planken eines Tankers, etwas mühsam.

Dann hocken wir wenige Teilnehmer auf dem Schiff unter einem Sonnendach und genießen schöne Blicke auf diverse, andere kleine Inseln und in der Ferne auf das Festland von Madagaskar.

Nach einer Stunde geht es in Nosy Komba, einem gleichförmigen Kraterkegel, an Land… das heißt zuerst ohne Schuhe in ein winziges Ruderboot hinunter klettern und die letzten Meter durchs Wasser auf das Inselchen, waten.

Das Dorf am Strand, das uns empfängt, wirkt idyllisch… es ist das größte von insgesamt Vier, die auf dem Eiland angesiedelt sind.

An seinem Ende haben Fischer einen Garten angelegt, wo Lemuren regelmäßig gefüttert werden. Dahinter erhebt sich ein Hügel mit dichtem Dschungel, aber wo es zu Fressen gibt, bleiben die Tiere freiwillig. So turnen braune und schwarze Arten dieser Primaten auf den Bäumen des Gartens und auf einer Stange dazwischen herum und können ausgiebig bewundert werden. Gern lassen sie sich auch mit Bananen verwöhnen.

Zurück am Segelschiff „Lady Bird“ wird die 1 ½ Stunden entfernte Insel Tanikely – „Insel der kleinen Meere“ – angesteuert. Wieder eine zwar nicht sehr bequeme, doch wunderbar beschauliche Tour, mit der gleichen Art Aus- und Einstieg, wie auf Nosy Komba.

Tanikely ist mehr oder weniger unbewohnt. Auf der Höhe steht ein Leuchtturm, in dem der Wächter mit seiner Familie wohnt.

Dicht am Strand befinden sich Holztische und Bänke, den Hintergrund bildet Urwald. Und in diesem Milieu wird uns unter schattigen Bäumen ein wahrhaft köstliches Mahl vom Kapitän und seiner Gehilfin auf weißem Plastik-Tischtuch serviert.

Während der Vorbereitungszeit versuchen ein paar Teilnehmer zum Wächterturm empor zu steigen, kehren aber um, da der Aufstieg zu beschwerlich wäre.

Außer den 8 Personen der Wächter-Familie ist die Insel menschenleer, aber Hühner laufen herum und große Elstern fliegen von Baum zu Baum.

Mit Langusten-Vierteln, Schrimps, Salaten, geräucherten Fleisch- und Fisch-Spießen, Reis und in Rum getunkten Obst-Salat, wird es ein vorzügliches Schlemmer-Essen und lediglich das lange Sitzen auf den harten Bänken finde ich ein wenig beschwerlich.

Zurück auf der „Lady Bird“ zieht der Kapitän die Segel hoch und mit Wind – davor war es Motorkraft,

gleiten wir recht flott in einer Stunde zurück in den Hafen von Helle-Ville.

Während der Fahrt ging dem Kapitän auch noch ein großer Fisch an die Angel.

Nur der Ausstieg wird wieder ein wenig problematisch, da dabei über einen vor Anker liegenden Tanker und auch noch hoch gestiegen werden muss.

Und bald endet dann auch diese, meine Reise von etwas anderer Art.

Wie begonnen mit diversen Flügen, Zwischenlandungen und Wartezeiten, nimmt sie viele Stunden in Anspruch, in denen die Erinnerung all‘ des Gesehenen und Erlebten weiter wirkt und sehr zum Nachdenken anregt, über einen Splitter Land und seine Menschen, die mir manchmal nicht unserem Planeten zugehörig, schienen.

Ein vor Urzeiten abgespaltenes Land eben, auf dem sich nach kosmischen Maßstäben, erst vor kurzem aus verschiedenen Teilen der Erde, allzu verschiedene Menschengruppen versammelt haben, die in einem faszinierenden Landschafts-Rahmen, der übrigen Menschheit und deren Zivilisation mühevoll hinterher hinken.