Kuba

Prügelknabe der USA

Dass der größte Inselstaat in der Karibik – Kuba – durch Fidel Castro dem Kommunismus anheim gefallen ist, ärgert die USA gehörig. Damit hat sie diese verhasste Regierungsform direkt vor der Haustür, genauer gesagt, vor ihrem Sonnenscheinstaat Florida. Es besteht zwar keine Ansteckungsgefahr, aber die Zeiten des „kalten Krieges“ gegen Russland haben bewiesen, welch‘ gefährliche Rolle der kleine Staat in der Weltgeschichte spielen kann. Um Haaresbreite stand damals der Menschheit ein fürchterliches Desaster oder sogar der Untergang bevor. Zum Glück erfuhr sie erst im Nachhinein von der tödlichen Gefahr.

Inzwischen hat sich zwar die Situation beruhigt, aber Kuba steht immer noch – wenn es denn ginge – mit seinem System auf der Abschussliste der Vereinigten Staaten und wird mit Sanktionen bestraft.

Viele Kubaner sind nach Florida geflüchtet und genießen dort mit den wohlhabenden, alten US-Bürgern, das nur ab und zu von Hurrikans gestörte, sonnige Klima.

Neugierig, wie ich bin, reizt es mich jedoch, auch diesen verfemten Staat einmal selbst in Augenschein zu nehmen und so fliege ich Anfang des Jahres 1991 in die abgeschottete Enklave.

Das1492 von Columbus entdeckte und 20 Jahre später von Spanien in Besitz genommene Eiland, hat eine wahrhaft „bunte“ Geschichte hinter sich.

Die ca. 100.000 indianischen Ureinwohner auf der Insel waren 90 Jahre nach Ankunft der Eroberer fast gänzlich ausgestorben und der Rest musste nach der Pfeife der spanischen Grande tanzen.

Bereits Mitte des 16.Jhdts begann auf Kuba der Zuckerrohr-Anbau und dafür brauchte es viele Arbeitskräfte…mangels Einheimischen, wurden sie aus Afrika besorgt – als Sklaven!

Der Griff der Engländer nach der Insel, wurde nach einem Jahr für Spanien per Tauschgeschäft – gegen Florida – positiv geregelt.

Zwei Sklavenaufstände der geknechteten Insulaner fanden statt. Beim zweiten mischten die USA auf Seiten der Aufständischen mit, was zur Folge hatte, dass Spanien die Insel aufgeben musste und Kuba 1898 unabhängig wurde. Der Preis für die amerikanische Hilfe, war ein Interventions-Recht der USA bis 1934.

Damit begannen für das Eiland goldene Zeiten!

Dollar flossen ins Land und die Hauptstadt Havanna boomte wie Las Vegas oder andere europäische Großstädte, bis…..ja, bis Fidel Castro auf der Inselbühne erschien, gegen den Diktator Batista siegte und 1959 seine eigene Revolution auf Kuba startete.

In der Schweinebucht wurden 1961 auch die zur Gegenwehr angetretenen, geflüchteten Exilanten aus Kuba, zurück geschlagen und damit die USA vollends brüskiert.

Soweit in Kürze die Visitenkarte der Insel, auf der ich, nach einem 10 ½ stündigem Flug selbst ein „Bild“ von den hier herrschenden Verhältnissen gewinnen möchte.

Einige private Hindernisse mussten vor dieser Reise überwunden werden und vor allem, der im Januar begonnene Krieg zwischen den USA und dem Irak drücken zurzeit schwer auf die Gemüter der Menschen, da niemand voraussehen kann, welche Konsequenzen dies mit sich bringen könnte.

Die Fahrt vom Flughafen zur 10 km von der Hauptstadt entfernten Hotelanlage durch grünes Land, lässt durch abblätternden Putz an manchen, vorbeiziehenden Häusern, erste Zweifel am kommunistischen Paradies aufkommen, aber das, inmitten üppiger Vegetation direkt am Atlantik befindliche Quartier, wirkt sehr gepflegt und wird durch Wasserläufe und Brücken zwischen Bäumen und Blumen, aufgelockert. Ein Meerwasser-Swimmingpool und ein geräumiges Appartement, versprechen einen angenehmen Aufenthalt.

Außerhalb bekommt das Idyll durch Baustellen allerdings einen kleinen Kratzer…

Sehr schnell wird ebenfalls deutlich, dass es sich um eine Touristen-Enklave handelt, wo alles auf Dollar-Währung läuft, zu der die Bevölkerung keinen Zutritt hat. Schon der erste Einkauf im Hotel zugehörigen Laden, erzeugt ein flaues Gefühl im Magen, da alle angebotenen Waren, nur den Gästen mit Devisen vorbehalten bleiben…denn außerhalb wäre alles zum Leben Notwendige rationiert und es gäbe vor allem bei Luxus-Gegenständen wie Lippenstift, etc. Mangel…sie zu erhalten, erfordere oft langes Anstehen.

Nach einem langen Tag – er begann um 4 Uhr früh und wurde durch die Zeitverschiebung um 6 Stunden gedehnt – genieße ich erst einmal auf meiner Hotel-Terrasse die Wärme und üppige Vegetation der neuen Umgebung…zu rasant ist das Tempo, das bei Flugreisen die Anpassung an verändertes Klima, verändertes Milieu und in Kuba, zusätzlich an ein von der gewohnten Lebensart, abweichendes Modell, verlangt. Noch kann und will ich mich nicht mit dem Für und Wider dieses kommunistischen Außenseiters beschäftigen.

Wie eine Eidechse, so schlank, lang und grün, breitet sich Kuba zwischen dem karibischen Meer und dem atlantischen Ozean als schmales „Reptil“ über 1250 km Länge und einer Taille von 31 km als Hauptinsel der Großen Antillen aus und wird von über 4000 kleinen und kleinsten Inselchen als Vasallen umschwärmt.

Beim Abendessen im Großen Speisesaal, vor dem eine Wasserstraße gluckert, stört leider die heftig wehende Air Condition das leckere Mahl. Ein Gespräch mit DDR-Bürgern, die nun West-Deutschland eingemeindet, ihre in Kuba verheiratete Tochter besuchen, kratzt abermals den „Zauber der Karibik“ etwas an. Auf politisches Niveau katapultiert, belasten ihn Vergleiche mit der überwundenen DDR, wo es bei Kleidung und vor allem Wohnungen hundertmal besser gewesen sei, als auf der so schönen Insel.

Wie ich am nächsten Vormittag, auf der Fahrt zur Hauptstadt-Besichtigung erfahre, befindet sich unser Quartier in Miramar, einem Distrikt, wo einst die reichen Leute wohnten…auch auf der Küstenstraße Malecon begegnen uns hübsche Villen, zwischen denen aber immer wieder Baustellen mit allem möglichen Unrat und rostigem Kram angereichert, die angenehme Szenerie verunzieren.

Herrlich dann, die breite Allee der 15. Avenue, die zu einem Tunnel, der den Almendares-Fluss unterirdisch durchläuft und danach direkt im „Neuen Havanna“ endet.

Die erste Begegnung mit Kubas Hauptstadt findet jedoch am Friedhof Christoph Columbus statt, der zu den bedeutendsten historischen und kulturellen Stätten Amerikas zählt. 800.000 prunkvolle Grabmäler, manche Marmor-Mausoleen so groß wie ein Haus, erinnern hier an die Vergänglichkeit des Lebens.

Es folgt das Zentrum Havannas, das heute der “Platz der Revolution“ am breiten Paseo markiert.

Hier präsentiert sich der Personenkult mit Denkmälern und Plakaten des Ein-Parteien-Staates, der bei mir als schlimme Erinnerung, Abwehr und Abneigung verursacht.

Die Universität, an der auch der Rechtsanwalt Fidel Castro studiert hat und das elegante Hotel Libre verdienen einen längeren Blick, wobei offenbar wird, dass die Balkone an letzterem, attraktiven Gebäude, dringend einer Renovierung bedürften. Salzwasser und Regenfälle fordern ihren Tribut, aber Geld scheint knapp zu sein auf dem Eiland.

Ehe uns ein ausgiebiger Bummel durch Alt-Havanna genehmigt wird, zeigt uns die Fahrt entlang der „La Rampa“ mit unzähligen Geschäften zur Maleconstraße, dem „Balkon der Stadt“, wo auch im Juli der berühmte Karneval stattfindet, die Festungen El Morro und durch einen Tunnel unter dem Hafen, ersterer gegenüber, La Punta. Beide sollten Piratenschiffe und angreifende Flotten abwehren.

Und dann: Keine Frage….die Altstadt Havannas versprüht ihren eigenen Charme!

Abgesehen von einer gewissen Patina der Vergangenheit, wirkt sie trotz manchem ramponierten, welken Haus zwischen neu aufpolierten Gebäuden, souverän und selbstbewusst. Auch mit Falten im Antlitz, strahlt sie Würde aus!

Nach den Zerstörungen, die ihr die Engländer bis zum „Tauschgeschäft“ mit Florida, in ihrem einjährigen Zwischenspiel 1762/1763 auf der Insel zugefügt hatten, erhielt Havanna sein architektonisches Fluidum mit Palästen und Plätzen des spanischen Barockstils und sein Hafen erlangte schon bald nach der Stadtgründung um 1515 durch seine günstige Lage, große Bedeutung. Von hier starteten die Spanier ihre weiteren Eroberungszüge und von hier wurde das „Schatzgut“ nach Spanien verschifft. Daher musste auch der Hafenzugang durch mehrere Festungsbauten, wie die Real Fuerza, in der heute ein Museum untergebracht ist, geschützt werden.

Der gepflasterte Kathedralen-Platz hat außer dem Gotteshaus der Jesuiten mit 2 wuchtigen Türmen und vielen Kalkstein-Säulen, auch den Bayana-Palast zu bieten. In seinem grünen Innenhof hat sich ein Teil des Stadt-Museums einquartiert.

Ein Besuch im Erziehungsmuseum zwingt mich dann plötzlich zum Nachdenken über Fidel Castros Revolution: hier werden äußerst eindringlich in Bildern, die Erfolge im Bereich des Schulwesens dargestellt. Ihr unleugbar positives Image kann sie mit der Beseitigung des Analphabetentums belegen!

Bildung der Allgemeinheit kann immerhin als Voraussetzung einer homogenen menschlichen Gesellschaft betrachtet werden. Es besteht 9-jährige Schulpflicht und Kubas Bildungssystem gilt als bestes in Latein-Amerika. Auch das Studium ist kostenlos.

In der Emperado-Straße stoßen wir schließlich auf die Bodega del Medio, Hemingwys Lieblingslokal, das über und über mit Fotos dekoriert ist. Kleine, ebenfalls von Erinnerungen triefende Räume sind der Bar angeschlossen. Und hier, umringt von einer ebenfalls neugierigen Menschenmenge, probieren auch wir den berühmten Mojito, das Nationalgetränk aus Rum, Zitrone, Minze und Mineral- bzw. Zitronenwasser. Ich muss gestehen, es schmeckt herrlich!

Hemingway bevorzugte noch eine erweiterte Form davon….

Innerhalb dieser Atmosphäre spiegelt sich so recht die Epoche der US-amerikanischen Ära nach dem Abzug der Spanier, wo 72 % des bebaubaren Landes und 40 % der Zuckerproduktion in deren Händen lag. Davor und bis in die Mitte des 19. Jhdts war der Reichtum der Insel auf härteste Sklavenarbeit gegründet und eine große Bevölkerungsschicht lebte unter armseligen Verhältnissen.

Den Schluss-Strich unter den intensiven Besichtigungen des Vormittags setzt die Fahrt nach Zentral-Havanna, wo uns das Capitol, als Nachbau von Washingtons diesbezüglichem Monument aus dem Jahr 1929, vorgeführt wird. Von Parks beschirmt, strahlt es wie jenes in makellosem Weiß gegen den Himmel.

Die nachmittägliche Ruhepause im Hotel-Areal tut gut, denn für abends habe ich mir das Vergnügen einer Vorstellung im berühmten „Tropicana-Kabarett“ für teure 50 Dollar geleistet.

Um ½ 10 Uhr findet der Start zu dem üppig grünen „Spielplatz“ unter hohen Bäumen statt.

In der Eingangshalle angekommen, prasselt plötzlich ein Regenguss nieder, der über eine Stunde anhält. Während dieser Zeit weiß niemand, ob und wann die Vorstellung stattfinden kann und geduldig harren wir in der dämpfigen Halle, inmitten einer ebenso selbstverständlichen wartenden Menschenmenge, der kommenden Dinge.

Um ½ 12 Uhr nachts ist es soweit…unter freiem Himmel läuft auf einer zwischen Palmen und Bäumen installierten großen Bühne ein Feuerwerk von Tanz und Akrobatik in farbenprächtigen, fantasievollen Kostümen ab, das begeistert…Treppen und Stege sind mit in dieses Naturtheater intrigiert und Akteure agieren unter wechselnder Beleuchtung in dieser Rundum-Show. Auch seitlich und aus dem Zuschauerraum erscheinen unversehens die Künstler in ihrer glitzernden Tracht. Laute Musik untermalt das gekonnte Spektakel, das ich unmittelbar vor dem Podium bei Cola mit Rum, ausgiebig genieße. Bis auf geringfügige „Spritzer“ hält sich der Regen vornehm zurück, nur der Himmel verweigert seinen Sternen-Ensemble die Mitwirkung bei diesem brillanten Spiel.

Gegen 2 Uhr findet diese erste „Karibik-Nacht“ für mich dann im Bett ihr Ende, wobei allerdings die noch nicht verklungenen, fremden, sehr lauten Klänge, für wirre Träume sorgen.

Und das war dann auch schon für mich und die Gruppe die Hauptstadt Havanna, denn Um 9 Uhr am folgenden Morgen, wird der lange Körper der „Eidechse“ ins Visier genommen. Ziel ist Guama, 186 Kilometer südöstlich von Havanna, in der Mitte des „Schatzsees.“

Eine Rast unterwegs vor Stroh gedeckten Hütten, die zu einer Zuckerrohrfabrik gehören, beweisen nicht nur die Wichtigkeit dieses Exportartikels, sondern auch die belebende Wirkung des mit Rum gewürzten Mojito-Getränkes. Kuba und Zucker gehören eben seit Jahrhunderten zusammen, erst später folgte der Tabak mit den „Havanna-Zigarren“.

Der „Schatzsee“, benannt nach der Legende, dass hier die Indianer ihre Schätze versenkt hätten, um sie vor den Spaniern zu schützen, befindet sich wiederum inmitten des Zapata-Nationalparks.

Bei allen Nörgeleien über Kubas Alleingang in der Weltgeschichte, darf nicht vergessen werden, dass dieses Eiland, als einer der ersten Staaten, den Umweltschutz in seine Verfassung aufgenommen hat!

Die erste Aktion in diesem Reservat, besteht in der Wanderung auf schmalen Pfaden durch idyllische Wälder, die von zahlreichen Flüssen durchzogen sind und zu einer Krokodil-Farm führen.

Früher wurden die Tiere gejagt, nun werden sie fachgerecht „genutzt“. In einzelnen Arealen, kann man die lebende Ware, faul herumliegen, beobachten und an einem Stand kann in Steingut-Töpfchen serviertes, gegrilltes Krokodil-Fleisch probiert werden. Auch ich versuche ein paar Brocken davon und bin überrascht, wie gut es schmeckt.

Guama bezeichnet einen im „Schatzsee“ künstlich angelegten Erholungsort in Form einer Indianersiedlung. 7 Inseln stehen hier auf Pfählen im See, die durch Brücken miteinander verbunden sind.

Mit einem Motorboot durch einen Kanal erreichen dann auch wir, dieses als erstes nach der Revolution in Angriff genommene, touristische Projekt. Die hölzernen, mit Stroh gedeckten Hütten, sind ebenfalls indianischen Behausungen vor Columbus nachempfunden.

Auf der letzten künstlichen Insel ladet ein großes Restaurant zum Essen ein, allerdings nicht uns, denn dafür ist anders geplant. Nach einer Stunde Wartezeit auf die im Lokal abgefertigte Gruppe, ist endlich Start zur Rückfahrt per Boot.

In der Nähe der Stadt Santa Clara erwartet uns an diesem Tag. die Übernachtung in einer Bungalow-Anlage, die uns um Dunklen empfängt.

Mit allem notwendigen Mobiliar ausgestattet, wirkt sie ein wenig altertümlich.

Um 4 Uhr früh weckt mich plötzlich ein arges Gepolter. Kommt es von draußen? Die Bungalow sind weit voneinander entfernt….dann noch einmal riesiger Lärm…da wird mit die Ursache klar!

Ich hatte den überdimensionalen Kühlschrank wegen seiner starken Geräuschkulisse für die Nacht ausgeschaltet, der nun abgetaut, große Eisbrocken ins Zimmer poltern ließ, sodass Wasser sich bereits vor meinem Bett ausbreitet. So gut es geht, stoppe ich es per Handtuch vor dem weiter rinnen.

Der Stausee von Hannabanilla, der sich im Zentrum der Escambray-Berge befindet, wird unser nächstes Ziel…er entstand vor fast 2 Jahrzehnten durch Stauung des gleichnamigen Flusses und die gesamte Region begeistert durch ihre wunderschöne Landschaft – angeblich eine der schönsten der Insel.

Von hier sind es noch 20 km nach Trinidad, der Stadt, die bestens renoviert, ein originales Fenster in die Vergangenheit, in die Zeit der Zuckerbarone und deren Reichtum aufstößt.

1514 von einem spanischen Seefahrer gegründet, war sie im16./17. Jhdt Zentrum des Sklavenhandels.

Als „Museum der Nation“, dessen historischen Wert man nach dem Niedergang der Stadt Anfang des 19. Jhdts in den 50er-Jahren plötzlich erkannte, vermittelt ein Spaziergang durch die Kopfstein gepflasterten Straßen mit dem Flair der spanischen Kolonialzeit, ein nostalgisches Erlebnis!

Allerdings sollte man dabei Gedanken an das Wie und Wodurch dieser gediegenen Wohlhabenheit, aus dem Kopf verbannen, um sich an der Schönheit unbeschwert erfreuen zu können.

Ca. 35.000, durch Fidel Castros Revolution mehr oder weniger gleichgeschaltete Menschen leben heute in diesem „Museum“, das dank nur weniger Restaurants und sonstiger touristischer „Attraktionen“, beim Lustwandeln zwischen den alten Häusern mit länglichen Balkonen aus Eisen oder Holz, die Gegenwart vergessen lassen.

Dem Besuch des Palastes von einem dieser Zuckerbarone folgt das Mittagessen in einem hübschen Lokal, von dem es dann nur wenige Schritte zum Prunkstück der Stadt – der Plaza Major, sind. Es soll der eleganteste Platz auf der Insel sein, auf dem sich gegenüber der Kirche, auch das Haus der Familie Brunet befindet, das 1740 erbaut, seit 1974 Museum ist.

Hier erwartet uns in einer Anzahl von Räumen, ein Eldorado an romantischen Mobiliar, Vasen und Gegenständen, die jeweils farblich aufeinander abgestimmt mal ein blaues, mal ein grünes Zimmer präsentieren….und alle die Herrlichkeiten stammen in diesem Palast natürlich aus Europa!

Die Galerie erlaubt einen Blick in den herrlichen, grünen Innenhof.

Über die Hygiene zu jener Zeit informiert ein „Clostuhl“, in einem Raum, der sich praktischer Weise neben der Küche befindet.

Als drittes Schaustück folgt das Architektur-Museum mit Zeichnungen, Modellen von Türstürzen, Türbeschlägen, Holz, etc.

Auch dieses Gebäude war einst ein Palast!

Den Abschied vom 16./17. Jhdt beschert uns nach dem Besuch der Kirche mit Altären aus Zedernholz, der Spaziergang über Kopfstein-Pflaster – viele der Steine dafür kamen als Schiffsballast aus Neu-England – zu einer kleinen Kneipe, in der im langgestreckten, gedeckten Hof kubanische Musik erklingt und ein Trommler perfekt mit den Händen auf sein Instrument schlägt, während wir uns mit Mojito für die Rückfahrt nach Santa Clara stärken, die auf schlechter Straße immerhin 2 Stunden in Anspruch nimmt.

Dabei kommen wir 14 km hinter Trinidad am „Sklaventurm“ vorbei, der auf einer ehemaligen Zuckerplantage zu Beginn des 19. Jhdts im Stil einer Kathedrale errichtet wurde und die Macht der Plantagenbesitzer demonstriert. Von luftiger Höhe konnten die Wachposten die Arbeit der Sklaven kontrollieren!

Sancti Spiritus, eine der ältesten Städte Kubas, lernen wir bei dieser Rückfahrt nur vom Busfenster aus kennen…sie war jedenfalls Mittelpunkt bei den Kämpfen zwischen Batista-Soldaten und den Guilleros. Die Entscheidungsschlacht fand 1958 unter der Leitung Che Guavaras statt.

Mit Trinidad, das erst in den 50er-Jahren eine Straßenverbindung zum Inneren des Landes erhielt und seit 1988 mit den 20 km außerhalb befindlichen Zuckerplantagen zum Weltkultur-Erbe der UNESCO gehört, haben wir etwa die Hälfte des schlanken Insel-Eidechsenkörpers absolviert. Trotzdem es 3 mal von Piraten geplündert wurde, blieben ihr Reichtum und Wohlhabenheit während der spanischen Ära erhalten.

Nun steht uns noch der Weg bis zum Kopfende des „Reptils“ bevor, bei dem leider die Berg- und Hügel-Landschaft langsam nur als schemenhafter Hintergrund agiert…das Land wird flacher…

Auf einer Zuckerplantage können wir uns von den mühevollen Arbeiten überzeugen, die mit der Machete zu bewältigen sind. 98 % der Plantagen sind verstaatlicht und auch bei dem geringen privaten Anteil muss noch ein Teil abgeliefert werden. So funktioniert eben die Planwirtschaft.

Auch eine riesige Ananas-Plantage wird uns ein wenig später vorgeführt. Die Früchte sind allerdings noch nicht reif.

Nach dem Mittagessen in einer wunderschönen Palmen-Oase, steuern wir die Stadt Camagüey an.

Ein kurzer Spaziergang durch diese angeblich sehr kultivierte Stadt, lässt kein Urteil darüber zu, doch schon während der Durchfahrt fielen enge Gassen und hübsche Häuser auf, die aber zum Großteil sehr verwahrlost wirkten. Beim Streifzug zu Fuß kann man registrieren, dass die Auslagen der Geschäfte nur dürftig mit Waren bestückt sind.

Ein Kuriosum in dieser Stadt stellen die riesigen Tonkrüge dar…oft 5 -6 m hoch und 2-3 m breit, waren sie von den Spaniern während des 18. Jhdts eingeführt worden und dienten entweder zum Sammeln von Regenwasser oder zum Verschiffen von Flüssigkeiten…oder auch einfach, um die Nationalpflanze Buddleja darin zu pflanzen. Tatsächlich begegnet uns sogar ein solch‘ seltsames Exemplar.

Wieder nimmt uns eine Bungalow-Anlage, etwas außerhalb für die Nacht auf, ehe am folgenden Morgen, die nächste und letzte Etappe zum 350 km entfernten Santiago de Kuba, der ersten Hauptstadt der Insel von 1523 – 1552, am karibischen Meer folgt.

Als wir uns ihr nähern, verändert sich abermals das Portrait der Landschaft und bietet mit Bergen einen hübschen Anblick.

Kurz vor der Stadt ragt die Kathedrale von Cobre, unweit der, seit dem 16. – 19. Jhdt ausgebeuteten Zinnminen, gegen den Himmel und beherrscht das Tal. Dieser seit 1608 verehrten Basilika der „Jungfrau der Barmherzigkeit“ gilt natürlich ein kurzer Besuch. Papst Benedikt der XV hat sie zur Nationalheiligen erhoben.

Nur wenige Kilometer sind es nun bis zu dem auf Hügeln erbauten Santiago de Kuba, das sich schon vom Bus aus, als lebhafte und interessante Stadt vorstellt.

Eine Rundfahrt am nächsten Vormittag, soll sie uns näher bringen.

Besichtigungen wie z.B. die „Schule des 26.Juli“ – eine Kaserne, auf die 1953 die revolutionäre Bewegung Fidel Castros einen vergeblichen Sturm unternahm – der Besuch eines Friedhofs und einer Rum-Fabrik nehmen viel zu viel Zeit in Anspruch, sodass der Gang durch die Stadt viel zu kurz ausfällt, was ich sehr schade finde.

Der Cespedes – Park stellt jedenfalls das lebendige Zentrum der Stadt da und vor hier aus gelingt es mir gerade noch ein paar Seitenstraßen zu durchstreifen.

Dabei begegne ich einer Schulklasse, die auffallend adrett in einheitlichen Uniformen, lachend und scherzend vorüberzieht. Es erinnert mich an das in Kuba herrschende, vorbildliche Schulsystem, dessen einziges Problem der akute Lehrermangel ist. Ebenso vorbildlich wäre die medizinische Versorgung der Bevölkerung, hat man uns erzählt. Sie hätte eine hohe Lebenserwartung und sehr geringe Kindersterblichkeit. Unterernährte Kinder gäbe es nicht. Und tatsächlich nicht nur der Nachwuchs, auch die Erwachsenen, denen man begegnet, sehen ordentlich gekleidet und gut ernährt aus….trotz Rationierung. Angenehm empfinde ich auch, dass nirgendwo gebettelt wird.

Doch wiederum bremst ein Negativum den Erfolg: oft baufällige medizinische Einrichtungen und das Fehlen von wichtigen Medikamenten! Dem Gleichheitsprinzip folgend, werden Ärzte nicht besser bezahlt, als Angestellte oder Arbeiter und die Wirtschaftslage wäre katastrophal….

Sehr nachdenklich bummle ich durch den Park, der von der Kathedrale beherrscht wird zum Bus zurück. Modern und komfortabel hat er uns vom einen, zum anderen Ende der Insel befördert. Dem gegenüber erwiesen sich leider die uns auf der Straße begegnenden, derartigen Gefährte als alt und klapprig.

Jedenfalls ist nicht nur die Lage der Stadt Santiago an den Ausläufern der Sierra Maestro herrlich, sie stellt auch historisch eine Besonderheit dar. Hier wurden alle Revolutionen geboren, auch alle kulturellen Impulse gingen von diesem Schmelztiegel aus Spaniern, Schwarzen, aus Haiti geflohenen, französischen Pflanzern, aus und….auch der kubanische Karneval, der am Schluss der Zuckerrohr-Ernte, während der letzten Tage des Juli gefeiert wird, erreicht hier seinen Höhepunkt!

Am Nachmittag nehme ich an einer Fahrt in den Nationalpark Gran Piedra – einem der 275 – 32 Kilometer nordwestlich der Stadt, teil.

Es wird ein Trip durch eine blühende Berglandschaft, in der sich an einer Stelle, nachgebildete prähistorische Tiere als Attraktion anbieten und anderswo unter Blechdächern eine Art Automuseum mit Oldtimern aus den Anfängen des Jahrhunderts, zur Schau gestellt sind.

Das eigentliche Erlebnis dieser Tour bietet mir allerdings eine zauberhafte Meeresbucht der Karibik, auf der eine längerer Aufenthalt eingeplant ist und wo inmitten einer paradiesischen Kulisse alle Träume von Tropenromantik unter Palmen und exotischen Bäumen, Wirklichkeit werden. Ein kleines Restaurant verbirgt sich wie verschämt in der Natur-Oase…

Hier möchte man verweilen und die Zeit vergessen, die jedoch allzu bald zur Rückfahrt zwingt.

Der Plan, nach dem Abendessen, noch eine kleinen Stadtbummel in Santiago zu unternehmen, fällt leider einer großen Müdigkeit zum Opfer.

Die Durchquerung der Insel von Havanna am Atlantik, dem Schwanz der Eidechse bis zum Beginn ihres Kopfes am karibischen Meer, ist damit pflichtgemäß geschafft und am folgenden Morgen beginnt für mich und einigen anderen Teilnehmern, die Fahrt nach Norden, wo ich eine Woche lang all‘ das im Eilzugtempo Erlebte und Gesehene, unter Palmen in einer Ferienanlage am Strand von Santa Lucia am atlantischen Ozean, werde verarbeiten können.

Der Empfang dort ist immerhin vielversprechend…zu einer lauten Rumba-Musik tanzen Mädchen im Badekostüm, einen Begrüßungs-Cocktail.

Es ist bereits dunkel und ohne den Hotelboy hätte ich meinen Bungalow Nr. 325 sicher nicht so schnell gefunden. Ein sauberes Zimmer, sehr hübsch mit roten Möbeln eingerichtet und Fernseher, erwartet mich und wird für einige Tage mein Zuhause sein.

Der Weg durch das nur spärlich erleuchtete Areal zum Speisesaal ist danach ebenfalls kein Problem, nur die Enttäuschung über seine Erscheinung schockiert mich ein wenig. Riesengroß und hoch gleicht der Saal einer Bahnhofshalle, ist unpersönlich, ohne jede Atmosphäre, nur zweckmäßig….allzu zweckmäßig, entbehrt er jeglichen Appetit anregenden Flairs.

Dieses Urlaubsquartier… das komfortabelste, von den Drei auf dem Kilometer langen Strand mit feinem, weißen Sand angelegten Ferienanlagen ist zwar mit allem Notwendigen ausgestattet, lässt aber durch den Einkaufsladen gleichzeitig den Schluss zu, dass man nach der langen Isolation versucht, durch den Tourismus die dringend benötigten Dollar-Devisen endlich wieder fließen zu lassen, damit die desolate Wirtschaftssituation in Schwung kommt.

Mich begeistert vor allem auf diesem Menschen leeren, einsamen Erdenfleck das Meer und sein unberührter, herrlicher Strand. Stundenlang spaziere ich barfuß an ihm entlang, besuche die beiden anderen Unterkünfte und kehre jedes Mal sehr müde davon zurück. Die Hoffnung, auch ausgiebig im Ozean schwimmen zu können, wird leider durch einen im Wasser verankerten Algenteppich, angeblich vorhandenen Seeigeln, aber vor allem durch stürmische See, vereitelt, sodass wieder nur der Swimming-Pool dafür bleibt.

Das Dorf Santa Lucia, das ich in entgegengesetzter Richtung ebenfalls am Strand entlang aufsuche, besteht lediglich aus ein paar verstreuten Hütten an einem vergessenen, kaum bebauten Küstenstreifen, wo nur hie und da eine einsame Palme vom Wind zerzaust, herum wedelt, dafür aber öfter einmal kleine, braune Pelikan-Schwärme über den Himmel ziehen.

Auch in der Hotelanlage fristet lediglich niederer Baumbewuchs im Anfangsstadium sein Dasein im Gelände und ein paar zerzauste Palmen erinnern an die Tropen.

Die drei Ferienanlagen behaupten also ihre Existenz gegen eine grenzenlose Weite, in der das Meer sich mit dem weißen Sand vermählt und diesen mit seiner schäumenden Gischt durcheinander wirbelt, während sich die schnaubenden Wellenberge, fern am Horizont mit dem Blau des Himmels vereinen.

Kaum vorstellbar ist es, dass nur 140 km entfernt sich die Fluten desselben Ozeans an einem Strand voll Betriebsamkeit und Glanz und Glimmer, im Sonnenschein-Staat Florida, brechen.

Zwei Welten, einander so nah….und doch unendlich voneinander entfernt.

Grenzenlose Einsamkeit hier steht maßlosem Luxus dort gegenüber, der alle Ungleichheiten und Widrigkeiten des Lebens übertüncht und überlagert.

Größer könnten die Unterschiede kaum sein….und doch, so gern ich nach dieser Woche wieder in mein gewohntes Milieu demokratischer Freiheit zurückkehre, muss zugegeben werden, dass kein Grund besteht, Fidel Castros Revolution, ausschließlich zu verdammen.

Den Problemen der Unfreiheit durch Planwirtschaft, der schlechten Wirtschaftslage, dem akuten Wohnungsmangel stehen durchaus auch Erfolge gegenüber, die sich sehen lassen können. Darunter nicht zuletzt, das Fehlen einer sichtbaren Armut und die kaum vorhandene Kriminalität!

Und es gibt sogar Meinungen, die das kubanische Staatswesen als einzig gelungenen Versuch des Sozialismus, bewerten…. tatsächlich haben die, den Jahren der schweren Wirtschaftskrise folgenden Zeiten, ein ganz klein wenig mehr Freiheit und zögernde Reformen eingeleitet, die den Menschen in Kuba, die trotz allem ihre Revolution stets verteidigten, einige Erleichterungen gebracht.