Teneriffa

5 Jahre nach dem Urlaub in Madeira – wieder im Spätherbst – entschließe ich mich – inzwischen leider allein – eine weitere Insel des Archipels –TENERIFFA –, die größte der Kanaren-Gruppe und ein von Deutschen besonders intensiv frequentiertes Eiland, aufzusuchen.

Dafür habe ich ein Quartier an der Nordküste gewählt, das vom Flughafen Teneriffa-Süd eine längere Busfahrt erfordert.

Einen verheißungsvollen Vorgeschmack, beschert mir kurz vor der Landung der prächtige Blick auf den mit 3715 m höchsten Berg Teide, nicht nur der Insel, sondern auch des Mutterlandes Spanien. Denn die Kanaren gehören mit Ausnahme Madeiras, alle, als autonom verwaltete Inseln, zu dieser einstigen Großmacht.

Enttäuschend wirkt auf mich der erste Eindruck, während der Fahrt vom Flughafen im Süden, zunächst in östlicher Richtung… karges Gestein, kein Baum, kein Strauch, nur verdorrtes, gelbes Gras sprießt auf den Hügeln der Umgebung.

Auch die Hauptstadt Santa Cruz, die der Bus an der Peripherie streift, verspricht keine landschaftlichen Besonderheiten.

Erst nach der Abzweigung in nördlicher Richtung und durch die ehemalige Hauptstadt La Laguna in der östlichen, schmalen Mitte der Insel, bieten eine schöne Palmenallee und die Sicht in Seitengassen mit Holzbalkonen an alten Häusern, weist auf ein ansprechendes Flair hin.

Von da ab, wird es auch zusehends grüner und die Berge zeigen sich majestätisch. Weiße Häuser, steile Straßen prägen das Portrait bis Bajamar, das nach 1 ½ Stunden erscheint.

Mein Hotel überragt zwar die umliegenden, niederen Gebäude, erweist sich aber gegenüber der in einem Steilfelsen hinein gebauten Nobelherberge Nautilus, bescheiden und ohne besondere Note.

Der Ort selbst bietet ebenfalls zwei Gesichter… der alte Teil überrascht mit steilen Gassen und kleinen, einheimischen Bodegas, während die bergan führende Hauptstraße mit Apartmenthäusern und Restaurants, die sich als „deutsch sprechend“ ausweisen, lockt. Ein gepflegte, modernes Ambiente also, von blühenden Gärten umgeben.

Doch beides strahlt Ruhe aus und dürfte um diese Jahreszeit nicht von allzu viel Bundesbürgern überlaufen sein.

Ein viel versprechendes Badevergnügen verspricht der Ort mit seinem großen Meerwasser-Schwimmbecken, das nur durch eine, vor der heftigen Brandung schützende, Betonwand vom ziemlich gewalttätigem Atlantik, abgetrennt wird.

Die Luft ist herrlich mild… eine wirkungsvolle Beleuchtung setzt Bajamar ins geeignete Licht, sodass ich nach dem Abendessen noch ein wenig herum schlendere und die Beschaulichkeit dieser verhältnismäßig unbekannten Ecke, im nach Süden zu „bauchig“ gewölbten Dreieck, der großen Insel Teneriffa, genieße.

Lange geisterte die Legende, dass sie und ihre anderen sechs um sie gruppierten Landmassen im Meer, Reste des versunkenen Kontinents „Atlantis“ seien in den Köpfen, nicht nur der einfachen Leute.

Inzwischen ist dies eindeutig widerlegt, alle sind vulkanischen Ursprungs und zwischen 20 – 16, die jüngsten erst vor 2 -3 Millionen Jahren aus dem Ozean emporgestiegen.

Im Gegensatz zu Madeira, kann Teneriffa und Genossen mit Ureinwohnern aufwarten, die angeblich der Cro Magnon-Rasse angehörten, die sich sowohl mit semitischen und hamitischen Rassen aus Afrika, wie auch mit aus Asien eingewanderten Völkern vermischten, die verallgemeinert als „Guanchen“ mit reichlicher Hinterlassenschaft ihre Existenz auf der Insel beweisen.

Ein Hirtenvolk, das Ackerbau – Weizen und Gerste – betrieb und in Höhlen oder runden Steinbauten wohnte.

Sie hatten sich allerdings auf den einzelnen Inseln verschieden kulturell entwickelt…

Ob es zwischen den Felsinschriften oder der Megalithkultur des 3. vorchristlichen Jahrtausends und den Zeichen der Guanchen, oder später auch zu Nordafrika Beziehungen gab, wäre möglich, ist aber nicht zu beweisen.

Ein Schrifttypus der Guanchen könnte sowohl zu den Petroglyphen der Megalithkultur gehören, andere Zeichenformen erinnern wiederum an das Altkretische…

Die Guanchen mussten alles was sie brauchten, selbst herstellen, es gab keine Handelsbeziehungen zum Festland.

Diese Ureinwohner bevölkerten bis zum 15. Jhdt allein die Kanarischen Inseln und damit stellt die heutige Bevölkerung zwangsläufig eine Mischung aus Spaniern und Guanchen dar, die aber andererseits auch normannisches, flandrisches, arabisches Blut beinhaltet. Minderheiten aus Indien, etc. stellen dagegen kaum 1 % dar.

Als erstes verschaffe ich mir Eindrücke von diesem zuerst hauptsächlich von Engländern – diese versuchten sogar vergeblich unter Nelson, sich das schöne Kleinod anzueignen – nun vorwiegend von Deutschen geliebte Ferienziel, durch ausgedehnte Spaziergänge.

Der nächste, zu Fuß mühelos nach 2 km erreichte Ort, nennt sich Punte del Hidalgo und muss einst sehr ursprünglich gewesen sein. Jetzt werde ich auf dem Spaziergang zu diesem ehemaligen Fischerort, entlang der Straße mit nur wenig Autoverkehr, von hübschen Häusern mit viel subtropischer Vegetation begleitet und schon von weitem sichtbar, sind die 2 großen Hotelkomplexe bzw. Apartmentblocks am Atlantik, der ebenfalls, wie in Bajamar, von mit Beton abgesicherten Becken ausgegrenzt wird. Früher soll an dieser Stelle das Schwimmen an der stürmischen Nordküste, möglich gewesen sein.

Der eigentliche Ort liegt auf einem Hang oberhalb… einen malerischen Blickfang liefern die Felsnadeln „die beiden Brüder“, die aus der klippenreichen Steilküste am Meer heraus ragen. Imposant präsentiert sich auch, kurz vor dem Ort auf einer kleinen Anhöhe das Castel de Salana, zu dem ich emporsteige, es aber verschlossen vorfinde.

Hinter dem festungsartigen Gebäude führt ein schmaler Pfad an Bananenkulturen vorbei in die Bergwelt hinein.

Am Rückweg finde ich an der Straße ein typisch einheimisches Fischlokal, überdacht und mit Fischernetzen geschmückt und stärke mich mit einem gebratenen roten Stachelfisch.

Den größten Genuss verschafft mir jedoch das Schwimmen im Meerwasser-Becken, das öffentlich, ohne Eintrittsgebühren über ein paar Stufen gegenüber meinem Hotel, erreichbar ist. Einigermaßen vor der Brandung sicher, erlebe ich darin erstmals den Atlantik hautnah.

Nach genügender Erforschung der Umgebung, die überaus gepflegt, mit Blumen übersät wirkt – Teneriffa hat ca. 600 endemische Pflanzenarten – und ein fast steriles Ambiente bietet, melde ich mich für eine Inselrundfahrt an, die jetzt Ende Oktober, ebenfalls nur wenige Teilnehmer zählt.

An der Nordküste in Richtung Westen folgt der Ort Tacoronte, Mittelpunkt eines Weinbaugebietes.

Gleich nach der Eroberung begann mit den Spaniern im 15. Jhdt die Landwirtschaft.

Im 16. Jhdt dominierte der Zuckerrohranbau, im 17. Jhdt der Weinbau, im 18. Jhdt pflanzte man Feigenkakteen (Opuntien), da eine bestimmte Läuseart, sich darauf vermehrte, die den Purpur-Farbstoff lieferte, der später durch die Erfindung des Anilin ersetzt wurde.

In dieser Gegend begegne ich auch dem für Teneriffa typischen und endemischen Drachenbaum, der während der Eiszeit im übrigen Europa vernichtet wurde.

Auf der Autobahn geht es weiter in westliche Richtung nach Puerta de la Cruz, dem ersten Tagesziel.

Ein Straßenschild weist auf dieser Strecke auf den Ort La Matanza hin, was übersetzt „das Gemetzel“ bedeutet und an die historische Schlacht von 1494 erinnert, wo die Guanchen mit ihren einfachen Waffen – Speere und Lanzen – trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit, den Eroberern eine Niederlage bereiteten. Ein Jahr später wurde ihr Widerstand durch eine Pestepedemie gebrochen. Die Guanchen wurden in mehreren Schlachten besiegt und Teneriffa als letzte der Kanarischen Inseln von den Spaniern eingenommen und christianisiert. Immerhin hat es 89 Jahre gedauert, bis Spanien alle Inseln in seiner Hand hatte.

Vieles deutet darauf hin, dass die Guanchen, die ihre Toten mumifizierten und in Höhlen bestatteten, berberischen Ursprungs waren…

Durch das Orotavatal, wo man schemenhaft den Teide, Teneriffas höchstem Berg, erblickt, geht es hinunter in das Touristen-Eldorade Puerta de la Cruz.

Mein Eindruck von diesem berühmten Aushängeschild: Super gepflegt mit Palmen auf der Meeresseite, Oleanderbäumen, etc… Gegenüber monströse Hotelbauten, die sich in die bergauf führenden Seitenstraßen fortsetzen… eine Strandpromenade, auf der bereits die Meeresschwimmbecken mit üppigen Gärten und die vom Architekt Cesar Manrique erschaffene, riesige Anlage im Ozean mit künstlichem See und Gebilden wie z.B. einer Gruppe Palmen, deren Wedel nach unten und der Stamm nach oben weisen, sowie seltenen Gewächsen, zu überblicken sind…

Dieses “Touristen-Manhatten“ im Meer, offeriert wahrlich ein ziemlich verwirrendes Durcheinander mit Cafes und Einrichtungen aller Art!

An einem kleinen Bananenhain und der weißen Kapelle San Telmo, dem Schutzheiligen der Fischer und Seefahrer – Wahrzeichen der Stadt, 1788 durch Brand zerstört, 1826 durch Unwetter beschädigt und wiederaufgebaut – zweigt die Fußgänger-Zone Avenida de Colon mit eleganten Geschäften und Restaurants ab, die parallel zu diesem in der Welt einmaligen „Lago Martianez“von Cesar Manrique verläuft.

Östlich davon, an der felsigen Steilküste finden sich Höhlen, die den Guanchen als Wohnstätten dienten.

Wieder per Bus unterwegs, zeugen bei der Weiterfahrt bergauf, drei erloschene Vulkankegel von den Turbulenzen, die auf diesem Eiland stattgefunden haben.

Über Los Realejos verläuft dann die Straße in schwindelnder Höhe durch viele Tunnels an Schluchten – den Barrancos – vorbei, die sich auf eine Höhe von 2000 m hinauf ziehen – überall werden Bananen angebaut – bis Icod de Vinos.

In diesem Ort erwartet uns vor der Pfarrkirche der größte und älteste Drachenbaum der Kanaren… 16 m hoch, mit einem zerklüfteten Stammumfang von 6 m, der angeblich mehr als 2000 Jahre alt wäre.

In der Kirche aus dem 16.Jhdt fallen ein silberner, barocker Altaraufsatz und nebenan, in der kleinen Kapelle, ein in Mexiko hergestelltes großes Silberkreuz auf.

Weiter bergauf weist dunkles Lavagestein an den Straßenrändern, abermals auf vulkanische Tätigkeit in dem Gebiet hin und vom Aussichtspunkt Mirador wird deutlich, dass unterhalb, der Ort Garachico an der westlichen Nordküste 1706 verschüttet worden ist und 1905 eine zweite Zerstörung erlebte. Sein Hafen wurde auf dem Lavagestein wieder aufgebaut. Bis 1706 war Garachico der wichtigste Ausfuhrhafen der Insel.

Ab hier wenden wir uns nach Südwesten bergan zum 1117 m hohen Erjos-Pass, der die Wasserscheide zwischen Norden und Süden bildet, was heute, in unüblicher Folge direkt zu verspüren ist, da es plötzlich nach bisher strahlender Sonne, Wolken gibt.

Früher hatten Laubwälder die Strecke belebt, sie wurden abgeholzt um Anbaufläche zu gewinnen und jetzt wird hier Erde abgetragen, um den kargen Boden im Süden fruchtbarer und attraktiver zu gestalten.

Erst seit 20 Jahren, also etwa 1965, als der Tourismus zur Massenbewegung empor wucherte, begann man mit der Kultivierung des Südens.

Es ist eine herrliche Bergwelt, die man seiner Erde beraubt und damit die Erosion fördert. Tatsächlich begegnet uns auch ein LKW, vollbeladen mit dieser wertvollen Fracht nach dem Süden.

Vom berühmten Aussichtspunkt Garachico und über den Pass erreicht man Santiago del Teide. Von hier zweigt eine schmale Straße durch unberührte, wilde Landschaft zum 3 km entfernten Dorf Masca ab, einem stillen Ort auf schmalem Felsplateau, an die steilen Felswände einer Schlucht geklammert, in dem ein längerer Aufenthalt zum Schauen und Bummeln eingelegt wird.

Neben dem Hafen von Puerto da Santiago, weiter südlich, wo unsere Mittagspause stattfindet, hat sich ein Touristenzentrum mit einer Badebucht aus schwarzem Sand herausgebildet… Los Gigantes, das aber noch etwas abgelegen und bescheiden wirkt.

An Bananenfeldern zwischen Lavagestein, vorbei am Casa Cactus, wo alle möglichen Kakteen-Arten gezüchtet werden – man nennt Teneriffa auch Kakteen-Insel, da diesen Gewächsen aus Südamerika das Klima ausgezeichnet bekommt, und dann… nahe dem Südwestende der Insel, folgt Playa de las Americas!

Welch´ ein Alptraum… zumindest für mich!

Der künstliche Sandstrand ist grauschwarz und die Sonnen- und Bade-Hungrigen liegen dicht an dicht darauf.

Oberhalb bietet dieses Feriencenter ein buntes Gewirr von Restauants, Souvenirläden mit leuchtenden Reklameschildern ganz nach dem Geschmack „Americas“. In den Lokalen sitzen in langer Reihe die vornehmlich deutschen Urlauber bei Weizenbier und Berliner Weiße, schmausen und schwatzen und… fühlen sich wohl! An der Straße oberhalb, ragen ein paar riesige Hotelblocks aus der öden Wüste, denn Playa de las Americas ist ein künstlich angelegtes Refugium, das im Mini-Maßstab tatsächlich an das ebenfalls in einer Wüste bunt und grell leuchtend, empor geschossene Las Vegas in den USA erinnert.

Am Rand und sogar inmitten dieses europäischen Centers, arbeiten sogar noch Baukräne für neu aus zu baggernde Hotels und Appartements.

Weiter bergauf öffnet sich der Blick auf Los Christianos, ebenfalls als Badeparadies für Fremde beansprucht, aber immerhin in Anlehnung an einen bereits vorhandenen Ort, als Hintergrund.

Danach gestaltet sich die Fahrt durch eine ebenfalls öde Gegend, wie ich sie bereits von dem Transfer vom Flughafen nach Bajamar erlebt habe. Allerdings gibt es kurz vor der Hauptstadt Santa Cruz noch einen Aufenthalt im Wallfahrtsort Candelaria, die Schutzpatronin der Insel ist.

Leider durch Wolken beeinträchtigt, wirkt der hübsche Ort mit den weißen Häusern und der Kirche auf einem ansprechenden Platz etwas düster, zumal schwarzer Lavasand, diese Atmosphäre noch etwas unterstreicht. An der Uferbrüstung vor der Basilika erscheinen 10 Statuen von Guanchenkönigen in grober, dunkler Steinausführung, denn hier wurde vor der spanischen Eroberung ein Madonnenbild aus dem Meer angeschwemmt, das einer der Könige am Strand fand. Es wurde von den Spaniern übernommen und an der Stelle ein Dominikanerkloster errichtet. 1826 wurde es mitsamt der Madonna durch Hochwasser zerstört.

Mystisch beleuchtet ziert nun eine Kopie von 1830 den Altarraum der Basilika und Zehntausende von Wallfahrern pilgern zu dieser wundertätigen Heiligen.

Der Rest der Ausflugsfahrt an Santa Cruz vorbei und über La Laguna nach „Hause“ ist mir ja ebenfalls bekannt.

Bei einem Allein-Spaziergang an einem der nächsten Tage, zeigt sich mir auch die Kehrseite – die weniger vom Wohlstand geprägten Winkel auf dem Eiland.

Ich bummle gemächlich in eine neue, andere Richtung, in der sich ein Dorf befinden soll. Nachdem plötzlich der Gehsteig aufhört und ich keine Lust auf der belebten Straße weiter zu wandern habe, biege ich auf einen schmalen Pfad, Richtung Berge ab.

Eine eigenartige Stimmung umgibt mich… Ringsum Wildnis, rechts und links Tamarisken, Bananen und alles mögliche Gestrüpp, in dem es immer wieder raschelt… vielleicht Eidechsen… ?

Der Pfad endet an einem riesigen, aber offensichtlich leeren und dem Verfall preisgegebenen Apartmenthaus. An den hübschen Holzbalkonen erkennt man noch, dass es einmal als Komfort-Unterkunft vorgesehen war und nun verwahrlost, vor sich hin gammelt. Die Fenster sind kaputt, die Tür zum Teil heraus gerissen.

Ist das Geld für den Bau vorzeitig ausgegangen oder hat der Pleitegeier zugepackt?

Als ich mir die Vorderseite des Komplexes betrachte, entdecke ich das Schild „zu verkaufen“ und am verschlossenen Eingang mehrere Schilder wie „Berliner Flugreisen“, etc.

Offenbar sind Deutsche am Bau und Verfall des Objekts beteiligt…

Vor diesem Monster erhebt sich ein weiteres, großes Apartmenthaus, das zwar noch intakt zu sein scheint, aber aus der Nähe betrachtet, ebenfalls schon Zeichen der Verwitterung trägt.

Beides ein weniger schöner Blickpunkt der sogenannten „deutschen Kolonie Bajamar“!

Wie stets, versuche ich auch in Teneriffa, soweit wie möglich meine Ausflüge mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchzuführen.

Um den botanischen Garten in Puerto de la Cruz zu erreichen, muss ich zunächst den Bus nach La Laguna benützen, wo ich nach wenigen Minuten, den Anschluss zu meinen Ziel finde. Allerdings macht sich dabei der Temperaturunterschied zwischen der Küste und der 600 m hoch gelegenen, bis 1723 amtierenden, alten Hauptstadt, bemerkbar.

Da die Bushaltestelle in Puerto de la Cruz direkt oberhalb des Gartens liegt, erfrage ich den Eingang ziemlich schnell und da mir für den Eintritt, das passende Kleingeld fehlt, darf ich ihn sogar ohne Obolus betreten.

Das Areal ist überraschend klein und voll gestopft mit Büschen und Bäumen, zwischen denen sich schmale Spazierwege hindurch winden.

Um die verwirrende, grüne Vielfalt zu würdigen, müsste man eigentlich Botaniker sein. Dieses Mangels wegen, finde ich auch den Besuch hier im Vergleich zu Madeira ein wenig enttäuschend.

Ein total verwurzeltes Baumungetüm scheint eine Attraktion im Gelände zu sein, aber ich kenne leider das Kleinod nicht und kann es nur bestaunen und der Park, der eine solche Menge an Bäumen und Pflanzen zusammengedrängt beherbergt, erscheint mir wie ein dichter Dschungel, mit wenig Blühendem.

Nach einer Stunde verlasse ich das ummauerte Sanktuarium – der freundliche Pförtner will auch jetzt kein Geld – und spaziere anschließend die herrlich blühende Allee in diesem vornehmen Villenviertel La Paz entlang… das Gelb der Mimosen-, das Orange der afrikanischen Tulpenbäume… und sogar schon das Rot von Weihnachtssternen begleiten mich dabei.

Natürlich weisen Hotels und Restaurants inmitten dieser prächtigen Flora, auch auf florierenden Tourismus hin und die Straße abwärts zum Meer, stört mit Autoverkehr die Augenweide.

Statt bis zum Zentrum von Puerto de la Cruz vorzudringen, trete ich daher vorzeitig die Rückfahrt an einer Haltestelle, nach La Laguna, an. Da wollte ich eigentlich zu Mittag essen, aber die unangenehme Kühle hält mich davon ab, sodass ich diese Notwendigkeit erst nach einer ziemlich umständlichen Fahrt, da fast an jeder Straßenecke Leute mitgenommen werden wollen, nach einer Stunde für 10 km, in Bajamar nachhole.

Die Nordostecke der Insel absolviere ich wieder „organisiert“, wobei zuerst eine kurze Besichtigung der Hauptstadt Santa Cruz geplant ist, die im östlichen Bereich der Südküste angesiedelt ist. Sie breitet sich am Fuße der Hochebene von La Lagune, an einer weiten Bucht aus, die im Norden von den steilen Anaga-Bergen begrenzt wird. Sie wächst durch ständige Zunahme der Bevölkerung beinahe schon mit der alten – bis 1927 amtierenden Hauptstadt zusammen.

Gegründet wurde Santa Cruz 1494, in blutigen Kämpfen hatten sie die Spanier den Guanchen abgerungen. Danach musste sie zahlreichen Piratenangriffen, sowie dem englischen Besitzstreben und niederländischen Kriegsflotten, widerstehen.

Die Kanarischen Inseln waren eben ein begehrtes Ziel für Jedermann..von hier segelten die Schiffe nach Amerika und landeten die Spanier mit wertvollen Schätzen aus Mexiko.

Hauptstadt war Santa Cruz seit 1927 und wieder ab 1982.

Während Teneriffa unter Wassermangel leidet, hat La Laguna infolge eines längst ausgetrockneten Sees

(Lagune), davon mehr als ausreichend.

Die Einfahrt in die Inselhauptstadt gestaltet sich Zeit raubend, da Autokolonnen immer wieder zu Stillstand führen. Es ist heiß und sonnig, was besonders im Bus spürbar wird.

Viel zu kurz ist dann der Aufenthalt für die Metropole bemessen, die nicht einmal für einen vagen Überblick reicht.

Ich entscheide mich daher lediglich für den Besuch des Archäologischen Museums, das sich direkt an der Plaza de Espana, einem wichtigen Geschäftszentrum vor dem Hafengelände, befindet.

Der Blick von diesem großen Platz mit dem von Grünanlagen umrundeten Kriegerdenkmal in der Mitte, ist beeindruckend!

Strahlenförmig führen Straßen aufwärts ins Zentrum. Die großartige Bergkulisse umrahmt die Stadt, ihre weißen Häuser ziehen sich am Hang hoch, im Hafen ankern große Schiffe.

Überall herrscht reges Treiben… eine pulsierende, kanarische Stadt stellt sich vor!

Da in unmittelbarer Nähe kein Strand vorhanden ist, spielt der Tourismus hier keine tragende Rolle.

Das Museum ist recht klein und zeigt in Vitrinen, von Guanchen bearbeitete Werkzeuge, Keramikgefäße, die später bereits Verzierungen aufweisen.

An den Wänden hängen Steinplatten mit eingeritzten Spiralen und anderen undefinierbaren Linien… Leder-und Fellreste… primitive Holzringe, zu Halsketten zusammen gefasst…

In einem Extra-Raum reichen Vitrinen, wo Hunderte, ja Tausende Totenschädel, Kiefer und andere Knochen aufbewahrt sind, bis an die Decke.

In den Gängen lagern, ebenfalls in Vitrinen, präparierte Mumien, die ganz gut erhalten sind und aussehen, als hätte man sie mit Lederhaut umwickelt. Nirgendwo ist Genaueres über diese Kultur zu erfahren und auch nicht, aus welcher Zeit die Funde stammen. Die knappen spanischen Beschriftungen geben keine Auskunft darüber. Auch stammen die Artefakte von verschiedenen Inseln, auf denen diese so wenig bekannte Urbevölkerung, ein unterschiedliches, kulturelles Niveau erreicht hatte.

Nach dieser interessanten Begegnung, spaziere ich eine der Straßen bergan mit Hochhäusern, Geschäften, auf denen sich viele Menschen tummeln und daher eine quirlige Atmosphäre ausstrahlen.

Ein kurzer Bummel, den Hafen entlang und weiter geht es per Bus zum 8 km entfernten Playas de las Teresitas, einem künstlich mit goldgelbem Saharasand aufgeschütteten Badestrand, vor allem für die Einheimischen. Ein ebenfalls künstlich angelegtes Riff schützt vor der Brandung. Selbst die Straße wurde dem Meer abgerungen, indem man das Gestein, an das früher das Wasser reichte, absprengte. Am Fels oberhalb erkennt man noch die ehemalige Uferstraße.

Danach folgt die wahrhaft grandiose Auffahrt ins Anaga-Gebirge, das zweitälteste nach dem Tennogebirge im Westen. Man schätzt, dass es sich vor 5 Millionen Jahren zu 90 % aus dem Meer erhoben hat. Dagegen ist das „junge“ Teidegebiet vor einer Million Jahre durch Schichtung entstanden, in dem sich immer neue Lavaströme nach Vulkanausbrüchen, aufeinander lagerten.

Die bizarre, schroffe und kahle Bergwelt, durch die sich die Straße in scharfen Kurven aufwärts windet, beeindruckt zutiefst!

In dieser südlichen Region des Anagagebirges, ist das ursprüngliche Vegetationsbild aus Kandelaberkakteen, Wolfsmilch und einigen Opuntien zu 90 % erhalten geblieben. Der riesige Gebirgszug ist nicht höher als 1000m, bildet aber durch die Passatwinde 2 Vegetationszonen.

Auf halbem Weg zur Nordküste beginnt daher plötzlich eine grüne Landschaft mit Baumheide und Erika-Sträuchern, die bis zu 3 m hoch werden können. Dazwischen auch Lorbeerbäume – die Blätter des kanarischen Lorbeers sind übrigens als Gewürz ungenießbar – auch Ginster sowie Farne nahe dem Boden.

Wir erreichen den ältesten Ort der Insel, Taganana… einsam und von Abwanderung bedroht, mit kleinen Häuseransammlungen, die nur zur Zeit der Weinlese bewohnt sind. Denn so unglaublich es scheint, es wächst Wein auf den Steilhängen. Bambus-Umzäunungen verhindern, dass die Reben abrutschen. Bambus gibt es viel in den Schluchten. Jedenfalls wirkt der Ort über der Nordküste märchenhaft, wie in einem Bilderbuch. Seine Häuser sind in Weinberge hoch über dem Atlantik eingebettet, während ringsum die wild zerklüfteten Gebirgsformationen aufragen. Eine Kopfstein gepflasterte Straße führt zur Kirche, die ein Triptychon aus dem 16.Jhdt. besitzt.

Der flache, dunkle Sandstrand von Taganana gilt als Perle der Badebuchten, im Winter wird der Sand allerdings vom Meer weggespült.

Noch ein letzter Höhepunkt erwartet uns am Aussichtspunkt Pico del Ingles, wo man beide Seiten der Küste überblickt und eine schroffe Bergwelt einerseits, sowie Wald und das liebliche Tal von La Laguna mit dem mächtigen Teide als Hintergrund, auf der anderen Seite, wohl als schönste Sicht dieses Eilandes, erlebt.

Nach den vielen Sonnentagen, an denen ich das Schwimmen im Meeresbecken genützt und genossen habe, warnt unerwartet eines Morgens die rote Fahne vor seiner Benutzung und Gischtfontänen spritzen über den schmalen Steg der Abtrennung vom Ozean.

Sie verwischen die Grenze zum Atlantik und preschen polternd als furioser, weißer Schaum an den Ufern hoch, überspülen die Treppe hinunter und die ganze Anlage, als wollten sie beweisen, wie lächerlich menschliche Barrieren gegen ihre gewaltige Macht, letztendlich sind.

Dazu heult der Wind, der gemeinsam mit dem Element ein gigantisches, faszinierendes Schauspiel anzettelt, das eine Menge Neugieriger – einschließlich mir – aus sicherer Entfernung, von Dachterrassen, etc. beobachtet. Angesichts dieses Spektakels wird dabei wohl jedem die eigene Ohnmacht gegenüber der überdimensionalen Gewalt, die hier so eindrucksvoll demonstriert wird, bewusst. Die bis 3 m hohen Brecher führen einen Schmutzfilm mit, der als bräunlicher Streifen an die Uferränder treibt und vermutlich aus der Sahara stammt.

Am folgenden Tag beruhigen sich zwar die Elemente, doch die Sonne versteckt sich hinter Wolken und da auch das angeschwemmte Mitbringsel, noch immer das Meeresbecken verunreinigt, entschließe ich mich für eine Fahrt mit dem Linienbus über La Laguna, nochmals nach Puerto de la Cruz, zum berühmten Lore-Park, der sich im Vorort Punta Brava, auf einer Landzunge befindet.

Bereits unterwegs entlädt sich der erste Regenschauer…

Doch wieder zu Fuß unterwegs, den gepflegten Strandweg entlang, vorbei an dem Castello de Filipe im 16.Jhdt. als Schutz gegen Seeräuber erbaut, ist es zwar diesig aber trocken. Das Meer brandet schäumend in der kleinen Bucht gegen den schwarzen Sand und den Fels.

In einer knappen halben Stunde erreiche ich den Park, der bezaubernd angelegt ist und in dem sich schmale Pfade durch einen Dschungel tropischer und subtropischer Pflanzen ziehen.

Auf Holzkäfigen hocken ein paar Prachtexemplare von großen Papageien und in zahlreichen weiteren vergitterten Behausungen, sind verschiedene Arten dieser Tiere untergebracht. Ein Seitenweg führt durch eine Ansammlung verschiedener, bizarrer Kakteen… ein Teich mit Flamingos, eine Wiese mit Kronenkranichen, verteilen sich im Gelände, nur leider beginnt es wiederum zu regnen. In einem kleinen Kiosk überbrücke ich auch diesen Schauer und nütze die jeweiligen Pausen zum herum spazieren in diesem überaus gepflegten und üppig bepflanzten Terrain bis zur Lore-Show zu Mittag, in der eine Anzahl dressierter Papageien und Kakadus reizende Kunststückchen vorführen – vom Purzelbaum bis zum Rollschuh-Laufen.

Ein Rundkino ist ebenfalls vorhanden, in ihm rasen alle möglichen Szenen dreidimensional auf das Publikum zu. Am Ende der Show gießt es abermals, so dass ich am Ausgang des Pavillons das Ende des Platzregens abwarten muss, ehe ich mich im Park-Restaurant mit einem vorzüglichen, aber recht teuren Mittagsmahl, für die Rückfahrt rüste, die zwar recht zügig aber doch unangenehm feucht verläuft.

Ein letzter Ausflug auf der Insel ist natürlich noch fällig… die Fahrt zum Teide, die wieder in Gemeinschaft, per Bus erfolgt. Als die Mannschaft aus den verschiedenen Hotels vor 8 Uhr gesammelt ist, lässt sich noch keine Prognose für das Tageswetter erstellen, aber schwarze Wolken hängen über den Bergen. Nach Durchquerung von La Laguna wenden wir uns bergan steigend, dem Naturschutzgebiet des Esperanza-Waldes zu, wo das Hauptvorkommen neben Eukalyptus und Lorbeer, die Kiefer ist. Dieser Baum kann bis zu 1200 Ltr. Wasser aufnehmen und speichern und ist daher

äußerst wichtig für das wasserarme Teneriffa. Deshalb wurden im oberen Teil Aufforstungen vorgenommen, sodass der Wald jetzt bis auf eine Höhe von 2000 m reicht.

Dem Esperanza-Wald folgt die vierte Vegetationszone mit Ginstersträuchern auf Lavagestein. Dazwischen leuchtet die im Winter gelb gefärbte Besenraute.

Unterwegs zur Seilbahnstation erfahren wir etwas über die verschiedenen Ablagerungsarten der Lava, je nachdem wie sie beim Ausbruch mit der jeweiligen Luft, Sonne, Wind zusammentrifft.

In 2300 m Höhe stauen sich bereits Autobusse, PKWs und Menschenschlangen drängen sich vor der Kasse für die Auffahrt zum Gipfel dieses höchsten Berges der Insel. 2 ½ Stunden Aufenthalt sind hier vorgesehen, es gibt ein Selbstbedienungs-Restaurant im Stationsgebäude und ein großer Teil der Busmannschaft nützt die Zeit, trotz dem vernebelten Gipfel, für eine Fahrt hinauf.

Ich ziehe es vor unten zu bleiben und evtl. den einstündigen Fußweg auf der Straße zum Parador-Hotel zu wählen. Derweil ich noch überlege, durchbricht die Sonne den Nebel und ich marschiere los zu diesem vereinbarten Treffpunkt.

Während der Trubel von Menschen, Autos und Souvenirständen auf dieser Plattform des Vulkanriesen, die Ehrfurcht vor seiner Größe verdrängte, wird mein Alleingang auf der einsamen Straße, umgeben von einer majestätischen Bergwelt mit bizarrer Felskulisse trotz Wind zu einem Hochgenuss. In Ruhe und ungestört kann ich die Landschaft, das Spiel der Wolken, die wechselnden Farben richtig aufnehmen, halte immer wieder an, um zu schauen und zu staunen, nähere mich der urweltlichen, spektakulären Felsgruppe Los Roques und erreiche nach 1 ½ Stunden den vereinbarten Treffpunkt, erst kurz vor Eintreffen der übrigen, vom Teide-Gipfel zurückkommenden Gruppe.

Bis zum Gipfelkreuz konnten auch sie, wegen mühsamen, langen Anstiegs, mangelnder Zeit und schlechter Sicht, nicht vordringen.

Gemeinsam und per Bus wird dann der Aussichtspunkt gegenüber dem Hotel angefahren. Auf diesem Mirador steht man dann direkt vor einem besonders imposanten, bei der Bildung der Caldera nicht mit eingesacktem Überrest des Urvulkans, der wild zerklüftet in den Himmel ragt. Viele dieser eindrucksvollen „Las Canadas“ genannten Ruinen des Urvulkans befinden sich hier im Zentrum der Insel, am Teidefuß. Mit einem Durchmesser von 15 km und einem Umfang von 75 km war er einer der größten Vulkane der Erde. Man vermutet, dass sein Mittelstück nach einer gewaltigen Eruption eingebrochen ist und die Caldera entstand. Als sichtbarer Rest, blieb der steilwandige, halbkreisförmige Felsring der „Las Canadas“ übrig.

Und plötzlich erscheint hinter den bizarren Felsbrocken der Teidegipfel wolkenlos und klar – ein faszinierendes Geschenk des Himmels! Und 50 m tiefer breitet sich das Tal von Llano Ucanca mit großen Sandbergen zwischen den nackten Felsformen aus…

Bei der Rückfahrt zweigen wir in El Portillo ins Orotavatal ab und bewundern abermals die prächtigen Kiefernwälder auch hier; diese kanarische Art ist äußerst widerstandsfähig, den Beweis dafür liefern die hölzernen Balkone an Häusern und die Kassettendecken in Kirchen, die auch nach Jahrhunderten, nicht nachbehandelt werden müssen.

Im 400 m hoch gelegenen Orotavo mit modernen Hochhäusern ist ein Besuch der Altstadt vorgesehen, um das „Haus der Balkone“, in dem sich nach der Eroberung ein spanischer Adeliger niedergelassen hat, zu besichtigen. Zumindest dieser Teil der Stadt, die schon unter einem anderen Namen den Guanchen bekannt gewesen sein soll, strahlt mit ihren steilen Gassen ein angenehmes Flair aus, ihre Gründung verliert sich in der Legende.

Die Betrachtung dieser „Casa de los Balcones“ mit wunderschönen Innenhöfen, fällt dann länger als vorgesehen aus, da ein unerwarteter, heftiger Wolkenbruch mit sintflutartigem Regen zum „unterstellen“ in den Arkaden zwingt und erst danach, die Rückkehr nach Bajamar erfolgen kann.

Nachdem ich auf eigene und organisierte Initiative die Insel Teneriffa kennenlernen kann, verleiten mich natürlich auch ihre Nachbarn zwischendurch, für ein kurzes Rendevouz mit ihnen, zumal es entsprechende Angebote dafür gibt.

Von den insgesamt sieben zu Spanien gehörenden Kanaren sind die westlichen – Teneriffa, Gomera, La Palma und Hierro – unter der spanischen „Provinz“ Santa Cruz de Tenerife zusammen gefasst, während die östlichen – Lanzarote, Fuerteventura, Gran Canaria – als „Provinz“ Gran Canaria mit der Hauptstadt Las Palmas, verzeichnet sind.

Der Transfer zur Insel La Gomera ist allerdings recht umständlich mit langen Wartezeiten durch die Busfahrt nach Los Christianos am entgegengesetzten Ende von Bajamar und bis zur Abfahrt des Schiffes, verbunden. Die 1 ½ stündige Fahrt gestaltet sich dann aber sehr abwechslungsreich. Zuerst verabschiedet sich Teneriffa mit der Sicht auf die Hochhaus-Skyline dieser Touristenkolonie, weiter draußen erscheint als Abschiedsgruß die wolkenfreie Spitz des Teide am Himmel, während sich das Massiv selbst unter immer neu sich formierenden Wolkenbergen verbirgt.

Die Fähre ist voll besetzt, vorwiegend von Einheimischen, die einer seltsamen Zeremonie huldigen.

Männer, Frauen und auch Kinder bekreuzigen sich an der Reling stehend und werfen und ein Blumenbündel rücklings über Bord, ins Meer.

Möglicherweise hat dieser Brauch eine Beziehung zum heutigen Tag, den 1.November, überlege ich!

Auch die Sicht auf Gomeras Hauptstadt San Sebastian kann ich, angesichts des langwierigen Ausstiegs der vielen Passagiere, ausgiebig genießen. Palmen säumen den Hauptplatz, wo schon ein Bus für unsere angekündigte Gruppe bereitsteht und uns für eine Inselrundfahrt aufnimmt.

Nur vom Busfenster aus zu urteilen, handelt es sich bei der Stadt um einen hübschen und beschaulichen Ort.

La Gomera gilt als Insel der Schluchten (Barrancas) und weist als einzige des Archipels seit vorgeschichtlicher Zeit keine Vulkantätigkeit mehr auf. Ihre Oberfläche hat sich durch Erosion verändert, die Lava ist verschwunden, harte Felsmassive und vulkanische Schlote sind, bizarre Gebilde formend, stehen geblieben.

Vom Inselzentrum mit dem 1487 m höchsten Berg ausgehend, zerschneiden strahlenförmig riesige Schluchten die vulkanischen Ablagerungen.

Unser Bus schraubt sich in steilen Haarnadelkurven immer höher und höher bergan… und wie in Teneriffa wird auch hier bei der Fahrt Richtung Nord der kahle Süden plötzlich durch ein paar Palmen und Agaven belebt und schon erscheinen auch die mächtigen Felskegel.

Ein Aussichtspunkt offeriert uns gleich 4 dieser Zuckerhut förmigen Vulkanstümpfe, von denen der Agando sich als eindrucksvollster ausweist.

Die Landschaft wird immer grüner, kanarische Kiefern mit ihren 20 – 30 cm langen Nadeln, werden im Nationalpark El Cedro von Lorbeerwäldern abgelöst mit uralten Bäumen zwischen 1000 bis 2000 Jahren. Er befindet sich in der einzigen Ebene der Insel – allerdings Ebene nicht im üblichen Sinn, sondern bewaldeten Hängen, die eben nicht von Schluchten zersägt werden und 10 % der Inseloberfläche ausmachen.

Die Kostbarkeit „Lorbeerwald“ als Herzstück des seit 1979 zum Nationalpark erklärten und von der UNESCO als Weltkulturerbe deklarierten Stück Natur, beherbergt in seinem immergrünen Nebelwald auch bis zu 2 m hohe Farne, Bartflechten hängen an Bäumen, von Moos bewachsene knorrige Äste.

Leider erleben wir ihn nur vom Aussichtspunkt und ein nächster solcher liegt 5 km abwärts und ist auf ein von Palmen und Bergen umgebenes Landwirtschaftszentrum ausgerichtet.

Das hübsche Dorf Las Rosas in diesem Gebiet ist auch Ziel für eine späte Mittagsrast, in dessen Restaurant leider durch 5 gleichzeitig eingetroffene Busse, eine Art Massenabfertigung stattfindet.

Als Entschuldigung für die rasante „Abfütterung“ wird uns von den Obern des Lokals danach sozusagen als „Nachspeise“ die Pfeifsprache Silbo serviert.

Es handelt sich dabei um ein in der Welt einzigartiges und nur hier entwickeltes Verständigungsmittel über Schluchten hinweg, die auf Gefahren und Notwendigkeiten in diesem zerklüfteten Gelände durch bestimmte „Pfeiftöne“ möglich wurde. Sie hallte weit über die Gebirge hinweg und funktionierte ausgezeichnet. Schon die Guanchen, die auch La Gomera als Ureinwohner besiedelten, kannten und verwendeten sie. Heute wären allerdings nur noch wenige Einheimische in der Lage, sie vorzuführen.

Mich erinnern ihre Töne ein wenig an den Gesang einer Amsel.

Las Rosas bietet außerdem einen schönen Blick auf die kunstvoll angelegten Terrassen in der Schlucht und die Küste.

Dahin kurvt uns der Bus anschließend in unzähligen Kehren bergab, zum Ort Agula in prächtiger Lage. Er wird auf der Landseite wieder von einem steil in den Atlantik ragenden Vulkankrater-Rest, gesäumt.

Agula selbst ist von Bananenplantagen, die sich ebenfalls bis in die Berge hinauf und am Hang terrassenförmig hochziehen.

Das Wetter taucht die herrliche Landschaft in wunderbares Licht, das sich bei der Rückfahrt in den Süden leider zusehends verdunkelt.

Um 6 Uhr nimmt uns wieder das Schiff für die Rückfahrt nach Teneriffa auf, die nun zügig und ohne unnötige Wartezeiten verläuft.

Für einen zweiten Tagesausflug zu Nachbarn, wähle ich während meines Aufenthalts in Teneriffa, die Insel La Palma, nordwestlich von der großen Schwester. Sie wird per Flug angesteuert und doppelt so groß wie La Gomera und kann mit einigen Besonderheiten locken. Grüner, mit mehr Vegetation und einem noch tätigen Vulkan im Süden, stellt sie trotzdem mangels entsprechender Sandstrände, eine vom Tourismus fast verschonte Kostbarkeit dar.

Nach einer halben Stunde Flug landet die Maschine der Iberia auf dem Eiland und wieder steht ein Bus für das Kennenlernen all seiner Schönheiten bereit, in dem diesmal allerdings das Hauptkontingent, Spanier aus dem Mutterland, stellen.

Erste Eindrücke vermittelt die Hauptstadt Santa Cruz de la Palma, die zu Fuß durchstreift wird und mir das typische Profil einer beschaulichen, altspanischen Stadt, beschert.

Im Zentrum auf der Plaza de Espagna erhebt sich auf einem erhöhten Platz die Kirche San Salvador von 1503 mit einer prächtig geschnitzten und dezent bemalten Kassettendecke, die als schönste im ganzen kanarischen Archipel gilt. In der schmalen Gasse gegenüber befindet sich das Rathaus, mit weiteren alten Patrizierhäusern und der Distrikt genießt das Privileg des Denkmalschutzes.

Auf der Insel La Palma gab es übrigens keine großen Kämpfe der Guanchen mit den Eroberern. Die Ureinwohner mussten sich unterordnen und wurden zum Großteil Sklaven der neuen Herren… später vermischten sie sich auch.

Die 5 km entfernte Kirche Nuostra Senora de las Nieves beherbergt eine Figur der Muttergottes aus Terrakotta, die die Schutzheilige der Stadt ist und ein attraktiver Silberaltar verrät wieder, seine aus Mexiko stammende Herkunft.

Vom Mirador de la Concepcion präsentiert sich dann nicht nur die Stadt, sondern auch das Landesinnere und die Küste als großartiges Ensemble.

Hier steht man in 400 m Höhe am Kraterrand des erloschenen Vulkans Buenavista, an dessen Hängen sich die Stadt hochzieht.

Anschließend schraubt sich der Bus im Vergleich zu Teneriffa und Gomera, eher in sanften Kurven stetig aufwärts und wir erreichen damit die Vegetationszone des Nordens.

Welche enormen Kräfte unter der Erdoberfläche an manchen Orten unseres Globus walten, wird jedem

bewusst, der wie ich – kurze Zeit später – am Kraterrand der Caldera de Taburiente, dem größten Senkkrater der Welt, steht.

Dabei täuscht der üppige grüne Bewuchs über die wahre Tiefe von der Sohle bis zum Rand, von fast 2 km, hinweg. Überall ringsum Kiefernwald, die Abhänge so dicht mit Grün bedeckt, dass man kein Gefühl für den mächtigen Abgrund entwickelt. 1833 hoch, heben sich dann die aufstrebenden, kahlen Felswände bizarr vom Grün ab.

Der 1 km lange Spaziergang vom Aussichtspunkt Cumbrecita zum nächsten „Mirador“, auf gepflegtem Pfad, umgeben von Wäldern und Felsformationen – das Gebiet gehört seit 1954 zu einem bizarr wilden Naturschutzgebiet – ist Erholung und Genuss zugleich. Hier soll sich auch ein 800 m hoher Basalt-Monolith, als heiliger Stein der Ureinwohner befinden, der eine große Rolle in der Mythologie der Guanchen gespielt hätte. Ich kann ihn allerdings nicht identifizieren…

Die Insel La Palma ist als Jüngste des Archipels vor rd. 2 Millionen dem Ozean entstiegen… vom Meeresgrund in 4000m Tiefe erhebt sie sich dann 6500 m und besteht zur Gänze aus verschiedenen vulkanischen Gesteinen.

Den nördlichen Teil des Eilands nimmt eben diese Caldera de Tamburiente ein, auf deren Rand wir herum streifen und die schätzungsweise vor 1 ½ Millionen Jahren durch Einsturz und Erosion eines Vulkandoms entstanden ist, der sich vielleicht bis zu 3500 m über dem Meeresspiegel erhoben hatte.

Sein heutiger Durchmesser beträgt 9 km und sein Umfang 28 km. Auf dem höchsten des ihn umgebenden Gipfelrings, hat sich ein Observatorium installiert.

Aber nicht genug mit diesem Beweis von Gott Vulkanus Gewalttätigkeit in der Vergangenheit, rumort es im Südteil der Insel auch heute noch. Der letzte Ausbruch fand 1971 statt, dabei entstand der Vulkan Teneguia, er ist noch nicht erloschen und wird beobachtet.

1949 ereignete sich ein sechswöchiger Ausbruch eines Nebenkraters vom „untätigen“ Taburiente… ein Ort wurde verschüttet, die Menschen konnten sich retten. Deutlich erkennbar ist der Lavastrom zum Meer, doch auf dem Gestein gedeihen niedrig liegende Weinstöcke.

Nach einem gemütlichen Mittagsmahl, gemeinsam mit der spanischen Besucher-Gruppe, folgt auf schmalem Pfad über Lavagestein ein Spaziergang um den Teneguia und dabei stelle ich fest, dass auch nach vielen Jahren, von den seitlichen Gesteinsbrocken eine beträchtliche Hitze abgestrahlt wird und dass, hält man die Hand gegen die Löcher, diese ehemalige Feuerglut spürbar ist. Die Umgebung dieses Vulkans ist immer noch unbewohnt.

Die Begegnung und der hautnahe Kontakt mit den Trümmern eines Ausbruchs vor relativ kurzer Zeit, bedeutet für mich ein beeindruckendes Erlebnis.

Viele Jahre nach meinem Besuch auf der Insel Palma geistert übrigens eine erschreckende und Aufsehen erregende,Version durch die Medien: Wissenschaftler erwarten irgendwann im Laufe der nächsten 10.000 Jahre einen verheerenden Ausbruch des Vulkans auf La Palma mit unabsehbaren, unvorstellbaren Folgen… Ein Horrorszenario… aber wer weiß schon, was unser so lieb gewordener und von der Spezies Mensch gar nicht gut behandelter Globus, während einer so riesigen Spanne Zeit, vor hat… ?!

Um das Maß voll zu machen, entschließe ich mich an meinem vorletzten Tag auf Teneriffa, auch noch die Insel Lanzerote, zu besuchen.

Eine Propeller-Maschine befördert mich in einem 3/4-stündigem Flug zu ihrer Hauptstadt Arrecife.

Schon der Flughafen fällt durch seine Konstruktion und das viele Grün sofort angenehm auf… erst später erfahre ich, dass er von dem berühmten Maler, Bildhauer und Architekt Cesare Manrique gestaltet wurde, der auch sein Haus auf dieser Insel hat.

Wieder steht ein Bus bereit, der die Ankömmlinge zur Rundreise aufnimmt.

Erster Anlaufort ist der hauptsächlich von Touristen frequentierte Ort Puerta do Carmen, langgestreckt, mit niederen, weißen Häusern, Restaurants, Bungalow-Appartements, etc. Den flachen Strand begrenzen kahle Berge .

Danach fahren wir durch eine Landschaft mit schwarzer Erde.

Es gibt kein Grundwasser auf der Insel, sie liegt nur 150 km von der afrikanischen Küste entfernt und ist nicht, wie lange angenommen, durch Kontinentalverschiebung von diesem Kontinent getrennt, sondern wie die anderen 6 kanarischen Inseln ebenfalls vulkanischen Ursprungs und aus dem Meer empor gestiegen. Alle Felder bestehen aus schwarzem Sand, unter dem sich fruchtbare Erde verbirgt. Der Sand stammt von den Feuerbergen, zu denen wir unterwegs sind.

Regentage gibt es nur 30 bis 40 im ganzen Jahr. Das Regenwasser wird in großen Zisternen gesammelt, durch Bakterien gereinigt und kann erst 2 – 3 Tage danach getrunken werden. Zum Schutz für Tomatenpflanzungen, helfen Steine oder auch Mäuerchen, gegen den ständig blasenden Nordwind. Bei der Feldarbeit helfen dem Bauern oft Kamele oder auch Esel, bei der Arbeit.

Hinter der Ortschaft Uga im südlichen Inselinneren erheben sich die Feuerberge, ein paar Palmen ragen aus dem Sand. Auch im Dorf Yaise, wo ein kurzer Halt stattfindet, umfängt uns eine seltsame Atmosphäre… trotz ein paar offensichtlichen Unterkünften für Touristen, herrscht eine fast unheimliche Stille, man sieht kaum einen Menschen auf der Straße, die einsame Stimmung wird durch den Kontrast der weißen, niederen Häuser, zum schwarzen Untergrund , noch verstärkt.

Die Strecke zum Timanfaya-Vulkan ist ebenfalls links und rechts der Straße, von Lava geprägt, rötlich leuchten dahinter die Feuerberge. 200 qkm Lavamasse strömte beim ersten Ausbruch 1730 auf drei Viertel der Insel, 12 Dörfer und 420 Häuser wurden bei dem 6 Jahre währenden Inferno, mit Lava bedeckt, das die Feuerberge schuf und bei dem 33 Vulkane gleichzeitig tätig waren. Die Dicke der Lava beträgt 10 m, 1824 war der letzte Ausbruch. 4/5 von Lanzarote sind von Schlacken und Lava bedeckt und 300 Vulkankegel beherrschen das Eiland, dessen höchste Erhebung nur 671 m ist. Bis zum Ausbruch des Timanfaya 1730 und später bis 1824 war hier eine fruchtbare Landschaft.

Am Vulkan Islote di Hilario befindet sich – ebenfalls von Cesare Manrique gestaltet – ein kreisrundes Restaurant, vor dem uns in einer Art Show, die immer noch vorhandene Hitze demonstriert wird.

Davor überrascht uns ein ebenso heftiger, wie kurzer Regenschauer und danach haben mehrere Teilnehmer der Rundfahrt, Lust auf einen Kamelritt für eine ¾ Stunde bergan, in die Feuerberge. Davon distanziere ich mich gern bei dem vehementen Wind, der nach dem Regen bläst und vertreibe mir die Zeit mit einem Spaziergang.

Cesare Manrique hat auch durchgesetzt, dass auf der Insel die Häuser weiß sein müssen und nur 2 Stockwerke haben dürfen, ebenso ist es verboten, Reklameschilder aufzustellen und Oberleitungen fehlen ebenfalls. Lediglich die Hauptstadt Arrecife hat noch mit einem Hochhaus aufzuwarten, das war eben davor schon da und blieb stehen.

Es folgen ein weiterer Kraterkessel und der Kratersee in El Golfo, der 12 m tief, durch Algen grün gefärbt, auf kurzem Fußweg begehbar und an die Lavafelsen geschmiegt ist. Die Landschaft hier beeindruckt… ausgewaschene Felsformationen staffeln sich hoch, der Blick auf die weißen Häuschen des Ortes imponiert und im Meer erhebt sich ebenfalls ein gewaltiger Felsbrocken, jetzt gerade von der Sonne beschienen und von der Brandung umspült.

Erfreulich bei den Vulkanausbrüchen war, dass keine Menschen zu Schaden kamen, sie konnten rechtzeitig in den Nordteil der Insel fliehen. Noch gibt es über 25 Vulkane, die viel Hitze erzeugen.

Im Dorf Jaiza findet das Mittagessen statt, wo sich nun eine Menge Busse eingefunden haben, wir aber trotzdem schnell und gut bedient werden.

Hernach geht es in den Norden der Insel, wo sich seit einigen Jahrzehnten ein großes Weinbaugebiet befindet. Die Reben und Bäume werden in Löcher gesetzt, damit sie nicht vom Wind verweht werden und außerdem schützen sie auch niedere Steine im Halbkreis.

Wir fahren durch Taguise, der alten Hauptstadt von Lanzarote, die heute nur ein Dorf ist und am Berghang ein Kastell aus dem 16.Jhdt zeigt. Wir kommen bis auf 600 m hoch, einer der Orte, wird auch Ort der 1000 Palmen genannt und wirkt wie eine afrikanische Oase. Steil abwärts bietet sich auf dem Mirador del Rio in 400 m die schönste Aussicht von Lanzerote auf drei Inseln, von denen 2 nicht bewohnt sind.

Den Schluss des außerordentlich eindrucksvollen Tages, liefert die Besichtigung einer, von Cesare Manrique, aus einem 9 m langen Tunnel, angelegte Grotte.

Der Tunnel ist vor 5000 Jahren bei einem Vulkanausbruch entstanden und die Grotte gehört zu dem schönsten, was Manrique geschaffen hat.

Über eine Treppe steigt man in diese Jameos del Agua hinunter und gelangt in eine, von üppiger Vegetation strotzende, Höhle. Auf drei Terrassen befinden sich Restaurants… zwischen den Tischen verlocken attraktive Obststände… an der tiefsten Stelle schillert ein künstlicher See, in dem nur hier vorkommende, kleine Krebse leben. Ein Pfad führt daran vorbei und am Ende geht es wieder über schmale Steinstufen aufwärts… abermals mit übereinander gestaffelten Restaurants.

Schon im Freien, befindet sich ein Swimmingpool und seitlich davon erreicht man auf einem Pfad zwischen herrlich grünen Pflanzen, das Ende des genialen Labyrinths, in dem auch Konzerte und Vorführungen stattfinden.

Für mich findet nach dem Rückflug von Arrecife und Busfahrt nach Bajamar, auch bald das Ende meines Urlaubs und die Rückkehr in die trübe Novemberstimmung Mitteleuropas, statt.

Die „glücklichen Inseln“, die schon im Altertum von Homer, Herodot etc., als irdisches Paradies gerühmt wurden, haben auch mir, wunderschöne Tage beschert.

Das ausgeglichene Klima, die üppige Vegetation begeistern, erfüllen die Wünsche nach ewigem Frühling und… sie entsprechen voll und ganz den Ansprüchen der Menschen des ausgehenden 20.Jahrhunderts… denn sie bieten Komfort!

Mich erinnern sie mit ihren Hochhäusern und Bettenburgen an Sandstränden, mancherorts an die USA, wo auch Gewinn und Kommerz einen hohen Stellenwert, darstellen.

Und wie über dem großen Teich die Indianer, so musste auch die Urbevölkerung der Guanchen, europäischen Eroberern weichen.

Vielleicht leitet sich das Streben nach immer höher, das Bedürfnis nach Wachstum und Profit, auch von der geografischen Lage dieses Inselkonglomerates im Atlantik, zwischen Europa und Amerika, ab.

Vielleicht versucht daher, besonders Spanien, das die Kanaren nach langem Zwist mit Portugal durch den Vertrag von Alcacovas-Toledo zugesprochen erhielt, seinen Trabanten im Meer die Silhouetten der amerikanischen Metropolen über zu stülpen. Schließlich dienten die Inseln als Zwischenstation von der alten zur neuen Welt.

Zuerst waren es Höhlen und runde Steinbauten, in denen sich Menschen vor der Diktatur des Wetters schützten…

Sind es in der Moderne wirklich, vor allem die gegen den Himmel ragenden Betonklötze, die die inzwischen zur Masse angewachsene menschliche Spezies aufnehmen sollen?

Sind die gesichtslosen, in die Höhe expandierenden oder in die Breite ausufernden Wohnblöcke, wirklich die einzige Alternative, um die, ebenfalls ständig wachsende Zahl gutsituierter Urlauber, die die Inseln der Glückseligkeit aufsuchen, unterzubringen?