… die große Mutter
unter diesem Motto nahmen wir kurz entschlossen gegen Ende September des Jahres 1982 an einer „Reise-Akademie“ ins Land der Pharaonen teil.
Untermalt war diese 2-wöchige, von 2 Reiseleitern geführte Tour mit Referaten, deren Inhalte, die über Ägypten hereingebrochenen Unruhen und fast kriegerischen Auseinandersetzungen 30 Jahre später, plausibel erscheinen lassen.
Damals dachte niemand daran, dass diese uralte Kulturoase in der Wüste, sich einmal im Zustand eines Umbruchs befinden und ins Wanken geraten könnte.
Zwar deutete die Ermordung des Präsident Sadat, einige Zeit vor unserer Reise, bereits auf ein gefährdetes Gleichgewicht zwischen den politischen Richtungen hin, aber Ägypten konnte damals trotzdem, als stabiler Pfeiler im Gebälk des Weltgebäudes gelten.
Unsere Reise, zu der wir uns erst im letzten Moment entschlossen hatten, begann in Kairo, der heutigen Metropole des Landes, die uns mit einem Chaos von Autos und Menschen, die Straßen und Wege verstopften, zutiefst erschreckte.
Ein überfülltes Labyrinth, in dem ein Zurechtfinden auf den ersten Blick unmöglich schien.
Und so abgeneigt besonders Kurt allen organisierten Touren war, hier empfanden wir deren Betreuung als Hilfe, zumindest bis man sich an das Durcheinander gewöhnt hatte.
Kurz vor Mitternacht war unsere 24-köpfige Teilnehmergruppe per Bus vom Flughafen ins Zentrum der Stadt, dem Tahrir-Platz, in das hier befindliche Hotel Nile Hilton transportiert worden…. dabei wechselten breite Straßen mit Alleebäumen, Appartementhäuser, Baustellen und Slum-Gebäuden bei der Fahrt durch die Vorstädte, einander ab.
Ein großes Zimmer mit allem erdenklichen Komfort erwartete uns und mit einem üppigen Frühstückbuffet begann der folgende Morgen vielversprechend.
Doch danach mussten wir uns zu Fuß durch einen, trotz Freitag – dem Feiertag der Moslems –ununterbrochen flutenden Verkehr, die wenigen Schritte zum Goethe-Institut wacker durchkämpfen…. zwischen vorbei rumpelnden, überfüllten, desolaten, dreckigen Bussen, hin und her balancieren. In dieser von einem Polizisten bewachten, alten Villa, fand das Begrüßungszeremoniell statt und das erste, langatmige Referat mit dem Thema der „Großen Mutter Ägypten“ belehrte uns, dass die ägyptische Kultur, nicht nur auf Griechenland und auf das Christentum einwirkte, sondern auch auf den Islam und diesen auch heute noch beeinflusse.
Wir erfuhren einiges über den Mythos der alten Ägypter, die auf „Gemäßheit“, auf die Waage…. also den Ausgleich setzten und – etwas verwirrend für uns – dass der Pharao im alten Ägypten als der „eingeborene Sohn Gottes“ galt und als solcher Mensch geworden war. Demnach musste nach koptischer Lehre – die älteste der christlichen Kirchen – auch Jesus als eingeborener Sohn Gottes angesehen werden.
Nach einem Mittagsimbiss in der Ibis-Stube des Hotels begegneten wir, wieder dicht am Hotel, einer der größten Sehenswürdigkeiten, die Kairo zu bieten hat – dem berühmten Ägyptischen Museum!
Unter den Fittichen des zweiten Reiseleiters, der zuständig für die praktische Seite der Tour war, wurden wir gezielt durch einige Räume dieses Monsterbaues manövriert, die uns einen groben Überblick über die unermesslichen Schätze Ägyptens vom Ersten bis zum Neuen Reich gewährten und uns schlichtweg überwältigten.
Sofort fassten Kurt und ich den Entschluss, noch einmal während dieser Reise hierher zurückzukehren, um diesen Mythos Ägypten wenigstens teilweise verstehen und verkraften zu können.
Ausgerechnet an diesem ersten Tag im so faszinierenden Land der Pharaonen, war auch noch der Besuch des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt mit seiner Frau Loki angesagt und das verkürzte nicht nur unseren Aufenthalt um 1 Stunde, sondern es wurde auch eine gewisse Nervosität spürbar.
Die größte Attraktion des Museums stand uns noch bevor…. die Räume mit den Funden aus dem Grab Tutenchamuns, vom Engländer Howard Carter erst vor nicht allzu langer Zeit ausgegraben. Erwartungsvoll stiegen wir die Treppen hoch und was wir da bestaunen durften, ist mit Worten kaum zu beschreiben.
Schon beim vorbei defilieren an den Schreinen, die einst ineinander gestellt in der Grabkammer des mit 18 Jahren verstorbenen Königs untergebracht waren, verschlug es uns den Atem. Der letzte enthielt einst die Mumie des Königs, der oberste, aus Holz mit vergoldetem Stuck und eingelegten Kacheln, hatte die Größe eines Raumes.
Durch die geöffneten Türen konnte man die kunstvollen Reliefs der Innenwände bewundern.
Vergoldete Wächter-Figuren, die Wagen und vor allem der Thronsessel, nebst all‘ den herrlichen Beigaben, zeugten von dem unvorstellbaren Prunk einer grandiosen Vergangenheit.
In einem Extra-Raum faszinierte dann der Goldschmuck mit dem Glanzstück der Goldmaske.
Unsere Köpfe waren zum Bersten voll von dem Gesehenen. Als wir das Museum verlassen mussten und die Treppen zum Tahrir-Platz hinunter stiegen, erklommen im selben Moment Helmut Schmidt und seine Frau, gemessenen Schrittes die Stiegen bergauf, dicht neben uns, die wir am Rand stehen blieben, um das Paar, das keinen Seitenblick verschwendete, in gebührendem Abstand vorbei zu lassen.
Die beiden für den Abend nach dem Essen geplanten Referate, fanden dann im Aida-Saal des Hotels statt, wobei das erste in der Vorlesung aus einem Buch über den „Weg der altägyptischen Dorfoase zum Pharaonen-Staat “ und das zweite in einem Vortrag des ersten Reiseleiters über den „Schöpfungsmythos und die Entstehung ethischer Wertbegriffe“ bestand. Letzteres gipfelte in der Feststellung des Vortragenden, dass zwar Einflüsse aus dem Zweistromland auf Ägypten bestanden hätten, aber das Entscheidende seiner großen Kultur, die Reichseinigung gewesen sei. Keiner der noch älteren Kulturen sei dies gelungen, bei allen handelte es sich lediglich um Stadt-Staaten.
„Was für ein Tag“, stöhnten wir danach und schauten vom Hotel-Balkon hinunter auf den großen Platz, von dem lautes Hupen und ohrenbetäubender Lärm bis zum 5 Stock drangen.
Gegensätze, wie sie nicht größer sein konnten…..
Ein heißer Tag stand uns auch am folgenden Morgen bevor…
Um das Weltwunder der Pyramiden von Gizeh im Morgenlicht in die Foto- bzw. Filmkameras bannen zu können, wurde bei der Fahrt Richtung Memphis, auf der mit Blumen bepflanzten, schnurgeraden und breiten Pyramiden-Straße, kurz vorm Ziel, ein Abstecher dahin genehmigt.
Davor begegneten wir einem Dorf mit erbärmlichen Hütten, vor denen Menschen zwischen Vieh und Dreck hockten und Frauen bunte Kleider trugen.
Wir wurden aufgeklärt, dass es sich hier um „Stadtbeduinen“ handle… also Leute, die es vom Land in die Stadt gezogen hätte und die nun, mehr schlecht als recht, an dieser Stelle hausten.
In den Nil-Armen badeten Pferde und Beduinen bevölkerten den Flussrand.
Bei diesem Anblick hatten wir das Gefühl um Hunderter, ja Tausende von Jahren in der Zeit zurück gereist zu sein.
Teilweise waren die Nil-Arme mit Wasserhyazinthen bedeckt, ein Problem, das mit dem Bau des Assuan-Staudammes zusammen hinge, wurden wir aufgeklärt.
Gleich darauf faszinierte uns ein Palmenwald….
Dann standen wir vor den Kolossal-Bauten der Cheops- Chefren- und Mykerinos-Pyramide und dem überdimensionalen Sphinx!!
Ein unvergesslicher Anblick um 8 Uhr morgens, als noch kaum die Touristenmenge ihren Weg hierher gefunden hatte… ein besonderes Geschenk dieser Reise!
Nur die Kameltreiber stürzten sich sofort auf uns und animierten zu einem Ritt auf den geduldigen, mit bunten Sätteln geschmückten Dromedaren. Bewusst ihres, für Fremde ungewohnten Anblicks, forderten sie auch für ein Konterfei energisch Bakschisch, Bakschisch…..
Zurück zu den kläglichen Resten des von Palmen umgebenen, einstigen Memphis, wo wir ein wenig später im Bereich des ehemaligen Ptah-Heiligtums – des Hauptgottes der Stadt standen, das König Menes, der Reichs-Einiger, um 3000 vor Chr. errichtet haben soll. Seit dieser Zeit residierten Ägyptens Könige mit einigen Unterbrechungen in dieser „Waage der beiden Länder.“
Der Gedanke, dass unter unseren Füssen die Reste von Jahrtausende alten Kulturbauten im Grundwasser versunken lagen und daher nicht ausgegraben werden konnten, jagte uns immerhin einen ehrfürchtigen Schauer ein.
Auch der 1912 entdeckte Alabaster-Sphinx, der vermutlich vor dem Ptah-Tempel stand, verfehlte mit dem Gewicht von 88 Tonnen, 8 m Länge und 4,25 m Höhe nicht seine Wirkung auf uns.
Hauptbesichtigungs-Objekt war allerdings hier, die in einem Extra-Gebäude untergebrachte, kolossale, liegende Kalksteinfigur von Ramses II. Ein Monster riesigen Ausmaßes, zu dem wir über Stufen emporstiegen und es, beim Rundgang auf der Empore, ausgiebig bewunderten.
An der Mumifizierungs-Stätte für Apis-Stiere, wo gerade Ausgrabungen stattfanden, vorbei und durch das Dorf Sakkara, gelangten wir schließlich zu „Ägyptens umfassendsten Freilicht-Museum“, dem Nekropolen-Gelände von Memphis, das inmitten der Wüste, 7 km lang ist.
Die Szenerie dieser „lybischen Wüste, wo eben noch ein paar Palmen zu sehen waren und plötzlich nichts als gelber Wüstensand uns umgab und der mächtige Pyramidenbau des Djoser, den blauen Himmel begrenzte…. erregte erneut unsere Gemüter.
Zu Fuß bewegten wir uns durch diese neue, fremde Welt zu Grabanlagen aus der 5. Dynastie, mit Reliefs und Wandbildern, die begeisterten…
Auf dem Weg zum Serapeum, waren uns abermals Kameltreiber auf den Fersen… in dieses neuerliche „Wunder“ im Wüstensand stiegen wir hinunter… es entpuppte sich als riesiges unterirdisches Labyrinth, ähnlich den Katakomben.
Es war das Grab, der bereits mumifizierten, heiligen Stiere, die schon zu Lebzeiten mit Schmuck behängt und prächtig bekleidet, in diesem gewaltigen Komplex mit 64 Gewölben in riesigen Sarkophagen, in Nischen, ihre letzte Ruhe finden sollten. Natürlich mit Grabbeigaben, was Grabräuber auf den Plan rief, sodass später nur 1 oder 2 der Beigesetzten gefunden wurden und die jetzt ca. 20 noch vorhandenen Sarkophage in den Nischen, leer sind. Die Anlage stammt aus der 26. Dynastie, also der Spätzeit.
Die Teepause in einem großen Zelt möbelte uns danach ein wenig auf, ehe es per Bus weiter ging zur Grabanlage des Djoser, errichtet vom berühmten Imhotep um 2600 vor Chr., in der 3.Dynastie.
Sie gilt als älteste Monumental-Architektur der Welt.
Mit ihrer Besichtigung versuchten wir – allerdings vergeblich – erstmals intensiv in die uralten Mythos Ägyptens einzudringen, um diese fremde Geisteswelt ein wenig zu realisieren. Da dies nicht gelang, konnten wir nur staunen und die grandiosen Schöpfungen dieser ersten Groß-Kultur bewundern.
Wieder im Bus, den Nil-Damm entlang – am gegenüber liegenden Ufer tauchten Nil-Schlammhütten auf, wie in biblischen Tagen von Fellachen bewohnt, Eukalyptus und Nil Akazien Bäume begrenzten die Straße – erreichten wir wieder die Pyramiden-Straße, die uns zum Höhepunkt des Tages, nach Gizeh transportieren sollte.
Davor war noch ein Mittagsimbiss fällig, der im eleganten Mövenpick-Restaurant stattfand und nach der Hitze dringend nötig war. Der immense Durst konnte dabei nur mit dem in Ägypten leider sündteuren Bier gestillt werden.
Die direkte Begegnung mit den 3 übermächtigen Pyramiden sowie dem Sphinx gestaltete sich dann ein wenig zwiespältig. Der Koloss der Cheops-Pyramide direkt vor uns, war so überragend, dass es schwer fiel, ihn als Gesamtkomplex zu erfassen. Davor parkten Omnibusse, bewegten sich Menschen, Kamele…ein zu buntes Gewimmel, um Andacht zu empfinden.
Gleich anschließend hatte sich ein Dorf mit ungepflasterten Straßen etabliert, viele Kinder, Hunde, auch ein Rasthaus, waren um die Weltwunder versammelt…in der Ferne im Dunst, konnte man die Vororte von Kairo ahnen.
Vor dem erhöhten Eingang zur Cheops-Pyramide staute sich eine Menschenmenge…..
Wir entschlossen uns – trotz der angekündigten Mühe – in die Pyramide einzudringen und bis zur großen Kammer mit dem leeren Sarkophag, empor zu steigen.
Gebückt quälten wir uns in der schlechten Luft auf schmalem, steilem Weg mit und zwischen anderen Touristen unter dem imposanten Kraggewölbe hoch bis zur Sargkammer, in der es außer dem leeren Sarkophag aber schon gar nichts zu sehen gab.
Es war dämpfig und stickig genug, um eiligst wieder abwärts zu eilen und da dies nicht so anstrengend war, konnten wir nun das Gewölbe des riesigen Bauwerks entsprechend würdigen.
Der Bus brachte uns danach um die 3 Pyramiden herum in die libysche Wüste und erst da, von Westen her, inmitten von Sand, ohne Häuservordergrund, mit nur wenigen Autos, konnten wir den atemberaubenden Anblick der 3 gigantischen Monumentalbauten entsprechend erfassen.
Wieder zurück zur anderen Seite, wo sich zu Füßen der Chefren-Pyramide, dessen Taltempel mit mächtigen Quader-Pfeilern befand, wurde dieser ebenfalls in Augenschein genommen. Das Bauwerk diente lediglich der Mundöffnung des Königs. Sie wurde mit Eisenwerkzeugen, die von Meteoriten stammten, durchgeführt, damit das Ka, die Lebenskraft wieder einströmen konnte. Bestattet wurde er nach dieser Zeremonie in der Pyramide und der Taltempel blieb für immer verschlossen.
Gefunden wurde dort später ebenfalls nur ein leerer Sarkophag ohne Mumie. Ob sich anderswo im Steinkörper eine Kammer mit Mumie befinde, weiß man nicht.
Unser Reiseleiter erwähnte bei dieser Gelegenheit, dass diese unermesslichen, ungeheuer aufwendigen Totenkulte, wo alles Hab und Gut den Toten mitgegeben wurde und den Erben nichts verblieb, dieses Alte Reich in den Abgrund und die Wirren der Ersten Zwischenzeit gestürzt hätten.
Natürlich bewunderten wir zum guten Schluss auch den, neben dem Taltempel aufragenden Sphinx. Bis heute gibt der Koloss riesigen Ausmaßes, über seine Entstehung und seinen Zweck, viele Rätsel auf.
Leider begegneten wir gleich hinter diesen Weltwundern viel Schmutz, Sand, Häusern, Kameltreibern, Kindern und auch einer Papyrusfabrik, die wir kurz besuchten.
Bei der Rückfahrt zum Hotel begeisterten uns blühende Jacaranda-Bäume…. wir sahen in unglaublich schmutzige, ungepflasterte Straßen hinein, beobachteten Leute, bewunderten hübsch dekorierte Obststände an den Straßenrändern und freuten uns auf den nächsten Tag.
Der fing bei mir allerdings ziemlich lädiert an…
Vor dieser Reise hatte ich mir bereits eine Erkältung mit lang anhaltender Heiserkeit eingehandelt und nun bescherte mir die dritte Nacht im Nobel-Hotel, bei aller Sehnsucht nach Schlaf, so quälende Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen, dass ich die halbe Nacht im Bad, am Clo verbringen musste.
Entsprechend „zerschlagen“, wollte ich mir aber keinesfalls die erste Exkursion durch die Stadt Kairo entgehen lassen. Das tolle Frühstücksbuffet fiel aus, lediglich Tee und eine trockene Semmel konnte ich meinem Magen zumuten.
Eine der Teilnehmerinnen, musste wegen des offenbar gleichen Übels aus dem Bus, der uns um ½ 9 Uhr vor dem Hotel abholte, wieder aussteigen… ich hielt mich wacker aufrecht und wir fuhren in Richtung Altstadt.
Schon die ersten Straßen nach dem Ausstieg sowie die Erläuterungen des Reiseleiters jagten uns einen gehörigen Schreck ein. Das war ja eine Stadt im Zerfall!!!
Nie hatte ich soviel Schmutz und Staub gesehen…offenbar auch Wüstensand….nie so viele Häuser, die jeden Moment zusammenkrachen konnten!
Dabei soll Kairo einst das Paris des Ostens gewesen sein, mit eleganten Geschäften und schönen Grünanlagen.
Die englischen Besatzer hatten immerhin jeglichen Zuzug von außen gestoppt, aber an einer Weiterentwicklung Ägyptens waren sie nicht interessiert.
Unter dem sozialistischen System von Nasser wurde dieses Verbot aufgehoben, was zu einem boomartigen Einfall der Landbevölkerung führte, der nun nicht mehr zu stoppen wäre und für die heutige Katastrophe Kairos verantwortlich sei, erklärte man uns.
Die Atmosphäre auf unserem Weg passte genau zu meinem Zustand, sie war trist, enttäuschend, erschreckend.
Selbst als wir uns den berühmten Moschee-Bauten näherten, wurde das Milieu nicht freundlicher, sondern erschütterte in seinem Schmutz und seiner Verkommenheit.
Die 876 erbaute Ibn Tulun Moschee, die drittgrößte der Welt – ein mächtiges Bauwerk – wirkte zumindest innen sauber und …. wieder einmal als Kontrast, absolut imposant.
Ebenso eindrucksvoll zeigte sich die Sultan Hassan Moschee, entstanden 1356, die wir per Bus durch schmutzige Straßen erreichten. Besonders attraktiv empfingen uns da die Stalaktit-Bögen am Eingangstor und an den Innenseiten der Kuppel. Man solle sie sich einfach ohne Staub vorstellen, riet uns der Reiseleiter.
Bei der Auffahrt zur Zitadelle, zu der das letzte Stück in Sonne und Hitze zu Fuß bewältigt werden musste, fielen dann in der hier, an exponierter Stelle entstandenen Alabaster-Moschee, die wunderschönen Säulen im Innenhof auf, die gerade gereinigt wurden und entsprechend sauber leuchteten. Die Zitadelle selbst war einst die mächtigste Festung im islamischen Raum, war aber durch eine Pulver-Explosion zerstört worden.
Herrlich sollte der Blick von hier oben auf die Stadt sein, der uns leider durch starken Dunst vorenthalten wurde. Nicht einmal ein Foto schien da lohnenswert.
Am Rückweg zum Hotel blieb unser Bus nach zügigem Start, hoffnungslos im Stau stecken und musste sich schrittweise, im fast stehenden Verkehr, zum Nile-Hilton, durchkämpfen.
Dort fand nach einem schnellen Imbiss – für mich ohnehin mehr oder weniger illusorisch – im Aida-Saal ein sehr interessantes Referat statt, gehalten von einem jungen Orientalisten, über die Zukunft Ägyptens mit dem Titel „Panarabismus und die Besinnung auf das eigene Erbe“ bzw. „Ägypten zwischen Vergangenheit und Zukunft“.
Dabei klangen die Probleme an, die das Dilemma, welches 30 Jahre später das Land erschüttern sollten, ahnen ließen, doch damals von niemand als dramatisch bewertet wurden.
Der junge Professor schilderte Ägypten, als Land, in dem ein Nebeneinander zwischen uralten Methoden und Moderne herrschten. So würde zum Beispiel das Wasser am Nil-Arm, wo Lehmhütten stehen, zum Waschen, Trinken, Pferde tränken, etc. verwendet werden.
Demgegenüber stünden Häuserkomplexe mit allem Komfort im Zentrum und dieses Nebeneinander hätte eine Selbstentfremdung erzeugt.
Bis zum 18. Jhdt hätten die Araber, sozusagen abgeschlossen von außen und vom Westen gelebt und dies hätte sich mit der Landung Napoleons geändert. Von da an, hätten die Ägypter festgestellt, dass sie in der Entwicklung noch sehr zurück seien. Mit dieser Erkenntnis sei ihre Identitätskrise entstanden, die sie auf verschiedene Weise zu lösen versucht hätten, was bisher jedoch nicht gelungen sei.
Wie sah es nun heute aus, nachdem Nasser mit seiner sozialistischen Revolution gescheitert sei und Sadat wieder die Hinwendung zu den Werten des Islam vollzogen hätte, politische Gefangene der Muslimbrüderschaft freiließ und dann paradoxerweise von dieser Organisation ermordet wurde?
Große Hoffnung würde sich nunmehr mit Mubarak verbinden, der die Meinung vertrete, dass die Ägypter eine 7 – 6000 Jahre alte Kultur der Pharaonen hätten und damit die „Mutter der fernöstlichen und europäischen Kultur“ sei.
Auch die monotheistische Gottesidee stamme aus Ägypten – man denke an Echnaton – Moses sei Ägypter gewesen und viele christlichen Psalmen wären identisch mit den Aussagen Ägyptens.
Die ägyptische Kultur hätte also alle anderen Kulturen gespeist. Der Einfluss Ägyptens in der pharaonischen Zeit sei ungeheuer groß gewesen. Sie hätte 4 Zivilisationen eingebracht:
1) die pharaonische,
2) die griechische, die zwar keine eigene ägyptische Schöpfung gewesen sei, aber durch Alexander zum Höhepunkt geführt wurde,
3) das Christentum, das im Wesentlichen von Ägypten aus, durch die Kopten geformt worden wäre und
4) auch beim Islam hätte Ägypten viel dazu beigetragen, dass er das wurde, was er heute sei. Im Gegensatz zur Türkei und Pakistan hätte Ägypten die arabische Sprache übernommen und ihm dadurch den entscheidenden Impuls gegeben.
In der Vergangenheit sei Ägypten also fähig gewesen, fremde Kulturen weiter zu entwickeln, seit Napoleon zerbreche man sich den Kopf, warum das heute nicht mehr gelänge…“Können sich die Ägypter nicht mehr auf sich selbst besinnen“, fragte Professor K… zum Schluss und nannte als wesentlichen Grund, dass sie heute kein Vertrauen zu ihrer eigenen Kultur mehr hätten, sodass auf die Anfangsfrage, wie es weiter ginge, keine gültige Antwort gegeben werden könne…..
Nach diesem hoch interessanten Referat wurde beim diesmal schon für 6 Uhr angesetzten Abendessen unter unserer Teilnehmergruppe eifrig, aber ohne Ergebnis, weiter diskutiert.
War die Bevölkerungszunahme von 9 auf 45 Millionen mit Schuld an den Problemen? Wie verlief die weitere Geschichte nach dem Zeitalter der Pharaonen…wie entstand Kairo ?Sie ist heute nicht nur die größte Stadt Ägyptens, sondern auch größte Stadt der arabischen Welt und damit auch das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des gesamten, arabischen Terrains!!!
Entstanden aus Oasen-Siedlungen durchlief sie den Prozess eines scheinbar nicht zu stoppenden Wachstums….
Die altägyptische Siedlung am Nil wurde von den Römern im 1. Jhdt. nach Christus gegründet, später zur Festung ausgebaut, bis diese 641 von den Arabern erobert wurde.
Ende des 4.Jahrhunderts begannen sich die ersten Kopten im Viertel Hierapolis anzusiedeln und wohnen dort bis heute.
Aus dem Feldlager Al Fustat entwickelte sich allmählich eine große Stadt, wurde 973 Hauptstadt des fatimidischen Reiches, das sich über Marokko bis in den nahen Osten erstreckte…. das heutige Kairo.
Während dieser Diskussion fiel mir im Bezug auf den Islam, der Hinweis aus einem vorhergehenden Referat ein…. nämlich, dass der Begründer des neuen Glaubens, Mohammed, gar keine neue Religion konzipieren wollte… Das Urchristentum war die Quelle, die er mit neuen Ideen zu bereichern versuchte. Doch von deren Anhängern wurde er abgelehnt und sogar verlacht. Erst danach entwickelte er die Version eines eigenen Gottes, den er Allah nannte und der dann über Medina – nicht Mekka – seinen Siegeszug in der arabischen Welt antrat.
Wieder einmal in der Historie trennten bald fanatische Eiferer, die Gläubigen der jeweiligen Gottes-Vorstellungen, entfachten blutige Kriege und schändeten das Bild eines imaginären Weltenherrschers.
Gewiss hätte sich der Gesprächsstoff um das Erbe des einstigen Pharaonen-Reiches noch lange hingezogen, hätte nicht die weitere Reise-Akademie für den folgenden Tag, einen Aufbruch um 2 Uhr morgens erfordert.
So weckte uns auch das Hotel-Telefon pünktlich um diese ungewöhnliche Stunde für den Flug nach Abu Simbel, zwecks Besuch des dortigen, berühmten Felsentempels von Ramses II.
Am Flughafen wimmelte es von, in weiße, wallende Gewänder gehüllten Männergestalten… Rückkehrer von einer Pilgerfahrt nach Mekka….
Frühstück wurde uns nicht nur, trotz der frühen Stunde, im Hotel geboten, sondern auch in der Maschine und Reiseleiter Nummer 1 tröstete uns während des einstündigen Fluges über die Zustände in der Altstadt Kairos mit der Bemerkung, dass es auch heute noch schöne, moderne und intakte Viertel gäbe, wie zum Beispiel im Vorort Heliopolis.
Ein prächtiger, glutroter Streifen am Horizont kündigte den neuen Tag an und nach dem Umstieg in ein kleineres Flugzeug, schwebten wir 20 Minuten über eine eigenartige Wüstenlandschaft, die ab und zu von kleinen Hügeln und Wasseroasen unterbrochen war…..unserem Ziel zu.
Noch eine kurze Busfahrt und ein Aufstieg über einen Schutthügel, dann standen wir vor den gigantischen 4 Kolossal-Eingangs-Statuen Ramses II…. seinem großen Felsentempel von Abu Simbel.
Ein irrer Anblick, der uns angesichts seiner Großartigkeit, als Winzlinge erscheinen ließ.
Als mystisches und durch die 4 über und über mit Reliefs verzierten, 9 m hohen Osiris-Figuren, gleichzeitig erdrückendes Erlebnis, empfing uns das Innere dieses riesigen Baukomplexes.
Durch eine Art Gang, zwischen ebenfalls mit Reliefs bedeckten Wänden, wo teilweise noch Farben erhalten waren und von dem Nebenräume abgingen, gelangten wir zum Allerheiligsten – einen Sockel, auf dem einst die Götterbarke auf ihrem Prozessionsweg durch die Halle mit den 4 Göttergestalten – Ramses als Osiris – auf einer Steinbank anhielt.
Ramses II, Ägyptens berühmtester Pharao, bekannt für seine unersättliche Bauwut, hatte ganz nahe dem eigenen riesigen Tempel, ein kleineres Exemplar – ebenfalls aus dem Fels gehauen – für seine Lieblingsfrau Nefertari, die er wegen ihrer Schönheit sehr liebte und verehrte, errichten lassen. Sie war eine seiner drei königlichen Gemahlinnen, die ihm zusammen etwa 15 Kinder gebaren. 40 Töchter und 45 Söhne gelten außerdem als sein Nachwuchs. Als König der 19. Dynastie im Neuen Reich, regierte er von 1279 – 1213 vor Chr. und wurde fast 90 Jahre alt.
Seinem Land bescherte er nicht nur wirtschaftliche und kulturelle Blüte, sondern auch nach diversen Kriegen, fast 50 Jahre Frieden.
Dabei verstand er es vorzüglich, den Kampf mit den Hethitern (Ruinen zeugen von diesem Volk in der Türkei), der in einem Desaster für Ägypten auszuarten drohte, in einen glänzenden Sieg umzufunktionieren, von dem zahlreiche Reliefs auf Tempel-Säulen zeugen.
Jedenfalls schloss er mit diesen Feinden, den wohl ersten Friedensvertrag der Weltgeschichte.
Wir besichtigten auch den Tempel Nefertaris, in dem die 6 Pfeiler in der großen Halle den Kopf der Göttin Hathor trugen.
Danach eröffnete uns ein Blick hinter die Kulissen all‘ der äußeren Großartigkeit, die Bedeutung und Ausmaße der Rettung dieses Kulturerbes.
1965 – 68 war der Assuan-Staudamm gebaut worden und die beiden Tempel mussten 180 m landeinwärts und 64 m oberhalb ihres ursprünglichen Standortes versetzt werden. Ein ebenso gigantisches Unternehmen, wie vor Jahrtausenden, der Bau selbst.
120.000 Einzelstücke mussten aus dem Fels heraus gesägt und auf dem künstlich aufgeschütteten Schuttberg wieder zusammengefügt werden.
Das Mammutprojekt war geglückt,der Staudamm selbst blieb und bleibt umstritten.
Wie wohl die direkte Lage am Nil ausgesehen haben mag…. hatte ich mich ich dabei gefragt… Sicher malerischer….
Mit einem unserer Reiseleiter stiegen wir nach den „Front-Erlebnissen“ – dem sichtbaren äußeren Glanz – rückwärts, ins Innere des alten Tempels ein…. Stufen und ein schmaler Gang führten unter die Kuppel, wo wir die technischen Einzelheiten dieses immensen Unternehmens der Umsetzung, erläutert bekamen.
Der Bus brachte uns zurück nach Assuan zur Ursache all‘ der notwendigen Maßnahmen – dem neuen Staudamm, den größten der Welt – der manchen Leuten als Fehlplanung erscheinen mag.
Erbaut nach deutschen Plänen unter russischer Leitung von 1960 – 71, erstreckt sich die Fläche des angestauten Nasser-See’s bis in den Sudan hinein.
Wir bewunderten zuerst den Damm und den davor gestauten See und wendeten uns auf der anderen Straßenseite dem alten Damm zu, der 1898 – 1902 erbaut worden war.
Ein Problem dieses Projekts dürfte jedenfalls die Nutzung des so wertvollen und fruchtbaren Nil-Schlammes darstellen….
Bei der Weiterfahrt nach Assuan, von dem wir bisher und auch jetzt außer ein paar Häusern keinen Eindruck bekommen konnten, fielen mir jedoch die uns dabei begegnenden Menschen auf…. wir befanden uns in Oberägypten, in Nubien und dessen Bewohner wirkten wesentlich dunkelhäutiger, ebenfalls in lange, weiße oder bunte Gewänder gehüllt, trugen sie nur selten Turbane, sondern boten ihr schwarzes, wuscheliges Haar frei zur Schau.
Eine Art Mondlandschaft mit Steinhügeln zog an uns vorbei und im Nil, an dessen Ufer wir entlang glitten, erschienen immer wieder Inseln aus Stein, aber auch solche mit Vegetation.
Mit einer Feluke, den typischen Nil-Booten, setzten wir schließlich über zur Insel Gelkia, auf die der berühmte Philae-Tempel, von einer tiefer liegenden Nachbarinsel, im Auftrag der UNESCO versetzt worden war.
Schon vom alten Staudamm bedroht, wäre er durch den neuen Damm vollends versunken und für die Nachwelt verloren gegangen.
Vom Nil-Schlamm gereinigt, thronte er nun, schon von weitem sichtbar mit seinem wuchtigen 1.Pylon auf dieser Felsinsel.
In der 30. Dynastie entstanden, handelte es sich um einen Tempel der Ptolemäer und Römer, in dem die Göttin Isis verehrt wurde.
Trotzdem die Reliefs an Wänden und Pylons im Vergleich zu Abu Simbel grob und plump aussahen, handelte es sich um eine äußerst eindrucksvolle Anlage.
Wieder zurück am Festland rollte der Bus, vorbei an Wohnblocks, die einst von russischen Bauleuten besetzt, an neuen Wohnblocks die teils schon besetzt, teils noch im Bau waren und entließ uns schließlich am „unfertigen Obelisk“ in die Hitze des Tages, zur nächsten Besichtigung.
Hier lagen die Rosengranit-Steinbrücke von Syene, in denen seit alten Zeiten die Steine für Obelisken und Bildwerke der Pharaonen gewonnen worden waren.
Wir stiegen einige Schritte hoch, spazierten über eine mächtige Granit-Platte und wussten vorerst gar nicht, dass wir eben über diesen „unfertigen Obelisk“ gewandert waren, der ja mit seiner Unterseite noch im Granit haftete. Es wurde uns vom Reiseleiter die komplizierte Technik, sie aus dem Untergrund zu lösen erklärt… Seit der 12. Dynastie hatte man das Verfahren angewandt und seitdem flankieren solche Obelisken paarweise Tempel-Eingänge, später hatte man sie auch in alle Welt verkauft.
Wir standen also auf einem solchen noch ungelösten Block von 4,20 m Breite, der 12 m lang war und rechts und links klafften bereits breite Spalten. Noch im Fels verankert, war in diesem Fall die Arbeit unterbrochen worden.
Ringsum lagerten Blöcke dieses wunderschönen grau-rosa marmorierten Gesteins.
Wieder eine hochinteressante Begegnung mit uralten Zeiten, die uns trotz Wind bei steigender Hitze ziemlich strapazierte und wir froh waren, als es danach ohne Aufenthalt am Nil entlang zur Anlagestelle der Fähre nach der Insel Elefantine ging.
Mit umfangreichen Handgepäck beladen, entdeckten wir dort auf einer Terrasse inmitten herrlicher Bäume und Sträucher das Aswan-Oberoi-Hotel und schleppten uns über verschieden Stufen und Plateaus zur Eingangshalle hoch, fielen sofort in die Polsterstühle im kühlen Foyer und waren dankbar für den köstlichen Karkade- (Malven)-Tee als Begrüßungstrunk.
Es war 3 Uhr nachmittags, als wir unser gemütliches Zimmer mit prächtigem Balkonblick auf den Nil, mit Segelschiffen und viel Grün, bezogen.
Für ein Lunch im Restaurant war es zu spät – seit den beiden Frühstücks zu halber Nacht, hatten wir nichts gegessen und getrunken (außer ein paar Schluck aus der mitgeführten Cognac-Flasche)…..
Unter einem Sonnenschirm im Café am herrlichen, großen Swimming-Pool genehmigten wir uns ein Sandwich und bekämpften, leichtsinniger Weise, unseren Durst mit teurem Bier.
Dann inspizierten Kurt und ich das Hotelgelände, das sehr groß war und wurden in einer Baumallee vom Gezwitscher tausender Vögel in Bann gezogen, die Spatzen ähnelten, kaum zu sehen waren und dem atonalen Konzert nach, sich in riesigen Mengen in den dichten Baumkronen eingenistet hatten.
Erst um 8 Uhr gab es das Abendessen, auf das wir am liebsten verzichtet hätten.
Aber mitgehangen…. mitgefangen… also stiegen wir notdürftig gestriegelt und umgezogen, zum Restaurant hinunter….
Viel zu früh begann der nächste Tag, denn bereits um ½ 9 Uhr war eine Segelpartie am Nil mit den typischen Nil-Feluken, angesagt.
Frischer Wind wehte uns um die Ohren, der Blick vom Boot auf die einzelnen Inseln im Nil – teilweise mit blank polierten Steinen, die wie „Elefantenhintern“ aussahen – auf die goldgelbe Wüste am anderen Ufer, wo die Gaufürsten-Gräber lagen, war wunderschön!
Dort wurden vom Ende des Alten Reiches (6. Dynastie) bis ins Mittlere Reich hinein, Ägyptens Militärs und Gaufürsten in Felsgräbern bestattet. Man konnte deutlich die Schleiframpen erkennen, wo die Sarkophage von den Nil-Booten zu den Gräbern hochgezogen wurden.
Das Leben und Treiben am Ufer, die vielen Segelboote, die ganze Landschaft, das war ein herrliches Erlebnis.
Eine ehemalige deutsche Krankenschwester aus dem Missions-Spital in Assuan, verheiratet mit einem ägyptischen Chirurgen, begleitete uns. Von ihr erfuhren wir, dass unser Reiseveranstalter der einzige sei, der eigene Reiseleiter bei den Besichtigungen einsetzen dürfe. Ihre Begleitung fände also mehr zum Vergnügen statt und sie kümmere sich dabei um Eintrittskarten, etc.
Zurück in Elefantine, absolvierten wir einen kurzen Weg zu Ausgrabungen, wo einst der Chnum-Tempel stand, von den Römern überbaut, wäre in diesem Ruinenfeld kaum noch was von ihm übrig. Chnum, der Schöpfergott, der die Menschen und alle Dinge auf einer Töpferscheibe formte und hier sein Heiligtum hatte, war Wächter und Spender der Nil-Quelle, die man sich im Altertum auf der Insel Elefantine vorstellte. Das einstige Heiligtum war vermutlich als Dank für die Hilfe beim Ausbleiben einer Nilflut, von König Djoser erbaut worden.
Wir spazierten weiter zur Südspitze der Insel und bestiegen ein Boot, um am anderen Ufer, das von der Wüste beherrscht wird, weitere Eindrücke zu sammeln.
Schon von weitem konnten wir am Berg das Mausoleum von Aga Khan erkennen und ein Stück darunter, die weiße Villa der Begum, die die Wintermonate in Ägypten verbrachte.
Nicht wegen der Grabstätte des Milliardärs, der durch Wohltaten besser als sein Ruf gewesen sei, spazierten wir den Berg in glühender Hitze hinauf, vielmehr das Panorama entschädigte für die Mühe….und eigentliches Ziel waren danach die Ruinen des gewaltigen Simeons-Klosters, das als Festungsbau einen imposanten Anblick bot und das wir einschließlich der Kirche ausgiebig besichtigen konnten. Im 7.Jhdt nach Chr erbaut, musste es wegen Wassermangel im 13. Jhdt aufgegeben werden.
Die Wüste um uns leuchtete golden, wie schon ihr Name „nub“ (Gold) sie als Nubische Wüste ausweist.
Auf dem 20-minütigen Abweg bei Sonne und mörderischer Hitze erfuhren wir von unserer Ex-Reiseleiterin, wie schlecht bezahlt die Menschen in Ägypten seien und wie katastrophal niedrig bei den teuren Preisen, der Lebensstandard in dem Land wäre.
Sehr strapaziert, traten wir am Nil angekommen, die Bootsfahrt zur Kitchener-Insel mit dem botanischen Garten an….
Der englische Feldherr Kitchener hatte vor der Jahrhundertwende den Mahdi-Aufstand blutig niedergeschlagen, wobei Tausende Menschen umkamen. Für Ägypten jedoch war er ein Held und bekam als Dank die Insel geschenkt, die nun mit einem botanischen Garten aufwartet.
Kitchener selbst ging im 1.Weltkrieg vor der norwegischen Küste mit seinem Schiff unter.
Unter schattigen Bäumen, aber um diese Jahreszeit nur wenig blühenden Sträuchern gönnten wir unseren trockenen Kehlen, in einem, im weitesten Sinn als Cafe zu bezeichnenden Geviert mit klapprigen Stühlen und Tischen, zwischen allerhand abgestellten Utensilien, eine Limonade, ehe wir im nicht sehr gepflegten Terrain, langsam zur Bootsanlege-Stelle schlenderten.
Und welche Wonne, zurück im Oberoi-Hotel erfuhren wir, dass der Nachmittag zur freien Verfügung stünde und das Abendessen anlässlich des „Welt-Touristentages“ im Freien, vor dem Pool stattfände. Ein großes Buffet, mittelmäßige Unterhaltung durch ein Folklore-Männer-Team und eine Bauchtänzerin in wunderbarer Naturkulisse stärkten uns für das danach stattfindende Referat in einem der Hotel-Räume. Während 1 ½ Stunden erfuhren wir Reiseakademiker, unter dem Motto : „Der Nil, Vater der Ströme“ alles über diesen grandiosen Lebensspender, wobei nebenbei erwähnt wurde, dass dieses Jahr tatsächlich die große Flut ausgeblieben sei und der neue Staudamm daher erstmals seine Aufgabe erfüllen müsse und es auch tun würde. Im Notfall könne Ägypten von ihm 2 – 3 Jahre versorgt werden.
Viel zu früh für uns, ging es am nächsten Tag im Eilzug-Tempo weiter: ½ 6 Uhr Wecken… Frühstück… Fähre nach Assuan… mit Bus weiter nach Luxor, dem altägyptischen Theben.
An den Hängen der niederen Berge tauchten die ersten nubischen Dörfer auf – schließlich breitet sich auch auf dieser Seite, hinter dem 4 bis 20 km breiten Fruchtlandstreifen entlang der gesamten Flusslänge, also 1000 km bis in den Sudan hinein, die Wüste aus. Nur etwa 3 % der Gesamtfläche Ägyptens ist beiderseits des Nils bewohnt und bebaubar.
Diese nubischen Dörfer bestanden aus flachen Häusern, teils weiß, teils blau oder auch nur aus bräunlichen Nilschlamm-Ziegeln. Menschen gingen und kamen aus den schmalen, etwas ansteigenden Gassen; alle möglichen Tiere, vor allem Esel, Hunde, Ziegen tummelten sich in der Gegend…ganz sicher hatte sich hier seit den Zeiten der Pharaos nichts verändert. Die Gassen sahen relativ sauber aus… soweit man einen Blick in die Bauten erhaschen konnte, herrschte da aber doch ein kunterbuntes Durcheinander.
Wie uns erzählt worden war, seien die Nubier sauber, lebten auch nicht wie die Fellachen mit dem Vieh gemeinsam in den Räumen, sondern getrennt… genau wie die Erwachsenen und Kinder nicht zusammen hausen würden. Auf einigen der Häuser sah man ungelenke, aber hübsche Malereien…. dabei handele es sich um Familien, bei denen ein Mitglied die Pilgerreise nach Mekka unternommen hätte, worauf man stets besonders stolz sei.
Dass in Ägypten 60 % Analphabeten lebten, wurde uns schon vermittelt und auch dass dabei die Mädchen, trotz Schulgesetze, das Hauptkontingent stellten.
Leider sei auch die Beschneidung von Mädchen trotz Verbot, weiterhin üblich, was Verstümmelungen und Schäden zur Folge hätte.
Weiter informierte uns der Reiseleiter darüber, dass die Muslime niemals als Mohammedaner bezeichnet werden wollten, denn Mohammed wäre nie als Retter oder gar Erlöser aufgetreten, sondern lediglich als Botschafter. Auch gäbe es im Koran keine einzige Stelle in der die Frau weniger Rechte besäße als der Mann. Diese Diskriminierung sei die Schuld des Patriarchats.
Wir passierten eine Gruppe von Dromedaren, die dutzendweise am Straßenrand lagen…Vom Sudan nach Kairo gebracht, würden sie zu 80 % in Schlachthöfen enden.
Irre Bilder begegneten uns auf dieser Tour immer wieder… kaum zu glauben, dass wir uns im 20. Jhdt. befanden.
Schwer mit Zuckerrohr beladene Esel, schwarz gekleidete Frauen (Verheiratete) und Mädchen in leuchtend, bunten Gewändern kreuzten unseren Weg.
Parallel zur Straße verlief die Bahnlinie.
Das Fruchtland war hier mal sehr schmal, mal breiter, sodass wir den Nil sehen konnten.
Die erste Besichtigung erfolgte in Kom Ombo, einem Tempel der Ptolemäer in herrlicher Lage oberhalb des Nils. Ein wuchtiges Heiligtum, das dem Krokodilgott Sobek und dem großen Horus Haroeris geweiht war. Ein gewaltiger Pylon, ebensolche Säulen und herrliche Kapitelle begeisterten uns. Störend waren dabei die Massen von Touristen, die den Monsterbau belagerten.
Direkt an die Tempelmauer an- bzw. darauf gebaut präsentierte sich ein Dorf.
Noch mehr faszinierte uns, nach einer ebenso interessanten Weiterfahrt mit urtümlichen Szenen und vielfach Palmen unten am Nilufer, die Tempelanlage von Edfu, die am besten erhaltene aus der Ptolemäer-Zeit, dem Gott Horus geweiht.
Imponierend der Pylon in seiner ungeheuren Mächtigkeit – der 2.höchste Ägyptens – wunderschöne Kapitelle an den Säulen des Hofs, der Vorhalle sowie der Säulenhalle, die schließlich ins Sanktuarium führten.
Überall mit Reliefs und Hieroglyphen geschmückt, hatten wir Gelegenheit, diese „Schönheit“ eine Stunde lang allein zu durchstreifen.
Ungewohnte Fotomotive kennzeichneten auch die anschließende Route – z.B., die mit roten und gelben wie Teppiche zum Trocknen neben der Straße ausgelegten Datteln, für die gerade Erntezeit war … im Hintergrund zeichneten sich Berge, die wie Pyramiden aussahen gegen den Himmel ab….wahrscheinlich wsaren sie auch Vorbild dafür.
Wir erreichten Luxor und bezogen im verwahrlost wirkenden Winterpalace Hotel, direkt am Nil, Quartier. Zwar im Neubau, sah auch unser Zimmerbad etwas vernachlässigt aus, dafür erinnerte der Speisesaal an Old England und ein großer Garten erfreute mit viel Grün.
Die für abends angesetzte, fakultative Licht- und Ton-Schau wurde von uns geschwänzt….zu viele Eindrücke hatten unser Fassungsvermögen belastet und außerdem dürften uns die eigentlichen Höhepunkte in diesem alten Zentrum der Pharaonen-Kultur ohnedies Morgen und die nächsten Tage bevorstehen.
Das heutige Luxor liegt 671 km südlich von Kairo und 215 km nördlich von Assuan. Es ist das Theben des alten Ägyptens – der Name stammt aber von den Griechen, bei den Ägyptern hieß die Stadt Wasa, was Zepter bedeutet. Nach der Vertreibung der Hyksos wurde es zur Hauptstadt des Landes und der Gott Amun erreichte als Amun-Re, die höchste Verehrung.
Luxor hat 80.000 Einwohner, davon 40 % koptische Christen.
Sofort nach dem Frühstück holte uns der Bus für die Fahrt zum 3 km entfernten Karnak ab, einem Tempel-Areal riesigen Ausmaßes, an dem Jahrhunderte immer zu- und angebaut, sowie verändert worden ist. Von der 11. Dynastie bis zu den Römern wurde erweitert, umgestaltet, verbessert.
Dementsprechend verwirrend fiel auch für uns, die Besichtigung innerhalb weniger Stunden aus…..
Den ersten Eindruck lieferte die Sphinx-Allee…
Durch den 1. und 2. Pylon – vor letzterem prangten, nur teilweise erhalten, die überdimensionalen Wächter-Figuren Ramses II, war es vor allem die Große Säulenhalle, in der es uns schlichtweg den Atem verschlug! Was für ein von Menschen erschaffenes Wunder bot sich da unseren Augen!!!
134 mächtige Säulen – im Mittelschiff mit geöffneten Papyrus-Kapitellen – im übrigen Säulenwald mit geschlossenen….zogen uns in Bann. Vorhandene Farbreste an den Reliefs, die alle Säulen und Wände bedeckten ließen ahnen, welche Wirkung diese üppige Dekoration von Szenen gehabt haben musste, als einst diese Halle ein Dach besaß, das Licht nur durch einige offene Schlitze eindringen konnte und damit eine unwahrscheinliche magische Atmosphäre entstand.
Zwischen dem arg zerstörten 3. und 4.Pylon erhoben sich zwischen Säulen und Steinblöcken große Obelisken…
Im Norden des Geländes gelangten wir über Wiesen mit allerlei verstreuten Resten, zum Ptah-Tempel, der ebenfalls laufend verändert worden war.
Ein weiterer Tempel, in dem man Chons, Sohn von Reichsgott Amun und seiner Gattin Mut verehrte, wurde erst in der 21. Dynastie fertiggestellt und zeigte großartige Reliefszenen an den Wänden.
An den Wassern des „heiligen Sees“ fand eine Trinkpause statt (leider fehlte hier das stille Örtchen), am Ufer befand sich eine Rosengranit-Stele mit einem Skarabäus oben drauf und daneben lag die Spitze eines umgestürzten Obelisken der Königin Hatschepsut.
Auch bei diesem Besuch wurde uns ein 40-minütiger Alleingang gewährt, den Kurt und ich natürlich für die große Säulenhalle nutzten, in der wir uns an dem einmaligen Milieu berauschten.
Zurück im Hotel, spazierten wir nach kurzer Erholungspause zum Nil, wo uns das empfohlene Restaurant „Chez Farouk“ zu einer Landes üblichen, preiswerten Mahlzeit inklusive Beobachtung der Fähren und Schiffe im Fluss verhalf.
Eine schläfrige Ruhe lag über der Landschaft, wo vom gegenüber liegenden Ufer die gelben, zerklüfteten Wüstenberge aus dem „Tal der Könige“ grüßten.
Am Nachmittag wurden wir voll und ganz von den kleineren Hinterlassenschaften der Pharaonen im Museum von Luxor in Anspruch genommen, das ebenfalls außerordentlich schöne Kunstwerke präsentierte.
Nach dem, wie meist recht mittelmäßigen Abendessen in den Hotels, war der Tag für uns noch nicht zu Ende. Ausgerechnet in der Dunkelheit stand der kurze Spaziergang, zum fast ans Hotel grenzenden Tempel von Luxor, auf dem Programm…
Attraktiv angestrahlt standen wir sehr schnell vor dem großen Eingang-Pylon, von dem einst eine Sphinx-Allee bis Karnak führte, die heute bei weitem nicht so weit reicht. Von den riesigen Sitzfiguren Ramses II, war besonders eine, gut erhalten.
Das Heiligtum war einst Ziel der feierlichen Prozession, bei denen die Götterbilder aus dem Amun-Tempel in Karnak nach Süden getragen wurden, wo Amun sich mit seiner göttlichen Gemahlin Mut vereinigen sollte…dies fand zum Neujahrsfest statt, an dem das Volk zu Beginn der Nil-Überschwemmung, die Fruchtbarkeit des Flusses und die Hochzeit ihres Hauptgottes feierte.
Im ersten Säulenhof – ebenfalls ein Werk Ramses II – kamen die herrlichen Reliefs auf dem steinernen Rund durch die künstliche Beleuchtung, besonders plastisch zur Geltung…
Den großartigsten Eindruck lieferte jedoch der große Säulenhof Amenophis III mit seinen geschlossenen Papyrusbündel-Säulen, der zum Säulensaal überleitete, dessen Decke von 34 Säulen getragen wurde.
Es waren zu dieser Abendstunde kaum Menschen im Tempel…
Einzelheiten waren kaum deutlich sichtbar, denn nur das Wesentliche leuchtete angestrahlt.
Als besonders schön erschienen uns die von Alexander dem Großen gespendete Kapelle sowie weitere Nebenräume.
Wären wir nur nicht so müde gewesen und hätten uns zuerst einen Überblick bei Tag verschaffen können, dann wäre dieses abendliche Intermezzo weit intensiver ausgefallen.
Der Luxor-Tempel war bei seiner Entdeckung, bereits zur Hälfte im Schlamm versunken. Darüber waren Häuser gebaut, eine ganze Gemeinde samt Moschee hatte sich angesiedelt. Während man die Leute anderswo unterbrachte, steht die Moschee samt Minarett noch heute inmitten bzw. auf dem Tempel. Da dort ein Scheich beerdigt worden war, durfte das Bauwerk nicht abgerissen werden.
Am nächsten Tag wurden wir bereits um 5 Uhr früh geweckt, denn es war eine Fahrt nach Theben-West in die Felsberge hinein, vorgesehen.
Die Fähre, mit der wir ans andere Nil-Ufer übersetzten, befand sich direkt vor dem Hotel und drüben angekommen, erwartete uns bereits ein Kleinbus.
Da sich eine große Menge Autobusse Richtung „Tal der Könige“ bewegte, steuerten wir als erstes das „Tal der Königinnen und Prinzen“ an.
In diesem „Ort der Schönheit“ befanden sich die Gräber von 70 Königinnen und Prinzen.
Schon die ersten beiden Gräber, in die wir eindrangen, übertrafen alle unsere Erwartungen. An Wänden und Decken leuchteten uns Szenen entgegen, in einer Farbfrische, als wären sie nicht vor über 3000 Jahren, sondern erst gestern aufgetragen worden.
Alle Inhalte waren von Grabräubern geplündert worden, umso mehr bezauberten diese unterirdischen, nun leeren Räume, da nichts von der Intensität der Malerei ablenkte.
Draußen, oberhalb der Totenstätten, zeichneten die Felsberge in aufreizendem Gelb, bizarre Formen in das Blau des Himmels…ein eigenartig fremdes Wüstenpanorama faszinierte das Auge. Kein anderes Gebirge der Welt konnte mit derartiger Form und Farbe brillieren….
Das Grab der Nefreteri, der Lieblingsgemahlin von Ramses II, das besonders schön sein sollte, musste bereits geschlossen werden, da es bereits durch Feuchtigkeit und Verschiebungen im Berg bedroht sein würde.
Der Bus beförderte uns anschließend nach Deir el Medinet, zu der ehemaligen Stadt der Nekropolen-Arbeiter, also jener Künstler, die die Gräber aus dem Fels gehauen und mit den prächtigen Bildwänden ausgestattet hatten.
Noch gut zu erkennen waren hier die Grundrisse der Arbeiterhäuser, die einen Hauch von Vergangenheit vermittelten.
60 Familien hätten hier 200 Jahre lang von 1290 – 1070 vor Chr , abgeschlossen von der Welt, gelebt und gearbeitet. Man hatte auch Unmengen von bemalten Steinbrocken und Papyri gefunden, auf denen die Künstler damals übten.
Die Grabstätten dieser Künstler und Arbeiter lagen unmittelbar in den Felsen gegenüber der Siedlung.
In diesem Ort herrschte ein fast biblisches Milieu mit Händlern, Eseln, Kindern…
Wir bestiegen das Grab eines Aufsehers, das klein und intim, richtig entzückte.
Mich persönlich hatte beim Bummel durch diese Siedlung, in der überall sogenannte „heilige Männer“ von den Touristen Bakschisch oder Kugelschreiber zu ergattern versuchten, die plötzliche Entdeckung einer achtlos, wie weggeworfen in einer Ecke in Hockstellung liegenden Mumie berührt…. der Gedanke, dass dieses vertrocknete Bündel einmal ein Mensch war, hatte mich sehr nachdenklich gestimmt.
Die Besichtigungen gingen weiter….
Endlich war das Tal der Könige an der Reihe…
Die Straße dahin wand sich kurvig durch eine grandiose Landschaft mit bis zu 500 m hohen Felsen und es war die gleiche, auf der sich vor 3500 Jahren die feierlichen Totenprozessionen mit den verstorbenen Pharaonen bewegten.
In fast 64 Gräbern sind hier fast ausschließlich Könige beigesetzt. Von den 17, die besucht werden konnten, absolvierten wir 7, die uns ein Sammelsurium überwältigender Eindrücke bescherten….
Die Straße zu den Gräbern und dem Rasthaus in diesem Gelände war von Touristenbussen verstopft.
Trotzdem verstand es unser Reiseleiter, uns irgendwie, als erste Attraktion, zum Grab des Tutenchamun durchzuschleusen.
Durch einen schmucklosen, langen Gang erreichten wir mühelos direkt die Grabkammer, aus der uns eine herrliche Malerei entgegen leuchtete – der einzige bemalte Raum in diesem Grab!
In der Vertiefung konnten wir dann den Sarkophag bestaunen, in dem von einer Glasscheibe bedeckt und mit der echt goldenen Maske des mittleren Sarges versehenen, der einbalsamierte Leichnam des jungen Königs ruhte.
Es ist das einzige Grab in diesem Tal, in dem ein toter Pharao ewige Ruhe gefunden hatte.
Um eine schwache Vorstellung vom Glanz und Prunk jener Zeiten zu erhalten, müsse man sich allerdings alle die im Museum ausgestellten Kostbarkeiten in diesen unterirdischen Räumen verteilt, vorstellen….riet uns der Reiseleiter.
Leider konnte an diesem Original-Schauplatz eine Verehrung oder Ehrfurcht vor dem Toten, durch die ständig ein- und austretenden Besucher, nicht aufkommen….
Vor dem Weg zum Grab Thutmosis III wurden wir zwar wegen auf uns zukommende Strapazen gewarnt, doch alle nahmen diese in Kauf und so stiegen wir mutig zwischen zwei Felsschluchten eiserne Treppen zuerst bergab, dann wieder bergauf und über eine Holzbrücke, die über einen tiefen Abgrund führte, passierten Gänge und Schächte, bis wir endlich total verschwitzt, die eigentliche Grabkammer erreichten. Oval und rundum war sie überall mit Strichzeichnungen und Bildern aus dem Totenbuch bedeckt. Im gleichen Stil bemalte Pfeiler stützten die Decke, die wiederum blau, mit gelben Sternen übersät war.
Der Sarkophag stand noch in der Kammer, war aber leer….
Nicht nur von der Anlage her, faszinierte dieses Grab besonders, es störte uns hier auch keine weitere Reisegruppe.
Außer Programm durften wir danach mit unserem Reiseleiter, der noch 2 weitere Gräber aus eigenem Interesse besuchen wollte….mit „hatschen“ – kein Schimpfwort mehr! – denn es leitet sich von „Hadschi“ ab, das einen Pilger nach Mekka bezeichnet.
Beide Anlagen, von Sethnacht aus der 20. Dynastie und Sethos II entpuppten sich als sehr interessant und lohnenswert…
Danach folgten die Grabanlagen von Amenophis II, Sethos I, das als das schönste galt und wo bereits die Wandbilder in den Korridoren zauberhaft wirkten…und als letztes das von Ramses VI, wo uns die Decke der Grabkammer, trotz des Übermaßes an bereits Gesehenem, noch einmal sozusagen „vom Sessel riss“.
Auf leuchtend blauem Grund, schwirrten da in Gelb, unzählige Menschen zu Fuß und in Barken um die Göttin Nut, die auf dickem Querbalken in der Mitte aufgestützt, jeden Tag die Sonne gebiert und sie am Abend wieder verschlingt.
Wir bekamen die Deutung erklärt, aber auch ohne ihren Sinn zu verstehen, wäre der Anblick dieser Decke, ein atemberaubender Genuss gewesen.
Auch uns schwirrte erheblich der Kopf nach diesem „Tal der Könige“ und schon kurz nach den Besichtigungen wussten wir nicht mehr, was wir, wo gesehen hatten.
Auf der Fahrt zu einem dringend benötigten Rasthaus, das uns der Reiseleiter nicht in diesem Tal in Aussicht stellte, sahen wir den hoffnungslos von Menschen umzingelten Eingang des Tutenchamun-Grabes und waren dankbar, dass wir es bereits hinter uns hatten…
Ehe die Raststätte erreicht war, fand noch ein Stopp im Dorf Kurna statt, das direkt über den Gräbern der Noblen liegt, also der Privatgräber von vornehmen Ägyptern.
Die Evakuierung der Bewohner dieses Dorfes hatte nicht geklappt und so stehen auf den ehrwürdigen Grabstätten, nicht nur die Lehmhütten der Neuzeit, sondern es tummeln sich auch Männer, Frauen, Kinder samt ihrem Getier, vor allem Esel, darauf herum.
Und diese bunte Schar stürzte sich sogleich penetrant auf uns arme Touristen. Sie umlagerten uns so dicht und hartnäckig, dass man kaum zum Schauen, geschweige denn Beobachten kam. Bis vor das Lokal verfolgten uns die Souvenirverkäufer und Bakschisch fordernden Kinder.
Wegen der Fliegenplage, die überall bei den Sehenswürdigkeiten besonders lästig ist, flüchteten wir vom Garten ins Innere des Hauses…
Stärkung tat Not und gottlob keine weitere Reisegruppe hatte sich hierher verirrt. So konnten wir uns in ordentlicher und angenehmer Atmosphäre ein wenig erholen – nur die Toiletten außerhalb, waren wie überall, abgesehen von den Hotels – eine Katastrophe!
Vom Reiseleiter erfuhren wir, dass sich die Preise in Ägypten seit den letzten 2 Jahren um 100 % verteuert hätten und auch, dass die so überaus wertvollen Malereien in den Gräbern durch den neuen Hochdamm in Assuan gefährdet seien. Der Anstieg des Grundwasser-Spiegels, die Umweltverschmutzung, die Abwässer des Rasthauses im Tal der Könige und nicht zuletzt die Anzahl von rd. 2000 Besuchern pro Tag würden mit ihrem Atem und dem Staub, den ihre Füße aufwirbeln, die Kunstwerke gefährden. Nur radikale Abhilfe könne sie nachfolgenden Generationen erhalten.
Noch 3 Gräbern von Noblen, die besonders hübsch am Berg lagen, statteten wir einen kurzen Besuch ab.
Überschaubar und klein, mit entzückenden Wandszenen von der Ernte und von den Ereignissen des täglichen Lebens, bescherten sie uns eine würdige Rückkehr in die Gegenwart und per Bus und Nil-Boot, zum Hotel.
Das für 5 Uhr angesetzte, interessante Referat über die ägyptischen Totenbücher nahmen wir noch ohne Murren hin, die anschließende zweite Sitzung über den Einfluss Ägyptens auf andere alte Kulturen, ertrugen wir, total übermüdet, höchst widerwillig.
Da auch die Totentempel der Pharaonen zu den außerordentlichen und monumentalen Hinterlassenschaften der alten Ägypter zählten, pilgerten wir am nächsten Morgen abermals per Boot nach Theben-West und widmeten uns zuerst dem, direkt aus dem dahinter aufragenden Felsberg heraus gearbeiteten Tempel der Pharaonin Hatschepsut.
Einst war der große Platz vor diesem Heiligtum grün bepflanzt und mit Teichen versehen, nun kahl, strahlte das riesige aus dem Fels heraustretende Gebäude ein fast modernes Ambiente aus.
Während ihrer 21-jährigen Regierungszeit im Neuen Reich, war Ägypten Frieden und wirtschaftliche Blüte beschert worden.
Die breiten Pfeiler-Reihen der Kolonnaden trugen einst Osiris-Statuen.
In der Anubis-Kapelle erwarteten uns sehr schöne Farbfiguren an Pfeilern und Wänden…bezeichnenderweise waren jedoch nach ihrem Tod, die Kartuschen der Regentin ausgelöscht worden.
Im angrenzenden Punt-Tempel faszinierten – leider nur teilweise erhalten – die Szenen, der von Hatschepsut ausgerüsteten Expedition nach Punt, die zwei Jahre dauerte, große Bedeutung hatte und von der viel an fremden Dingen mitgebracht worden war.
Wo genau dieses Land lag, ist bis heute nicht restlos geklärt.
Einen Höhepunkt in diesem Tempel-Komplex stellte jedenfalls das Heiligtum der Hathor dar, der Göttin mit den heiligen Kuh-Hörnern.
Alle Tempel, die wir an diesem Tag zu sehen bekamen, lagen dicht oder zumindest in der Nähe des Dorfes Kurna, sodass wir immer wieder das bunte, orientalischen Alltagsleben der Fellachen beobachten konnten.
Vom Totentempel Sethos I war leider nicht allzu viel erhalten.
Rund um den großen Hof vor dem Säulentempel, angefüllt mit Steinresten…..standen Lehmziegel-Hütten und allerlei Tiere und total verdreckte Kinder, die uns dicht umringten, kümmerten sich nicht um die ehrwürdigen Reste der Vergangenheit. Eine ebenso unangenehme Plage waren die „heiligen Männer“ in ihren wollenden, weißen Gewändern.
Immer das Dorf im Blickfeld, spazierten wir zum Tempel Ramses II – kurz Ramesseum genannt.
Abgesehen von vielen Trümmern und der größtenteils „zerbröselten“ Riesensitz-Statue des Ramses, bewunderten wir hier die sehr schöne Säulenhalle mit den teils offenen, teils geschlossenen Kapitellen…die Reliefs an den Wänden stellten die Schlacht von Kadesch dar.
Als letztes kam dann der Tempel und gleichzeitige Festungsbau Medinet Habu von Ramses III an die Reihe…ein Riesen-Gelände, das im Vordergrund erst einmal Trümmer bot, dann aber einen besseren Erhaltungszustand aufwies, als das Ramasseum. Riesige Pylone, eine Schlachtszene, die den Abwehrkampf der Ägypter gegen die Seevölker unter Ramses III zum Thema hatte, waren höchst attraktiv.
Die Memnon-Kolosse, die einst als Wächter zum Totentempel Amenophis III platziert worden waren,
und sich ebenfalls in der Nähe befanden, hatten wir bereits gestern auf dem Weg ins Tal der Königinnen bei prächtiger Morgensonne bestaunen und fotografieren können. Vom Tempel selbst war ohnedies nichts mehr übriggeblieben.
Zurück im Hotel erwartete uns um 5 Uhr natürlich wieder ein Referat über die „hervorragenden Gestalten des Neuen Reiches“, das recht interessant war und auch den Hinweis erhielt, dass Amenophis der I es war, der nach der Vertreibung der Hyksos, Ägypten wieder zur großen Macht verhalf.
Auch Hatschepsut als Friedenskönigin, fand samt ihrer etwas verworrenen Familiengeschichte, Erwähnung.
Reiseleiter Nr. 1 stürzte sich in einem anschließenden Referat wieder auf sein Lieblingsthema „der Einfluss Ägyptens auf die anderen alten Kulturen und die Welt“ und am Ende hatte man das Gefühl, er würde am liebsten auch Adam und Eva als Ägypter einstufen….
Ein Tagesausflug nach Dendera und Abydos, führte uns, als für den folgenden Morgen festgesetzte Tour, ca. 350 km hin und zurück, zuerst entlang des Nils durch Fellachen-Dörfer, danach durch Fruchtland und vorbei an der größeren Stadt Quena zum ersten Ziel.
Bei dieser Gelegenheit berichtete Reiseleiter 2 über die Katastrophe, die vor einiger Zeit die Bevölkerung in der Nähe der Stadt durch ein plötzliches Gewitter betroffen hätte. Infolge der Klimaveränderung durch den neuen Staudamm-Bau, wären die Menschen, die keinen Regen gewöhnt waren, tausendfach obdachlos geworden, da ihre Nilschlamm-Ziegelhäuser den heftigen Niederschlägen nicht standhielten und aufweichten. Eine Katastrophe, der man statt dem Trocknen der Ziegel in der Sonne, mit Brennen in Brennöfen Herr zu werden, versuche….
Dendera, der berühmte Hathor-Kultort begrüßte uns ohne Souvenir-Jäger und auch ohne weitere Reisegruppe, nur ein paar Hunde interessierten sich für uns Touristen.
War der Eingangs-Pylon arg zerstört, so überraschte der Vielsäulenhof mit mächtigen Säulen und prächtigen Kapitellen, die mit dem Hathor-Antlitz gekrönt waren.
Im Geburtstempel konnten wir, die wenigstens teilweise rekonstruierbare Darstellung, der von der Göttin Nut geborenen Sonne erkennen.
In Dendera wurden seit den frühen Altreich-Zeiten der Ortsgöttin Hathor, Heiligtümer errichtet, es wurde umgebaut und erneuert, bis schließlich die Ptolemäer den Bauplan des heutigen, relativ gut erhaltenen Tempels, realisierten.
Durch Fellachen-Dörfer weiter, begegneten uns kurz vor Abydos besonders malerische Szenen, zumindest was die Palmen an den Nil-Armen betraf, denn für die Bevölkerung in ihren teilweise sehr hübschen, bunten Gewändern, dürfte „malerisch“ bezüglich der primitiven Behausungen gemeinsam mit den Tieren, wohl nicht gelten.
Auch um den geheiligten Osiris-Bezirk Abydos hatte sich ein Dorf angesiedelt.
Vor einer nüchternen Fassade boten die 3 Vorhöfe erst einmal nur Steine und eine große Leere.
Nur der untere Teil der Pfeiler zeigte Reliefs, der obere starrte uns glatt und nackt entgegen…. der Grund dafür war, dass der Tempel bis zu dieser Trennlinie im Sand gesteckt hatte…. gleich dahinter begann ja die Wüste…
Vom zweiten, sehr dunklen Säulensaal gingen dann viele kleine Räume ab – der des Osiris, der der Iris, etc. – und damit begann der große Kunstgenuss, den wir in Abydos erlebten….
An den Wänden jeden einzelnen Raumes, der jeweils nur durch kleine Dachluken von der Sonne mystisch und magisch beleuchtet wurde, kamen Reliefs zum Vorschein, wir sie weder erwartet, noch jemals gesehen hatten.
Die Szenen strahlten eine derartige Leuchtkraft aus, dass es unglaublich schien, sie seien 1300 vor Chr. aus dem Sandstein, ohne jede Korrektur-Möglichkeit gehauen worden.
Der Glanz der Farben war überwältigend!
Soweit erhalten, wirkten die Körperteile der Szenen nicht nur erhaben, sondern auch blank poliert.
Sicher zu Recht gelten sie als die besterhaltenen Reliefs auf ägyptischem Boden überhaupt.
Nach diesem Farbwunder, wandten wir uns in dem Labyrinth der Räume einem Gang zu, wo zwar wunderschön, aber nicht in Farbe, die Königskartuschen gefunden worden, die den Archäologen die Datierung der einzelnen Dynastien erleichterten.
Die Rückfahrt verlief fast auf gleiche Strecke und war immer wieder interessant.
Den Abend im Hotel – das Referat über Handwerk, Technik und Wissenschaft im alten Ägypten schwänzten wir wegen des morgigen, zeitigen Rückflugs nach Kairo – beschloss ein prächtiger Sonnenuntergang, den wir vom Balkon aus beobachteten. Als roter Feuerball versank die Sonne über den westlichen Bergen und dem Nil und wir bedauerten lebhaft, dass wir bisher keine Gelegenheit fanden, dieses Schauspiel zu erleben.
Der Flug von Luxor nach Kairo über die Wüste war prächtig, bereits um 10 Uhr vormittags landeten wir in der Hauptstadt, wurden vom Bus ins Zentrum gebracht und auf einem großen Platz vor dem Bazar, mit dem Rat die 2 Stunden Freizeit für Einkäufe oder Sonstiges zu verwenden, abgesetzt….
Alles Gepäck konnte im Bus verbleiben….
Natürlich stürzten Kurt und ich sogleich in den berühmten Khan-el-Khalili hinein, mitten ins bunte Treiben, das kaum zu beschreiben war.
An den Schmutz in Ägypten hatten wir uns längst gewöhnt und hier drinnen herrschte eine Atmosphäre, die uns sowieso mit allem versöhnte….
Wir fühlten uns frei, schlenderten durch Gassen und Gässchen, wurden hie und da angesprochen, aber kaum belästigt und fanden dieses Milieu von Minute zu Minute anziehender und verlockender….
In den kleinen Teestuben saßen Männer und rauchten Wasserpfeife. Es klopfte und hämmerte ringsum und vor allem roch es….
Ganz besonders umwerfend roch es in der krummen Gasse, wo aus großen Säcken, Gewürze verkauft wurden…exotische Gewürze…
Per Bus landeten wir nach diesen wunderbaren 2 Stunden nach einigem Jonglieren durchs Verkehrs-Gewühl im schon bekannten Nile-Hilton-Hotel und bezogen im 6.Stock ein Zimmer mit prächtigen Balkonblick nach allen Seiten, Tahrir-Platz und Nil. Als ich zufällig den Preis angeschrieben bemerkte, wurde mir allerdings schwindlig…. aber glücklicherweise hatten wir pauschal bezahlt und konnten ohne Reue genießen… Es blieben ohnedies noch genügend Nebenkosten für Lunch und vor allem das teure Bier, das das Privatbudget belastete.
In der Pizzeria vis a vis stärkten wir uns jedenfalls zu vernünftigen Preisen weit besser, als bei den pauschalen Abendessen in den Hotels.
Da Kurt sich eine lästige Erkältung eingehandelt hatte und stark hustete, war ich gezwungen das Referat einschließlich der Begrüßung durch den koptischen Patriarchen im Pyramiden-Saal allein zu bewältigen. Die Aussicht unter dem Hotel-Dach war zwar herrlich, aber der Raum von air-condidtion total unterkühlt…
Da saß er dann auch bereits, der Herr Bischof im schwarzen Ornat…
Der Vortrag war in Englisch, wurde aber vom Reiseleiter Nr. 1 übersetzt und dauerte bis ½ 11 Uhr nachts. Abgesehen vom Frieren, war er auch noch stinklangweilig….
Dass sich die Kopten als Nachfolger der Ägypter fühlten und deren Sprache mehr oder weniger erhalten hätten, wussten wir bereits und auch die übrigen Ausführungen sowie die Aufzählung der Namen, Taten, Zahl der Klöster, interessierte wenig.
Der nächste Tag in Kairo war dann auch der Altstadt von Kairo, dem ältesten Teil der Stadt – dem Viertel der Kopten – dem Babylon der Griechen – gewidmet.
Aber oh Schreck, wie sah es denn da aus!!
Eine unglaublich staubige Straße voll Dreck – fast alle Seitengassen waren sowieso nicht geteert – und in diesem Geviert erst recht nicht…
Menschen lungerten herum, viele Baustellen, Steine behinderten das Gehen, aber irgendwie mussten wir zum koptischen Museum durch…. dort waren die Hälfte der Ausstellungsstücke abmontiert, Gerüste standen herum und was in den Vitrinen zu sehen war, wirkte verschwommen vom staubigen Glas. Sehr schön empfanden wir einige Steinfriese und auch im 1. Stock fand sich manch‘ interessantes Stück.
Die „hängende Kirche“ dicht neben dem Museum war als im 4.Jhdt gegründetes, größtes historisches Heiligtum, sowohl im Vorhof wie auch innen sehr interessant, wirkte aber auch verstaubt und verfallen. Die Errichtung auf den Flankierungstürmen eines römischen Stadttores verlieh ihr den Namen, da der Mittelteil über dem Zwischenraum hing.
Auch die Sergiuskirche aus dem 5.Jhdt, erneuert im 10/11. Jhdt. bot eine ähnlich verstaubte Ansicht.
Es war deprimierend durch dieses Viertel zu streifen….überall das Bild des Verfalls. Auch schien Grundwasser durch den neuen Staudamm, in die Häuser einzudringen.
Ein Blick in die jüdische Synagoge, eine ehemalige koptische Kirche, die an die Juden verkauft wurde und auf den koptischen Friedhof, wo auch das Mausoleum des Erbauers des Suez-Kanal stand…..und wir waren froh, danach wieder im Bus sitzen zu können, der uns zum Distrikt Abbosiya kurvte, in dem uns die neue koptische Kathedrale vorgeführt wurde….ein Monsterbau zwischen einer alten und einer jüngeren koptischen Kirche. Große Aufmachung, aber roh…unfertig…abschreckend…1968 erbaut, vermittelte auch sie einen nackten, staubigen Eindruck.
Hier wurden wir wieder vom Erzbischof Gregorius begrüßt, der uns stundenlang durch die ober- und unterirdischen Gemächer hin und her führte.
In der, mit modernen Fresken ausgemalten Kapelle sind die von Venedig zurückgegebenen Reliquien des hl. Markus, des Gründers der koptischen Kirche, aufbewahrt.
Es folgte die Besichtigung der Residenz des Patriarchen, wo uns im Geleitzug sämtlichen Räume, wie dem für Ikonen, Bibliothek, Schreibstube, Malstube, etc. etc. vorgeführt wurden.
Eine Schallplatte mit koptischer Musik, die als unmittelbare Nachfolgerin der altägyptischen Musik gilt, leitete dann für uns, den Abschied von einem der wesentlichen Kapitel der ägyptischen Geschichte ein.
Ziemlich ermüdet quälten wir, bzw. unser Bus, sich gegen ½ 4 Uhr abermals durch den Verkehr Richtung Hotel, wo wir uns zunächst in der Pizzeria gegenüber, mit Essen und Trinken aufmöbeln ließen, denn bereits für 5 Uhr war im Pyramidensaal ein Referat über das „Miteinander von Islam, Christentum und Judentum“ angesagt.
Gehalten vom Orientalist Professor Kosanowski, befasste sich dieser sehr objektiv mit allen Aspekten von Gemeinsamkeiten und Unterschieden sowie von Fehlern, die von den jeweiligen Verfechtern dieser drei Weltreligionen im Laufe der Jahrhunderte, ein friedliches Miteinander immer wieder gestört hätten und es bis heute belasten würden.
Hinsichtlich der Bemerkung, dass der Islam keine Trennung zwischen weltlichem und geistlichem Belang kenne, sich als eine Lebensordnung verstünde und in alle Bereiche des Daseins hineinwirke….. musste ich sofort an unser Mittelalter denken, in dem ja auch der christliche Gott durch die Kirche das Leben der Menschen bestimmte.
Der Islam empfände sich als toleranter als das Christentum….hieß es weiter und war es wohl auch vielfach… aber andererseits bestünden auch heute noch in Ägypten, wo die Christen relativ gleichberechtigt leben könnten, gewisse Unterschiede, denn der Zugang zu den höchsten Ämtern bliebe ihnen verwehrt, wodurch sie irgendwie keine vollwertigen Bürger darstellten.
Sehr interessant fand ich auch die Ausführungen über die Lage der Kopten, ehe der Islam kam und sie sich vom Kaiser in Konstantinopel unterdrückt fühlten und durch den Islam die Gelegenheit sahen sich von diesem zu befreien. Spannungen gab es also auch, wie zur Genüge bekannt ist, unter den einzelnen christlichen Glaubensrichtung ebenso wie im Islam zwischen Schiiten und Sunniten…..
Zur weiteren Entwicklung der 3 Religionen zueinander, sah der Vortragende vor allem gegenseitige Gespräche, wie sie vor allem von der katholischen Kirche versucht angeregt würden, während zum Judentum keinerlei Versuche einer Annäherung bestünden….schließlich war Mohammed mit seinen Ideen von den Juden fast verlacht worden….
Das Verhältnis zwischen Islam und Christen hänge auch stark von den jeweiligen Regierungen ab….leitete Prof. K die Schlussfolgerung ein….Unter Nasser wäre der Islam zurückgedrängt worden, Sadat hätte ihn stark gefördert…wohin die neue Regierung unter Mubarak tendiere, wisse man nicht…sicher hätte er kein Interesse Spannungen zwischen Moslems und Christen zu schaffen.
Eine Gefahr wären die Muslimbrüderschaft und die fanatischen Salafisten… doch der Professor glaube nicht, dass die sich durchsetzen könnten. Der Dialog zwischen Moslems und Christen stünde zwar noch sehr am Anfang,
aber es wäre wenigstens ein Anfang.
Sehr nachdenklich verlief jedenfalls das anschließende Abendessen im Hotel….
Waren die ersten Tage unserer Ägypten-Reise hauptsächlich den Pharaonen und gestern den Kopten gewidmet, so folgten am 5.Oktober die Bauten und Leistungen des Islam, die nun das Rad der Geschichte Ägyptens drehen.
Den Start bildete die Al-Azhar-Universität und die Fahrt dahin führte durch ein Geschäftsviertel mit Gehsteigen und großen Gebäuden….
Um 9 Uhr wurden wir vom Rektor der Universität, einem einflussreichen Scheich, in seinem Gemach sehr würdevoll empfangen. Hier sah es jedenfalls nicht ärmlich aus….
Nach islamischer Sitte sind wir Frauen mit Kopftüchern ausgestattet worden und lauschten andächtig, um den mächtigen Mann platziert, der ehrenvollen Rede und Gegenrede, die mittels Dolmetscher hin und her schwebte.Auch wurde von einem ägyptischen Professor in einem anderen Raum die Geschichte der Universität erzählt.
Auf dieses Zeremoniell folgte der Besuch der Al-Azher-Moschee, Keimzelle der Universität, die zum geistigen Mittelpunkt der islamischen Welt heranwuchs, 970 begonnen, später erweitert, war es der dritte Moschee-Bau in Ägypten.
Mit 5 Minaretten und 6 Portalen nimmt sie im Wirrwarr der Moscheen und Minarette in Kairo einen gewichtigen Platz ein. Im großen Arkadenhof wirkte ebenfalls nichts verwahrlost oder verstaubt.
Erst wenn man aus dem „Tor der Barbiere“ auf den von Menschen wimmelnden Platz hinaus trat, überfiel einem das bunt schmutzige Getriebe von Autos und Lärm…Die Moschee befindet sich ja am
Beginn des Bazars.
Zu Fuß spazierten wir zur Kalaun-Moschee. Das eindrucksvolle Äußere wurde vom wunderbaren Innern noch weit übertroffen. Herrliche Decke, sehr schöne Fenster und vor allem Säulen mit Kapitellen, von denen eine prächtig golden schimmerte. Heute ist dieses Heiligtum Mausoleum und Hospital.
Nicht weit davon, warfen wir im Vorübergehen einen Blick auf das Tor der Nasr-Moschee, das von einer, vom Sultan zerstörten Kirche in Akka stammt und daher „gotisches Kreuzfahrertor“ genannt wird.
In der Barkuk Moschee fielen uns vor allem die herrlichen Stalaktiten-Gewölbe aus buntem Holz und die prächtigen Fenster, auf.
Anschließend mussten wir eine lange, lange Straße mit allen möglichen Handwerksbetrieben, hupenden Autos marschieren, die vermutlich wegen des Staubes mit Wasser bespritzt worden war und sich dadurch in einen schlammigen Morast verwandelt hatte… bis wir endlich in der Al-Hakim-Moschee landeten. Sie durfte wieder nur ohne Schuhe betreten werden.
Mit einem umlaufenden Arkadenhof, innen mit behäbigen weißen Pfeilern und roten Teppichen ausgelegt, strahlte sie eine gewisse Ruhe aus.
Vor der Moschee fand ein großer Gemüsemarkt mit auffallend hübsch drapiertem Obst, statt.
Am Bab en Nasa erwartete uns der Bus und brachte uns eine ziemlich lange Strecke zum Stadtteil Nasser-City. Dort erwarteten uns die Gebäude des neuen Campus der Al Azher-Universität.
Ein riesiges Gelände mit Häuserreihen für die Studenten, extra Blocks für ausländische Studierende und ein anderer Häuserteil für Studentinnen.
Zwei ägyptische Professoren hatten uns den ganzen Weg, von der alten Universität per Bus und zu Fuß begleitet…. im Gebäude für Sprachwissenschaften wurden uns Limonade mit Cola serviert, die angesichts des großen Durstes, köstlich schmeckte.
Wir durften einen Blick in den Hörsaal werfen… alles bestens, nur von den total verwahrlosten Clo’s in dieser neuen, großen Universität, war ich ganz entsetzt.
Von weiteren Besichtigungen in dem riesigen Areal blieben wir verschont und fuhren am Grab des Unbekannten Soldaten, wo auch Sadat provisorisch beigesetzt worden war und an der Tribüne, auf der er ermordet wurde, vorbei, zurück zu unserem Hotel.
Kurz davor waren wir abermals einem Geschäfts-Viertel mit schönen Auslagen begegnet, das Kairo als Großstadt auswies.
Inzwischen war es Zeit, zu dem im Goethe-Haus für 5 Uhr anberaumten Vortrag zu starten, der über den „Islam und die Wissensschaft“ von einem ägyptischen Professor gehalten werden sollte und dem ein Referat mit dem Thema „die Stellung der Frau im Islam“ von einer Wissenschaftlerin, folgen würde.
Leider überzeugten beide Referate wenig und lieferten auch keine besonders instruktiven Ergebnisse.
Trotz aller Strapazen und Plagen, die uns auf dieser Reise-Akademie quälten, hatten wir für den vorletzten Tag in Ägypten freiwillig und fakultativ einen Trip ins Fayum gebucht – wir konnten einfach nicht genug kriegen von der Faszination dieses Landes – der um 7 Uhr früh mit nur 12 Teilnehmern „vom Stapel lief“… er sollte uns aber auch ein wenig Erholung bringen in einer „sprichwörtlich“ zauberhaften Landschaft, die sich ca. 100 km westlich von Kairo ausbreitete.
Nach Überquerung des Nils konnten wir als ersten Eindruck im Morgendunst die neuen, schmalen, aber Schwindel erregenden Hochhäuser vom gegenüber liegenden Ufer ausnehmen – meist wegen des hohen Mietpreises leer stehend – von dem eines vor einem halben Jahr ganz einfach zusammen gesackt wäre…mit dem Fazit von 280 Toten.
Seitlich der Straße erschienen Dattelpalmen, deren Heimat eigentlich Südostasien sei und deren Samen von der Meeresströmung hierher verfrachtet worden wären….Tamarisken hätte es schon seit ältester Zeit hier gegeben…..wurden wir unterwegs belehrt.
Plötzlich tauchte ein Dattelpalmen-Wald auf …..
Das oasenförmige Becken des Fayum gilt als der Gemüsegarten Kairos und war seit ca. 4500 vor Chr besiedelt. Als Sumpfgelände war es das Jagdgebiet der Pharaonen, das dann im Mittleren Reich trocken gelegt wurde.
Hier hatte man wohl den Krokodil-Gott Sobek verehrt, wie eine aufgefundene Krokodil-Mumie bewies.
Ursprünglich hatte der Süßwassersee Qarun die gesamte Oase bedeckt.
Uns begegneten zunächst Wasserbüffel…. auch Mango-Bäume wuchsen in der Gegend.
Leider artete die Weiterfahrt zu diesem Erholungsgebiet der Kairoer, bald zu einer Tortour durch Lastwagen aus…es war kaum ein Weiterkommen möglich. Dabei drang Staub durch alle Fugen in den Bus….dann erreichten wir die Wüste – vom Sandsturm verweht, Sonnen durchglüht.
Wir besichtigten eine Pyramide vom letzten König Huni der 3.Dynastie, die König Snofru fertig stellen ließ. Also altes Reich und daher vor der Cheops-Pyramide erbaut.
Sie war einst 92 m hoch gewesen…jedenfalls ein merkwürdiges Bauwerk, das da nun – halb verfallen – im unteren Teil vom Sand verweht, einsam aus der Wüste emporragte. Wir betrachteten es von allen Seiten…es waren keine Menschen außer uns da….ein paar Hügel zeigten, dass sich wohl noch manches an Gräbern hier vorfinden würde…..
Es hätten mehrere Pharaonen ihre Pyramiden in der Wüste errichten lassen, hieß es und so träfe man noch immer auf Ruinen aus altägyptischen Zeiten.
Die des König Amenemhets III – der Rest von ihr ähnelte eher einem großen Tumulus – machte keinerlei Eindruck auf uns.
Südlich davon lag dann einst der Verehrungs-Tempel, das berühmte Labyrinth, das ein Weltwunder darstellte und sogar die Pyramiden von Gizeh noch übertroffen hätte. Von dieser einst größten Sehenswürdigkeit der Antike, war nun aber, außer ein paar vom Sand aufgehäuften Hügeln, überhaupt nichts mehr übrig geblieben. Dieses einstige Labyrinth sollte sogar als Vorlage, beim Palast von Knossos der Minoer in Kreta gedient haben…..
Die spärlichen, archäologischen Funde und wenigen, exakten literarischen Quellen hätten eine echte Rekonstruktion dieser Pyramide am Rande der Wüste unmöglich gemacht…..
Anschließend an diese 3 Besichtigungen fuhren wir in die Oase hinein – eine riesige Schüssel, die sich um das 120 m hohe Plateau der libyschen Wüste senkte. Ein 45 km langes und 60 km breites fruchtbares Gebiet!!
Im Ort Illahun, einem typischen ägyptischen Dorf ohne Touristen, wo sich sogar an den lehmbraunen
Häusern, verstaubte Weinreben hochrankten und uns die Leute freundlich zuwinkten, versperrte uns ein Lastwagen die Straße und unser Bus musste sich in Millimeter-Arbeit daran vorbei schleichen, was für die Dorfbewohner draußen und nicht minder für uns drinnen, ein großes Ereignis darstellte.
Hinter dem Ort, bereits wieder in der Wüste, lag nicht nur der Friedhof – das Fruchtland wäre viel zu kostbar für die Toten gewesen – sondern hier hatte sich im Mittleren Reich auch Sesostris II seine Pyramide bauen lassen.
In diesem Dorf befand sich auch eine große Schleuse – sie lag an der Mündung des Kanals, in dem das Hauptwerk stationiert war.
Natürlich steuerten wir auch die Hauptstadt des Fajum, Medinet, an, die immerhin 300.000 Einwohner zählte.
Im Zentrum recht ordentlich mit Gehsteigen und einer hübschen Moschee mit 2 Türmen ausgestattet, fanden wir vor allem die großen Schaufelräder interessant, denn diese drehten sich seit der Ptolemäerzeit…. allein von der Strömung angetrieben, hatte man mit ihrer Hilfe das Wasser aus den Kanälen auf die Felder gehoben und zwar über Holzschote oder mittels, an die Radfelgen angebundenen Tonkrügen.
Die Gegend wurde immer fruchtbarer, sogar Weinstöcke waren gepflanzt worden, seltsame Bauten erschienen, die man uns als sogenannte „Taubenhäuser“, vorstellte und die bis aufs Mittlere Reich zurückreichen würden.
Die Mittagsrast fand in einem Gartenrestaurant inmitten eines Parks statt, in dem sich auch Quellen befanden. Trotz Feiertag war auf den Feldern gearbeitet worden, auch ein Markt war in Betrieb, aber auf den umliegenden Wiesen fand ein fröhliches Picknick-Essen der Einheimischen statt.
Auch dem Qarun-See, beziehungsweise was von ihm übrig war – er wirkte trotzdem verhältnismäßig groß – statteten wir einen Besuch ab.
Der See liegt unter Meeresniveau und auch hier wimmelte es von Menschen, die vielfach in voller Montur, im See herum plantschten. Boote bevölkerten das Ufer und es ging alles andere als ruhig und erholsam zu.
So waren wir froh, als es bald danach auf Heimfahrt ging.
Unterwegs wurden am Straßenrand bündelweise, lebende Hühner angeboten.
Ein Händler kam damit sogar in unseren Bus. 25 Pfund wollte er für das ganze, kreischende „Paket“ haben, auf 20 Pfund wäre er bereit herunter zu gehen, aber unser Fahrer bot nur 15, so wurde aus dem Geschäft nichts.
Noch einmal jagte uns Reiseführer 1 in die Wüste zu den Ruinen eines Ptolemäer-Tempels.
Der Wind blies noch immer penetrant, daher streikten wir und ein paar andere Teilnehmer bei diesem Unterfangen und warteten im Bus, bis nach einer halben Stunde, die vom Sandwind zerzauste übrige Gesellschaft zurückkam. Außer Steinen, nichts gewesen…hieß es von diesen allgemein.
70 Kilometer waren es noch bis Kairo. Wir fuhren auf der Wüstenstraße zurück, daher rechts und links in schier endloser Weite Sand, Sand und immer wieder Sand…ab und zu gab es kleine Hügel, meist aber trostlose Sandebene rundherum.
Wir kamen relativ flott voran, erkannten im Nachmittagslicht noch sehr schön und nah die Pyramiden von Gizeh und waren pünktlich vor dem Abendessen im Hotel. Von der anschließenden Einladung in den ägyptischen Club gelang es listig, uns zu drücken.
Letzter Tag in Kairo…. außer einem abschließenden Referat abends, ohne Programm…. welche Wonne!!!
Ausschlafen… Frühstücksbuffet genießen…. Spaziergang zu Fuß über die Nil-Brücke zur Insel Gesira hinüber…. ein Stück entlang des Flusses…. und zum botanischen Garten, wo auch das Wahrzeichen der Stadt, der Kairo-Turm steht…… alle diese Aktivitäten schenkten uns einen schönen Vormittag. Das Wetter war diesig und heiß, doch das kühle, schattige Eiland mit viel interessanten Bäumen, etwas abgeschirmt vom Verkehrslärm, verleitete zum Träumen und ließ die vergangenen 17 Tage
von allen Strapazen befreit, vorbei defilieren…
Nun konnten wir auch das von Karin und Frieder empfohlene Restaurant aufsuchen, das ihnen vor 2 Jahren, zu guten und preiswerten Mahlzeiten verholfen hatte.
Am Goethe-Institut, an netten Geschäften und Luftfahrt-Gesellschaften vorbei, fanden wir dieses Restaurant Felfela und konnten hier endlich typisch einheimische Küche zu günstigem Preis probieren, gut gewürzt, schmeckte es ein wenig ungewohnt, aber ausgezeichnet.
Und endlich an diesem letzten Tag war schließlich der so lange nochmalige Besuch des Ägyptischen Museums möglich, um allein und ohne Zeitdruck die ausgestellten Schätze zu bewundern.
Wir konnten dabei feststellen, dass unser Reiseleiter sehr zielbewusst die wesentlichsten Kostbarkeiten aus der Vielzahl der ausgestellten Kunstwerke, herausgegriffen hatte, um uns in kürzester Zeit einen Überblick zu vermitteln.
Wir schlenderten auch noch einmal durch die Säle des Mittleren und Alten Reiches, dessen Rartitäten uns besonders angesprochen hatten.
Überall patrouillierten Polizisten und zwei Mal wurden wir animiert in verborgene Räume zu schauen. Beim zweiten Mal liftete der Ordnungshüter einfach einen Vorhang und wir sahen einen Raum, in dem, wie in einer Rumpelkammer, eine Menge von Steinen und Statuen ungeordnet herum lagen.
Hier befände sich die Mumie Rames II….. versicherte er.
Die Überreste dieses berühmtesten Pharao hatten ja tatsächlich ein ungewöhnliches Abenteuer erfahren. Zuerst verschollen, entdeckte man sie schließlich irgendwo unter anderen und brachte sie per Schiff nach Kairo. Dabei wurden die Ufer des Nils von einer riesigen Menschenmenge gesäumt, die ihrem vergötterten Herrscher das letzte Geleit und und voll Ehrfurcht Salut erwiesen.
Nach allen möglichen Untersuchungen sollte die Mumie tatsächlich in diesem Museum ihre endgültige Ruhe gefunden haben.
Zwar standen im Hintergrund des halb vom Vorhang verdeckten Saales einige Kisten herum, da lag dann auch ein vom Tuch verdecktes Etwas….doch war in dem ganzen Wust die Mumie des Pharao unmöglich zu identifizieren.
Für diesen Blick hinter die Kulissen forderte der Polizist allerdings ein Pfund, musste sich aber infolge Kurts energischem Einspruch mit ¼ Pfund begnügen.
Ein zweiter Versuch, sich nebenbei Geld zu verschaffen, wurde vom Ober des Hilton-Hotels erprobt, wo wir im Café am Swimmingpool unter schattigen Bäumen unseren Durst löschen wollten.. Auch dabei konnten wir nur durch energische „Notwehr“ die vorgelegte Rechnung auf das richtige Maß reduzieren.
Um 9 Uhr abends ging es dann „zum letzten Gefecht“ in den Pyramiden-Saal, in dem ein Gastprofessor von der Universität Marburg ein sehr aktuelles Referat unter der Devise „Wie nahe ist uns der Nahe Osten“ hielt. Seine Ausführungen deckten sich im allgemeinen mit dem, was wir in der kurzen Zeit im Land der Pharaonen erfahren hatten.
Ausdrücklich betonte er, wie schwer es besonders für einen Deutschen wäre, in Ägypten zu leben und zu arbeiten.
Die Menschen würden erschreckend wenig verdienen, dass sie gezwungen wären, irgendwie zu Geld zu kommen….dabei wäre genug im Land vorhanden – zumindest in Kairo, was man schon an den vielen Auto, darunter auch sehr teuren, erkennen könne. Woher es käme, wisse niemand….
Ein Kuriosum sei auch, dass viele Neubauten und Unternehmungen einfach unfertig stehen gelassen würden, während andererseits Projekte oft in überraschend kurzer Zeit abgeschlossen wären.
Ein großes Problem verursache vor allem die Einstellung der Ägypter…. sie wollten nichts von ihren alten Traditionen aufgeben, aber andererseits alle modernen, technischen Neuerungen ebenfalls haben!
Zum Schluss musste der Professor zugeben, dass uns der Nahe Osten in seiner Mentalität beängstigend fern wäre.
Seit dieser Reise sind fast 30 Jahre vergangen, doch immer noch kreisen meine Gedanken sehr oft um diese knapp drei Wochen, die ungeheuer intensive Eindrücke hinterlassen haben.
Seit 12 Jahren selbst in einem anderen Land, unter Menschen mit anderer Mentalität lebend, beurteile ich manches anders als damals am Tatort.
Sicher hat sich auch Vieles in Ägypten seither verändert, vielleicht sogar verbessert…. aber wie aus den Nachrichten aus diesem Land zu entnehmen ist, sind seine Probleme eher empor gewachsen und haben schlichtweg ins Chaos mit Straßenkämpfen, etc. geführt. Auch Mubarak wurde liquidiert, nach langen Wirren schwebt nun um den endlich gewählten Präsidenten – ein angeblich moderater Anhänger der Muslimbrüderschaft – ein Tauziehen.
Und so ist wie vor 30 Jahren, die zukünftige Richtung Ägyptens nicht vorhersehbar.
Traditionen und Moderne liegen mehr denn ja im Wettstreit miteinander und niemand kann erkennen, was aus Ägypten wird.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Nachfahren dieser uralten menschlichen Kultur – auf jeden Fall eine der ältesten auf unserem Planeten – ihre Schwierigkeiten, die gleichzeitig auch unsere sind, irgendwie überwinden wird und sich mit Hilfe von Dialogen erneuert, sodass die „Große Mutter Ägypten“ auch in der Moderne wieder einen wichtigen Part im Weltkonzert übernehmen kann.