Kätzisches – Diebisches

– oder die Odyssee einer Katze

Was sich in den, von Millionen von Menschen frequentierten Metropolen unserer Erde oft an traurigen, makabren oder auch lustigen Episoden ereignet, wird meist nur von einem kleinen Kreis registriert und diskutiert und zu schnell wieder vom Dschungel der Großstädte verschluckt.

In Ballungsräumen sind naturbelassene Distrikte rar und der Großteil der Bevölkerung lebt zusammen gedrängt in hohen Häusern mit 5 oder mehr Etagen. Umso zahlreicher wuchern Angebote an Kultur und sportlichen Möglichkeiten, überbieten sich gegenseitig und ziehen die Menschen in ihren Bann. Theater, Konzerte sorgen für geistige Abwechslung, Institutionen aller Art, für körperliche Betätigung, die der Gesundheit dienen. Besonders häufig werden für letzteres die Sauna-Anlagen genutzt, die zugleich einen willkommenen Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten bieten.

Schon die alten Römer huldigten in ihren komfortablen Bade-Anlagen nicht nur dem Gebot der Reinlichkeit des Körpers, sondern schätzten diese, vor allem auch für anregende Gespräche mit Partnern, dienten manchmal sogar dem Abschluss von Geschäften. Der Ursprung solcher Einrichtungen geht allerdings auf die alten Griechen zurück, die mit einfachen „Badestuben“ bereits 400 – 300 vor Christi das Volk zur geselligen Reinigung lockten.

So war es auch ausgerechnet eine Sauna im 12. Gemeinde-Bezirk der österreichischen Metropole Wien, in der ein Vorfall unter der dort regelmäßig versammelten Damen-Runde für große Aufregung sorgte. Ein Ereignis, das eindeutig unter die Sparte „Kriminalität“ einzureihen ist und trotzdem keine Gerechtigkeit erfuhr und auch vermutlich nie erfahren wird.

Während die Teilnehmerinnen gerade unter einem neuen Aufguss zu schwitzen begannen, gab eine von ihnen das wahrhaft unglaubliche und höchst makaber verlaufene Erlebnis, das ihr vor kurzem widerfahren war, dem kleinen Kreis bekannt:

Hauptakteur dabei war ihre Katze, die natürlich sehr geliebt und auch verwöhnt wurde. Doch leider, wie alles was auf Erden wandelt, irgendwann unweigerlich das Lebensende zu akzeptieren hat, starb dieses Tier plötzlich – tief betrauert – an einem Wochenende. Trotz allen Kummers in solchem Fall, musste nun „Frauchen“ die notwendigen Vorkehrungen für einen würdigen Abgang ihres Lieblings treffen.
Leider war die Tierärztin gerade auf Urlaub.

Wie konnte die traurige Zeremonie der endgültigen Trennung also bestmöglich erledigt werden?
In den Großstädten besteht im allgemeinen keine Möglichkeit, Haustiere im eigenen Garten zu begraben, also musste auch in diesem Fall die Tier-Entsorgungsstelle helfen…

Doch was für ein Jammer….sie meldete sich, vermutlich wegen des Wochenendes, einfach nicht. Was war jetzt also zu tun…..?

An den gerade jetzt sehr heißen Tagen musste bis Montag etwas unternommen werden, um den toten Kameraden, mit dem man so viele schöne Stunden verbracht hatte, zu konservieren…. Zwar war die Mumifizierung auch von Tieren im alten Ägypten durchaus üblich, aber in den inzwischen vergangenen Jahrtausenden nicht mehr gebräuchlich – daher wickelte das Frauchen den kleinen, toten Körper einfach in Tücher und kühlte ihn auch entsprechend über das Wochenende.

Der Montag kam und die Fahrt zur Tier-Entsorgungsstelle musste unverzüglich angetreten werden. Seufzend packte die Dame ihren Liebling in ihre alte Laptop-Tasche, da passte das Bündel gerade richtig hinein… und begab sich zur U-Bahn-Station.

Wie immer herrschte großer Betrieb, Menschen drängten sich in den Zug, aber besagte Dame erwischte gerade noch einen Sitzplatz und deponierte die Tasche wegen der Enge im Abteil, auf ihrem Schoss. Monoton ratterte die Bahn sogleich auf den Gleisen weiter…. die Umgebung flog in rasendem Tempo vorbei.

Wann und wie eigentlich jenes folgende, unglaubliche Geschehen seinen Lauf nahm, konnte sie hinterher nicht mehr genau rekonstruieren…. denn plötzlich stand ein junger Mann neben ihr, der einen 20 Euro-Schein in der Hand hielt und sie höflich bat, diesen zu wechseln. Um an ihre Handtasche mit dem Wechselgeld zu gelangen, musste die Dame natürlich für einen Moment die Laptop-Tasche samt Inhalt vom Schoß herunter, neben sich stellen.

Da passierte es…. und lief in solcher Blitzes-Schnelle ab, dass weder sie, noch irgendein Mitreisender rechtzeitig reagieren bzw. etwas dagegen unternehmen konnte.

Das Drama lief genau in dem Moment ab, als der Zug fauchend in eine Station eingefahren und für wenige Minuten zum Stillstand gekommen war.

Diese Momente der hektischen Vorbereitung zum Ausstieg hatte der Fremde genutzt, um die abgestellte Tasche zu greifen und im gleichen Moment wie ein Schatten in der sich schiebenden Menschenmasse des Aus – und Einstieg – Manövers, auf Nimmerwiedersehen unterzutauchen…. unbemerkt, unverfolgt….

Die Dame hielt noch den 20 Euro-Schein in der Hand und war unfähig auch nur mit einem einzigen Wort die fatale Situation publik zu machen….brauchte einige Zeit um sich von der maßlosen Verblüffung zu erholen und die Konsequenz daraus zu ziehen.

Die bestand schließlich darin, bei nächster Gelegenheit die U-Bahn in entgegengesetzte Richtung zu benützen und zurück nach Hause zu fahren. Kopfschüttelnd packte sie die 20 Euro in ihre Handtasche….eine Entsorgung von Amts wegen war nunmehr illusorisch und – ganz nebenbei bemerkt – wäre wesentlich teurer geworden. Wollte das Tierchen sich mit diesem plötzlichen Obulus am Ende für die Liebe ihres Frauchens bedanken und ihr höhere Kosten ersparen???

Als kleiner Trost in diesem verbrecherischem Ausgang des so fürsorglich geplanten letzten Weges ihrer Katze wird jedenfalls stets die lebendige Erinnerung an ein sehr anschmiegsames, aber auch eigenwilliges kleines Wesen bleiben.

Wo das arme Tier seine endgültige Ruhestätte gefunden hat, ist nicht bekannt, eben so wenig auch die Reaktion des frechen Diebes hinsichtlich des merkwürdigen Fundes in einer so vielversprechenden Laptop-Tasche, für die er noch 20 Euro geopfert hatte. Bleibt nur zu wünschen für die Bürger der Stadt, dass jeder Ganove auf ähnliche Art für sein Schurkenstück bestraft werden möge, damit der Asphalt-Dschungel als Flanier-Pflaster einer wunderbaren, alten Kaiser-Metropole auch in Zukunft sorglos und sicher begangen werden kann.